In letzter Zeit führte ich einige Gespräche, die mich innerlich bewegten: Ein Freund erzählte mir, dass sein Vater unerwartet die Diagnose Krebs erhalten habe – und kurz darauf sei er verstorben. Andere Freunde berichteten von ihrem lang gehegten Kinderwunsch, aber es klappe einfach nicht. Oder einer meiner Nachbarn erzählte mir von seinem Bandscheibenvorfall, der nun sein Leben verändern werde. Lasten – wir alle kennen sie. Wo wirst du in deinem Leben oder in deinem Umfeld damit konfrontiert?
Robin Hugentobler, Leiter FEG Jugend
Ich feiere das Leben und liebe es, mit Jesus unterwegs zu sein. robin.hugentobler@feg.ch
Die vier Freunde und der Gelähmte (Markus 2,1-12)
Im September durfte ich in der FEG Maur, der FEG Henggart und in der FEG Heerbrugg predigen. Die Geschichte von den vier Männern, die einen gelähmten Freund auf einer Matte zu Jesus trugen, beschäftigte mich in letzter Zeit besonders. So entschied ich mich, in diesen Gemeinden über das Thema «Tragen und getragen werden» zu predigen.
Nach den Gottesdiensten hatten Jenna und ich einige sehr ehrliche und tiefgreifende Gespräche mit Gottesdienstbesuchern. Wir stellten fest: Schwere Lasten gibt es überall – und Gott lässt sie zu. Paulus schreibt im Galaterbrief 6,2, wie wir im Miteinander mit diesen Herausforderungen umgehen sollen: «Helft einander, eure Lasten zu tragen!» (eigene Hervorhebung).
Was bedeutet «einander tragen» in Bezug auf unsere alltäglichen Lasten?
Ich versuche, mich in die Geschichte der vier Freunde hineinzuversetzen. Im Text wird berichtet, wie die Freunde den Gelähmten zu Jesus tragen wollen. Das Haus, in dem Jesus sich zu diesem Zeitpunkt aufhält – vielleicht ist es sogar sein eigenes Haus –, ist voll von Menschen. Sogar vor dem Haus versammeln sich die Massen. Es gibt kein Durchkommen!
Ich stelle mir vor, wie einer der Träger etwas enttäuscht zu seinen Freunden sagt: «Ach, das ist ja klar. Ich habe euch ja gesagt, dass es von Menschen wimmeln wird. Lasst uns nach Hause gehen und es morgen noch einmal versuchen!»
Ein anderer erwidert vielleicht: «Nein! Wir sind schon so weit gekommen, jetzt gibt es kein Zurück mehr. Wir wissen nicht, ob Jesus morgen noch hier sein wird. Er ist ja andauernd unterwegs und kaum einmal zu Hause. Wer weiss, ob wir nochmals eine solche Chance bekommen. Kommt, lasst uns aufs Dach klettern, die Ziegel wegnehmen und unseren Freund zu Jesus hinunterlassen! Er wird es uns nicht übelnehmen.»
Unabhängig davon, wie sich der Dialog der Freunde abgespielt haben mag (vielleicht waren auch alle von Anfang an optimistisch): Was mich an dieser Geschichte fasziniert ist die Tatsache, dass die vier Jungs trotz widriger Umstände nicht locker liessen, bis ihr gelähmter Freund vor den Füssen Jesu lag. Auch wenn dies bedeutete, ein Dach zu zerstören.
Bei der Vorbereitung der Predigt stellte sich mir die Frage: Wo bin ich als tragende Person in meinem Umfeld versucht, mich von widrigen Umständen zu schnell entmutigen zu lassen?
Meine Freunde und Familienangehörigen vor das Haus zu tragen, in dem Jesus ist, ist zwar eine edle Sache. Aber das allein bringt noch keinen Erfolg. Nur die Begegnung mit Jesus kann den Durchbruch bringen. Oder um es anders auszudrücken: Wo ist der Ort für mich und dich, die Extrameile zu gehen, um die Menschen um uns herum im Glauben zu tragen und zu Jesus zu führen?
Die Kraft des gemeinsamen Tragens bis zum Ziel entdecken
Ich finde es ermutigend, in dieser Geschichte zu sehen, dass wir Lasten nicht allein tragen müssen. Die vier Männer hatten sich entschieden, ihren Freund gemeinsam zu Jesus zu tragen. Auch du und ich müssen unsere Freunde, die Leute in unserem Umfeld nicht alleine (er)tragen. Lasst sie uns gemeinsam zu Jesus bringen.
Als die vier Männer schliesslich am Ziel angekommen waren und ihr Freund Jesus zu Füssen lag, wird uns berichtet: «Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zum Gelähmten: ‹Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!›».
Auch wenn es dazu noch viel zu sagen gäbe, möchte ich mit einer Frage schliessen: Kann es sein, dass Gott Lasten des Alltags gebraucht, damit wir einander zu Jesus tragen und dort ganzumfänglich gesunden können?
«Kann es sein, dass Gott Lasten des Alltags gebraucht, damit wir einander zu Jesus tragen und dort ganzumfänglich gesunden können?»