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Sonntags 100 kurze Portraits, zwischen 2017 und 2019 - immer Sonntags in der Sonntag

Zwischen 06.08.2017 und 01.09.2019 entstand jeden Sonntag ein kurzes Portrait. Passanten, Anwohner, Nachbarn und Freunde - die mir hier in meiner Heimatstrasse begegnet sind und sich die Zeit genommen haben, für ein Gespräch.

Vielen Dank an alle die mitgemacht haben und das positive Feedback ❤️

JUNG

Koch bei Oshin

Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

J: Ich war 6 Jahre lang Koch bei Monsieur Vuong in Mitte.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

J: Ich bin nicht nur Koch, sondern auch ausgebildeter Florist. Und ich freue mich, dass man hier seine Blumen auf die Strasse stellen darf. Das geht in Mitte seit ein paar Jahren nicht mehr so einfach.

S: Was ist schlecht?

J: Am Wochenende ist hier vor der Türe ganz schon was los. Viele Junggesellenabschiede und Touristen in Feierlaune. Früher wäre ich direkt mitgezogen, aber heutzutage koche ich lieber als feiern zu gehen.

S: Was ist typisch für diese Strasse?

J: Es ist schön, dass es zwei Parks gibt. Und viel Grün. Und ich habe neulich gelesen, das Friedrichshain der jüngste Kiez in Berlin ist. Das merkt man.

+++

Die Serie startet mit Dung, weil er mich auf die Idee gebracht hat. Danke!

Totti

Bürgermeister der Sonntagstrasse

Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

T: Ich hab heute Vormittag schon einiges erledigt - und selber?

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

T: Keine Ahnung. Was aber gut wäre, wenn mir jemand Schokolade bringen könnte.

S: Was ist schlecht?

T: Ständig muss ich jemandem Kloppe androhen. Das nervt.

S: Was ist typisch für diese Strasse?

T: Typisch für die Straße sind die vielen Baustellen. Jedenfalls zur Zeit!

S: Aha, wie viele sind das denn zur Zeit?*

T: Keine weiteren Fragen mein Freund!

* eine

Carola

Die entspannte Entspannungstherapeutin

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

C: Ich hab im Rehazentrum Berlin Köpenick gearbeitet.

S: Was ist gut an dieser Strasse?

C: Die Sonntagstrasse ist super zentral gelegen.

S: Was ist nicht so gut?

C: (überlegt) Es gibt eigentlich nichts, dass richtig schlecht wäre.

S: Ist es nicht manchmal etwas laut?

C: Nicht im zweiten Hinterhof, da ist es schön ruhig. Das muss auch so sein, denn wir bieten u.A. Meditation oder Autogenes Training an. Das geht nicht ohne Ruhe.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

C: Die Szene!

S: Die Szene? Also die die vielen jungen Touristen und Hipster?

C: Na ja, ich meine eher die Leute die hier wohnen.

Weitere Infos zu allen Kursen und Angeboten:

http://carome-namaste.de

Barbara

Liebt Sonntage

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

B: Ich war eben bei einer Führung im RAW. 150 Jahre RAW und wie es dort vielleicht weitergeht. Sehr spannend!*

S: Was ist gut an dieser Strasse?

B: Man kann hier auch kurz vor 19:00 Uhr einen original Italienischen Kaffe bekommen. (Sandro Safe)

S: Was ist nicht so gut?

B: Früher haben am Bahnhof Ostkreuz sehr viele Spatzen gelebt. Ich habe gelesen, dass Spatzen nicht umziehen, daher frage ich mich, wo die heute alle sind.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

B: Holpriges Kopfsteinpflaster - und die Köpfe die hier wohnen, sind auch so: etwas uneben und individuell.

* https://rawcc.org/

Nawras

Späti-Manager, kennt alle Kontraste

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

N: Tempelhofer Ufer, Kreuzberg.

S: Was ist gut an dieser Strasse?

N: Das es so viele verschiedene Kulturen hier gibt und das man gut essen kann.

S: Was ist schlecht?

N: Also mir fällt nichts schlechtes ein. Weiter vorne, am Bahnhof Ostkreuz, da nervt mich einiges. Beispielsweise ist der Eingang zur S-Bahn ständig wo anders.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

N: Sternburg und Clubmate trinken. Und mein Gefühl sagt mir, bald steigen alle um auf Pilsator.

Anm. d. Red.: Seit Moni weg ist, haben wir keinen besseren Späti mehr gehabt!

#Spätiliebe

Nils

Kommt alle paar Wochen zum Essen vorbei

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

N: Ich war in meinem Büro in Neukölln.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

N: Wenn ich komme, gibt es immer etwas gutes zum Essen.

S: Was ist schlecht?

N: Krass unaufgeräumter Balkon!

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

N: Ich hab den Eindruck, einige Bewohner verhalten sich nicht immer ihrem Alter entsprechend. Gefällt mir!

Jose

Der Mann mit dem güldenen Rennrad

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

J: In der Frankfurter Allee.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

J: Es ist immer was los. Die Strasse schläft nie. Das gibt Energie und tut gut an verregneten Sonntagen.

S: Was ist schlecht?

J: Es ist sehr laut. Wo andere feiern, da wohne ich.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

J: Toleranz. Das bedeutet zwar auch das es laut ist - aber dann mach ich eben die Fenster zu. Aber ich könnte mir vorstellen, dass selbst wenn ich intolerant wäre und zb etwas aus dem Fenster schreien würde, wenn es mal wieder ein Gelage vor meinem Balkon gibt, würde man das tolerieren.

Thao

Chefin im Glory Duck

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

T: Bevor wir im Juli 2013 das Glory Duck aufgemacht haben, hab ich in Eberswalde studiert.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

T: Nette Nachbarn und viele Kinder. Die Kinder mögen am liebsten Saté-Spieße mit Erdnusssoße. Und viele unserer Gäste waren schon mal in Vietnam. Die bestellen dann Saigon Bier und bedanken sich auf Vietnamesisch.

S: Was ist schlecht?

T: Da fällt mir eigentlich nichts ein.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

T: Hmm.. schwierige Frage... wenn du mich fragen würdest, was typisch ist für das Glory Duck, dann wüsste ich die Antwort: Ente.

Thorsten

Kommt gerne in die Zone bzw ins Center bzw Downtown bzw zum Annemirl-Bauer-Platz

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

T: Daheim, meinen Ball aufpumpen.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

T: Gleich dort drüben ist mein Lieblingskaffee, da gehe ich schon seit Jahren frühstücken. Und hier kann man in der Sonne Basketball spielen.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

T: Ein sehr durchmischtes Publikum. Kinder, Touristen, Leute die zum Ostkreuz wollen. Eine entspannte Atmosphäre und Leute die Spass haben. In den Bars und Restaurants, hier auf dem Rasen oder eben auf dem Basketball Platz.

S: Was wünschst du dir für die Sonntagstrasse?

T: Die Veränderungen hier gehen etwas schnell. Wenn man sich die neuen Häuser beim Rosis anschaut, kann man schon melancholisch werden. Ich wünsche mir, dass weiterhin nicht nur kommerzielle Interessen unseren Kiez prägen.

Raphael

Garçon als Nebenjob

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

R: In mindestens 20 verschiedenen Strassen hier in der Gegend. Sonntagabend haben viele Leute Lust auf Burger. Darum hole ich ihnen einen, beispielsweise hier bei BBB.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

R: Diese Strasse erinnert mich an Frankreich. Der ganze Kiez ist eine kleine Stadt, in einer großen Stadt.

S: Was wünschst du dir für die Sonntagstrasse?

R: Nachts ist die Strasse etwas schlecht beleuchtet. Es könnte mehr Laternen geben.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

R: Leute die zu Fuss unterwegs sind. Man kann hier richtig “flanieren”. Aber nicht jetzt. Ich muss los.

S: Salüüü

R: Tschüssi

Emma

Glaubt an das Gute im Kaffee

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

E: Im Nord-Kiez, in der Bänschstrasse.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

E: Natürlich unser neues Cafe, Kleines Sonntag. Und die Nachbarn. Totti*, die Hotdogs-Jungs nebenan, die Bäcker, Sandro im Safe gegenüber.

S: Was ist schlecht?

E: Eigentlich nichts. Höchstens manchmal im Sommer, die englischen Fan-Gesänge nachts um halb 4, unten im Späti.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

E: Eine Strasse die sich ständig verändert. Eben typisch Großstadt. Darum bin ich auch nicht prinzipiell gegen die geplante Strassenbahn.

*Siehe Bild vom 6. August

Ronny

Seit 2002 in der Sonntagstrasse

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

R: Die Frage ist eher, wohin gehe ich als nächstes? Und zwar nach Ibiza… Demnächst wander ich aus!

S: Was ist typisch für diese Straße?

R: Typisch sind Typen wie du, die hier einen auf Fashion-Week-Online-Blogger machen, aber noch nicht mal ne richtige Kamera haben. Gib dir bitte Mühe mit meinem Bild!

S: Was ist schlecht?

R: Jede Nacht wach ich auf, weil unten jemand Lärm macht. Immer das gleiche Theater. Jemand singt, jemand brüllt nach seinem Hund oder streitet mit sich selber. Ein Klassiker: mit einen Einkaufswagen voller Pfandflaschen über den Gehsteig. Alle paar Stunden zerbrechen Flaschen oder irgendwas scheppert. Manche Autos fahren so schnell durch die Straße, dass das Geschirr im Schrank wackelt. Und wenn das alles zusammenkommt, falle ich vor Schreck aus dem Bett.

S: Was ist gut?

R: Ich liebe die Sonntagstrasse. Im Abschnitt zwischen Lenbachstrasse und Holteistrasse bin ich zuhause. Alle grüßen einen und an manchen Sonntagen bleibe ich den ganzen Nachmittag beim Späti hängen, weil es so gemütlich ist. Warum in die Ferne schweifen, wenn Gian's Späti so nah liegt? Der Nachbar von oben kocht manchmal, da gibt es dann spitzen Sozi-Eintopf für alle. Fazit: ein sehr gutes nachbarschaftliches Zusammenleben. Das wird in Ibiza sicher anders - ich werde Euch vermissen!

Andrej

Einer der Zwei von der Sieben

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

A: In der ehemaligen M Bar am Boxhagener Platz und davor in Schöneweide.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

A: Ich finde die Strasse entwickelt sich gut. Es gibt mittlerweile sogar weniger Gegröle, bzw Gröl-Partys auf dem Platz.

S: Was wünschst du dir für diese Strasse?

A: Falls hier in Zukunft tatsächlich eine Tram vorbei fährt, sollte sie nicht ständig bimmeln. Und auf die Baumaßnahmen freuen wir uns auch nicht besonders.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

A: Konstant eine bunte Mischung. Leute aus der ganzen Welt. Eine kleine Strasse in einer Weltstadt.

Susann

… und Henri, der sprechende Dackel*

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

S: Unser Tattoo-Studio war früher in der Finowstrasse.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

S: Das kulinarische Angebot!

S: Gibt es etwas, das dich stört?

S: Das Ordnungsamt ist hier sehr aktiv. Wenn man sein Auto auch nur 10 Minuten ohne Parkschein abstellt, gibt es ein Ticket. Alles andere ist voll gut!

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

A: Junggesellenabschiede!

* kann jeder hören (und verstehen), der bei The Golden Wheel Tattoo Kunde wird.

Jalel

Lieblings-Pizza? Margherita!

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

J: Ich hab schon an so vielen verschiedenen Orten Pizza gebacken. Unter anderem im Geburtsland der Pizza, in Bella Italia.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

J: Ich denke das beste an der Sonntagstrasse ist das Ristorante Caminettoo (lacht). Ich liebe Tomaten, Mozzarella und Basilikum - all das gibt es hier!

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

J: Hier vorne auf dem Platz, da trifft sich “Tutto il Mondo”. Sogar prominente Schauspieler sieht man. So ist Berlin, eine wunderbare Stadt (lacht immer noch).

S: Gibt es etwas, das dich stört?

J: Ach, ich sehe immer mehr Pizza-Bäcker die ihr Handwerk nicht ernst nehmen. Kein Know How, keine Liebe. Das gilt nicht speziell für die Sonntagstrasse, sondern ganz grundsätzlich. Pizza ist ein Grundnahrungsmittel, das sollte man ernst nehmen!

David

Empfehlung für Wintersonntage: Lück’s Golden Milk (Mit Kurkuma Latte, Kokosöl, Ingwer, Pfeffer & einer Prise Idealismus)

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

D: Bevor wir das LÜCK'S aufgemacht haben, hab ich in Rheinland Pfalz gewohnt. Ich lebe schon lange vegan, aber erst in Berlin hab ich einen eigenen Laden aufgemacht.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

D: Eine sehr entspannte Strasse. Man kennt die Nachbarn, alles sehr freundliche Leute. Und ich mag es, dass hier so viele unterschiedliche Menschen aufeinander treffen.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

D: Die wilde Mischung an Leuten. Natürlich viele Touristen mit Rollkoffern.

S: Gibt es etwas, das dich stört?

D: Der Platz vorne ist besonders am Wochenende ganz schon zugemüllt. Ich glaube es bräuchte größere Mülleimer, die auch öfters geleert werden.

S: Gibt es etwas das du dir für diese Strasse wünschst?

D: Ich fände es super, wenn es mehr vegane Restaurants gäbe.

S: keine Angst vor Konkurrenz?

D: Nein, ich will ja das sich die Lebensweise ändert und insgesamt mehr vegan gegessen wird. Daher freue ich mich über jeden weiteren Veganer!

Maxim

Freut sich auf inspirierende Abende, mit einer top-modernen Leselampe

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

M: Im Nord-Kiez. Ich bin kurz hergeradelt, weil ein netter Mensch diese schöne Lampe auf Ebay angeboten hat - zu verschenken.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

M: Das Beste ist eindeutig, dass hier ein guter Freund von mir wohnt!

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

M: Das große Gebäude* gegenüber dem Wülischplatz. Eine merkwürdige Architektur und ein spannender Kontrast zum anderen Ende der Strasse - dem Glaskasten “Ostkreuz”.

S: Gibt es etwas, das dich stört?

M: Das Potential dieser Strasse wird noch nicht richtig genutzt. Durch die besondere Lage könnte das eine richtige Flaniermeile werden. Vielleicht sogar eine Fussgängerzone?

S: Gibt es etwas, das du dir für diese Strasse wünschst?

M: Die Strasse hat sich in den letzten 10 Jahren eigentlich gut entwickelt. Aber es besteht die Gefahr, dass die Vielfalt verschwindet. Es gibt seit ein paar Jahren z.B. keinen Gemüseladen mehr. Dafür diverse asiatische Restaurants.

* Der denkmalgeschützte Helenenhof von 1905.

Lenutza

Verkauft die schönsten Blumensträusse im Kiez

Die Dame die seit dem Sommer am Ostkreuz selbst gepflückte Blumen verkauft, hat mir nach Monaten endlich erlaubt ein Foto von ihr zu machen. Sie hat mich gebeten, ihr Bild auf Facebook zu stellen, mit dem Hinweis, dass sie dringend eine Bleibe sucht. Ich denke sie hat auf dem Friedrichshainer Wohnungsmarkt schlechte Karten, aber vielleicht hat jemand eine Idee, wo sie wenigstens über den Winter wohnen kann??

Lenutza spricht Rumänisch und Spanisch und freut sich über jede Idee, von der man ihr am besten persönlich erzählt.

Wir wünschen Euch einen schönen 2. Advent!

Christina

…der einzige nicht pflanzliche Bestandteil dieses Bildes

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

C: Früher hab ich im Prenzlauerberg gearbeitet. Jetzt hab ich einen Laden in der schönen Sonntagtrasse: LOVECO! Hier gibt es ökologisch und fair produzierte Kleidung, Accessoires und Kosmetik - alles vegan.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

C: Ein schöner Mix aus Cafes, Restaurants und kleinen Läden. Und wir sind hier sehr zentral und super angebunden. Unsere Stammkunden kommen nämlich nicht nur aus Friedrichshain, sondern reisen aus ganz Berlin an. Natürlich mit der BVG!

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

C: Kennst du Torsten?

S: Du meinst Totti? Unseren selbsternannten Bürgermeister?

C: Genau - Torsten ist praktisch das Wappentier der Sonntagstrasse!

S: Gibt es etwas, dass dich stört?

C: Der Platz vorne am Ostkreuz könnte besser gepflegt werden!

S: Gibt es etwas, dass du dir für diese Strasse wünschst?

C: Es soll ja demnächst eine Tram durch die Sonntagstrasse fahren. Wie das wird und ob das gut oder schlecht ist, darüber machen wir uns schon Gedanken.

Norbert

Freut sich auf 2018 und auf die Präsentation eines weiteren, selbst entwickelten Hot Dogs: Mit Pommes!

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

N: Davor hab ich in Düsseldorf gelebt, hab dort Büroarbeit gemacht. Gut das ich jetzt hier bin. Ich fühle mich ein bisschen wie im Urlaub!

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

N: Nette Gäste aus der Nachbarschaft und Touristen. Die meisten sind interessiert und aufgeschlossen wenn sie auf der Karte unsere ungewöhnlichen Hot Dog Variationen sehen. Eben richtige Early Adopter!

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

N: Der typische Sonntagstrassen-Bewohner liebt den Chilly Cheese Dog, unseren Bestseller. Wir wollen die Welt von unseren Hot Dogs überzeugen und haben hier in der Sonntagstrasse damit angefangen!

S: Gibt es etwas, dass du dir für diese Strasse wünschst?

N: Ich wünsche mir, dass die Sonntagstrasse nicht untergeht!

Anm. d. Red.: Ein frommer Wunsch, dem wir uns gerne anschliessen

Giorgia

Kam aus Italien, um in der Sonntagstrasse Nr 1 Israelisch-Amerikanisches Essen zu servieren

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

G: Bevor ich im BBB Berlin angefangen habe, war ich im Kaffeemitte in der Weinmeisterstrasse. Aber eigentlich bin ich aus Bologna.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

G: Eine sehr lebendige Strasse! Eine super Auswahl an Cafes, Bars etc. Und ich mag den Park hier vor unserer Türe. Viele Leute schimpfen, weil er manchmal etwas dreckig ist. Ich sehe das anders: ein Park in dem Leute tagsüber Tischtennis spielen, abends feiern und im Sommer sogar zelten: das ist doch eine einmalige Sache. Berlin eben!

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

G: Der große schwarze Turm am Ostkreuz. Alles um ihn herum verändert sich, er bleibt einfach stehen.

S: Gibt es etwas, dass du dir für diese Strasse wünschst?

G: Natürlich wünsche ich mir noch mehr Gäste - wir haben Burger für alle!

S: Was gibt es bei euch zu essen?

G: Wir sind Burger-Experten, alles mit viel Liebe handgemacht. Nur beste Zutaten! Und es gibt typisch Israelisches Essen - beispielsweise geräucherte Auberginen, Bohnen oder mediterrane Vorspeisen. Guten Appetit!

Niko & Lea

...sind eben vom Ostkreuz hierhergelaufen

S: Wo wart ihr, bevor ihr in die Sonntagstrasse gekommen seit?

N&L: In der Schule. Ich habe sie abgeholt.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

N&L: Die Altbau-Häuser sind schön und der Bahnhof Ostkreuz ist übersichtlich und alles funktioniert gut.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

N&L: Unser Kumpel Lasse ist typisch!

S: Was sagt ihr dazu, dass eine Trambahn durch die Sonntagstrasse fahren soll?

N&L: Das ist schade, denn die Strasse ist perfekt so wie sie ist. Aber natürlich gibt es Leute die dafür sind und Leute die dagegen sind. Wir glauben es kommt darauf an, was genau gemacht wird. Dem Ostkreuz hat die Modernisierung gut getan, aber das die Sonntagstrasse so stark verändert werden sollte, dass glauben wir nicht.

Ali

... freut sich über brave Kunden im „Die Späti Brüder“, Sonntagstr. 2

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

A: Wir sind fast wie eine große Familie. Da wir hier DHL-Pakete annehmen, kenne ich viele Anwohner persönlich. Außerdem kommt ein sehr gemischtes Publikum. So wird uns hier im Späti nie langweilig. Jeder Tag ist anders. Heute habe ich schon einen Kunden aus Australien bedient und einen aus Mexico.

S: Gibt es etwas das dich stört?

A: Einige der Jugendlichen sind wirklich sehr respektlos. Ich meine, die Touristen die benehmen sich eh daneben. Die feiern hier und sind dann wieder weg. Das ist halt so. Aber die Berliner Jugendlichen sind manchmal übertrieben frech!

S: Gibt es etwas, dass du dir für diese Straße wünschst?

A: Es ist sehr schade, dass die Brücke zur S-Bahn weg ist. Das war ein Stück Geschichte. Und jetzt soll auch noch eine Strassenbahn kommen. Ich würde mir wünschen, dass Modernisierung nicht immer gleich so radikal ist.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

A: Vielleicht ist das in anderen Spätis auch so, aber in der Sonntagstrasse scheinen die Leute am liebsten Augustiner Bier zu trinken. Man sollte meinen Sterni und Pilsator wären typisch Sonntagstrasse. Aber nein, beim Bier ist den Leuten der Preis egal.

Julia

von https://www.facebook.com/Fraeuleinjulia

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

J: Am Prenzlauerberg. Davor auf dem Boxi, um alte Bücher zu entdecken. Heute habe ich etwas ganz spezielles gefunden “Die Tagebücher der Anais Nin”.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

J: Mich erinnert die Strasse an den Film “Menschen am Sonntag”*. Eben etwas aus der Zeit gefallen.

S: Gibt es etwas, dass du dir für diese Straße wünschst?

J: Das sie so ruhig und gemütlich bleibt, wie sie heute auf mich wirkt. Ich habe gehört das eine Tram hier durchfahren soll. Das sollte man sich genau überlegen. Ich habe in der Warschauerstrasse gewohnt - dort ist die Tram extrem laut.

S: Gibt es etwas das dich stört?

J: Ich finde es schade, dass der alte Bahnhof weg ist. Mit dem Wall und der alten, rostigen Brücke. Das neue Ostkreuz schaut aus wie ein gestrandetes Raumschiff.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

J: Die Stimmung ist typisch Sonntag. Etwas hangover-mässig, wie nach einer langen Nacht. Es gibt guten Kaffee und frische Luft.

* https://www.youtube.com/watch?v=1hg_vL6lQ6I

Long

Frisch verlobt!

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

L: Bis vor ein paar Tagen war ich in Asien, in der Wärme! Erst in Vietnam, dann in Singapur und Malaysia. In Vietnam haben sich meine Freundin und ich verlobt! Unsere Familien haben sich kennengelernt und wir haben zusammen gefeiert.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

L: Bei uns im Glory Duck gibt es super Ente - unsere Spezialität! Aber ich gehe auch manchmal Burger essen oder Pizza. Beides bekommt man hier in der Sonntagstrasse in Top-Qualität!

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

L: Typisch sind die vielen Restaurants und die Kneipen. Überall kann man Essen und Trinken. Tagsüber ist es gemütlich und eher ruhig, Nachts ist dafür richtig viel los.

S: Stört dich irgendetwas an der Sonntagstrasse?

L: Im Sommer sind die Trinker im Park etwas laut und sie lassen oft ihren Müll liegen. Das finde ich nicht so gut!

S: Gibt es etwas, dass du dir für diese Straße wünschst?

L: Das es so bleibt wie es ist! Ich hoffe das der Verkehr nicht zunimmt und man im Sommer draussen Fussball schauen kann. Bald ist ja Fußball-WM, da stellen wir wieder unseren Fernseher auf die Strasse.

Desmond

Findet die Sonntagstrasse einfach “perfekt”!

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

D: Auf der Geburtstagsparty von einem Freund aus Ost-Europa. Wir sind extra angereist, um mit unserer Band bei ihm aufzutreten. Es war ein wildes Wochenende!

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

D: Sonne und Bier. Auch Bier…

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

D: Hier auf der Bank sitzen 5 Leute. Alle fünf, inklusive mir sind Musiker. Ich habe fast den Eindruck, das ist eine typische Musiker-Strasse. Kann das ein?

S: Stört dich irgendetwas an der Sonntagstrasse?

D: Alles gut!

S: Gibt es etwas, dass du dir für diese Straße wünschst?

D: Ich wünsche mir, dass es für immer so bleibt wie es jetzt gerade ist!

Mirasch

Freut sich über einen geschenkten Muffin aus dem LÜCK'S

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

M: In Spanien, davor in Budapest. Jetzt bin ich in Berlin, mit meinen 5 Kindern!

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

M: Eine super Strasse! Viele verrückte Leute und Restaurants*

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

M: Kann ich noch nicht sagen, ich bin das erste mal hier.

S: Gibt es etwas, dass du dir für diese Straße wünschst?

M: Das der Winter nicht so lange dauert!

S: Kann ich dein Bild auf Facebook stellen?

M: Si claro - aber stell es so ein, dass man es auch in Budapest sehen kann.

S: Si claro!

*Restaurantes y gente locas

Holländische Touristen & Tour Guide

… auf Berlin Tour.

S: Wo wart ihr, bevor ihr in die Sonntagstrasse gekommen seit?

HT 1: In der Kulturbrauerei und auf dem RAW Gelände.

HT 2: Im Zentrum.

HT 3: Unter den Linden.

TG: Wir sind hier auf der sogenannten Alternativen Berlin Tour. Prenzlauerberg, Mitte, Friedrichshain…

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

HT 1: Wir fühlen uns hier willkommen!

HT 2: Da vorn ist ein interessanter Spielplatz. Mit ziemlich ungewöhnlichen Geräten!

HT 3: Ich finde die Tischtennis-Platte gut!

HT 4: Die Sonne scheint und es gibt überall gutes Bier!

HT 5: Wir haben eine tollen Tour Guide!

TG: Die Sonntagstrasse ist immer ein guter Abschluss für eine gelungene Berlin Tour.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

HT 1: Wir sind erst seit 10 Minuten hier, aber man spürt eine gute Atmosphäre.

HT 2: Tolerant, locker, entspannt.

TG: Ich erzähle den Gästen: Hier trifft man sich auf der Strasse, geniesst die Sonne und lernt neue Leute kennen. Das ist typisch Sonntagstrasse!

S: Gibt es etwas, dass ihr euch für diese Straße wünscht?

TG: Ich hoffe die Leute ärgern sich nicht über die vielen Touris, die ich hier anschleppe. Mache Anwohner sind genervt von den vielen Touristen, aber so ist das eben in einer Stadt, die vielen Leute gefällt. Wenn man zB in Salzgitter wohnt, hat man keinen Touri-Lärm. Ob es dort allerdings wohnlicher ist - ich bin nicht sicher.

S: Stört euch irgendetwas an der Sonntagstrasse?

HT 1: Ganz schön viele Zigaretten-Stummel liegen hier rum!

Jochen

… Romantiker der Alten Schule

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

J: In Spandau.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

J:…das der Spätkauf offen hat und man davor sitzen und lecker Sternburg trinken kann.

S: Stört dich irgendetwas an der Sonntagstrasse?

J: Manchmal die vielen Touristen mit ihren Rollerwagen. Die machen zu viel Klack-Klack.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

J: Ich bin nicht sicher was typisch ist, aber diese Frau hier* ist die schönste im ganzen Saal und auch die schönste auf der ganzen Sonntagstrasse. Das ist doch ein guter Grund um her zu kommen!

S: Gibt es etwas, dass du dir für diese Straße wünschst?

J: Sorgen mache ich mir, dass diese Strasse und die ganze Gegend immer mehr zu Legoland wird. Das es hier bald nicht mehr so bunt ist!

* sitzt erfreulicherweise neben dem Fotografen.

Tuan

Vegetarische Hausnummer 26

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

T: Wir haben früher einen Spätkauf hier in der Nachbarschaft betrieben. Jetzt sind wir in der Sonntagstrasse. Das SORA* ist unser erstes Restaurant.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

T: Ich empfehle unser Familienrezept: Kürbis mit Klebereis. Wir machen alles selber. Vegetarisches, vietnamesisches Essen - das ist etwas besonderes und schmeckt gut.

S: Stört dich irgendetwas an der Sonntagstrasse?

T: Nein, wir sind zufrieden. Auch mit den Nachbarn kommen wir gut zurecht.**

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

T: Leute die vom Ostkreuz kommen oder gerade dorthin auf dem Weg sind.

S: Gibt es etwas, dass du dir für diese Straße wünschst?

T: Wir sind gespannt was passiert, wenn die Tram kommt. Wir sind nicht prinzipiell dagegen, es geht um das “wie”.

*https://www.facebook.com/sora.berlin2017

**Ein direkter Anwohner bestätigt das: “Es riecht zwar auch nach Essen im Treppenhaus - aber definitiv besser, als wenn Fleisch zubereitet wird! Manchmal bekommt man richtig Appetit.”

Karin, Karolin & Marla

Drei Generationen, kommend vom Bahnhof

S: Wo wart ihr, bevor ihr in die Sonntagstrasse gekommen seit?

K: Wir kommen vom Ostkreuz, dort haben wir meine Mama abgeholt. Wir wohnen hier um die Ecke.

K: Ich komme gerade aus Stuttgart.

M: Schau mal Mama, da drüben rennt ein Kind…

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

K: Ich mag die vielen Restaurants, die Bars, den Park und den kleinen Spielplatz.

K: Mir gefallen die Bäume. Die Leute sitzen bei diesen Wetter draussen und die Strasse hat südländisches Flair.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

K: Die meisten Leute hier sind jung und multikulti - das ist auf jeden Fall ein Unterschied zu Stuttgart.

K: Die Sonntagstrasse ist ja eine wichtige Achse zum Ostkreuz - immerhin einer der am stärksten frequentierten Bahnhöfe Europas - aber die Strasse ist eben keine typische Bahnhofstrasse, sondern eher gemütlich.

S: Stört euch irgendetwas an der Sonntagstrasse?

K: Es ist sehr schade, dass “Driss im Wunderland” ausziehen musste!

K: Die Gehwege sind etwas gewöhnungsbedürftig.

M: Ich spiele währenddessen mit den Steinen hier…

S: Gibt es etwas, dass ihr euch für diese Straße wünscht?

K: Ich bin besorgt wegen der geplanten Tramtrasse. Sie könnte die Strasse stark verändern. Insofern wünsche ich mir, dass die Tram einfach weiterhin geradeaus fährt und nicht durch die Sonntagstrasse!

K: Die Autos halten an, wenn ein Kind über die Strasse will. Man kann also hoffen, dass die Sonntagstrasse so kinderfreundlich bleibt.

M summt ein Lied und sortiert Kiesel. Würde vielleicht jetzt noch dort sitzen, doch das Interview ist vorbei.

Moritz, Andel, Jacky und Toby

Kuscheln sich kurz in die 10

S: Wo wart ihr, bevor ihr in die Sonntagstrasse gekommen seit?

M.A.J.T.: An der Rummelsburger Bucht. Wir haben Boote angeschaut und lagen in der Sonne. Und ich habe etwas geschlafen. Aber eigentlich sind wir aus Leipzig.

S: Was ist der Unterschied zu Leipzig?

M.A.J.T.: Berlin ist super für ein Wochenende, aber zum Leben wäre es etwas zu stressig. Ich habe 18 Jahre auf einem kleinen Dorf gelebt und die Größe von Leipzig ist perfekt für mich. Eine große Subkultur kommt in Leipzig an einem Punkt zusammen. Die Leute sind offener. Der Vibe ist besser. Leipzig ist die geilste Stadt der Welt.*

S: Was gefällt euch an der Sonntagstrasse?

M.A.J.T.: Die vielen Bäume gefallen mir! Eine sehr grüne Strasse! Absolut. Ich sag mal so: wenn man schon nicht in Leipzig wohnen kann, dann wenigstens in der Sonntagstrasse.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

M.A.J.T.: Es gibt hier überall etwas zum Essen. Wir suchen Pizza. Die Pizza vorne ist etwas teuer, darum suchen wir jetzt weiter.**

S: Gibt es etwas, dass ihr den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdet?

M.A.J.T.: Geht raus auf die Strasse. Seit mehr draussen. Nicht nur am Sonntag. Macht jeden Tag zum Sonntag und lauft durch diese schöne Allee.

S: Stört euch irgendetwas an der Sonntagstrasse?

M.A.J.T.: Vielleicht die vielen Autos… Aber sonst? Nichts!

* Ja, auf unserer Seite werden ausdrücklich auch konträre, möglicherweise skandalöse Meinungen zugelassen! Vielleicht sollte man mal wieder nach Leipzig? Ist es dort wirklich so Hypezig?

** Empfehlung: Zero Stress Pizza in der Colbestrasse!

Grimm Wolff*

Neben einem Punk in Blau, der unbekannt blieb

GW: Where do you come from?

S: From home, Sonntagstrasse 26. I am looking for someone to interview for my blog. Like every Sunday.

GW: I got to ask three questions: What song did your mom play for you when you where a child? What band inspired you when you where a teenage rebellion kid? And what band do you like now?

S: My mom was playing Italian songs to me, like “Ciao Bella Ciao”. Later the Hip Hop band Absolute Beginner inspired me a lot.

GW: keep going..

S: And now, well… I like Rammstein.

GW (singing): We’re all living in America. America is wunderbar.

S: And you?

GW: My mom played Elvis to me. What inspired me and fucked me up, is a band called Metallica. What do I listen to now? Hank3 (?) and also Slayer.

S: Any band from Berlin?

GW: Kotzreitz**, yeah I love these kids!

S: What do you think about Sonntagstrasse?

GW: You know what I miss? It’s the Brücke and all the musicians playing there. Its gone. It gooone!

S: Any wish for this street?

GW: I want to bring Shakira here and fucking make her play on the street.

S: What is special about Sonntagtrasse?

GW: Oh, fuck off! All right, this street is different.***

S: Comparing it to other streets?

GW: Ain’t New York City, its not Portland, Oregon. There are a few Goth Kids over there… But its named after our favorite day of the week, so it's all right.

*Wolff, if you read this: Sonntagstrasse wishes you a Happy Birthday!!

**https://de.wikipedia.org/wiki/Kotzreiz

***moment this picture was taken

Axel

Hat nicht viel Zeit, da gerade 8 große Fernseher geliefert werden

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

A: Wir betreiben noch einen zweiten Biergarten hier in Friedrichshain. Das James June in der Karl-Marx-Allee gibt es seit sechs Jahren. In der Turnhalle sind wir seit September 2017.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

A: Es ist eine Strasse mit einen speziellen Charme. Die Lage ist besonders. Das Ostkreuz auf der einen Seite ist ein riesiger Verkehrsknotenpunkt. Auf der anderen Seite fängt schon der Simon-Dach-Kiez an. Hier an der Ecke Sonntag/Holteistrasse liegen wir genau dazwischen - aber es ist erstaunlich ruhig.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

A: Die Sonntagstrasse und das Gebäude hier, sind sehr schön. Das Restaurant Turnhalle war bis vor ca 20 Jahren eine echte Turnhalle, für die Kinder von der Schule daneben. Diese Gebäude haben eine Geschichte im Kiez.*

S: Gibt es etwas, dass du dir für diese Straße wünschst?

A: Wie viele Berliner mache auch ich mir Sorgen, dass die Stadt von den Interessen der Investoren geprägt wird, und nicht von den Leuten die hier wohnen. Berlin soll Berlin bleiben. Und als Gastronom hoffe ich natürlich, dass wir es langfristig schaffen, die Anwohner mit unserem Biergarten anzusprechen. Man kann unter großen Bäumen sitzen, bestes Bier trinken und zur WM kann man Fussball schauen - auf 8 großen Fernsehern und einer Leinwand.

S: Was ist das besondere an eurem Konzept?

A: Besonders ist sicher das sogenannte Tankbier, das direkt aus Tschechien hierher gefahren wird. Es ist unpasteurisiert und sehr frisch. Dieses Bier lagern wir in den großen Kesseln, die man von der Strasse aus sehen kann. Und wir backen täglich frisches Sauerteigbrot, dass super zu dem Bier passt. Dazu gibt es Berliner Klassiker wie Buletten oder Schnitzel.

S: Stört dich irgendetwas an der Sonntagstrasse?

A: Die Politessen sind extrem streng. Parkraumbewirtschaftung ist ja ok, aber hier scheinen die schnellsten Politessen Berlins Wache zu schieben.

*Anm. d. Red.: Im Späti Sonntagstrasse 26 arbeitet ein netter Herr, der vor vielen Jahren dort zur Schule gegangen ist. Wenn man nett fragt, erzählt er ein paar unglaubliche Geschichten:-)

Nadine & Anatol

Fotografiert 95 Minuten vor Abpfiff

S: Wo wart ihr, bevor ihr in die Sonntagstrasse gekommen seit?

N: Im Bett.

A: Jetzt suchen wir noch schnell einen Platz zum Fussballschauen.

S: Was gefällt euch an der Sonntagstrasse?

A: In der Sonntagstrasse trifft man oft Leute, die man ewig nicht gesehen hat.

N: Gemischtes Publikum, viele Bars und Spätis. Und mir gefällt der Platz vorne - den ich der Einfachheit wegen den Sonntagsplatz nenne.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

A: Das ist eine schwierige Frage. Ich bin erst seit einen Monat in Berlin. Aber als ich gestern das erste mal hier durchgelaufen bin, habe ich zu Nadine gesagt: lass uns morgen zum Fussballschauen in die Sonntagstrasse gehen.

N: Für mich ist es typisch Sonntagstrasse, es eilig zu haben. Also ich habe es oft eilig, wenn ich durch die Sonntagstrasse laufe. Und die Strasse ist berühmt bei Taxlern. Wenn ich mit dem Taxi in die Gryphiusstrasse möchte und der Fahrer kennt die Strasse nicht, dann muss ich nur sagen: Sonntagstrasse.

S: Gibt es etwas, dass ihr den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdet?

A: Ohropax während der WM.

N: Steht früher auf!

S: Stört euch irgendetwas an der Sonntagstrasse?

N: Es könnte mehr Sonne geben?

S: Mehr Sonne?

N: Ja, es ist etwas schattig.

A: Also das wäre mir jetzt nicht sofort eingefallen. Ich stehe in der Sonntag in der Sonne.

Rosa & Callum

Sind nach dem England-Spiel noch etwas durcheinander (6:1)

S: Wo wart ihr, bevor ihr in die Sonntagstrasse gekommen seit?

R: Wir waren im Treptower Park, davon in der Hermannstrasse. Dort wohne ich.

C: Bevor ich nach Berlin gekommen bin, war ich in Rom. Davor in Spanien, wo ich lebe und arbeite. Ursprünglich sind wir aber aus England.

S: Was gefällt euch an der Sonntagstrasse?

R: In die Sonntagstrasse komm ich ehrlich gesagt nur wegen dem Geronimo und den super Mochitos die es hier gibt.

C: Super, dass hier alle Bars Fussball zeigen!

S: Gibt es etwas, dass ihr den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdet?

C: Ich empfehle euch das Englische Team im Auge zu behalten. So wie die heute gespielt haben, ist noch einiges möglich. Ein Wahnsinns-Match. Das war heute das erste mal, dass es mir richtig Spass gemacht hat, dem Englischen Team beim Spielen zuzuschauen. Verpasst also nicht das nächste Spiel, England gegen Belgien!

S: Stört euch irgendetwas an der Sonntagstrasse?

R: Mir fällt nichts ein.

C: Das Wetter ist in Spanien schon besser. Aber die deutschen Bars gefallen mir gut, sie erinnern mich an die Bars in England. Ich fühle mich hier zuhause, obwohl ich erst seit 10 Minuten da bin.

S: Habt ihr das Deutschland-Spiel gestern auch gesehen?

R: Ja klar, hier gegenüber im Glory Duck.

C: Die meisten Leute haben nicht mehr daran geglaubt - so hat es für mich ausgesehen. Umso größer dann die Erleichterung. Darum schaue ich eigentlich alle Spiele gerne. Es kann immer dramatisch werden!

R: Ich schaue eigentlich nie Fussball. Aber Callum mag Fussball und ich mag Callum. Also begleite ich ihn.

Shaky

Der Marathonmann

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

S: Ich war eine Woche in München, davor in Hong Kong wo ich wohne.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

S: Im Sommer: Leute die in der Sonne sitzen. Im Winter: Leute die in den Cafes sitzen. Zeitdruck hat hier scheinbar keiner.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

S: Eine Strasse wie ein kleines Dorf.

S: Gibt es etwas, dass du dir für diese Straße wünschst?

S: Hoffentlich können die Bewohner die Strasse so bewahren wie sie ist.

S: Stört dich irgendetwas an der Sonntagstrasse?

S: Hier auf dem Platz ist alles voller kaputter Flaschen. Als Ökonom kann ich dir eins sagen: Euer Flaschen-Pfand ist zu niedrig!

S: Wohin gehts als nächstes?

S: Ich bin auf dem Weg nach Rabenberg. Dort bin ich bei einem Ultra Trail Run angemeldet - das ist ein 70 km langer Waldlauf.

S: Du rennst also 70 km? Praktisch von hier nach Frankfurt an der Oder?

S: Keine Ahnung… Aber ich habe gelesen, dass der Berliner Ring, also die A10, ca 80 km lang ist. Aber dort rennt es sich sehr schlecht, darum fahre ich jetzt ins Erzgebirge.

Sandro

Parkt seine Moto Guzzi 1000 Le Mans vor dem SAFE'

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

S: Ursprünglich bin ich aus Neapel. Dort war ich Motorrad-Techniker. In Berlin - und dafür bin ich dankbar - hat mir ein Bekannter die Möglichkeit gegeben, Service-Techniker für Kaffeemaschinen zu werden. Daraus wurde vor ein paar Jahren die Idee, ein eigenes Cafe aufzumachen. Mit eigenem Cafe. Dann habe ich zwei Sorten entwickelt, die ich bis heute in Neapel rösten lasse.

S: Was für Sorten sind das genau?

S: Das Betriebsgeheimnis wird bei uns gehütet wie bei Coca Cola. Ich kann nur soviel sagen, es ist eine eigens zusammengestellte Mischung aus Arabica und Robusta. Es ist entscheidend, woher die Bohnen kommen und das die Mischung stimmt. Ich kann verraten, es sind Bohnen aus Südamerika. Und der Röster mit dem ich zusammenarbeite, den kenne ich bereits seit vielen Jahren. Wir Neapolitaner mögen ein robustes Aroma, ein Geschmack der lange auf den Lippen bleibt. Diesen Geschmack hab ich in Berlin nicht gefunden.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

S: Eine schöne Strasse, voller Cafes und Restaurants. Die Läden haben alle einen eigenen Stil und sind individuell und international. Asiaten, Deutsche, Italiener - jeder mit eigenem Stil, Geschmack und eigener Kultur. Es sind Geschäfte mit Seele.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

S: Für mache Gäste ist das SAFE wie ein Wohnzimmer. Die kommen nur zum quatschen vorbei. Und die Mischung ist schön. Leute aus aller Welt kommen zum Kaffetrinken vorbei. Das macht mich happy. So habe ich zum Beispiel gelernt, dass viele Asiaten Kaffeliebhaber und Experten sind. Früher dachte ich, dass man in Asien nur Tee trinkt.

S: Gibt es etwas, dass du dir für diese Straße wünschst?

S: Es wäre schön, wenn es mal ein Sonntag-Strassenfest gäbe. Ich wäre sofort bereit, meinen Laden für diesen Tag zu schliessen. Aber im Wesentlichen hoffe ich, dass es hier so bleiben kann wie es ist. Die Trambahn könnte den Charakter der Strasse negativ verändern, denn es ist eigentlich die perfekte Strasse für Fussgänger.

S: Wären dann nicht auch mehr Kunden in deinem Laden?

S: Nein, denn die sitzen ja dann alle in der Tram.

S: Kommst du jeden Tag mit dem Motorrad in die Arbeit?

S: Nein, nein! Das wäre viel zu anstrengend. Also nicht für mich, aber für das Motorrad.

Gernot

Unterbricht seine Pause für ein Interview

S: Wo waren Sie, bevor Sie in die Sonntagstrasse gekommen sind?

G: Am Bahnhof Ostkreuz. Genauer gesagt in einer S-Bahn. Ich bin tätig als Triebfahrzeugführer, gegenwärtig bei der S-Bahn Berlin GmbH. Heute habe ich wieder fahrdienstliche Tätigkeiten übernommen und habe den Zug vorhin übergeben. Hier am Ostkreuz lösen wir Züge ab, es findet ein reger Betrieb statt, auch fahrdienstlich.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

G: Das Ostkreuz ist nicht nur Knotenpunkt und Umsteige-Bahnhof. Die angeschlossene Sonntagstrasse lädt ein zu verweilen und Ruhe zu finden. Und man kann ein typisches Berliner Umfeld erleben. Ich sehe viele Touristen, Anwohner und Gastronomie. Dieses Gebiet wird angenommen von den Fahrgästen - in der Tat! Sicherlich lohnt es sich, hier zu investieren. Daher will ich den Senat und auch Investoren dazu aufrufen, sich das selber anzuschauen, sich zu engagieren, auch bautechnisch. Und allgemein, noch ein Tip hinsichtlich der Sauberkeit. Da ist noch Luft nach Oben, da kann man dies und jenes optimieren. Aber ich sehe durchaus schon gute Ansätze.

S: Gibt es etwas, dass Sie sich für diese Straße wünschen?

G: Ich kenne die Örtlichkeiten rund um das Ostkreuz schon seit einigen Jahren und habe intensive Bautätigkeiten wahrgenommen. Es gibt allerdings, was die Baulichkeiten angeht, immer noch viele Gestaltungsmöglichkeiten und Spielräume, um diesen Bahnhofsvorplatz zu beleben und das Ostkreuz allgemein zu verschönern. Um diesen Ort für uns Berliner und die Gäste aufzuwerten, könnte ich mir weitere Baumaßnahmen vorstellen. Ergänzend wünsche ich mir, das die Bautätigkeiten am Bahnhof selber demnächst ein Ende finden. Wir sind im Verzug. Es ist wichtig, dass die Fahrgäste bald wieder schnell und geradlinig ihre Anschlusszüge erreichen bzw. ihre Bahnsteige finden. Da wünsche ich mir zeitnah eine Fertigstellung. Dies aus Sicht des Triebfahrzeugsführers.

S: Gibt es etwas, dass Sie an der Sonntagstrasse stört?

G: Nun gut. Wenn ich nun die Verkehrswege hier betrachte, dann erkenne ich sicherlich Sanierungsbedarf. Ich sehe eine Strasse mit Löchern und dergleichen, der Strassenbelag sollte überarbeitet werden. Aber grundsätzlich ist diese Strasse typisch Berlin. Die vielen kleinen Geschäfte und Kleinstgeschäfte mit Verweilmöglichkeiten. Das sollte man sich bewahren und weiter ausbauen. Da ich in Straussberg im Umweltschutz tätig bin, sehe ich sehr wohl, dass auch im Bezug auf die Grünanlagen Sanierungsbedarf besteht. Da könnte ich mir gepflegtes Grün noch intensiver vorstellen. Dort sehe ich beispielsweise Bäume mit Todholzanteilen. Man könnte also weiter den grünen Charakter verstärken. So sollte man die Neubauvorhaben ergänzen - man denke an den Umweltschutz.

S: Glauben Sie eine Trambahn durch die Sonntagstrasse ist sinnvoll?

G: Ja! Als Zubringer wird die Strassenbahn vielerorts sehr geschätzt. Am Ostkreuz fährt die Regionalbahn und die S-Bahn. Eine ergänzende Straßenbahn ist eine sinnvolle Investition.

S: Viele Anwohner befürchten negative Konsequenzen durch die Strassenbahn. Einige Bäume sollen verschwinden, es wird lauter und enger.

G: Ja, diese Einwände sollte man sehr ernst nehmen! Man sollte die Betroffenen fragen, hinsichtlich ihren Vorstellungen. Rücksichtnahme ist wichtig. Und man muss die Anwohner in die Planung einbeziehen. Ich denke, wenn man ein vernünftiges Konzept vorlegt, perspektivisch die Vorteile aufzeigt und gut erklärt, können die Pläne breite Zustimmung finden.

Lotte

…und Räuber auf dem Weg nach Gondwana.

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

L: Ich komme von daheim. Jetzt sind wir auf dem Weg zur Nation. Wir essen jetzt noch etwas, dann fahren wir vom Ostkreuz mit der Bahn weiter.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

L: Typisch ist Gösser. Und die Spätis haben immer offen. Ausserdem ist es typisch Sonntagstrasse, dass man hier jedesmal neue Leute kennenlernt.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

L: Wir treffen uns oft hier am Platz, weil uns das Ambiente gefällt. Man hat hier alles in der Nähe und es gibt eine super Vielfalt.

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

L: Eigentlich nichts. Manchmal ist der Platz etwas zu schmutzig, aber sonst ist alles gut!

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

L: Wenn du hier eine Wohnung hast, dann gib diese auf keinen Fall auf. Ich selber würde auch herziehen!

Toby

Getroffen vor dem Laden, in dem bis vor drei Wochen “Boutique Connie-Frauenzimmer” zuhause war.

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

T: Wir kommen aus der Nähe von Braunschweig. Eben waren wir kurz im Jumphouse. Jetzt gehts ins Hotel, einchecken.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

T: Eine gemütliche Strasse. Es schaut so aus, als hätten die Leute hier alles richtig gemacht.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

T: Wenn ihr die oder den Richtige/n gefunden habt, dann ist heiraten eine gute Sache. Und es wäre empfehlenswert heute Nacht die Fenster zu schliessen, denn es könnte etwas lauter werden.

S: Klar, mach ich sowieso. Wohne im Vorderhaus.

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

T: AN der Sonntagstrasse stört mich nichts, IN der Sonntagstrasse allerdings schon. Ich habe einen Eletro-Shocker am Bein und der Trauzeuge und die anderen drücken ständig drauf. Das ist schmerzhaft - aber auch lustig.

Bine

Obwohl selber erst einmal IN der Sonntagstrasse, hat Bine wohl mehr Sonntagstrassler gesehen, als wir alle zusammen. Seit 18 Jahren am Ostkreuz, dem Bahnhof AN der Sonntagstrasse!

S: Wo waren Sie, bevor Sie in die Sonntagstrasse gekommen sind?

B: Unser Wagen - Wurstland -, stand vorher dort drüben, wo jetzt der Kran steht. Davor auf der anderen Seite und davor bei der alten Brücke. Wegen den Bauarbeiten am Bahnhof stehen wir gefühlt jedes Jahr woanders. Es werden wohl noch zwei Umzüge werden, hat man uns gesagt. Aber immer am Ostkreuz.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

B: Das kann ich nicht sagen. Ich kenne die Strasse nicht.

S: Aber Sie sind doch sicher mal durch die Sonntagstrasse durchgelaufen?

B: Nein, gar nicht. Ich steige hier aus, gehe arbeiten und fahre dann wieder zurück. Ich bin hier mal kurz an der Ecke was Essen gewesen, abends. Da haben wir gut gegessen, muss ich sagen. Das hat mir gefallen, aber von dort bin ich gleich wieder zurück zur S-Bahn und ab nach Hause.

S: Und warum?

B: Man sieht hier so viel, macht seine Erfahrungen und ich bin ja nun schon ein bisschen älter. Da muss ich mich hier nicht rumtreiben. Die Jungen, sollen ruhig feiern im Friedrichshain, finde ich auch gut. Aber in meinem Alter muss man das nicht mehr haben. Sollen die Jungen das ruhig mal geniessen. Ich sehe die ja hier, wenn sie rumlaufen mit ihren Partykostümen. Ich komme von der Insel Rügen, da war es etwas ruhiger. Als ich hergezogen bin, hat meine Schwester noch gesagt, “Bine, das ist nicht so ruhig in Berlin”. Aber ich brauche diesen Trubel. Und abends fahre ich dann zu mir in meine ruhige Wohnung in der Bornholmer. Zum runterkommen.

S: Was gefällt Ihnen am Ostkreuz?

B: Es ist interessant, das schon. Aber es gibt eben auch viel Alkohol und auch Drogen! Ich hatte mal hier einen zu stehen gehabt, weiss nicht was der für eine Droge hatte! Der stand da wie eine 1. Ich habe ihn angesprochen, ob er irgendetwas will, ob er was braucht. Er gab mir keine Antwort! Ich bin raus, habe mich vor ihn gestellt, habe gesagt: ist irgendetwas? Fehlt dir was? Er sagte nichts, stand nur da wie eine 1. Da habe ich mir schon Sorgen gemacht. Was ist denn mit dem Bengel?! Eine ganze Stunde stand er so. Dann hatte ich Kundschaft und plötzlich war er weg. Am nächsten Tag war er hier und holt sich was zum Essen! Da habe ich ihn aber erst mal zusammengeschissen. Mein lieber Freund, das machst du nicht noch mal mit mir, ich habe richtig Angst gehabt… “Ja Entschuldigung..” ein Kumpel hätte ihn abgeholt… Sowat dürft ihr nicht machen, sag ich!

S: Ihr Schild KETWURST wurde Nachts zu KETAWURST umgemalt, könnte das etwas damit zu tun haben?

B: Ja, erst umgemalt und dann geklaut. Das könnte schon etwas mit Drogen zu zun haben.

Khalil

Glück im Unglück. Die Sonntagstrasse.

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

K: Mein Sohn und ich sind vor ca zwei Jahren aus Syrien nach Deutschland gekommen. Damaskus mussten wir verlassen, wegen dem Krieg.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

K: Die Leute sind alle nett und - wie man auf Arabisch sagen würde - wie Schwestern und Brüder. Die Nachbarn haben uns schon bei so vielem geholfen, dass ist sehr schön.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

K: In Syrien habe ich viel Zeit mit Pflanzen verbracht. Das ist zur Zeit leider nicht möglich. Aber wie viele Leute in der Sonntagstrasse, habe ich einen kleinen Balkon mit Blumen. In Syrien habe ich mich eher um Nutzpflanzen gekümmert, hier sind es eben ein paar Blumen. Ein Bekannter meinte, es wäre in Deutschland vielleicht sogar verboten, Lebensmittel auf dem Balkon anzubauen?!

S: Sei unbesorgt! Es ist hier vieles verboten, aber auf dem Balkon darf man anbauen was man möchte. Ausser natürlich alles Verbotene! Willkommen:-)

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

K: Nun ja. Meine schwierige Lage hat ja nichts mit der Sonntagstrasse zu tun.

Es ist gut zu wissen, dass ich Tomaten auf meinem Balkon anbauen kann. Trotzdem vermisse ich meine Heimat und meine Arbeit. Ich bin Agraringenieur und würde gerne wieder arbeiten. Übrigens nicht unbedingt als Agraringenieur, ich suche grundsätzlich eine feste Anstellung.

Serena

Doppel-Süss

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

S: In der Pettenkoferstrasse, wo ich wohne. Ich bin seit fast sechs Jahren in Berlin, aber eigentlich komme ich aus Messina. Seit ein paar Monaten wohne ich bei meinem Freund in Friedrichshain. Heute haben wir in der Wohnung renoviert. Im Januar kommt dann ein echtes Berliner Baby zur Welt - mit Sizilianischen Wurzeln.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

S: Ein Freund, der hier in der Strasse wohnt, macht sehr gute Serenetti. Und mir gefallen die farbigen Häuser und das immer so viel los ist. Manchmal ist es etwas zu chaotisch, daher gefällt mir die Strasse früh morgens am besten.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

S: Lasst uns auf Berlin aufpassen. Es gibt nicht viele Städte die so schön, frei und friedlich sind. Respekt für den anderen, das ist wichtig. Und habt Vertrauen in euch und in die anderen Leute.

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

S: Die vielen Betrunkenen im Park. Es sind dort Leute unterwegs, die sind einfach total geschafft. Mit Kindern muss man da einen Bogen machen. Der Spielplatz an der Pettenkoferstrasse ist glücklicherweise viel ruhiger und es halten sich auch nur Kinder dort auf.

Elena & Leonardo

Gäste bei Sandro*

S: Wo wart ihr, bevor ihr in die Sonntagstrasse gekommen seit?

E: Wir kommen direkt von daheim, aus Lichtenberg. Ursprünglich kommen wir aus Apulien. Leonardo aus San Severo und ich komme aus Bari.

L: Obwohl wir beide aus derselben Region kommen, haben wir uns erst in Berlin kennen gelernt. Ich arbeite seit einigen Jahren als Apotheker in Berlin und Elena war hier zu Besuch.

S: Wie habt ihr so gut Deutsch gelernt?

E&L: Am Anfang war es schon schwierig, aber wir haben beide ein paar Kurse bei der Volkshochschule gemacht. Jetzt geht es langsam…

S: Was ist der größte Unterschied zu Apulien?

E: Der größte Unterschied: das Meer!

L: An einem Sonntag wie heute, da treffen sich die Italiener mit der Familie zum Essen. In Berlin essen viele unterwegs und im Gehen.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

E&L: Das Cafe hier ist unser Stammladen. Wir sind fast jedes Wochenende hier im Safe'. Der Kaffee ist super und einfach richtig Italienisch. Der Besitzer ist Neapolitaner und macht eine eigene Bohnen-Mischung. Der vielleicht beste Kaffee in Berlin.

S: Stört euch irgendetwas an der Sonntagstrasse?

E&L: Nein. Es ist alles in Ordnung.

S: Gibt es etwas, dass ihr den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdet?

E&L: Heute ist Sonntag - also auf zum Boxi. Der Markt am Boxi ist einfach super und nicht weit weg, wenn man in der Sonntagstrasse wohnt. Am Samstag gibt es super Lebensmittel und kleine Geschäfte mit verschiedenen Spezialitäten. Am Sonntag ist dann der Flohmarkt. Wir sammeln Schallplatten und dort finden wir eigentlich immer etwas. Erst neulich haben wir eine Queen-Platte dort gekauft, die taucht in keiner offiziellen Discographie auf. Es ist ein Greatest Hits Album, aber für den Markt der DDR. Eine Rarität!

*Siehe: 8. Juli 2018

Dirk

Nennt sich selber “Der Durchläufer”.

S: Was ist das für Grünzeug?

D: Das sind Zweige, kein Grünzeug. Ich will dir gerne erklären, warum ich die mit mir rumtrage. Ich komme gerade aus meinem Schrebergarten im Plänterwald und das sind Zweige die ich geschnitten habe für meinen Nachbarn - der ist Jude. Es gibt jetzt ein Jüdisches Fest, das wird sieben Tage lang gefeiert, das nennt sich Sukkot. Da baut man eine sogenannte Sukka. Das heisst eine Laubhütte, mit Laub bedeckt. Die Regel ist, man muss die Sterne sehen können und es muss Regen rein kommen. Daher habe ich Laub aus meinem Garten mitgebracht. Damit er sein Fest zelebrieren kann. Ach ja, ausserdem noch diese Seile.

S: Auf seinem Balkon?

D: Nein, bei mir im Garten, in der Gärtnerstrasse. Ich wohne im Erdgeschoss und da die Sukka nicht unter einem Dach stehen soll, baut er sie jetzt bei mir auf. Ich helfe ihm, denn es wird nicht ganz einfach, das Ding mit den Seilen zusammenzuhalten.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

D: Die Cafes, die Kneipen, die gute Atmosphäre. Es ist eine Strasse für Fussgänger.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

D: Erhaltet die Strasse und ihren besonderen Charakter. Wenn die Tram kommen sollte, wird sich einiges ändern. Ich hoffe nicht zum Schlechten. Für mich ist die Tram praktisch, aber ich verstehe die Einwände der Anwohner. Daher hoffe ich auf eine behutsame Modernisierung.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

D: Das Kopfsteinpflaster und die netten Leute. Und der Park an der hinteren Seite der Strasse - ein echter Geheimtip.

Isabella

Bringt Liebe zum Annemirl-Bauer-Platz

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

I: Ich komme vom Boxhagenerplatz, von daheim. Ich wohne seit vier Jahren in Friedrichshain, bin aber in Polen aufgewachsen. Jetzt bin ich mit meinem Hund Love auf dem Weg in den Park.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

I: Die Strasse hat gute Vibes. Ich laufe oft hier entlang. Entweder durch die Strasse durch oder zum Transit oder ins Genonimo, Bier trinken.

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

I: Man kann nicht besonders gut mit dem Fahrrad hier entlang fahren.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

I: Obwohl das Kopfsteinpflaster nicht gut ist zum Radfahren, ist es schön und ich hoffe es wird erhalten. Die Strasse hat einen besonderen Charme - dazu gehört auch das Kopfsteinpflaster.

Thea & Zoe

…können sich kaum vorstellen, dass alle Häuser hier mal so aussahen, wie das Haus hinter ihnen!

S: Where are you from?

T&Z: We are from Israel, from a Kibbutz named Degania*. Do you know what a Kibbutz is?

S: Well…

T&Z: It’s a form of living in a community. A little community where everybody knows each other. People help each other and we share things. We are living really close together, even though everyone has its own space. Most families have their own house, but we know everybody in the Kibbutz and we have a shared dining room. Our Kibbutz is actually the oldest in the world.

S: Is it a religious concept?

T&Z: No, more socialist. In the last years, it was modernized and is now suitable for our times. I work and I get my own money and I can keep it. Before it was not like that. But we still do a lot of farming, we share holidays and we eat together.

S: What do you like about Sonntagstrasse?

T&Z: It's a beautiful street, with colorful houses. And we really like this building there**. The windows are special.

S: This building is actually also a bit socialist. It's a Genossenschaft. A nonprofit organization, where people buy shares to become co-owners of the project. It is from 1906.

T&Z: It looks lovely with the big trees and the leaves on the street.

S: Is there anything you don’t like about Sonntagstrasse?

T&Z: Its a bit cold, but we will get used to it.

S: Is there anything you can recommend to the people of Sonntagstrasse?

T&Z: We just got here yesterday - we are actually looking for recommendations ourselves.

S: Ok, sure. What are you looking for?

T&Z: For a place where we can have a soup. But it has to be hot.

S: There is a vegan restaurant…

T&Z: Perfect, we are vegan.

S: Check out Sonntagstrasse 26, there are two vegan restaurants next to each other. Both of them have great heating.

* https://degania.org.il/en/

** https://de.wikipedia.org/wiki/Helenenhof_(Berlin)

Meike & die Geburtstagstruppe

… machen kurz Stimmung vor der beschaulichen 24 und rennen weiter

S: Wo wart ihr, bevor ihr in die Sonntagstrasse gekommen seit?

M&G: Wir kommen vom Boxi. Jetzt sind wir auf dem Weg nach Strausberg. Wir gehen klettern. Wir feiern heute Geburtstag. Jaaa!

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

M&G: Sie ist knall-voll. Manchmal kommt man vor lauter Gegenverkehr kaum weiter.

S: Gibt es etwas, dass ihr den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdet?

M&G: Probiert die Splitterbrötchen von der Bäckerei Brotkorb. Das sind die letzten Splitterbrötchen ihrer Art.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

M&G: Den Spielplatz vorne am Park finden die Kids super. Für uns ist die ganze Strasse ein Abenteuerspielplatz. Jaaa!

Philipp

…arbeitet nicht bei der Sparkasse

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

P: Ich komme eben vom Rosis und bin jetzt auf dem Weg zur Arbeit, in die Wülischstrasse.

S: Vom Club direkt in die Arbeit?

P: Ja, ich sage immer: wer feiern kann, kann auch arbeiten gehen.

S: Das Rosis macht ja bald zu. Wie war die Stimmung an einem der letzten Abende?

P: Es war eine super Atmosphäre. Es war nicht melancholisch, weil es zu Ende geht, sondern die Leute hatten eine gute Zeit. Ich habe meinen letzten Abend im Rosis sehr genossen.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

P: Die Strasse ist multikulturell, das finde ich gut!

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

P: Ganz allgemein stört mich, dass Berlin immer weiter zugebaut wird. Es findet eine sogenannte Verdichtung statt. Dabei erstickt die Stadt eh schon fast. Und wenn die jetzt noch mehr Beton in die Stadt bauen, dann bekommen wir irgendwann keine Luft mehr und es wird so wie in Tokyo und wir laufen alle nur noch mit Masken rum.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

P: Passt besser auf einander auf!

Calin

Hat Tischtennisplatte und Basketballplatz im Schlafzimmer

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

C: Unterwegs. In Bars, Clubs, Festivals. Draussen im Freien.

S: Wer wohnt in dem Zelt?

C: Denis der Erste! Eine art Platzwart. Eine Legende hier auf dem Platz. Eine traurige Legende manchmal, aber auch eine sehr lustige. Er ist gerade nicht da. Ein man-on-a-mission. Und Handy hat er auch keins.

S: Wie ist es hier zu wohnen?

C: Wild, chaotisch aber auch sehr lustig. Es wird nie langweilig. Es gibt wilde Halunken hier, ein Clash of Cultures. Aber es verirren sich auch Leute her… Leute die keine Ahnung haben, wie lange sich hier eigentlich schon das Volk trifft und Spass hat. Und die meinen, nur weil sie hier Wohnungen mieten und deren Weltansichten sich nicht mit denen anderer Leute decken, Stress machen zu müssen. Beispielsweise unnötig oft die Cops holen müssen oder andere ausführende Gewalten des Staates, die eh nichts bringen, hierher zu schicken. Da haben wir teilweise echt Zwist gehabt mit denen. Einige von uns haben aufgegeben und sind weitergegangen. Ansonsten haben wir einfach nur mehr Spass in einer Nacht, als andere in ihrem ganzen Leben.

S: Weswegen kommt die Polizei?

C: Auf öffentlichen Plätzen darf man nicht kampieren. Die Cops sind meistens froh, wenn sie ungestört ihre Arbeit machen können und wir uns 5 Meter weiter stellen. Manchmal kommen sie auch, weil wir Feuer machen, manchmal kommen sie aber auch, weil es nur allzuoft in Gewalt eskaliert ist.

S: Wann man hier wohnt, wo kann man kochen?

C: Hier sind überall Läden, schau dich um. Wir müssen nicht kochen. Wir können sogar, ohne viel Geld auszugeben jeden Tag alles mögliche haben. Von Kebab über Asiatisch zu Mexikanisch. Und sonst gibt es Kaufländer und man macht ein Lagerfeuer.

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

C: Diese Halunken, die sich hier einkaufen mit ihren Billig-Spätis und ihrer möchtegern-Kebab-Mafia. Wobei ich natürlich nichts gegen einen guten Spätkauf und leckeren Döner habe. Aber manche von denen hier betrachten wir prinzipiell als Feinde. Darum ignorieren wir sie durch gekonntes Boykottieren. Die anderen wiederum sind super cool. Hier mischt sich alles. Es ist interessant.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

C: Was andere vor mir auch schon erkannt haben. Wir müssen mit der Kommunikation untereinander bedächtiger umgehen. Der Rest ergibt sich dann von alleine. Und wenn man nicht nur mit seinen Eiern denkt oder seinem Portemonnaie, dann kann man eigentlich super miteinander zusammenleben. Deswegen lieben wir den Kietz. Weil es hier, abgesehen von einigen Halunken und irgendwelchen reichen Hurensöhnen, auch noch korrektes Volk aus allen Ecken gibt. Und wir Spass haben können, bevor hier alles wegbetoniert wird.

Jonny

Getroffen an der Lieblingskreuzung: Sonntag ecke Böcklin

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

J: Ich bin hier in der Gegend unterwegs um Poster aufzukleben. Davor war ich in Rom, wo ich Art & Cultural Management studiere. Davon war ich in Indien, meiner Heimat. Genauer, in der Süd-Indischen Stadt തിരുവനന്തപുരം* im Bundesstaat Kerala. Schon mal gehört? **

S: Und warum hängst du heute hier Poster auf?

J: Das ist eine Aufgabe die man mir gegeben hat. Ich bin Praktikant bei den Berlin Music Video Awards. Am 23. Mai gehts los, es wird eine große Sache!

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

J: Also ich kenne diese Strasse erst seit wenigen Minuten. Aber es scheint die perfekte Strasse zu sein. Viel Grün, freundliche Gesichter, schöne Gebäude, schöne Autos. Und vor allem sehr schöne Gehwege!

S: Stört dich irgendetwas an der Sonntagstrasse?

J: Nein, eigentlich nichts. Was mich überrascht sind die vielen Autos auf der Strasse. Sie stören mich nicht und ich kenne das schon aus Rom, aber in Indien ist das anders.

S: Gibt es etwas, dass du dir für diese Straße wünschst?

J: Ich kann dieser Strasse nur wünschen, dass alles so bleibt. Schön sauber, Strassen aus Stein und breite Gehwege nur für Fussgänger. Das ist doch “very perfect”!

* Thiruvananthapuram

** Anm. d. Red.: Vielleicht

*** Seit 5 Jahren fotografiere ich diesen Stromkasten. Fleissige Männer und Frauen liefern täglich frische Grafikware. Dafür: DANKE!

Paul

Gast im Brotkorb

S: Welche Musik hören Sie auf Ihrem Kopfhörer?

P: Alles was mir gefällt. Ich lasse oft das Radio laufen und benutze dann Shazam um zu erfahren, welcher Titel das ist. Ich kaufe die Lieder dann online und bearbeite sie. Zum Beispiel den Ton normalisieren, etwas den Pegel anpassen. Das ist ein bisschen mühsam, aber es lohnt sich. Ich höre also alles was mir gefällt. Aus den 50er Jahren zum Beispiel. Aber auch ganz neue Stücke. Techno eher nicht, aber Pop. Musik die im Radio läuft. Die Lieder kosten mittlerweile 1,29€, aber die Qualität ist ordentlich. Das zahle ich dann gerne. Auf dem Smartphone habe ich mittlerweile fast 700 Titel.

S: Wo waren Sie, bevor Sie in die Sonntagstrasse gekommen sind?

P: In der Simplonstrasse. Dort lebe ich seit 10 Jahren, davor habe ich in Kreuzberg gelebt. Insgesamt bin ich seit 40 Jahren in Berlin und bis heute froh über meine Entscheidung, aus der Provinz hierher gezogen zu sein. Vor der Wende kannte ich ehrlich gesagt noch nicht einmal das Wort “Friedrichshain”. Mittlerweile mag ich die Gegend sehr und kenne auch die Sonntagstrasse, natürlich.

S: Was hat sich verändert, seit Sie hier wohnen?

P: Die ganze Stadt hat sich in den letzten 40 Jahren sehr verändert. Sie ist kaum wieder zu erkennen. In der Simplonstrasse ist beispielsweise alles anders. Wo früher Bretterbuden und wilde Müllplätze waren, stehen jetzt Häuser. Bei manchen mag das auch melancholische Gefühle hervorrufen, aber ich sehe die Veränderungen positiv. Ein Stück Heimat verschwindet, aber dafür kommt etwas Neues. Die Qualität, beispielsweise von dem Kaffee den ich gerade trinke: da liegen Welten zwischen dem Kaffee den es hier vor 40 Jahren gab.

S: Was denken Sie über die geplante Tram?

P: Es gibt doch eine Tramstation gleich hier vorne. Die 21er, die M5, der 240er Bus und das Ostkreuz mit den S-Bahnen. Also für die Ziele die ich so ansteuer, reicht das aus.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

P: Sie ist schön. Mit den Alleebäumen, kleinen Parks, einem Spielplatz, einer alten Schule. Ein Paradies für Kinder, denke ich. Und verkehrstechnisch gut gelegen. Ich finde sie schön, die Strasse.

Ben

Unser Mann mit Sinn für’s Knusprige

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

B: Kindheit Reinickendorf, Jugend Spandau.

S: Was ist typisch für diese Straße?

B: Gutes Essen, schöne Bäume!

S: Was ist schlecht?

B: Bitte frag mich etwas anderes. Ich bin nicht der große Redner.

S: Was ist gut?

B: Die Nachbarschaft, die Anwohner und auch die freundlichen Leute in den anderen Läden.

Anm. d. Red.: statt vieler Worte hab ich von Ben eine leckere Rosinenschnecke bekommen. Ein gutes Omen für diesen Sonntag:-)

Achim

.. mit Paul (oder Conrad**)

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

A: Eine gute Mischung aus Wohnen, Einkaufen, Feiern. Und man kann gut essen! Am besten aber sind die Hinterhöfe, gemütlich und ohne Verkehr. Meine beiden Katzen wissen das zu schätzen.

S: Gibt es etwas das dich stört?

A: Im Sommer sind ganz schön viele Touristen hier. Die haben ihren Spass und hinterlassen so einiges an Müll. Aber das ist eben die Kehrseite, wenn eine Stadt so populär ist wie Berlin.

S: Gibt es etwas, dass du dir für diese Straße wünschst?

A: Wenn eine Tram gebaut wird, dann hoffentlich so, dass auch die Anwohner damit glücklich sind. Die Bäume sollten erhalten bleiben und der Verkehr muss in der gesamten Strasse beruhigt werden. Der Platz um das Ostkreuz darf kein öder Platz werden.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

A: Das Ostkreuz - und dort der kleine, aber feine Ketwurst-Stand. Der Stand hat den jahrelangen Umbau des Bahnhofs überstanden und hat in dieser Grossbaustelle immer ein Eckchen gefunden.

S: Wie war es für dich, als letzten Sonntag kein Mini-Portrait hier auf der Seite erschienen ist?*

A: Ich habe es schmerzlich vermisst!

* aus technischen Gründen.

** der Paul zum verwechseln ähnlich sieht.

Birol

…bittet um intelligente Fragen

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

B: Mir fällt nichts ein…

S: Gar nichts positives zur Sonntagstrasse?

B: Nein. Bzw verweigere ich die Aussage!

S: Aber heute ist doch so ein schöner Frühlingstag…

B: Ja, das stimmt. Der Frühling ist wunderbar. Die Luft ist kalt, aber man kann schon gemütlich in der Sonne sitzen.

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

B: In der Walachei. Bäume pflanzen und Unkraut zupfen. Ich wohne hier eigentlich gar nicht, halte mich aber schon länger hier auf. So bin ich eben. Ein Reisender, nie lange an einem Ort, immer unterwegs.

S: Und schon Pläne für die nächste Reise?

B: Nein. Ich bleibe einfach neugierig und folge dem Ruf des Schicksals.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

B: Rollkoffer.

S: Gibt es etwas, dass du dir für diese Straße wünschst?

B: Mehr Kleingewerbe. Kleine Geschäfte mit Lebensmitteln. Du kannst in dieser Strasse kein frisches Gemüse kaufen! Dieser große Platz hier, der bietet sich doch an. Man könnte ein paar Buden mit frischem Gemüse aufstellen. Das wäre schön.

Semir

…beim Gassi gehen

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

S: Also ich bin heute in der Fünf aufgewacht und hab mich nur bis hier bewegt. Aber Spass beiseite, ich habe früher in der Mainzerstrasse gewohnt.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

S: Wir leben hier in einer Strasse mit einer langen Geschichte. Das gefällt mir. Vor vielen Jahren habe ich einen alten Mann kennengelernt, der berichtet hat, dass in der Sonntagstrasse 4 einmal eine Wasch- und Badeanstalt gewesen ist. Seitdem hat sich hier einiges verändert. Ich geniesse es sehr, hier am Späti in der Sonne zu sitzen und die Leute und ihre Strasse zu beobachten.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

S: Die vielen Touristen, die durchreisen oder bleiben… Aber für mich persönlich machen die Leute, die Bekanntschaften und Freundschaften diesen Kiez aus.

S: Stört dich irgendetwas an der Sonntagstrasse?

S: Der Platz hier zieht teilweise ein ungemütliches Klientel an. Es wird nicht nur viel getrunken und Drogen genommen, es gibt auch Personen, die mit ihren Zelten hier kampieren. Manchmal trauen sich die Eltern mit ihren Kindern nicht mehr auf den Platz. Das muss nicht sein. Wir würden uns wünschen, dass das Bezirksamt öfters durchgreift.

S: Gibt es etwas, dass du dir für diese Straße wünschst?

S: Auf jeden Fall hoffe ich, dass keine Tram kommt!

Felix

Verbringt Stunden auf dem Balkon, lehnt den Begriff “Balkonien” jedoch ab

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

F: Zuhause, in der Simplonstrasse.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

F: Gut ist definitiv ein großer Balkon. Wie dieser hier! Ich pflanze bei mir auch Kräuter und Gemüse an und erwirtschafte wunderbare Erträge.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

F: Viele Taxis, viele Fussgänger und viel Lebensqualität.

S: Gibt es etwas, dass du dir für diese Straße wünschst?

F: Von der Sonntagstrasse ausgehend, sollte der ganze Kiez verkehrsberuhigt werden - teilweise mit neuen Anwohnerstrassen. Und ich hoffe, dass das Niveau insgesamt weiter steigt. Es wäre nicht gut, wenn sich hier nur der jugendliche Sauftourismus verfestigen würde. Die Sonntagstrasse sollte auch für andere Zielgruppen interessant bleiben.

S: Stört dich irgendetwas an der Sonntagstrasse?

F: Eigentlich nichts… Ausser vielleicht der Klassiker: die lauten Rollkoffer. Ich frage mich, warum es keine Koffer mit leisen Rollen gibt!?

Dmitry

Lässt sich kurz bestätigen, dass für diesen Blog mit Handy-Kamera gearbeitet wird. Macht letztendlich aber gerne mit.

S: Wo waren Sie, bevor Sie in die Sonntagstrasse gekommen sind?

D: Ich komme aus Russland, aus Kaliningrad. Seit ein paar Jahren wohne ich in Berlin. Heute Nachmittag war ich in Tempelhof, zum Fotos machen. Dann in Neukölln, entlang des Rings, bis zum Molecule Man in Treptow. Dann über die Brücke und jetzt bin ich hier.

S: Was machen Sie mit den Bildern?

D: Ich arbeite an einem Foto-Projekt über Berlin. Aber ich überlege noch, was es genau wird. Durch eine Änderung der Gesetze hat sich die dokumentarische Fotografie stark verändert. Situative Fotografie, im Stile von Henri Cartier-Bresson ist viel schwieriger geworden! Eigentlich sollte ich jetzt etwas unterschreiben, wegen dem Foto das du von mir gemacht hast.

S: Gulp. Nächste Frage…

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

D: Es ist eine schöne Strasse. Ich war schon oft hier, um Bilder zu machen. Viele interessante Menschen, junge Menschen, Menschen die Zeit haben. Viel Bewegung. Die Strasse ist ästhetisch.

S: Was genau finden Sie an der Sonntagstrasse ästhetisch?

D: Ich fotografiere gerne, wenn Altes neben Neuem steht.

S: Gibt es etwas, dass Sie an der Sonntagstrasse stört?

D: Nein, da fällt mir nichts ein.

S: Gar nichts?

D: Vielleicht etwas laut?

S: Ist es in Sankt Petersburg nicht viel lauter?

D: Vielleicht, aber ich komme aus Kaliningrad.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

D: Das Ostkreuz ist sicher ein wichtiger Teil der Strasse. Aber ich bin noch kein Berliner - noch nicht. Daher habe ich noch keine gefestigte Meinung und fühle mich noch wie ein Gast, mit einer etwas dilettantischen Meinung. Aber als Neu-Berliner habe ich keine nostalgischen Gefühle, wenn sich Dinge verändern. Ich sehe hier neues Leben und das gefällt mir.

Fotos von Dmitry: www.vyshemirsky.com

Chiara, Nina & Ariba

Empathisch, sympathisch und vegan unterwegs

S: Wo wart ihr, bevor ihr in die Sonntagstrasse gekommen seit?

CNA: In Weissensee, zuhause. Wir sind auf dem Weg zu einem Freund. Wir wollen zusammen vegane Pizza essen.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

CNA: Sie ist voller schöner Bäume! Es ist viel los und das Rosis ist nicht weit weg.

S: Das Rosis soll bald geschlossen werden…

CNA: Ja - das ist sehr traurig!

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

CNA: Also was irgendwie total untypisch ist, ist der Wurststand am Bahnhof*. Der passt irgendwie nicht zum Rest der Strasse - darum gehen auch alle daran vorbei, schauen, aber kaufen nichts. Das tut mir leid.

S: Das sagst du, als Veganerin?

CNA: Ja, klar. Also wenn die Leute schon Fleisch kaufen, dann wenigstens bei einem sympathischen Laden.

S: Gibt es etwas, dass euch an der Sonntagstrasse stört?

CNA: Die Dixi-Klos sind nicht so schön. Nützlich ja, aber nicht schön. Überhaupt scheint hier immer viel gebaut zu werden.

S: Gibt es etwas, dass ihr den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdet?

CNA: Geht ins Rosis. Und unterstützt den kleinen Wurststand, man könnte beispielsweise mal ein Getränk dort kaufen. Und dem Wurststand empfehle ich, auch ein paar vegane Würstchen mit ins Programm zu nehmen. Räuchertofuwurst ist sehr lecker.

* Siehe Porträt vom 6. August 2018

Johannes

Lasst Bullit so hoch springen, dass Minou nur staunen kann!

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

J: Bei Pasta Presti in der Wühlischstraße. Dort waren wir Mittagessen. Es gibt eine super Pasta, selbstgemacht und vegan. Ausserdem ist es ein hundefreundliches Lokal. Sehr empfehlenswert!

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

J: Rollkoffer. Früher Hundekot.

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

J: Meine Zahnärztin ist hier in der Strasse. Eigentlich eine super Zahnärztin, aber trotzdem gehe ich ungerne hin. Und die besoffenen Jugendlichen nerven manchmal.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

J: Lasst euch die Haare im Swinging Scissors schneiden. Übrigens auch ein sehr hundefreundlicher Laden.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

J: Ich werde nie meine erste Nacht in Berlin vergessen. Ich habe damals bei Freunden in der Sonntagstrasse übernachtet - diese Erinnerung verbinde ich immer mit dieser schönen Strasse.

Van Giap “Sap”

Hegt und pflegt unseren Blumengarten

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

S: Wir hatten früher ein Blumengeschäft in Kreuzberg. Mehringdamm, ecke Bergmannstrasse. Ganz früher war ich in Vietnam.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

S: Das ist schwer zu sagen. Wir sind ja noch nicht lange hier, erst seit April. Jedenfalls werden die gleichen Blumen gekauft wie in Kreuzberg. Es sind ähnliche Leute, die zu uns kommen. Und im Blumengarten haben für jeden etwas. Klassische Pflanzen wie einen roten Weihnachtsstern aber auch Blumen, die ich selber nicht unbedingt kaufen würde. Blumen sind eben Geschmacksache. Und die vielen jungen Leute hier im Kiez sollen bei uns auch etwas finden.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

S: Wie gesagt, wir tasten uns noch ran, lernen die Strasse erst noch kennen. Aber soweit sind wir glücklich hier.

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

S: Die Sonntagstrasse kann zwar nichts dafür, aber der Herbst ist für einen Blumenhändler nicht die beste Zeit.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

S: Wenn jemand eine bestimmte Blume oder Pflanze sucht, kann er uns gerne direkt ansprechen. Wir können dann im Großhandel nachschauen und die Blumen in die Sonntagstrasse bringen.

Ersin

Eisgourmet

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

E: Ich wohne in Steglitz, komme seit 2012 aber täglich in diesen Kiez. Erst hatte ich einen Laden hier um die Ecke, seit 2014 verkaufe ich im Sommer Eis und im Winter weihnachtlichen Süsskram. Kandierte Äpfel, Weintrauben in Schokolade, gebrannte Mandeln, Riesenküsse, Popcorn und natürlich Waffeln und Crepes.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

E: Das Publikum ist sehr multi-kulti, alternative Leute, Touristen und natürlich viele Kinder. Die Kinder in der Sonntagstrasse sind so, wie Kinder überall sind: sie mögen Süssigkeiten und drücken sich die Nase an meiner Scheibe platt.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

E: Es bewegt sich immer irgendetwas, es ist immer etwas los. Und ich mag das Publikum. Sehr gemischt, Menschen aus aller Welt. Das ist interessant.

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

E: Die Baustelle direkt vor meiner Türe, die stört etwas. Aber sonst… Nein, ich mag die Strasse!

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

E: Es ist zwar nicht direkt in der Sonntagstrasse, aber ich kann den “Chrispy Chicken” in der Neuen Bahnhofstrasse empfehlen. Es gibt da diese leckeren Chrispies, also paniertes Hähnchen… Ich sag dir… Sehr lecker! Und natürlich kann ich unseren Laden empfehlen. Kinder, kommt vorbei und schaut euch die “Süssen Meterkabel” an. Für Erwachsene haben wir hausgemachten Glühwein. Und ab März gibt es dann wieder Eis für die ganze Familie.

Jette & Ralph

Tun einfach so, als ob die Sonne scheint

S: Wo wart ihr, bevor ihr in die Sonntagstrasse gekommen seit?

J&R: Wir kommen vom Flohmarkt am Boxi, davor waren wir im Musik & Frieden, beim Hip Hop Flohmarkt. Wir haben diese Mütze gekauft, ein altes Radio und einen Ring.

S: Gibt es etwas, dass euch an der Sonntagstrasse stört?

J&R: Manchmal ist die Strasse ziemlich überlaufen, früher war es irgendwie gemütlicher. Aber Berlin wandelt sich eben - das hat Nachteile aber auch Vorteile.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

J: Besonders schön ist es zwischen Weihnachten und Silvester, dann ist es hier total ruhig.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

R: Ich habe einige Jahre direkt neben der Kirche* gewohnt. Wenn ich aus dem Fenster geschaut habe, habe ich die alte Schule gesehen - die damals noch unsaniert leer stand. Daher ist die alte Schule das erste was mir einfällt, wenn ich an die Sonntagstrasse denke. Und daran, dass man von meinem Zimmer aus aufs Dach konnte**.

S: Gibt es etwas, dass ihr den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdet?

J&R: Hier in der Gegend ist das Süß war gestern zu empfehlen. Und das Happy Pigs. Und es ist wichtig, dass die Spätis offen bleiben. Im Prenzlauerberg mussten schon Spätis schliessen, weil sich Anwohner beschwert haben. Besonders im Sommer ist es einfach wichtig, dass man im Späti einkaufen kann. Und natürlich: immer nett und freundlich sein!

* Die sog. Filialkirche Heilige Dreifaltigkeit

** Zeugenaussagen liegen vor, dass die “da oben immer noch rumtanzen”.

Christoph

Traditionell mit frischen Lilien 

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

C: Daheim. Ich wohne in der Sonntagstrasse und arbeite seit einem Jahr im Zebrano, also Sonntag- ecke Lehnbachstrasse. Ich bin in Berlin aufgewachsen, bis vor vier Jahren habe ich bei der Weberwiese gewohnt. Den Kiez und das Zebrano kenne ich also schon lange.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

C: Die Strasse, ganz Berlin, hat sich extrem verändert. In kurzer Zeit sind neue Anwohner hergezogen und es wurde viel gebaut. Die alten Häuser wurden alle renoviert. Vor 20 Jahren sahen die Gebäude noch anders aus, grau und mit dünnen Fenstern. Es gab einen Elektroladen, einen Schlosser und ein Reisebüro. In den Wohnungen hatte man Ofenheizung. Es war dunkel und es gab überall Lücken, leere Grundstücke. Es war sehr ruhig und es gab kaum Tourismus. Das war schön, aber das Leben mit Zentralheizung hat auch was. Und es gefällt mir, dass die Sonntagstrasse eine kiezige Strasse geblieben ist, in der sich die Leute persönlich kennen. Wir haben viele Stammgäste und kennen unsere Nachbarn. Es gibt einige spezielle Charaktere hier, die in der Strasse jeder kennt. Vielen kennen beispielsweise Totti…

S: Den Bürgermeister*?

C: Ja, genau. Oder Anita, die täglich durch die Sonntagstrasse läuft, meistens auf der Suche nach Zigaretten.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

C: Diese Mischung ist schon etwas Besonderes. Urige Berliner Charaktere, Touristen und Leute aus der ganzen Welt. Sobald ich meine wunderschöne, ruhige Wohnung im Hinterhof verlasse, wird es sehr lebendig. Ich mag diese Lebendigkeit und die vielen Läden, Cafés und Möglichkeiten auszugehen.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

C: Bringt genug Zeit mit um die verschiedenen Orte auszuprobieren und kennen zu lernen. Es gibt ja auch viele neue Bars und Cafés, die sehr lecker sind und super Qualität anbieten.

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

C: Der viele Müll stört. In den Parks ist es dieses Jahr etwas besser geworden, aber teilweise saß man dort eher auf Kronkorken als auf Gras.

* Getroffen am 6. August 2017

Kiki

Lichtblick im grausten Winter des Jahres

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

K: Zuhause in Reinickendorf. Ich bin hergekommen, um meine Kollegin zu besuchen, die hier arbeitet. Und hier auf meinem Schoss sitzt ihr Hund, Pablo. Ich habe auch lange hier gearbeitet, mit Unterbrechungen sicher zwei Jahre. Das war eine gute Zeit. Das Übereck ist familiär, es kommt viel Stammkundschaft und es ist eine schöne Atmosphäre.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

K: Typisch ist, dass jeder mit jedem ins Gespräch kommen kann und Leute die herkommen, um Spass zu haben. Es ist immer viel los und es ist witzig, die ganzen unterschiedlichen Menschen anzuschauen. Vielleicht ist es auch so, dass die Sonntagstrasse ganz Berlin charakterisiert. Familien, Künstler, Leute die vom Feiern kommen oder gerade zum Feiern gehen. Ein guter Querschnitt und alle kommen miteinander klar.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

K: Ich mag die Sonntagstrasse am liebsten im Sommer. Der Park ist belebt, man sitzt auf den Treppen, isst Eis oder trinkt Bier. Die Strasse lädt zum Verweilen ein.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

K: Der Falafel-Laden hier schräg gegenüber ist super! Und ich hoffe das die Strasse so entspannt bleibt.

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

K: Hmm, eigentlich nicht. Es laufen ein paar Verrückte rum, das schon… Aber die stören mich nicht weiter. Im Gegenteil:-)

Venice

Empfiehlt direkt das erste Buch 

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

V: In Schöneberg, wo ich wohne. Willkommen hier im InterKontinental - wir sind eine Literaturagentur mit Spezialisierung auf afrikanischer und afro-diasporischer Literatur - und seit kurzem auch ein Buchladen. Wir führen viele englischsprachige und französische Originaltitel und wir organisieren Lesungen und Events. Beispielsweise das African Book Festival im April.

S: Und alles hier in der Sonntagstrasse?

V: Ja, hier ist jetzt unsere Basis. Die Agentur gibt es schön l��nger, aber der Buchladen in der Sonntagstrasse ist eine Neugründung. Übrigens der erste seiner Art in Berlin. Wir vertreten afrikanische Autoren und wollen die Literatur in Deutschland besser zugänglich machen. Bei uns stehen die Bücher im Regal und der Leser kann so darauf stossen, wenn er sich bei uns umschaut.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

V: Die Strasse hat einen schönen Namen - aber nicht nur das. Die Strasse ist immer belebt, selbst bei diesem Dezembergrau wirkt sie irgendwie noch bunt. Und natürlich gefällt mir unser neuer Laden. Er ist klein, aber sehr schön.

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

V: Auf dem Kopfsteinpflaster kann man schlecht Fahrradfahren.

S: Eine Fahrradspur ist in Planung!

V: Super - dann ist es ja nur noch eine Frage der Zeit, bis die Strasse perfekt ist.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

V: Kommt doch mal bei uns vorbei. Leser die etwas Neues suchen können bei uns viel entdecken. Und auch für Kinder gibt es besondere Bücher, in denen eine Familie nicht immer aus einem verheirateten Paar bestehen muss, sondern auch alternative Lebenskonzepte ganz normal sind. Geschichten die den Kinder etwas über verschiedene Religionen, Kulturen und Familienmodelle erzählen.

S: Also perfekt für Weihnachten!

V: Genau:-)

Denis

macht Boxenstop* in der Sonntagstrasse

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

D: In Bangkok.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

D: Die Erinnerungen an die Zeit als ich hier gelebt habe, vor 15 Jahren. Früher haben wir Boxen auf den Balkon gestellt und aufgedreht. Das war eine geile Zeit.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

D: Empfehlen? Als ob ich etwas besser wüsste meinst du? Hmm…

S: Na ja, ein persönlicher Tip…

D: Also die Cornettos in dem kleinen Cafe sind lecker! Und auch das Brot beim Bäcker neben dem Asiaten ist sehr gut!

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

D: Nein, gar nichts.

S: Gar nichts?

D: Die Strasse von vor 15 Jahren gibt es nicht mehr. Das ist schade, aber die neue Strasse stört mich nicht. Trotzdem vermisse ich die Strasse aus meiner Erinnerung.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

D: Die Ausgelassenheit der Leute. Nachts wilde Gespräche, Gesang, Böller, Beziehungsdramen morgens um 5:00 Uhr.

*Bang&Olufsen Beomaster 5000

Silvester’s Familie

Klein aber oho

S: Wo wart ihr, bevor ihr in die Sonntagstrasse gekommen seit?

SF: Wir kommen aus München und sind zur Zeit bei Silvester’s Opa zu Besuch, der wohnt in Moabit und von dort kommen wir gerade. Der Kleine ist in München geboren, wo er davor war ist nicht ganz klar. In Bayern würden wir sagen, er kommt gerade frisch aus Abrahams Wurstkastl.

S: Ihr wollt vermutlich andeuten, dass er bis vor kurzem nur das Blitzen im Auge eines Matrosen war?

SF: Genau. Aber so richtig präzise ist das auch nicht…

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

SF: Die vielen Erinnerungen. Beispielsweise das man früher hier im Wohnzimmer grillen konnte. Diese Technik wurde besonders an Regentagen geschätzt. Die Balkontüre auf, ordentlich Anzünder und marinierte Koteletts vom Späti. Das war noch im 20. Jahrhundert…

S: Gibt es etwas, dass euch an der Sonntagstrasse stört?

SF: Stören nicht direkt, aber wir haben uns gerade etwas gewundert, dass sich ein Laden mit weniger als 5qm “Land” nennt. Ich meine den Wurststand am Bahnhof - wenn das ein Land ist, dann höchstens Luxemburg.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

SF: Ein Haufen Lärm! Als wir am Bahnhof ausgestiegen sind, ist uns erst mal der Bass von einem Rave entgegengekommen. Und auf der Strasse hat es nach Böllern gerochen - hier drinnen riecht es glücklicherweise nach Pasta ala Norma*.

S: Gibt es etwas, dass ihr den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdet?

SF: Es gibt eine schöne Serie mit der Plakatwand, die fast jeden Tag fotografiert wurde. Ein Highlight hier in der Strasse, dass man sich mal angeschaut haben sollte. Pflichtpunkt wenn man bei Sonntagstrassen-Themen mitreden will.

S: Was ist die wichtigste Lektion für das 21. Jahrhundert?

SF: Aguuh

S: Wir danken Ihnen für dieses Geräusch!

* https://www.youtube.com/watch?v=Ahx9-Hm3QTM

G-Fall

“This street is a blessing”

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

G: Ich habe in Sachsen-Anhalt gelebt und davor in Italien. Ursprünglich komme ich aus Gambia. Jetzt habe ich eine Freundin hier in Friedrichshain, darum laufe ich oft durch die Sonntagstrasse.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

G: Es ist eine schöne Strasse mit ganz unterschiedlichen Leuten. Das ist für mich das beste an dieser Strasse. Es ist interessant zu sehen, was für unterschiedliche Leute hier unterwegs sind - und fast alle sind freundlich.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

G: Auf jeden Fall die vielen verschiedenen Völker. Da mein Deutsch noch nicht so gut ist, hatte ich am Anfang etwas Bedenken, wie ich mich verständigen kann. Dann hab ich schnell gemerkt, dass man nicht unbedingt Deutsch sprechen muss, wenn man hier in der Strasse verstanden werden möchte. Die Leute sprechen alle Englisch, Italienisch oder Französisch. Das ist super!

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

G: Hier gleich um die Ecke werden Drogen verkauft - oft von Schwarzen. Die Konsequenz ist, dass alle Schwarzen die hier rumlaufen, unter Verdacht stehen. Ich werde oft von der Polizei kontrolliert - das ist in der Sonntagsstrasse nicht anders, als anderswo in der Stadt.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

G: Ich wünsche allen einen wunderschönen “Dimas” - das ist Mandinka und bedeutet “Sonntag”.

Cathy & Martino

Team Gästebett

S: Wo wart ihr, bevor ihr in die Sonntagstrasse gekommen seit?

C&M: In Copenhagen, dort wohnen wir. Wir sind hier, weil ein Freund gestern seinen 30. Geburtstag gefeiert hat. Es war lustige und lange Nacht. Wir haben getanzt, bis die Bücher aus den Regalen gefallen sind. Manche haben zu viel getrunken. Das Geburtstagskind hat heute nur eine SMS geschickt, ihn würde gerade eine zweite Kältewelle überrollen.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

Der Bruder: Die Vielfalt. Seit über 15 Jahren bin ich regelmässig in der Sonntagstrasse und es ist spannend zu sehen, wie sich die Strasse verändert hat.

Die Freundin: Es gibt Interaktion unter den Leuten, man nimmt sich gegenseitig wahr. Auch Nachts. Als sich mal ein gewisser Jemand um 4:00 Uhr in der Nacht übergeben musste, haben die Passanten ihm gut zugeredet - er soll doch lieber nach Hause gehen. Die Sonntagstrasse ist eine richtige Kiezstrasse.

S: Gibt es etwas, dass euch an der Sonntagstrasse stört?

Die Lebensmittelexpertin: Es ist schade, dass es kein Gesamtkonzept zu geben scheint. Alles wirkt etwas zusammengewürfelt.

Der Architekt: Die Sanierungen sind eine Mischung aus lieblos und ganz ok.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

Der Hungrige: Konstante Veränderung. Sogar das Zebrano hat dicht gemacht. Jetzt müssen wir uns einen neuen Laden suchen, wenn wir in der Sonntagstrasse frühstücken wollen.

Die Frühaufsteherin: Es ist immer etwas los, es gibt immer etwas zu beobachten. Menschen - aber auch Tiere. Beispielsweise eine Katze, die auf dem Dach gegenüber von Krähen attackiert wurde!

S: Gibt es etwas, dass ihr den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdet?

Die Aufmerksame: Im Safé arbeitet eine junge Frau, die hat offensichtlich auf den einen oder anderen Gast eine euphorisierende Wirkung. Ein Besuch ist also nicht nur wegen dem guten Kaffee empfehlenswert.

Der Schweigsame:

Suhel

Gegen die Langeweile hilft ihm keine Jacke

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

S: In der Raumerstrasse, dort betreibt mein Chef einen weiteren Imbiss. Davor war ich in Schöneberg, wo ich wohne. Davor war ich im Libanon, wo ich geboren bin. Hier im Haura Imbiss verkaufen wir selbst gemachtes Schawarma, Falafel und Shish Taouk - alles libanesisch.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

S: Richtig gut ist es eigentlich nur im Sommer. Der Winter ist ganz schön langweilig. Stell dir vor, im Sommer arbeiten hier vier Leute gleichzeitig - am Tag vier und in der Nacht noch mal vier. Jetzt stehe ich hier ganz alleine rum.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

S: Es sind so viele verschiedene Leute hier, alles gemischt. Einen typischen Gast könnte ich daher nicht beschreiben. Jeder ist anders. Typisch ist höchstens, dass in den 7 Jahren, seit ich hier arbeite, jedes Jahr mehr los ist. Seit ein paar Jahren sind es beispielsweise sehr sehr viele junge Touristen. Die machen ganz schön Trubel, sind aber auch lustig. Und für unseren Laden ist das gut. Die Partys auf dem Platz stören mich daher gar nicht.

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

S: Die Anwohner stört die Idee, hier eine Strassenbahn bauen zu wollen. Und eben der Winter - der langweilt mich.

Jack

Ohne viel Worte: www.youtube.com/watch?v=KnPxrxn3eNk

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

J: Ich komme ursprünglich aus England, davor habe ich lange in Frankreich gelebt. Eben komme ich von dort hinten. Ich wohne hier um die Ecke. Jetzt bin ich auf dem Weg nach Moabit, dort spiele ich die Tuba.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

J: Das Wetter ist schön.

S: Bitte bleib ernst.

J: Wirklich, also mir gefällt es hier. Falls ihr mal ein Strassenfest organisiert, meldet euch bitte. Ich würde gerne hier spielen. Hier ist meine Karte.*

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

J: Überall hängen Poster und Zettel von Clubs und Bands und DJs. Ich habe eben schon Fotos davon gemacht.

S: Ich auch!**

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

J: Nein, gar nichts. Ich bin aber auch das erste mal in meinem Leben hier.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

J: Enjoy Leben!

* Hot Jazz Blues & Rags from Berlin. www.ragtimenightmare.com/

** https://www.facebook.com/GregorHutzCollection/

Eva

From Dusk Till Dawn

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

E: Ich wohne seit zwei Jahren am Markgrafendamm, in einer WG.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

E: Vor ein paar Jahren sind wir nach dem Ausgehen hier in der Strasse gestrandet und da ist mir das erste mal aufgefallen, wie super gemütlich und schön es hier ist. Besonders im Sommer. Man kann von hier in Richtung Clubs losziehen, es ist nicht so stressig wie beispielsweise am RAW Gelände. Es ist entspannt, aber trotzdem immer etwas los. Und ich finde den Park gut - da kann man schaukeln.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

E: Die Spätis, die hier besser und größer sind als woanders. Man bekommt hier alles was man so braucht. Irgendwie ist die Sonntagstrasse so wie Friedrichshain, man bekommt alles und muss gar nirgendwo hinfahren.

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

E: Manchmal während der Frühschicht, da sind Gestalten unterwegs die einfach noch woanders sind. Oder Betrunkene die auf dem Weg nach Hause noch zu uns ins Geronimo wollen. Das kann etwas anstrengend sein, besonders am Sonntag.

S: Wann fängt denn deine Frühschicht an?

E: Um 15:00 Uhr

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

E: Seit nett und freundlich, zu jeder Uhrzeit.

Martin

Macht sich um den Orden des Bundesverbands der Berliner Spätkaufunternehmer verdient

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

M: Bier trinken bei einem Freund, davor kurz beim Späti. Davor in Weissensee, wo ich wohne.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

M: Erst mal der Name. Gut ist auch die Vielfalt der Leute, diese Verschiedenheit die da durchzieht, tagtäglich. Die Stimmung hier kommt einem Bahnhof gleich. Es zeigt sich ein Bild von ganz Europa und der ganzen Welt und man kann zuschauen wie es sich mischt mit den Natives und alles fühlt sich miteinander wohl.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

M: Typisch für die Sonntagstrasse ist für mich die Spätikultur auf den Bänken am Platz, typisch ist der Gang der vielen Leute zu den Spätis, die sich dann im Park niederlassen. Auch das Nachtleben zieht es auf die Bänke und Tische vor den Spätis - das ist sehr sympathisch. Explizit die Kultur eines grossen Tisches vor einem Späti. Ich denke zB an den Späti neben der Hausnummer 26, an dem sich Schauspieler, Punks, Trinker, Originale und Touristen setzen. Spätikultur wird hier gelebt.

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

M: Als ich noch Bewohner war, hat mich das Kopfsteinpflaster gestört. Es war immer sehr laut, besonders Lastwagen und Taxis. Und dieser Gastrowandel ist teilweise etwas traurig. Immer wieder versuchen es hier Zum-Scheitern-Verurteilte, machen auf und gehen wieder ein. Das ist traurig, dramatisch.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

M: Gastronomisch kann ich als highlight die Ente im Golden Duck empfehlen… Heisst der Laden so?

S: Glory Duck?

M: Genau. Sehr empfehlenswert wenn man auf Ente steht. Ansonsten ist es empfehlenswert mit der Spätikultur mitzugehen und nicht den Weg in die Gastro zu suchen, sondern sich für einen Späti zu entscheiden. Da kann man nichts falsch machen!

Olaf & Benjamin

Vater & Sohn*

S: Wo wart ihr, bevor ihr in die Sonntagstrasse gekommen seit?

O: An einem Sonntag wie heute bleiben wir in der Sonntagstrasse. Wir wohnen in der Strasse und sind zum Tischtennisspielen hier zum Platz gekommen.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

B: Keine Ahnung… Sie ist friedlich, ruhig… Deine Frage kommt etwas plötzlich…

O: Gestern hat uns meine Cousine besucht und gesagt: “hier ist ja der Teufel los”. Sie kommt allerdings aus Potsdam… Also ich würde sagen, die Strasse ist nicht so ruhig - aber friedlich ist sie schon.

S: Gibt es etwas, dass euch an der Sonntagstrasse stört?

O: Bevor wir anfangen konnten zu spielen, mussten wir erst mal die zerbrochene Jägermeister-Flasche hier wegräumen. Die Partypeople denken nur an die eine Nacht.

B: Der Plan eine Tram durch die Strasse zu bauen, gefällt mir nicht so. Dadurch wird es hier weniger Platz geben. Es wird noch voller. Und die ewige Baustelle am Ostkreuz stört auch etwas.

O: Ich sehe die Tram nicht nur negativ. Es ist gut das sich die Gesellschaft umbaut. Von einer automobilgeprägten, hin zu einer, die ohne Autos auskommt. Wenn die Tram langsam durch die Sonntagstrasse fährt und ein Radweg gebaut wird, sehe ich da auch eine Chance. Und man muss auch bedenken, dass dadurch endlich die extrem gefährliche Kreuzung an der Boxhagenerstrasse entlastet wird.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

O: Die wilde Mischung aus Anwohnern und Party-Szene, die sich in den letzten 5 Jahren stark verändert hat. Ich habe den Eindruck, sie wurde noch billiger und alkoholisierter als sie es eh schon war. Was mir auch ein Rätsel ist, wie sich die Alkoholiker- und die Party-Szene mischt. Als Anwohner ist man zwar nicht Teil davon, aber man lebt in friedlicher Koexistenz und staunt.

B: Keine Ahnung… was mir einfällt ist das Wort “mehr” - das trifft es ganz gut. Alles wird einfach immer mehr. Das Leute rumhocken ist ja ok. Wofür ist der Park sonst gut? Aber jeden morgen kommen die Leute mit den Blaumännern und räumen alles weg. Und alles halbe Jahr muss ein neuer Rasen auf dem Platz verlegt werden.

S: Gibt es etwas, dass ihr den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdet?

B: Keine Bierflaschen auf der Tischtennisplatte zerbrechen.

O: Für die gesunde Entwicklung von einem Kiez sind viele Dinge wichtig. Gelingt es die Veränderungsprozesse solidarisch zu gestalten? Können wir die Veränderungen auch als Möglichkeit sehen? Veränderungen gibt es immer - aber wie geht man damit um? Und es ist wichtig, dass die Anwohner und die Party-Szene und die Touristen aufeinander eingehen. Gemeinsam müssen wir überlegen, welche Art von Tourismus wir wollen. Wir brauchen also viel Toleranz. Eine reine Duldung ist nicht nachhaltig, wir sollten voneinander lernen und die Chancen sehen.

* https://goo.gl/mb3gdL

Nina & Dorian

Planen den Morgen mit Blick auf Dr. No’s Berlin-Filiale*

S: Wo wart ihr, bevor ihr in die Sonntagstrasse gekommen seit?

N&D: Zuhause, in Treptow. Ich bin aus Pankow hergefahren um Nina zu treffen. Wir gehen jetzt etwas essen, vielleicht hier in der Strasse.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

N&D: Das Cafe da hinten, man sieht es von hier aus, da in dem orangen Haus.

Das Übereck?

Genau, das Übereck ist super. Dort war ich schon ein paar mal essen, biertrinken, chillen… Und weiter unten ist ein geiler Vietnamese! Aber jetzt suchen wir Frühstück oder Brunch. Ich war lange nicht mehr hier, aber es wird sicher wieder etwas Neues geben, bei der hohen Fluktuation…Und die Anbindung ans Ostkreuz ist gut. Du steigst aus und bist sofort da.

S: Gibt es etwas, dass euch an der Sonntagstrasse stört?

N&D: Die Umbauten am Ostkreuz. Aber das ist der Zahn der Zeit, der Lauf der Dinge. In Berlin wird alles neu gemacht und das hat Auswirkungen auf das Lebensgefühl in der Stadt - oft nicht zum besseren!

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

N&D: Man hat hier ein Bild vom gesamten Stadtraum. Es sieht nach Berlin aus. Wenn ein Touri die Sonntagstrasse gesehen hat, dann hat er den Berlin-Flair gesehen. Der Park, jede Art von Mensch, von unten nach oben. Musik, Spätis, Baustellen, jemand der irgendwo hinpinkelt… Berlin eben.

S: Gibt es etwas, dass ihr den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdet?

N&D: Wert euch gegen steigende Mieten! Ein einfacher Tip, den ich noch mit auf den Weg geben will: Rotweinflecken gehen super mit Salz raus.

* Der Wasserturm von 1912

https://de.wikipedia.org/wiki/Wasserturm_Ostkreuz

Ravel & Olaf

Warten vor der Kapelle*

S: Wo wart ihr, bevor ihr in die Sonntagstrasse gekommen seit?

R: Ich wohne in Köpenik und bin für einen Sonntagsausflug reingekommen.

O: Ich wohne hier im Haus, komme aber ursprünglich aus Stralsund.

R: Eben waren wir im Übereck, frühstücken.

O: Jetzt überlegen wir, wo es uns noch weiter hinzieht. Vielleicht ins Louise Chérie Café?

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

R: Dieser Kietz, die ganze Gegend rund um die Warschauerstrasse bietet jederzeit alle Möglichkeiten, es ist der heisse Pol der Stadt. Das Leben tobt.

O: Ja, es gibt viel zu erleben hier, aber die Sonntagstrasse ist trotzdem nicht so stressig wie zB die Simon-Dach-Strasse. Obwohl es hier in den letzten Jahren auch ganz schön abgeht. Vor 10 Jahren war am Platz nicht immer so eine Festivalstimmung.

S: Gibt es etwas, dass euch an der Sonntagstrasse stört?

O: Manchmal bin ich genervt vom Tourismus. Aber ich verstehe ihn auch.

R: Man versteht warum die Leute alle kommen und das macht die Stadt liebenswert und lebenswert.

O: Dieses Hostel-Ding, mit ganzen Schulklassen, ist manchmal etwas nervtötend. Aber wir sind ja auch manchmal Touristen. In Paris oder London gehen wir den Anwohnern vielleicht auch auf die Nerven.

R: Eigentlich ist es nur anstrengend, wenn man eh schon gestresst ist. Wenn wir entspannt sind, setzen wir uns oft in den Park und geniessen es, wenn viel los ist.

S: Gibt es etwas, dass ihr den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdet?

O: Wegen der geplanten Tram: ärgert euch nicht zu sehr. Veränderung gehört zur Stadt und zum Leben. Es sind oft kleine, persönliche Befindlichkeiten, nachvollziehbar, aber im Großen und Ganzen spielen sie keine Rolle.

R: Er hat schon resigniert.

O: Eher in Ruhe durchdacht. Erst fand ich es ja auch schlimm, als ich von den Tram-Plänen gehört habe. Aber mittlerweile.. Es ist doch ein bisschen so wie mit dem Umbau am Ostkreuz. Das alte Ostkreuz sah schön aus, aber jetzt ist doch vieles besser geworden.

R: Da hast du mal wieder recht.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

O: Wenn, dann sind es die Menschen. Leute wie Ronny von der Eisbar an der Ecke, Leute die man immer wieder trifft.

R: Das stimmt. Obwohl es eine Millionenstadt ist, kann ich durch die Sonntagstrasse spazieren und ich kenne an jeder Ecke jemanden. Also ich komme aus West-Berlin und laufe hier durch den Osten und kenne an jeder Ecke jemanden!

S: Warum ist das so?

R: Weil sich hier alle versammelt haben. Innerhalb Berlins sind die Leute nach Kreuzberg und Friedrichshain umgezogen und um 2000 kamen dann noch einige von ausserhalb dazu. Ich komme aus der Musikbranche und kann mich erinnern, als 2001 Universal von Hamburg nach Berlin umgezogen ist und ein paar hundert Leute mitgenommen hat. Da hat Universal hunderte Wohnungen rund um die Oberbaumbrücke blockiert, um sie den Mitarbeitern anzubieten. Darum sind die meisten erst mal hier her. In den Jahren danach kamen andere große Firmen wie Zalando. Bei denen ist das vermutlich ähnlich.

* CHAPEL BERLIN

Nina & Eddy

Lieben es bunt, lieben es grün!

S: Wo wart ihr, bevor ihr in die Sonntagstrasse gekommen seit?

N&E: Am Boxi. Ursprünglich aus Dresden, Nina kommt aus Grünberg. Wir leben schon viele Jahre hier, gleich drüben beim Cosmos.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

N&E: Das Geronimos. Damit verbinde ich Einkehrungen voller Vorfreude und ein schwammiges Nachhausegehen. Es ist eine schöne Strasse, viel Grün, entspannt, nicht so überlaufen, trotzdem was los. Kuschelig. Und die umgebaute Schule ist toll.

S: Gibt es etwas, dass euch an der Sonntagstrasse stört?

N&E: Nichts. Mal davon abgesehen, dass ich es blöd fände, wenn hier eine Strassenbahn durchfahren würde.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

N&E: Alles bunt durcheinander, liberal, international, alles sehr chillig.

S: Besitzt ihr nur schwarze Kleidung?

N&E: Ja, wir haben praktisch 99% schwarze Sachen im Kleiderschrank. Wir haben uns auf einem entsprechenden Festival kennengelernt.

S: Auf einem Festival aus dem alle schwarz gekleidet waren? Wie nennt man euren Stil?

N&E: Nenn es Dark Wave, Goth, Gotik, manche sagen auch Gruftis. Im deutschen Sprachgebrauch beschreibt es Grufti schon ganz gut. Jetzt hast du also zwei Gruftis getroffen. Und wir werden immer weniger… Früher gab es hier in der Gegend deutlich mehr von diesen Szene-Läden. Läden wie der Darkstore sind fast verschwunden. Na ja, die junge Generation orientiert sich wohl anders. Wobei die Übergänge fliessend sind. Wenn du dir die Leute vor dem Berghain anschaust, die sind auch alle schwarz gekleidet.

S: Gibt es etwas, dass ihr den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdet?

N&E: Eine Musikerin die hier aus dem Kietz kommt: Zanias* - ihre Musik gefällt uns! Leben und leben lassen. Lächeln. Und darauf achten, dass es hier so schön bunt bleibt.

*https://soundcloud.com/Zanias

Anna

…beim urbanen Gartenbau

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

A: Bis Oktober 2018 habe ich in Cambridge gewohnt, davor in Holland. Jetzt arbeite ich an meiner Doktorarbeit und bin dafür mit meinem Freund zusammen hierher gezogen. Ich beschäftige mich mit “Computer Science” - es geht um Daten.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

A: Es ist immer etwas los, es gibt viele vegane Restaurants. Es ist schön grün. Die Strasse fühlt sich manchmal an wie ein Dorf. Die Leute kennen sich. Es ist mein kleines Zuhause in einer großen Stadt. Und ich liebe meinen Garten. Wenn ich nach der Arbeit heimkomme, ist die Pflege meiner Pflanzen der ideale Ausgleich.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

A: Die unterschiedlichen Gruppen leben in friedlicher Symbiose zusammen. Leute die vom Feiern kommen, Familien mit Kindern. Arme und reiche Leute. Leute aus aller Welt. Das ist typisch für diese Gegend.

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

A: Eigentlich nicht. Aber vielleicht, wenn du mich in einem Jahr noch mal fragst…

S: An eurem Gartenhaus ist ein Graffiti und es fliegt sicher viel Müll über den Zaun, oder?

A: Nein, eigentlich nicht. Nach Silvester mussten wir etwas aufräumen - aber sonst ist es weniger Müll als wir befürchtet haben. Heute beispielsweise habe ich fast nichts gefunden. Nur einen einzelnen Kaugummi. Das Graffiti war schon da als wir eingezogen sind und wir lassen es. Es gehört zu Berlin dazu.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

A: Seit neugierig, es gibt hier viel zu entdecken. Besucht die Läden, die ihr noch nicht kennt, lasst euch treiben. Und unterstützt die Geschäfte hier in der Strasse, die Spätis, die Restaurants, den Blumenladen, den Buchladen…

Engelbert

11 Jahre Frühlingsgefühle

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?*

E: Beim Augenarzt, weswegen ich auch die Sonnenbrille trage. Ich komme also gerade vom Prenzlauerberg, aus der Kastanienallee. Hier in der Gegend habe ich kurzfristig bei keinem Augenarzt einen Termin mehr bekommen. Bevor ich vor 11 Jahren mit meiner Frau hier in die Strasse gezogen bin, habe ich in Köln gelebt. Ich erinnere mich noch, als wir das erste mal am Ostkreuz ausgestiegen sind, an einem total verrotteten Bahnhof. Wir sind ausgestiegen und haben uns sofort in die Strasse verliebt. Wir haben dann eine schöne Wohnung im Hinterhaus bekommen, wir waren die ersten Bewohner nach der Sanierung.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

E: Ich gebe seit einigen Jahren Kulinarische-Stadtführungen. Daher kenne ich viele Restaurants hier in der Gegend und es ist verführerisch irgendwo einzukehren, anstatt selber zu kochen. Gut finde ich die vielen Möglichkeiten vegetarisch zu essen. Und wenn ich mal Lust habe auf eine Currywurst, dann gehe ich ins Curry66** in der Grünbergerstrasse. Wenn ich meinen Gästen Berliner Imbisskultur zeigen möchte, bringe ich sie dorthin.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

E: Es ist diese tolle Mischung. Es ist eine internationale Strasse, man hört Sprachen von überall her. Es sind Leute aus der ganzen Welt, die sich in der Sonntagstrasse wohlfühlen. Und mittlerweile kenne ich viele Anwohner, man sieht sich regelmäßig, grüßt sich. Was aber auch typisch ist und ganz anders als beispielsweise in Köln, ist das die Leute hier zurückhaltender sind. Es ist schon eine andere Mentalität. In Köln kann man einfach in die Eckkneipe auf ein Kölsch gehen und kommt mit jemandem ins Gespräch. Darum gehe ich gerne ins Safé*** - dort ist es auch ein bisschen so.

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

E: Vielleicht die vielen Baustellen, es wird kontinuierlich etwas umgebaut hier in der Strasse - und das seit mindestens 11 Jahren. Ausserdem liegt manchmal zu viel Dreck auf der Strasse oder im Park. Es liegen umgekippte Fahrräder rum, die keiner mehr in den Ständer zurückstellt. Das ist eben eine große Stadt, es herrscht eine gewisse Anonymität. Es gibt viele Touristen, die aus den großen Hostels kommen und hier durchwackeln. Aber es gibt eben auch viele Leute, die hier leben. Die kennen sich und kümmern sich um die Strasse. Es gibt Bürgerinitiativen gegen den Neubau der Strassenbahn, dort habe ich viele sehr engagierte Menschen kennengelernt.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

E: Im Kleinen Sonntag**** gibt es total leckeren Kuchen. Und natürlich das Safé, die haben vor 11 Jahren aufgemacht - sind also gleichzeitig mit uns hier angekommen. Das verbindet uns. Und wenn man dort ist, kann ich empfehlen den Besitzer, Sandro, nach seinem Foto-Buch zu fragen. Es ist das Geschenk eines befreundeten Fotografen, mit fast 100 Fotos von Gästen von Sandro. Als Anwohner erkennt man viele Gesichter wieder.

* Interview und Foto von letztem Donnerstag

**https://www.facebook.com/pages/Curry-66/134545903259110

***https://www.facebook.com/groups/148304643932/

****https://www.facebook.com/kleinessonntag/

Claudius

Gekommen und zu bleiben*

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

C: Vor drei Wochen bin ich nach Berlin gezogen. Ich komme aus Bayern, aus einem Dorf zwischen Augsburg und München und bin fürs Studium der Sozialen Arbeit hergekommen und bin zum Glück hier am Ostkreuz gelandet. Ich hab drei Jahre in einer Flüchtlingsunterkunft gearbeitet. Dann habe ich mich für das Studium Soziale Arbeit entschieden. Meine Schwestern studieren beide Soziale Arbeit und so habe ich das für mich entdeckt. Es ist ein Neubeginn für mich und ich kenne noch nicht so viele Leute. Aber bis jetzt, ich hätte das selber nicht gedacht…Ich dachte vielleicht könnte es Probleme geben und ich fühle mich einsam - aber schon jetzt fühle ich mich hier wohl und gut angekommen.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

C: Die Strasse ist super schön, überall offene und freundliche Leute. Es gibt die unterschiedlichsten Läden.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

C: Es ist eine Strasse wo immer etwas los ist. Überall gibt es Essen, Kneipen, Spätis, Bars - es ist für jeden was dabei.

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

C: Also bis jetzt… Nein, eigentlich ist da nichts, was mir nicht gefallen würde…

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

C: Die Margarete** ist zwar nicht direkt hier in der Strasse, aber das ist bereits meine Lieblingskneipe. Ich war dort zum Fussballschauen und ich muss sagen, die Kneipe ist genau mein Ding. Ich mag urtümliche Kneipen***. Original, so kam sie mir vor. Was auch Lebensqualität bedeutet: das ich einfach nur vor die Türe gehen brauche und dort eine Tischtennisplatte habe. Das genieße ich total. Man kann runter gehen und sich dazugesellen, mitspielen und jeder ist willkommen… Kann ich jemanden grüßen?

S: Klar!

C: Meine netten Mitbewohner hier in der Simplonstrasse würde ich gerne grüßen. Wir kommen gut klar, es ist eine entspannte WG. Ich freue mich das es geklappt hat!

* Herzlich Wilkommen!

** MargareteFF

*** Ranzkneipen Tip: Schlawinchen, Schönleinstraße 34. Seit 1979 ist das Schlawinchen im 24/7-Dauerbetrieb!

Janine & Steffen

Handwerkerin & Womanizer

S: Wo wart ihr, bevor ihr in die Sonntagstrasse gekommen seit?

J: Bei der Tankstelle, Reifenwechsel. Nächste Woche geht es nach Ravensburg, von dort kommen wir beide.

S: Wir sind seit vielen Jahren hier zuhause. Janine arbeitet im Marketing, ich bin Buchhalter bei Wowtech, einem Hersteller und Entwickler von Sex-Spielzeug. Kennst du den Womanizer? Sehr zu empfehlen*.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

S: Es gibt hier alles, man muss die Strasse nicht verlassen. Restaurants, einen Friseur…

J: Das nette Flair, das Ambiente.

S: Man kann im Park chillen, man ist mittendrin.

J: Es ist die Lebensqualität!

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

J: Man trifft immer wieder die selben Papnasen… der Lärm… viele Leute aus vielen Ländern die zusammen kommen.

S: Gutes Essen!

S: Gibt es etwas, dass euch an der Sonntagstrasse stört?

J: Wir kochen gerne und unsere Küche ist nicht ideal, etwas zu klein. Wir fühlen uns aber sehr wohl und das ist das einzige Manko. Wenn die Wohnung 20qm größer wäre, würden wir nie mehr ausziehen.

S: Es sind viele Touristen unterwegs. Party-People die rumschreien. Das gehört dazu, aber es nervt, wenn Nachts die besoffenen rumgrölen.

J: Steffen wurde mal mit einer Flasche beworfen!

S: Ja, vor einigen Jahren, da haben sie mir Flaschen hinterher geschmissen und gesagt: Scheiss Touri und ich soll mich verpissen, wegen meinem Rollköfferchen. So hab ich damals Berlin kennengelernt. Das ist aber sicher 10 Jahre her. Heute ist es eigentlich sehr friedlich!

S: Gibt es etwas, dass ihr den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdet?

S: Immer gut ist ein Besuch im Späti, neben der 26. Der Verkäufer ist sehr lustig, und macht immer Spässe.* Und das Sanssouci-Brot vom Brotkorb ist lecker!

J: Wenn man gerne daheim ist, so wie wir, dann kann man das optimale aus seiner Wohnung rausholen, wenn man die Möbel selber baut. Ausserdem hat selbst-gemachtes mehr Charme.

*https://wowtech.com/

** Interview vom 17.09.2017

Mila

One-Woman-Army

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

M: In Schöneberg. Ich hab in Schöneberg gelebt bevor ich die Wohnung in der Sonntagstrasse bekommen habe. Davor in Charlottenburg, davor in Kassel. Ich bin seit 12 Jahren in Berlin. Wegen der Musik! Ich mach Musik seit ich 13 bin, also schon länger als mein halbes Leben. Ich habe bei einem Musiklabel angefangen. Dann habe ich mich selbstständig gemacht mit einer Bookingagentur*. Ich mache die Organisation für amerikanische und kanadische Rapper, wenn sie hier in Europa sind. In der letzten Zeit hab ich das Management für ONYX gemacht, als sie auf Europa-Tour waren. Für die hab ich die Verträge gemacht, die Kommunikation mit den Event-Promotern und so weiter...

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

M: Schön bunt, man verhungert nicht, man ist nie alleine, immer tolle Leute die man kennenlernen kann.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

M: Es sind so viele verschiedene Gesichter - das ist typisch. Multitikulti. Das schön Bunte ist eigentlich das typische für die Sonntagstrasse. Und das Offene. Wir sind offen.

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

M: Nur der Plan, dass hier anscheinend bald eine Strassenbahn durchfahren soll. Ansonsten nichts.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

M: Geht bei Glory Duck essen. Ist mega lecker. Und schaut euch das Portrait vom 20. Januar an. G ist mein Mann. Als ich sein Portrait online entdeckt habe war das lustig, denn er hatte mir nichts gesagt. Also hier sind einfach viele lustige Gestalten unterwegs und die machen diese Strasse zu dem was sie ist!

S: Word!

* https://www.facebook.com/milahighlife

Jamie

Schaut harmlos aus*

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

J: Ich wohne seit 11 Jahren in Berlin. Erst in der Gneisenaustrasse und seit vier Jahren hier in der Sonntagstrasse. Davor in England, ich bin in London aufgewachsen bis ich 10 war. Dann ein Jahr in Brighton, da stand ich das erste mal auf der Bühne, open mics, hab viel gerappt, viel geschrieben, hab die ersten halbwegs professionellen Songs aufgenommen.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

J: An der Sonntagstrasse ist vieles gut. Man kommt gut rum, man kann auch zu Fuss alles erreichen. Das Ostkreuz ist wie ein kleiner Hauptbahnhof, viele Essensmöglichkeiten, ein guter Vibe, ich mag Friedrichshain. Gut sind die Spätis zum abhängen. Jeder hat Biertisch und Bierbank davor stehen. Es gibt eigentlich keinen Späti, vor dem nicht immer Leute hocken und chillen und ihr Bier trinken. Das ist eine soziale Sache geworden. Mein Lieblings-Späti ist der Späti hier gegenüber, Captain Kiez**. Das sind so meine Jungs, da geh ich eigentlich jeden Tag fast hin. Oder zum Park für ein paar Sonnenstrahlen. Und die Party-Szene ist erreichbar. About Blank, Wilde Renate... alles zu Fuss erreichbar. Das ist praktisch, wenn man keinen Führerschein hat. Ich komme hier gut zurecht, muss ich sagen!

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

J: Die Strasse ist nachtaktiv. Ich arbeite oft am Wochenende, oft bis um sechs in der Früh. Darum schlafe ich meistens bis Mittags und arbeite bis 2:00 oder 3:00 in der Nacht. Und Nachts ist hier viel los, man bekommt schon viel mit. Es ist eine richtige Partymeile geworden. Partygebrülle, Schlägereien. Ein mal habe ich so lautes Gestöhne gehört, dass ich mir kurz Sorgen gemacht habe. Ich bin raus auf den Balkon und da haben direkt gegenüber, zwei… na ja, vielleicht gerade vom Feiern gekommen?!

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

J: In den vier Jahren die ich jetzt hier bin, sind die Preise zu schnell hoch gegangen. ZB im Transit, wo ich gerne hingehe. Vor ein paar Jahren hat eine Schale dort 2,50€ gekostet. Mittlerweile liegen die bei 3,80€. Aber das ist nicht nur das Transit.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

J: Vielleicht ist es schon zu spät, aber ich hoffe das keine Strassenbahn gebaut wird. Wir haben hier im Haus auch schon Autogramme dagegen gesammelt, es hat ein bisschen was gebracht, aber leider schaut es immer noch so aus, als würde eine Strassenbahn gebaut werden. Das schöne Kopfsteinpflaster soll wegkommen und Bäume werden weggehackt. Und auf der Parallelstrasse gibt es doch eine Strassenbahn. Sonst kann ich das SORA - Vietnamese Vegan Cuisine empfehlen, den veganen Asiate. Oder zum Sonntagsbruch in die Alte Turnhalle Berlin, für einen großen Brunch. Wenn man sich was gönnen will oder wenn Gäste kommen, gehen wir ins Milja & Schäfa.

Jeder der sich mal so n Battle live geben will, am 14. September ist unser nächster großer Event - im Festsaal Kreuzberg***. Ich werde auch wieder in den Ring steigen, auf englisch. Es wäre cool, wenn ihr alle vorbei kommt.

* https://youtu.be/ZdOA6LmXa4Q?t=555

** Sonntagstrasse 26

*** Infos: Don't Let The Label Label You

Jonte

Sonntagsfahrer

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

J: Bei der Warschauerstrasse am Skatepark. Davor in Karlshorst, wo ich wohne. Am Skatepark war ich, wegen der WCMX Championship*. Das steht für Wheelchair Motocross**. Was man sonst mit dem Skateboard oder BMX macht, kann man auch mit dem Rollstuhl machen. Rampen, Sprünge.. jeder wie er es kann. Ich bin 15 Jahre BMX gefahren und hatte letztes Jahr einen Unfall, bin jetzt im Rollstuhl, aber der Skatepark ist immer ein großer Teil meines Lebens gewesen - und das wird auch so bleiben. WCMX ist ein Hobby, so wie früher das BMX-Fahren. Und es ist unheimlich gut für die Kontrolle im Rollstuhl.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

J: Es gibt alles was man braucht. Teure Restaurants aber auch günstige, so wie der Falafelladen gegenüber. Viele Spätis, man kann sich in den Park setzen, ein Bier trinken. Wenn das Wetter gut ist, kann man hier einen schönen Sonntag verbringen.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

J: Ein typischer Tag in der Sonntag: Es ist Sonntag, schönes Wetter, ein Bierchen, ne Falafel…

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

J: Ein Anliegen hätte ich: Es gibt viele Läden, in die ich ich nicht rein kann, weil sie Stufen haben oder keine rollstuhlgerechte Toilette. Es gibt vorne eine City-Toilette und sonst hat nur den Burgerladen eine***.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

J: Vielleicht das die Leute sich organisieren sollten, gegen diese Gentrifizierung, die ziemlich offensichtlich ist. Es ist schade, das das Rosis weg ist! Wenn es so weiter geht, kann man hier in drei Jahren vielleicht nicht mehr so entspannt seinen Tag verbringen. Darum lohnt es sich zu kämpfen!

* https://www.iriedaily.de/blog/en/wcmx-championship/

** Drop In e.V. WCMX Germany sit 'n' skate

*** Top! BBB Berlin

Tuyen

Tschüssi Linda, Hallöchen Umami

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

T: Mein erstes Restaurant in der Knaackstrasse habe ich vor fünf Jahren eröffnet, gleich am Wasserturm. Das zweite vor drei Jahren in der Bergmannstrasse und ein drittes, vor einem Jahr am Schlesischen Tor. Und jetzt, seit ein paar Tagen, sind wir in der Sonntagstrasse. Natürlich bin ich mittlerweile nicht mehr alleine, ich habe meine Brüder mit eingebunden. Jeder hat so seine Verantwortung und wir teilen uns das. Ausserdem Lili, eine junge Frau, die heute für mich entscheiden darf, an welcher Stelle wir das Foto von mir machen.

S: Es gibt viel Konkurrenz hier in der Gegend, was ist euer Konzept?

T: Viel Konkurrenz ist nicht schlecht. Denn so wird diese Gegend dafür berühmt, dass man hier gut Asiatisch essen kann. Und wir haben unsere eigene Küche. Gerichte aus Indochina - also aus Laos, Kambodscha und Vietnam - mit Einflüssen von hier.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

T: Die Leute sind locker, herzlich, offen. Sie bleiben stehen, kucken rein, sind interessiert. Eine sehr gelassene Atmosphäre. Die Nachbarn sind nett, waren auch während den Bauarbeiten verständnisvoll. Wir können eigentlich nur sagen: danke an die Nachbarn und den Kiez.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

T: Am Schlesi kommen viele Touristen zu uns, am Prenzlberg eher Familien. In der Bergmannstrasse haben die Leute nicht so viel Zeit, wie es scheint. Hier kommen die Leute rein, sind neugierig und freuen sich über die Gerichte. Und es sind sehr viele junge Leute hier. Das jedenfalls ist mein erster Eindruck - nach 3 Tagen.

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

T: Bis jetzt ist mir nichts aufgefallen.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

T: Wir freuen uns auf euren Besuch. Es gibt viel gutes Essen hier in der Strasse, aber wir haben unsere eigene Nische gefunden. Es gibt traditionelles asiatisches Essen, das unser Chef mit Einflüssen von hier, also speziell aus Berlin, kombiniert. Asiatisches Essen mit Berliner Flair, so beschreiben wir das. Wenn manchmal Asiaten zum Essen kommen, wundern die sich etwas - aber auch denen schmeckt es.

Ahmet

2. Chef im Käptn Kiez*

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

A: Ich wohne seit ungefähr einem Jahr in Reinickendorf. Ursprünglich komme ich aus der Türkei, aus Adana. Ich habe geheiratet, eine Frau aus Berlin. So bin ich jetzt hier.

S: Diese Serie hört auf, wenn 100 Portraits fertig sind. Also in 11 Wochen. Was sagst du dazu?

A: Schade. Fürs Kennenlernen hier in Viertel ist die Serie gut. Mein bester Freund Bauer ist auch schon dabei**. Er und meine Brüder waren hier gegenüber auf der Schule. Die kennen die Strasse sehr gut.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

A: Man kann mit den Leuten hier reden, das ist anders als in Reinickendorf. Hier ist es lockerer. Man kann sich besser unterhalten als im Westen. Friedrichshain ist Kontaktfreudiger. Reinickendorf ist West Berlin, mit Ossis drin.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

A: Touristen sind typisch. Und die Leute die bei uns vor der Türe rumsitzen. Also nette Nachbarn.

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

A: Eigentlich nur die Leute die kommen, um Pfandflaschen abzugeben und dann Dreck machen. Penner!

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

A: Bitte passt auf das kleine Beet auf, hier am Baum. Unser Chef hat Blumen gekauft und zusammen mit Ahmet, haben wir was gepflanzt. Alles Blumen - sie kommen aber erst in zwei Wochen raus. Darum bitte aufpassen.

* Traum-Späti, Sonntagstrasse 26. Mit Sitzgelegenheit, top Getränkeangebot, immer frischen Zitronen, Liste für Stammkunden und gepflegten Baumscheiben!

** Nawras. Portrait vom 17. September 2017

Steffi

Jeden Tag ist Wochenende

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

S: In der Gleimstrasse, am Prenzlauerberg, da habe ich gewohnt. Jetzt wohne ich in der Helmerdingstrasse, im Haus einer Baugruppe. Es sind fünf Baugruppen, die haben den Block um dieses alte Jugendstil-Bestandshaus geschlossen. Vor sechs, sieben Jahren…

S: Wie ist das, im Haus einer Baugruppe zu wohnen?

S: Großartig. Die Vorbereitung war allerdings sehr anstrengend. Jeden Monat haben wir uns getroffen, man hat wahnsinnig viel diskutiert und beschließen müssen. Es war viel Arbeit. Jetzt denke ich, Gott sei Dank haben wir das gemacht - bei den Mietpreisen hier in der Gegend. Wir haben einen traumhaften Garten, den sich alle fünf Baugruppen teilen.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

S: Die Cafe’s, die Leute, die Atmosphäre. Man hat das Gefühl, man ist auf Dorf. Das ist hier mein verlängertes Wohnzimmer. Ich bin selbstständig und arbeite viel zu Hause, im Atelier oder eben hier, im Kleinen Sonntag*.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

S: Als Bühnenbildnerin und Dokumentarfilmerin bin ich oft mehrere Wochen in anderen Städten. Da fällt mir jedesmal auf, wie schön es hier ist. Hier gibt es Läden die lange offen haben, individuelle Cafe’s. Eben nicht nur eine Kette neben der anderen. Es ist hier ein Wohnviertel, gleichzeitig hat man das urbane Leben. Ich mag die Intimität, das Vertraute, aber auch die große Stadt und die Anonymität. Diese Mischung kenne ich aus keiner anderen deutschen Stadt. In Berlin ist das Zentrum der Stadt ist an die Ränder gerutscht, darum leben noch viele Alteingesessene hier, die sich mit den Zugezogenen und Touristen mischen.

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

S: Die Pflastersteine. Da würden sicher viele sagen, die sind so schön - aber beim Fahrradfahren sind die bisschen nervig. Und die wahnsinnig vielen Asiatischen Restaurants - mir ist das zu viel. Ein guter Italiener wo man Essen gehen kann, wäre mir lieb. Aber sonst gefällt es mir hier sehr gut.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

S: Ja, nicht wegzuziehen. Ich kann allen Sandro** und Emma* empfehlen - wobei vielleicht auch nicht, sonst wird es dort zu voll. Aber das sind meine Lieblingsläden, man kann sich von einem zum anderen zuwinken.

* Kleines Sonntag

** Safé Espresso Bar Napoletano

Jobe

Traveller

S: Where have you been, before you came to Sonntagstrasse?

J: It was a long trip. I started to go to Mexico first, then I went to Brazil, then later on I went to Chile. On the way back to Bangkok I came and changed my plane in Frankfurt. We went with a big delegation from Thailand, its led by the Ministry of Foreign Affairs. We brought about 14 different conglomerates from Thailand and I was lucky to be part of one of the companies. We were welcomed by each of the Thai embassies. And we were matched with equally good companies in each country. We were exchanging contacts and perhaps doing business in the future. It’s a big journey, so I thought I have a stopover and then I have a good friend there in Sonntagstrasse. So I came and visit him.

S: What do you like about Sonntagstrasse?

J: Sonntagstrasse is really in the centre of everything. I used to be here nearly 20 years ago and it changed a lot. Basically, it’s like a living museum for me. I walk around the city and see arts and architecture. There is plenty of fresh air, people smiling. And I came at the right time, at the height of summer.

S: Is there anything you don’t like about Sonntagstrasse?

J: Really, I don’t… there is nothing that I don’t like about Sonntagstrasse. I guess… Hmm… can't really find anything. It’s a beautiful place…

S: Is there anything you can recommend to the people in Sonntagstrasse?

J: Keep it clean, keep in it lively, keep it original. I think that's the charm of this street. I went to West Berlin the other day and nothing has changed in 20 years, it’s like a time capsule. Whereas this place is really bursting with joy, happiness, evolvement. It’s really great. I think you really are in the right spot of the world!

Anna & Pia

Auf Urlaub

S: Wo wart ihr, bevor ihr in die Sonntagstrasse gekommen seit?

A: Ich hab ein Eis in der Nähe der Sonntagstrasse gegessen. Davor war ich am See, am Weissensee, zum baden.

P: Ich war heute Kanu fahren auf der Havel bei Spandau, davor war ich in Tempelhof wo ich wohne. Dann bin ich hierher gekommen.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

P: Der Name ist doch schon mal super. Und man findet sie leicht wenn man am Ostkreuz aussteigt.

A: Die Strasse ist eine gute Verbindung zwischen Boxi und Ostkreuz, sie führt woanders hin, wo es auch schön ist.

S: Gibt es etwas, dass euch an der Sonntagstrasse stört?

A&P: Das sie so weit weg ist von Tempelhof… Sonst wüsste ich nichts…

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

A: Sehr lebhaft. Also für einen Sonntag sehr lebhaft. Viele Cafes, gesellig, international. Wie Berlin halt auch…

P: Also wo ich wohne, da gibt es viele Urberliner, hier viele Neuberliner, Wahlberliner. Es ist voll mit neuen Leuten, jungen Leuten, Familien... Wir stehen hier unter den Kastanien... Es ist einfach grossartig.

S: Gibt es etwas, dass ihr den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdet?

A&P: Hier bleiben. Geniesst den Sonntag!

P&A: Dürfen wir dich auch etwas fragen?

S: Klar.

P&A: Warum macht du diesen Blog?

S: Es macht Spass jeden Sonntag mit einer fremden Person über meine Strasse zu sprechen. 2012 wurde eine Tram durch die Sonntagstrasse geplant, damals ging es mit diesem Blog los. Und seit 2 Jahren mache ich jeden Sonntag ein kurzes Interview hier. Ihr beiden seit Nr 91 - wenn ich die 100 voll habe, ist die Serie zu Ende.

Sabine

“Nu frag mich…”

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

S: Ich wohne seit 12 Jahren in Berlin. Erst in Köpenick, aber auch woanders. ’98 bin ich nach Berlin gezogen. Von Luckau nach Berlin. Mein Lebensgefährte hatte früher einen Whiskyladen und das war ein Grund für uns, in die Sonntagstrasse zu ziehen. Weil die Wohnung direkt darüber lag. Der Laden hieß "So Frosch" und hatte sich gut etabliert mit der Zeit.

S: Woher kam der Name?

S: Na ja, der Bernd ist Frosch-Sammler, schon viele Jahre. Der bekommt auch Päckchen aus Amerika und von sonst wo mit Fröschen. Da war der Name dann eben Frosch. Wir hatten danach ein Angebot ein Segelheim in Spandau zur Pacht zu übernehmen und haben den Whiskyladen zugemacht. Bernd war das lieber, wegen den Nachtschichten. Das Fazit war, wir sind beide krank geworden.

S: Durch den Whiskyladen?

S: Nein, nein - wir haben uns dort Schimmelbakterien eingefangen. In Spandau.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

S: Die Leute. Man hat gute Nachbarn, die sich gegenseitig unterstützen. Man hilft sich, das finde ich sehr schön. Das erinnert mich an den Osten. Da war das gang und gäbe so. Was der eine nicht hat, hat der andere. So half man sich aus.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

S: Es gibt hier Unikate, wie Totti, den kennt hier jeder. Der hilft wo er kann. Aber es gibt auch Leute, die das ausnutzen. Das ist nicht schön. Und ich mag diese Bierbank-Kultur vor den Spätis, das finde ich sehr schön. Überall kann ich mich hinsetzen und ich kann Gespräche führen. So gibts keine Spur von Einsamkeit. Hier muss man nicht einsam sein.

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

S: Die Sonntagstrasse hat sich in den letzten fünf Jahren sehr verschlechtert. Anfangs war’s noch sauber und diese ganzen Mieträder und Mopeds, das ist so nervig einfach. Jetzt soll noch ne Strassenbahn gebaut werden. Und wir wissen nicht, wie das funktionieren soll. Es ist zu eng und das muss einfach nicht sein. Die Strasse ist einfach zu voll. Aber das ist auch irgendwie schön. Weil wenn ich das Fenster aufmache, mal nicht raus kann aus gesundheitlichen Gründen, da hab ich immer das Gefühl ich nehme am Leben teil. Das ist der Vorteil einer belebten Strasse.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

S: Das jeder Rücksicht nimmt auf den anderen. Man muss sich mittlerweile richtig durchkämpfen. Rücksichtnahme ist wichtig. Das erwarte ich auch von jungen Leuten. Denn durch das ganze Gewühl werden die Leute aggressiv. Ich wohne gerne hier und ich möchte auch hier bleiben. Aber wie manche Leute reagieren, das ist nervig. Neulich meinte einer zu meinem Mann: Hey, hey, hey, willste eins aufs Maul!? Solche Reaktionen dürfen nicht stattfinden!

Colin

Musician walks Tape

S: Where have you been, before you came to Sonntagstrasse?

C: Today I made myself a smoothie and then I went to walk my dog around the streets. I am born in the USA, but I grew up in France. But France was not a convenient place to live for me. I did not feel at home there and in peace with the city. In Berlin I felt - even though I am an artist and a little bit weird and strange - I felt really accepted and actually I felt like part of the whole. More than anywhere else. I was really happy to find this place.

S: What is typical Sonntagstrasse?

C: Berlin is a dog-friendly city and I really appreciate this. Dogs are quite well educated and accepted.

S: Is Tape well educated?

C: I did not want him to be like a house dog. I want him to stay a bit wild, I respect his natural state. But I am also a good citizen, so I have to be cautious about everyone's safety. I trained him to a certain limit... But I can't let him off the collar now. Only at night, I let him run free.

S: What do you like about Sonntagstrasse?

C: I like the big trees. I really feel the energy of the trees.

S: Is there anything you don’t like about Sonntagstrasse?

C: Don't like? About this street? No, not really. I look more at things I like in life in general. I think this street is part of those.

S.: Is there anything you can recommend to people from Sonntagstrasse?

C: I think we should not let the big telecom companies put G5 antenna in every street. If there is something important to keep the streets safe and the place where we live, it’s definitely to be mindful about those antennas and radiations.

Steffen

Nimmt es mittlerweile locker

S: Wer bist du?

S: Steffen.

S: Und du wohnst in der Sonntagstrasse?

S: 12 Jahre. Immer in der gleichen Wohnung.

S: Was hat es mit diesem Schild auf sich?

S: Ich mach aus Holz Fussballzeichen. Stuttgart, Herta, Bayern, Dortmund.. Alles. Ich lass das kopieren, vergrößern. Dann werde ich mir Holz besorgen. Ich bastle Holz, dreh die Platte um, dann wird es schwarz gemacht. So das ich vorzeichnen kann. Durchgedrückt, dann kommen die Farben ins Spiel. Rot, Weiss, Gelb und so weiter. Dann kommt der Bär in die Mitte. Ist im Stadion auch nicht anders. Das Aussägen dauert zwei Stunden. Union ist aufgestiegen. Da läuft es. Steigt Union ab, läuft es nicht. Ganz einfach. Ist Bayern Weltmeister, hab ich Aufträge.

S: Und die verkauft du?

S: Ich muss ja die Farbe auch zahlen. Ich muss die Lacke zahlen. Die Sägeblätter. Also muss ich was verdienen. Ich bin ja kein Schwein, aber man muss was bezahlen dafür. Am Gemüsemarkt, da hab ich so n Abnehmer. Dafür bekomme ich 70 Euro.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

S: Garnichts. Ich sag die Wahrheit. Was geht hier denn ab?! Die beklauen sich gegenseitig, schlagen sich auf den Kopf, wegen einem Joint oder n Scheiss, weisste? Was ist denn hier schön dran? Schön ist anders. Straussberg ist schön. Also war mal schön.

S: Gibt es gar nichts? Hier der Späti oder so?

S: Doch klar, weil ich Stammkunde hier bin. Sie sind korrekt.

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

S: Ich bin aus Brandenburg. Durch meine Ex. Weil die schlussgemacht hat, damals. Also musste ich mir was einfallen lassen.

S: Ist die Sonntagstrasse keine gute Alternative?

S: Ja ich beschwer mich ja auch nicht. Aber ich könnt abkotzen manchmal. Im Strahl, ehrlich!

S: Und deine Tattoos?

S: Ey, das ist von Ostzeiten, DDR, schwarze Pumpe.

S: Bei dem Kraftwerk? Kenn ich.

S: Ja, ja. Cottbus. Ist n Knast. Da hab ich lange gesessen, da hab ich die Scheisse machen lassen. Ich hab damals dreieinhalb Jahre gekriegt. Also was soll die Scheisse. Von Erich. Dann kam die scheiss Amnestie, weisste. Da haben sie mich rausgeschmissen.

S: Vor der Wende?

S: Keine Ahnung. Ich hab ja mit der Wende nichts zu tun gehabt! Frag mich nicht nach Jahren, ok?

S: Ok.

S: Ich bin dann raus. Bin ich in so n Heim gekommen. Wurde ausgefragt, von der Stasi. Da bin ich nach Bayern gekommen. Die haben mich ausgepresst wie ne Zitrone. In Bayern hab ich beim Tiefbau gearbeitet, für die Bundespost. Aber es ist mir zu kalt da unten. So hoch Schnee. Hat kein Spass gemacht. Dann bin ich abgehauen und bin hier gestrandet…

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse? Vielleicht etwas das es so nur hier gibt?

S: Kifferei. Ja. Ist so, ehrlich. In Straussberg haste sowas selten, ehrlich. Hier an jeder Ecke. Hier wird nur gekifft. Ist so, ehrlich.

S: Stört dich der Geruch?

S: Ne, ich lauf vorbei, dann war die Sache hinter mir.. Ich sauf ja selber Bier und Schnaps, also… Ich lauf vorbei und Tschüsikowski!

S: Gibt es etwas, dass du den Leuten in der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

S: Nicht einziehen.

S: Und den Leuten die schon hier wohnen?

S: Ausziehen. Erstens ist die Miete so teuer. Die Mieten werden immer teurer. Ich würde hier nicht herziehen, nochmal nicht. Ich bin damals durch Zufall hergekommen. Mein scheiss Betreuer hat mich damals hierher verfrachtet. Lag ja nicht an mir.

S: Wo glaubst du ist es besser?

S: Nirgendwo. Besser ist es nirgendwo. Ist doch Schwachsinn. Die können auch hier bleiben und weiter draufzahlen. Ich weiss es nicht… kann ich nicht sagen.

S: Alles klar, danke für das Inteview!

S: Jetzt wo wir schon hier sind, können wir ja weiter quatschen! Aber nur was ist interessant ist. Ehrlich…

S: Klar, es geht hier um die Sonntagstrasse. Was ist denn der typische Passant?

S: Der geht arbeiten. Der steht früh auf. Wie mein Kumpel Eddy. Weisste. Der arbeitet im Gerüstbau. Muss um 4 Uhr raus, kommt um 20 Uhr nach Hause. Das sind so typische Leute, weisste.

S: Aber es gibt doch die ganzen Touristen…

S: Halt ich gar nichts von. Die kommen hier her, müllen alles voll. So siehts aus.

S: Was hast du beobachtet in 13 Jahren?

S: Mann, seit ich hier wohne, haben sie viel gebaut. Die ehemalige Schule, sind Eigentumswohnungen. Es soll ne Strassenbahn gebaut werden, noch n Flughafen. Ich bin 53 und ich zieh hier nicht mehr aus. Vergiss es. Bis ich den Löffel abgebe.

S: An der Ecke Holteistrasse hat mal die kleine Bude gebrannt? Was ist passiert?

S: Ich kann ja von meiner Küche direkt zur Klappe rüberkiken. Und da sehe ich was leuchten. Da hat die ganze Klappe gebrannt. Die Stammkunden haben es wieder aufgebaut. Wie der Uwe, der ist Stammkunde und hat mit wieder aufgebaut. Ehrenamtlich. Die ganzen Kunden, die jetzt da saufen, die haben es wieder aufgebaut. Aber wie lange steht der Laden noch? Schade ehrlich!

S: Hattest du mal Ärger mit der Polizei, seit du hier wohnst?

S: Ich hab mal die Bullen verarscht. Macht man zwar nicht, aber ich habs gemacht, ok? Ich hab mich bei der Kirche versteckt. Und die Bullen standen mit der Wanne hier. Acht Bullen. Und haben mich gesucht. Aber ich stand an der Kirche… Da ich aber dann Durst hatte, wolle ich rüber zum Spätkauf zum Bier holen. Und der eine Bulle hat mich wiedererkannt… Handschellen und ab ins Urban-Krankenhaus. Psychiatrie. Mehr kann ich dazu nicht sagen.

S: Puhh!

S: Aber die haben meine Scheibe eingetreten.. Musste ich selber ersetzen, die Scheisse. Die haben alles durchsucht, dachten ich hab mich versteckt. Hinter der Couch. Aber ich war ja an der Kirche und hab abgelacht.

Stefanie

Schereschwingend

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

S: 2012 hab ich hier aufgemacht und bin jetzt schon im siebten Jahr*. Ich habe früher in der Kastanienallee gearbeitet, war dann ein Jahr in Australien. Dann wieder zurück, hab meinen Meister gemacht, 2011. Und dann sofort hier her, ein nahtloser Übergang. Der Plan war ein Laden mit Wohnzimmer-Atmosphäre, ich wollte etwas kleines, gemütliches. Das schätzen die Kunden, weil sie sich wohlfühlen.

S: Was ist der Swinging Scissors für ein Laden?

S: Wir sind spezialisiert auf 50er Jahre-Haarschnitte, speziell für die Männer. Meine Kollegin Lexie ist spezialisiert auf Farbe. Wir machen Victory Rolls bei den Damen und waren schon bei vielen Hochzeiten dabei, wenn Leute im 50’s style geheiratet haben. Für Männer Fassonschnitt, ordentlich zwei Finger über dem Ohr. Wie früher halt, das Klassische.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

S: Ich liebe meine Strasse. Die Menschen sind mega nett, man wird gut aufgenommen, man hilft sich, trink Kaffe zusammen, sie kommen zum Haaremachen oder man schnackt halt mal so. Schön familiär. Wir habe Stammkunden, die mittlerweile Freunde geworden sind. Das ist mega special!

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

S: Es gibt viele vietnamesische Restaurants. Was anderes mal wäre gut. Aber es macht ein Asiate nach dem anderen auf. Die sind gut - das ist es nicht! Wenn man bei dem Neuen vorne an der Ecke zum Essen geht, ist das wie Urlaub. Trotzdem ist es schade, dass das Zebrano weg ist.

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

S: Als die Baustelle vor unserer Türe war, hat man uns nicht mehr gesehen. Das war schlecht.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

S: Wovor wir etwas Angst haben, das immer mehr von dem verschwindet, was Berlin ausmacht. Alles wird schicker. Wenn zB die Tram kommt, wird es schon schwierig. Dann weiss ich nicht ob ich bleiben kann.

* www.facebook.com/SwingingScissor/

Herr Drewicke

Hält den ganzen Laden irgendwie zusammen

S: Wo waren Sie, bevor Sie in die Sonntagstrasse gekommen sind?

D: Ich komme jeden Tag von Beelitz hier her. Ich bin Haushandwerker bei Borger & Partner. Wir sind seit Anfang der 2000er-Jahre hier. Sonntagstrasse, Böklinstrasse, Lehnbachstrasse und Grünberger. Ich mach kleine Reparaturen, aber mein Hauptgebiet ist eigentlich Heizung-Sanitär. Aber auch Fenster, Türen, kleine Sachen. Natürlich Graffiti-Beseitigung.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

D: Mein Dönerladen ist hier, dem ich seit 15 Jahren die Treue halte. Im ernst: die Strasse selber ist schon attraktiv und wird immer mehr zum Publikumsmagneten. Später, mit der Strassenbahn, wird sie das vielleicht noch mehr. Deswegen sind die Leute geteilter Meinung. Den Bewohnern der Sonntagstrasse wird eine Strassenbahn nicht gefallen. Mir persönlich wird sie auch nicht gefallen.

Aber ja, es gibt einen Haufen Gaststätten. Die alten Häuser sind saniert. Damit ist richtig schön Leben eingekehrt in die Sonntagstrasse.

S: Was ist schlecht an der Sonntagstrasse?

D: Schlecht kann man nicht sagen… vielleicht der Park vorne? Tagsüber geht das alles, aber ich hab gehört abends, da ist da ganz schön Stress. Aber ich bin nicht da abends, weil ich 60km von hier weg wohne. Daher konnte ich das noch nicht so geniessen. Und weil die Mieten steigen, durch die Sanierungen, beschweren sich die Leute. Das ist ne Sache die bleibt nicht aus. Aber wenn man die Häuser davor gesehen hat, in welchen Zustand die waren… Die Nr. 26 ist 2007 saniert worden, ich bin seit 2004 regelmässig hier. Ich kenne die Strasse noch mit diesem Ost-Charme, das ging eigentlich gar nicht. Und wenn man das jetzt sieht, das sieht schon toll aus.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

D: Hier wohnt ein relativ gemischtes Publikum, weil es ganz viele Zuzüge gibt. Aus dem ganzen Bundesgebiet. Wenn man das hört, die Leute kommen von hier und dort, aus Westdeutschland… Leute die hier Arbeit finden, aber nicht lange bleiben. Besonders in den kleinen Wohnungen wird schnell durchgewechselt. In den größeren Wohnungen sind Familien sesshaft geworden. Leuten denen es gefällt. Es ist eine schöne Strasse und manche Leute leben so, als wäre immer Sonntag.

S: Gibt es etwas, dass Sie den Bewohnern der Sonntagstrasse mitteilen wollen?

D: Die Mieter haben eigentlich alle meine Nummer und können mich immer anrufen. Den meisten Leuten kann man schon am Telefon helfen, beispielsweise wegen einem Rauchmelder. Den Rauchmelder mit einem Besen ausschalten oder demontieren. Und bei Notfällen stehen die wichtigsten Nummern im Hausflur. Wir sind Montag bis Freitag im Einsatz, aber ich stehe notfalls auch am Sonntag zur Verfügung.

S: Ach, so wie heute?

D: Nein, nein. Heute ist Freitag. Und ich gehe davon aus, dass auch dieses Wochenende alles ruhig bleibt.

Merlin

Passt perfekt

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

M: Ich war bei mir im Proberaum, bei der Bandprobe. Ich bin Schlagzeuger, spiele Hard Rock, auch bisschen in die Richtung von Punk. Aber hauptsächlich Hard Rock. Ich hab zwei Bands zur Zeit, Japanese Girlfriend und Sunday Mayhem

S: Sunday Mayhem - das passt gut. Was ist das für ein Shirt?

M: Das ist von der APPD Berlin. Das ist so ein Lebensmotto, kein Bock auf Arbeit. Also solange ich nicht arbeiten muss, werde ich es auch nicht tun. Trotzdem sucht man ja Möglichkeiten, um an Geld zu kommen. Aber ich hab kein Bock im Büro zu sitzen, da mach ich lieber Mucke und verdiene so meine Kohle.

S: Das passt zum Thema Sonntag.

M: Schon. Wobei eigentlich ist jeder Tag frei für mich. Trotzdem hat man am Sonntag dieses Wochenendgefühl. Da kann man sich noch mal besonders entspannen und muss noch weniger arbeiten. Einfach den Tag geniessen.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

M: Ich finde das ganze Viertel gut und die Strasse ist ja Teil des Viertels. Wir treffen uns oft hier am Dreieckspark mit Freunden. Ich wohne schon immer hier in Friedrichshain, bin oben in der Rigaerstrasse geboren. Jetzt wohne ich am Boxi.

S: Du bist also schon immer Punk?

M: Ja, vielleicht...

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

M: Das Flair von dem ganzen Viertel, es ist schwer zu beschreiben, Friedrichshain eben.. mit den ganzen Altbauten… und die Bäume, das gefällt mir!

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

M: Ja, vielleicht die Touristen, das wird bisschen viel langsam. Aber so doll stören die mich auch nicht… Sonst fällt mir nichts ein.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

M: Lasst euch nicht aus dem Viertel vertreiben!

S: Übrigens, bald ist diese Serie komplett, dann sind es 100 Portraits. Du bist nr. 97.

M: Das passt doch perfekt, ich bin ’97 geboren!

Lieu

Toleranzexpertin

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

L: Ich komme aus Italien, seit sieben Jahren bin ich hier in Berlin. Ich habe am Prenzlauer Berg gewohnt, in Steglitz und am Comeniusplatz. Jetzt bin ich in der Nähe vom Nöldnerplatz, in Lichtenberg. In Italien war ich in verschiedenen Städten. Ich komme aus Genua, habe einige Jahre in Bologna und in Rom gelebt. Dann bin ich nach London. Jetzt arbeite in einer großen Berliner Firma, die nach ganz Europa, in die USA und nach China verkauft.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

L: Ja, sie ist mega gut!

S: Finde ich auch - aber was ist gut?

L: Die Strasse ist entspannt, man kann einfach mal einen Kaffe hier am Späti trinken. Den Leuten zuschauen, wie sie rumlaufen. Ich liebe diese Strasse. Ich fühle mich zuhause hier.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

L: Es ist hier ganz anders als in Genua oder Mailand oder London. Londoner sind sehr posh, snobby. Vielleicht ist es in ein paar Jahren hier auch so posh, aber momentan - nein! Also diese Mischung hier, die ist besonders. Der Grund ist vielleicht, dass es nicht so viel Geld gibt. Das ist immer gut für die Atmosphäre. Das bringt Solidarität. Die Leute mit schönen Klamotten, die sich auf die Strasse setzen und ein Bier trinken - das ist magic für mich.

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

L: Hmm… na ja vielleicht.. manchmal gibt es zu viele betrunkene Leute. Dann ist die Atmosphäre vielleicht nicht so schön und man muss etwas aufpassen. Besonders wenn man Transsexuell ist. Also ich bin ja auch manchmal betrunken, das ist eigentlich ok, aber manchmal ist jemand einfach zu verrückt.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

L: Was man hier machen sollte? Es gibt die Schwule Beratungsstelle*, gleich um die Ecke. Und das schöne Transfair Cafe**. Aber das hat immer zu, wenn ich komme. Aber hier am Späti ist es genauso gut. Berlin ist sehr Tolerant. Mit Toleranz meine ich auch, nicht immer in Klassen zu denken. In Italien kannst du zwar tolerant sein und trotzdem in Sozialen Klassen denken. Ich bin hier, mit meinen schönen Freunden und du bist dort, mit deinen Freunden. Hier ist das nicht so. Sogar im Prenzlauer Berg, in einer fancy Strasse, mit jungen Berliner vegan-hipster-Familien. Sie leben dort ganz normal und mischen sich mit den anderen Leuten. Wenn du in Italien etwas verrückt bist, mit bunten Haaren, Tätowierungen oder Piercing, aber du machst einen kreativen Job, dann ist alles ok. Die Leute sagen: er ist so, weil er ein Artist ist. Aber wenn du keinen guten Job hast und so rumläufst, dann sagen die Leute: was willst du, Bitch?

* www.facebook.com/cafeundbistrotransfair

** www.facebook.com/Lebensort-Vielfalt-376314869182946/

Silke, Stefan, Minu, Glen

Made in Friedrichshain

S: Wo wart ihr, bevor ihr in die Sonntagstrasse gekommen seid?

Si: In der Rigaer Strasse - da haben wir gewohnt. Als Kind in Altdöbern, zwischen Cottbus und Dresden. Ich bin Brandenburgerin.

St: Ursprünglich komme ich vom Bodensee. Vor der Sonntagstrasse habe ich mit Silke in einem alten Haus in der Rigaer Strasse gewohnt. Mit Ofenheizung und einfachen Fenstern. Und als Minu geboren wurde, sind wir in die Sonntagstrasse gezogen.

M: Heute war ich nur in der Sonntagstrasse. Gestern in Kleinmachnow. Papas Freund hat ein Kind und das wurde eingeschult und da gab es eine Feier.

G: Ich war auf dem Kinderfest. Dort gab es eine Hängematte und ein Trampolin und eine Schaukel!

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

G: Die Autos.

S: Welche gefallen dir besonders?

G: Porsche.

S: Da gibt es aber nicht so viele hier in der Strasse, oder?

G: Eigentlich schon!

St: Ich mag die Anbindung zum Ostkreuz, das es einen Park gibt, eine Eisdiele, einen Friseur… Freunde wohnen hier. Ich empfinde es als sehr familiär. Deswegen mag ich die Sonntagstrasse.

Si: Ich mag die Leute! Und die Bäume - auch wenn die kleben - aber ich mag die Linden.

S: Gibt es etwas, dass ihr den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdet?

Si: Die Genossenschaft kann ich jedem empfehlen. Es ging sehr schnell, das wir eine Wohnung bekommen haben. Aber das ist auch schon zehn Jahre her.

St.: An die Bezirksverwaltung: Wenn man so viele Wohnungen baut, dann muss man schauen, wo die Leute und Kinder hingehen können. Sportplätze und Grünflächen sollten nicht reduziert werden. Es sind immer mehr Leute hier, aber die Freiräume sind natürlich nicht mitgewachsen.

S: Gibt es etwas, dass euch an der Sonntagstrasse stört?

St: Die üblichen Berliner Sachen. Aber man hat sich schon daran gewöhnt. Die Glasscherben zum Beispiel. Oder der viele Dreck am Spielplatz. Wenn man in einer Großstadt wohnt, kommen viele unterschiedliche Leute zusammen. Da muss man mit gewissen Sachen klar kommen.

Si: Die Klassiker. Kippen, Scherben. Und jetzt E-Roller, es ist sehr voll. Die Strassenbahn brauchen sie gar nicht erst bauen.

St: Die Tram… Ach ja. Da haben wir ja schon vor 7 Jahren einen Film* darüber gemacht. Halte ich nach wie vor für Schwachsinn.

M: Manchmal brüllen manche auf der Strasse. Manchmal gehen da so komische Leute und die schreien sich an. Das ist komisch.

G: Ich höre laute Autos die rumpreschen und holpern und ganz laute Geräusche machen. Und Vollbremsungen. Und wenn sie sich streiten die Menschen, dann schreien sie so laut!

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

Si: Der Durchgangsverkehr. Der kleine Kiosk vorne an der Ecke, Touristen, Friedrichshainer Familien, Hängengebliebene, Durchgeknallte. Sie alle.

M: Wenn man ins Haus reingeht, sieht man Blumen die da hingemalt wurden.

St: Der typische Passant hat einen Rollkoffer dabei.

M: Es ist eine schöne Strasse! Und es ist ist cool für mich, weil meine Freundin hier im Haus wohnt. Meine Freundin und ich und mein Bruder wir gehen manchmal in den Hinterhof, aber da gibt es eine Oma die uns dann wegschickt. Weil wir dort im Blumenbeet nicht spielen sollen. Auch nicht in den Büschen. Sonst spielen wir gerne im Helenenhof, da trifft man immer jemanden. Da kann man spielen wo man will. Man kann Klettern, dass ist cool.

*www.youtube.com/watch?v=3roVl-hkJz4&t=1s

Gregor

Sonntags-Blogger

S: Wo warst du, bevor du in die Sonntagstrasse gekommen bist?

G: 10 Jahre in Italien, 10 Jahre in München, 1 Jahr in Bangkok und seit über 15 Jahren hier in der Sonntagstrasse. Nur während der Kernsanierung hab ich ein Jahr in der Lenbachstrasse gewohnt. Aber direkt an der Ecke, also mit Blick auf die Sonntagstrasse.

S: Was ist gut an der Sonntagstrasse?

G: Die Menschen die hier leben und sich kennen. Man grüßt sich, hilft sich und sitzt trotzdem nicht wie auf dem Dorf aufeinander. Und ich mag die vielen Besucher - also die meisten Besucher. Die vielen Gäste und der schnelle Wandel hier in der Gegend, mit tausenden neuen Bewohnern, machen die Strasse und die ganze Gegend sehr lebendig. Von meinem Balkon aus schaue ich auf ein riesiges Wimmelbild.

S: Was ist typisch für die Sonntagstrasse?

G: Der typische Nutzer der Strasse ist tolerant, freundlich und aufgeschlossen*. Für diesen Blog habe ich 99 Interviews geführt und hab dafür maximal 110 Menschen ansprechen müssen. Was ich sagen will: alle haben wenigstens kurz zugehört, wenn ich sie angesprochen habe. Es war wirklich einfach Leute zu finden, die Lust hatten, ein paar Worte zum Thema Sonntagstrasse zu sagen. Nette Menschen sind oft auch zufriedene Menschen.

S: Gibt es etwas, dass dich an der Sonntagstrasse stört?

G: Ich bin mir nicht sicher ob es am Alter liegt oder am tatsächlich gestiegenen Lärmpegel. Jedenfalls kann ich seit ein paar Jahren nicht mehr mit offenem Fenster schlafen. Wobei mich am meisten die Autos stören. Besonders die Lastwagen und die Taxis, die zu schnell fahren. Da wackelt das Geschirr bei mir im Schrank. Und das ist keine Übertreibung. Ich hoffe ich kann eines Tages in eine Wohnung im Hinterhaus ziehen.

S: Gibt es etwas, dass du den Bewohnern der Sonntagstrasse empfehlen würdest?

G: Vergesst nicht, wie lebenswert diese Strasse ist. Es wirkt manchmal so, als ob die Welt verrückt geworden ist. Das geht einige Kilometer von hier los, wo 15% eine Partei wählen, die unsere Strasse vermutlich als Musterbeispiel für “Links-Grün-Versifft” sieht. Von Brasilien bis nach China und ins Weisse Haus - überall der reine Wahnsinn. Die Sonntagstrasse und der ganze geografische Osten Berlins sind wie eine Insel. Ein bisschen wie im Film Casablanca treffen sich hier Menschen aus aller Welt, auf friedlichem Territorium. Und man kann hier lachen, die Leute haben Humor. Erst gestern wurde mir beispielsweise von Steffen** mitgeteilt, das er gar nicht wusste, was für ein Warzenschwein ich eigentlich bin. Das kannst du dir nicht ausdenken.

S: Das ist jetzt das 100. Interview für diese Serie. Was jetzt?

G: Irgendetwas wird mir schon einfallen. Aber diese Serie ist erst mal fertig. Noch mal Danke an alle die mitgemacht haben!!

* Danke Christian für das Bild

** Portrait vom 14. Juli 2019