Lara Panu Careddu 4bK - Kunstgymnasium Bruneck

Home

Illustration

Das Nilpferd - Marie von Ebner- Eschenbach

Das Nilpferd - Marie von Ebner-Eschenbach

Eine Raupe legte sich einmal - Abwechslung ist gut, dachte sie - zu ihrer Einpuppung in die Haut eines Nilpferdes. Was da geschah, weiß man nicht, und es wird auch niemals erforscht werden, aber statt eines ganzen Schmetterlings krochen nur ein paar große, herrliche Schmetterlingsflügel aus; sie hatten einen purpurnen Saum und bewegten sich zierlich beim geringsten Luftzug und schimmerten im Sonnenschein wie Kolibrigefieder. Ein anderes Nilpferd bemerkte die seltsame Erscheinung auf dem Rücken des Genossen und sagte: „Du hast ja Flügel."du hast Flügel, du kannst ganz gewiß fliegen!" Und als es eine zweifelnde Miene machte, riefen die andern: „Versuch' es nur, es muß gehen; o, wenn du doch einen Versuch machen wolltest!" Das Nilpferd war zu eitel um zu gestehen, daß es den Versuch schon gemacht hatte, und daß es nicht geraten war. So erwiderte es denn mit Wichtigkeit: „Resultate, nicht Versuche gehören vor das Publikum." Und als am nächsten Tage die Kameraden fragten: „Nun, du Beflügelter, bist du geflogen?" da erwiderte es:„Freilich, so eine Spritzfahrt nach Zanzibar hinüber habe ich unternommen."O, wie staunten sie ihn an, wie bewunderten und beneideten sie ihn, den Adler unter den Nilpferden. Er fing an sehr krittlich zu werden in der Beurteilung der Flüge der Vögel, zwinkerte zu ihnen hinauf und sagte:„Pah, wenn ich wollte, wie ganz anders würde ich das machen.“ Seine Anhänger wiederholten: „Pah, wenn er wollte, da wurden wir was erleben." Eines Tages geschah's, daß ihm der Wind seine Flügel wegblies. Ein Freund bemerkte es und rief ihn an: „Wo sind deine Flügel? du hast keine Flügel mehr."

Plastik

Malerei

Bildserie