Naturschutz, Bildung, forschung Bericht September - Dezember 2023

Biodiversität und Ressourcen-Management

Überwachungsprogramm des Grünen Aras: Das Monitoring der Populationen ist von entscheidender Bedeutung für die Festlegung von öffentlichen Schutz- und Erhaltungsmassnahmen für diese vom Aussterben bedrohte Papageien-Art. Seit 2019 wird in Costa Rica eine landesweite Zählung des Grünen Aras (Lapa Verde) durchgeführt. Die jährliche Zählung dieses Vogels, der unserem Naturschutzgebiet Lapa Verde seinen Namen gibt, ist für uns ein jeweils ganz besonderes Ereignis.

In diesem Jahr bildete das Refugio Lapa Verde zusammen mit den Organisationen Macaw Recovery Network, dem Centro Científico Tropical und Horizon Conservation (Kolumbien) das Organisationskomitee für diese Veranstaltung, die vom 29. September bis zum 2. Oktober stattfand. Dies war der bisher grösste lateinamerikanische Event für das Monitoring dieser Papageien-Art.

Standorte für die Zählung des Grünen Aras im Jahr 2023

Programm für einheimische Bienen: Auf dem 13. mittelamerikanischen Kongress für einheimische Bienen in Ciudad Guzmán, Jalisco, Mexiko, durften wir unser neues Schutzprogramm für native Bienen vorstellen. Die Ergebnisse aus dem ersten Jahr des Programms präsentierten wir anhand eines Posters mit dem Titel: «Programm für einheimische Bienen des Refugio Lapa Verde: Formulierung und Umsetzung einer umfassenden Agenda für deren Erforschung und Arterhaltung». In einer Präsentation gaben wir zudem einen Einblick in die Zusammenarbeit des Refugio Lapa Verde mit dem Forschungszentrum für tropische Bienen der Nationalen Universität und der Fakultät für Biologische Wissenschaften der Universität Latina.

In einem weiteren Vortrag orientierten wir über die Forschungsergebnisse aus dem Zucht-Projekt von stachellosen Bienen (Apidae: Meliponini) in Sarapiquí, für welches unsere Mitarbeitenden Daniela Sánchez Araya (Leitung) und Randall Montoya Solano (Koordination) zuständig sind.

Foto aus dem Forschungsprojekt

Die Reise an den Kongress in Mexico beinhaltete zudem einen Aufenthalt bei der Abteilung San Cristóbal des Colegio de la Frontera Sur in San Cristóbal de las Casas, Chiapas. Zusammen mit dem Ecosur-Bienenteam und dem Koordinator des Bienen-Programms des Kongresses in Mexico nahmen wir an einem einwöchigen Workshop teil, um den Zustand der in Mittelamerika heimischen Bienen zu beurteilen.

Programa Ecovida-Aetos Hawkwatch: Die neue Zugsaison für wandernde Greifvögel hatte am 1. September begonnen. Für uns war dies die erste Herbstsaison als offizielle Beobachtungsstelle für dieses Naturphänomen. Der Erfolg des «Ecovida-Aetos Hawkwatch-Teams» widerspiegelt sich in der Zahl der registrierten Raubvögel. In dieser Herbstsaison wurden insgesamt 2'485’584 vorbeiziehende Greifvögel erfasst.

Es wurden u.a. folgende Arten registriert: Vom Schwalbenweih (Elanoides mississipiensis) 208’833 Individuen und vom Präriebussard (Buteo swainsoni) 496’413 Exemplare. An nur einem Tag wurden vom Präriebussard gar 236’059 Exemplare gesichtet! Erwähnenswert sind auch die Breitflügelbussarde (Buteo platypterus) mit insgesamt 708’427 Individuen sowie die Truthahngeier (Cathartes aura), von welchen mehr als eine Million im bisherigen Saisonverlauf gezählt wurden. Der 25. Oktober war der Rekordtag, an dem wir 420’925 Raubvögel zählten, die unser Naturschutzgebiet überflogen.

Überwachung der Wildtiere: In den letzten Wochen hatten wir begonnen, unsere Kamerafallen im Sektor Pueblo Nuevo an neuen Standorten zu platzieren, und dies mit sehr positiven Ergebnissen. Im ersten Monat konnten wir grosse Pflanzenfresser (u.a. Tapire) wie auch Fleischfresser (Puma, Ozelot und Tolomuco) nachweisen. Zudem registrierten unsere Fotofallen Gürteltiere, Pekaris, Waschbären, Nasenbären, Wickelbären und die drei am Karibikhang vorkommenden Affenarten (Brüllaffe, Kapuzineraffe und Klammeraffe). Diese Aufzeichnungen sind ein hervorragender Indikator für den guten Zustand der Ökosysteme im Refugio Lapa Verde und ein deutlicher Beweis für den Erfolg der in der Vergangenheit unternommenen Naturschutzmassnahmen.

Dank unserer Schutzanstrengungen nimmt die Anzahl der Tapire stetig zu.

Forschungs- und Schutzprogramm für Amphibien und Reptilien: Dank des Engagements unseres Forschungsteams und der Freiwilligen konnten bis jetzt 73 Amphibien- und Reptilienproben gesammelt werden. Seit Lancierung dieses Überwachungsprogramms wurden insgesamt 107 Arten nachgewiesen. In den letzten Monaten kamen folgende vier Arten hinzu: die Schnappschildkröte Chelydra acutirostris , der Pilzzungen-Salamander Bolitoglossa alvaradoi , der Glasfrosch Teratohyla pulverata und der Laubfrosch Agalychnis saltator.

Ein Pilzzungen-Salamander - neu entdeckt im Refugio Lapa Verde

Unser Forschungsprogramm war zudem am 5. Internationalen Amphibien- und Reptiliensymposium präsent, das vom 7. bis 10. September in Chilamate, Sarapiquí, stattfand. Dabei orientierte unser Biologe Jonathan Verga als Projektverantwortlicher über die Ergebnisse des Monitorings, das seit 2020 im Refugio Lapa Verde durchgeführt wird.

AUSBILDUNG IM NATURSCHUTZGEBIET

Programm «Aula Verde»: Innerhalb unseres Freiluft-Bildungsprogramms fand vom 9. bis 11. November der zweite Amphibien- und Reptilienkurs des Jahres 2023 statt. Dieser Workshop wird jeweils von Reiseleitern, Studenten und Liebhabern der Ökologie gleichermassen mit grosser Vorfreude erwartet.

Teilnehmer des 2. Kurses des Jahres über Amphibien und Reptilien

Uni-Abschlussarbeiten: Zurzeit führen drei deutsche Studierende (Astha Gurung, David Becker und Eduardo Rodriguez) vom Institut für Tropische Agrarwissenschaften der Universität Hohenheim ihre Masterarbeit im Refugio Lapa Verde durch.

Forschungsthese über die Waldfragmentierung

Berufspraktikum: Im Rahmen des Kooperationsabkommens zwischen der Nationalen Universität und der Ecovida Stiftung absolviert die Studentin María Fernanda Rojas ihr Berufspraktikum im Refugio Lapa Verde. Mit Unterstützung unseres Teams zur Erforschung der heimischen Bienen untersucht María die Vielfalt der Aasfresser-Bienen und deren Einfluss auf die Umwelt.

AUSWIRKUNGEN AUF DIE BEVÖLKERUNG VON SARAPIQUÍ

Öffentlichkeitsarbeit des Refugios: Das Refugio Lapa Verde war an verschiedenen Orten und Aktivitäten präsent, um unsere Naturschutzanstrengungen vorzustellen (insbesondere in den Bereichen Umweltbildung und -sensibilisierung). Am 19. Oktober hielt unser Team auf dem 5. Symposium für nachhaltige Entwicklung der Universidad Latina in San Pedro, San José, einen Vortrag über unsere Erfahrungen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit zum Erhalt von Naturschutzgebieten.

Am 28. Oktober fand die 1. Barbilla-Nairí Awarí-Konferenz über Biodiversität und Umwelterziehung in Siquirres statt. Am Beispiel des Bildungsmodells des Refugio Lapa Verde hielten wir ein Referat über mögliche Aktivitäten zur Integration der Bevölkerung im Bereich Umweltschutz.

Unser Teammitglied Randall Montoya berichtet über die Naturschutzaktivitäten des Refugio Lapa Verde

Zudem widmete die Journalistin Blandine Guignier von Terre & Nature kürzlich einen Artikel über den Entwicklungsverlauf und die Anstrengungen des Refugio Lapa Verde zum Schutz des Grünen Aras und seines Lebensraums.

Netzwerkarbeit in der Region Sarapiquí: Unser Ecovida-Team unterstützte das Projekt «Garten für die Fauna» der IDA-Schule Sarapiquí in der Gemeinde California Tico. In Zusammenarbeit mit der Schule wurden Instandhaltungsarbeiten und Neubepflanzungen vorgenommen sowie die Gartenfläche vergrössert. Dank des Netzwerks zur ökologischen Wiederherstellung der nördlichen Zone Costa Ricas und dank Pflanzenspenden der Organisation für Tropenstudien und der Naturschutzorganisation Reserva Biológica Tirimbina konnte dieses Projekt realisiert werden.

In den letzten Monaten war das Ecovida-Team bei verschiedenen Aktivitäten in den benachbarten Gemeinden zum Refugio Lapa Verde präsent. Das Team hielt Aufklärungsvorträge und bot Raum für den Dialog über Umweltfragen. Einige dieser Aktivitäten waren die Umweltmesse La Luisa, das Gemeindefest in Puerto Viejo und die Umweltmesse der Organisation Best Chocolat. Ausserdem fand die zweite Ausgabe des «Semillatón» des Jahres 2023 statt. Diese Aktivität wird durch das Netzwerk zur Wiederherstellung der Ökosysteme im Norden Costa Ricas koordiniert und soll die Menschen eine Kultur der verantwortungsvollen Verwendung von einheimischem Saatgut (semillas) vermitteln.

Die Bevölkerung für die Wissenschaft begeistern
Teilnehmende des «Semillatón 2023»

Umweltbildung: Unser diesjähriges Umwelt-Bildungsprogramm für Schulen der ans Refugio Lapa Verde angrenzenden Gemeinden schlossen wir mit einem Workshop über wandernde Raubvögel ab. Ziel ist es, das Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler für das Phänomen der Zugvögel in den Gemeinden von Sarapiquí zu stärken und die Bedeutung gesunder Wälder für die Erhaltung wandernder Greifvögel aufzuzeigen.

Kinder beim spielerischen Erlernen des Zählens von Raubvögeln

BETRIEB DES NATURSCHUTZGEBIETES

ECO-Camping: Der neue Campingbereich in der Nähe des Hauptgebäudes unterstreicht unser Engagement für ein Modell, bei dem Naturschutz und Bildung Hand in Hand gehen. Dank der drei neuen Camping-Plattformen erhöht sich die Unterkunftskapazität im Refugio Lapa Verde von 24 auf 36 Plätze. Dadurch können neu auch grössere Studenten- und Forschungsgruppen empfangen werden. Zudem lassen sich diese Plattformen auch ideal als Freiluft-Klassenzimmer nutzen. Dank der finanziellen Unterstützung einer Schweizer Stiftung konnte dieser Ausbau (inkl. der Verbesserung von Wegen und der Installation einer sanitären Anlage in der Nähe unseres Aussichtsturms) realisiert werden.

Sichere und vielseitig einsetzbare Camping-Plattformen
Die Kapazitätserweiterung steigert unsere Reichweite und ermöglicht Einnahmen.

Überwachung und Schutz des Refugios: Die vielen unterschiedlichen Forschungs- und Überwachungsaktivitäten innerhalb unseres Naturschutzgebietes sind zugleich eines unserer wirksamsten Mittel zum Schutz der Artenvielfalt. Die permanente Anwesenheit von Mitarbeitern, Forschern und Freiwilligen im Beobachtungsturm sowie die häufigen Patrouillen sind effiziente Massnahmen zur Vorbeugung der illegalen Abholzung und Jagd.

Die Überwachung aus der Vogelperspektive mittels Drohne hilft, Bedrohungen zu erkennen.