Smartphone-Makrolinsen-Vergleich Sandmarc 100mm Long range macro und reeflex 240mm Tele plus makrolinsen 200 + 300 mm

Ich bin derzeit mitten in einem Selbstversuch, bei dem ich herausfinden möchte, wie weit ich fotografisch mit meinem Smartphone komme. Dazu habe ich mich selbst herausgefordert, alles, was nicht mit meinem Job als Fotograf zu tun hat, mit meinem iPhone 14 Pro zu erledigen und dabei meine Grenzen auszuloten. Wo brauche ich doch eine „richtige” Kamera? Wo brauche ich zusätzliches Equipment? Was vermisse ich?

Eine erste Erkenntnis: Es ist erstaunlich wenig. Was ich tatsächlich vermisse, sind richtige Makrofähigkeiten. Deshalb habe ich mir das Sandmarc 100 mm Long Range Macro zugelegt. Damit lässt sich wirklich etwas anfangen, wie man an den folgenden Bildern sehen kann:

oben: diverse Aufnahmen mit dem Sandmarc 100 mm Long Range

Im Vergleich dazu einige Aufnahmen mit dem 240 mm und verschiedenen Makrolinsen-Konstellationen:

oben: diverse Aufnahmen mit dem Reeflex G-Series 240 + Makrolinsen (unterschiedliche Kombinationen)

Das zweite, was ich tatsächlich vermisse, sind bessere Tele-Fähigkeiten des Telefons. Das iPhone 14 Pro hat maximal eine „3x-Linse“, die 72 mm entspricht. Hier würde mich ein iPhone ab dem 15 Pro mit einer „5x-Linse” und damit 120 mm weiterbringen. Nun habe ich aber nur das iPhone 14 Pro und habe auch nicht vor, kurzfristig aufzurüsten.

Nun wurde mir eine E-Mail von Reeflex in die Mailbox gespült. Das Unternehmen bietet ebenfalls Zusatzlinsen für Smartphones und auch (sehr gute) Kamera-Apps an. Meine Aufmerksamkeit wurde durch das G-Series Super Tele 240 geweckt. Dieses verdoppelt die Brennweite der Telelinse. Bei iPhones ab dem 15 Pro bedeutet das 5x = 5 × 24 = 120 mm, was sich zu 240 mm verdoppelt. Bei meinem iPhone 14 Pro sieht die Rechnung anders aus und ich komme auf 3 × 24 × 2 = 144 mm. Das sind nicht 240 mm, aber deutlich mehr als 72 mm ohne die Linse.

Zusätzlich interessant bei diesem Objektiv sind die beiden Makro-Nahlinsen, die sich ganz einfach magnetisch davor klipsen lassen. Eine addiert 300 mm, die andere 200 mm. Leider halten die beiden nicht in Kombination magnetisch. Man kann sie jedoch mit Klebeband fixieren, was dann ebenfalls funktioniert.

Da ich der irrigen Auffassung war, dass das Sandmarc- und das Reeflex-Objektiv unterschiedliche Hüllen benötigen, um befestigt zu werden, und ich keine Lust hatte, die Hüllen ständig zu tauschen, habe ich die Makro-Nahlinsen ebenfalls bestellt. Groß war das Erstaunen, als ich nach der Lieferung feststellen musste, dass beide identische Gewinde nutzen, sodass ich keine Hülle wechseln muss. Nun habe ich also mehrere Makro-Objektiv-Optionen, die sich durch verschiedene Faktoren unterscheiden.

1. Die unterstützten Objektive: Sandmarc wird vor die Hauptlinse gesetzt, Reeflex vor die Telelinse. Damit kann man mit dem Sandmarc die Linse mit der besten optischen Qualität nutzen und Bilder mit 48 MP aufnehmen. Zudem kann man einen „optischen” 2-fach-Zoom mit dann 12 MP Auflösung nutzen, was auch die Telelinse des Reeflex liefert.

2. Der Arbeitsabstand: Dieser liegt beim Sandmarc bei etwa 8 cm. Das ist im Insektenbereich nicht optimal, da es bei vielen die Fluchtdistanz unterschreitet. Beim Reeflex sind es, abhängig von den genutzten Nahlinsen, bis zu 30 cm. Das macht es deutlich einfacher, Insekten aufzunehmen.

v.l.n.r. 100 mm, 300 mm, 200 mm, 300 + 200 mm

3. Der Fokusbereich: Der Bereich vom nächstgelegenen bis zum am weitesten entfernten Punkt, an dem die Linse scharf stellen kann, unterscheidet sich ebenfalls sehr deutlich, wie im Folgenden zu sehen ist.

Fokusbereich des Sandmarc 100 mm - ca. 6 bis 9,5 cm
Fokusbereich des G-Series 240 + 300 mm (Lineal war zu kurz 😉) - ca. 26 bis 34,5 cm
Fokusbereich des G-Series 240 + 200 mm - ca. 18 bis 22 cm
Fokusbereich des G-Series 240 + 300 +200 mm - ca. 9 bis 10,7 cm

4. Der Abbildungsmaßstab: Die Aussagen, die ich zum G-Series 240 finden konnte, besagen, dass die 200-mm-Nahlinse einen Abbildungsmaßstab von über 1:1 hat, während die 300-mm-Nahlinse auf ca. 0,7/0,8:1 kommt. Allerdings beziehen sich diese Zahlen auf ein iPhone ab Modell 15 Pro mit der 5x-Linse. Zum Sandmarc habe ich diesbezüglich keine Aussagen gefunden. Betrachtet man die Bilder, so liegt der Abbildungsmaßstab unter dem des Teles mit der 300-mm-Nahlinse. Wenn man jedoch den 2-fach-Zoom nutzt, ist man näher dran als mit der 200-mm-Nahlinse.

Hier sieht man den Vergleich einmal an "richtigen" Motiven. Zunächst ein paar Grasnelken:

oben v.l.n.r. 100 mm 1x, 100 mm 2x, 300 mm, 200 mm, 300+200 mm

Hier nun ein bewegliches Motiv: eine Krabbenspinne, die ihr Frühstück einnimmt. Leider hat sie sich beim Wechsel des Objektivs bewegt, so dass der Vergleich nicht denselben Bildaufbau zeigt. Die Größenordnung dürfte aber dennoch erkennbar sein.

Fazit: IIch habe nun eine Vielzahl von Makrooptionen, die alle in der einen oder anderen Situation ihre Vorteile ausspielen können und wirklich fantastische Makroaufnahmen mit dem Smartphone ermöglichen.

Mir sind das zu viele Optionen, weshalb ich an meinem Plan festhalte, das Sandmarc-Objektiv zu verkaufen. Es wird mit einer Klemme geliefert, in die man das Objektiv schraubt und dann einfach an das Telefon klemmt. Insofern muss man keine passende Hülle kaufen. Einige der Bilder ganz oben sind mit der Klemme entstanden, aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern, welche es genau sind. Das ist auch eine Aussage, denn man erkennt es an den Bildern selbst nicht.

Wer sich interessiert, schreibt mich gerne unter thomas@fotopodcast.de an. Ich gebe das Teil zu einem interessanten Preis ab.

ERSTELLT VON
Thomas Pöhler