Eine Familie auf einer Wanderung. Mutter, Vater, Kind 1, Kind 2. Jedes trägt seinen Rucksack. Im Rucksack: Ausreichend Wasser. Mehr als genug zu essen für die Zeit und Anstrengung. Das Wetter: Besser geht‘s gar nicht. Die Sonne scheint. Aber nicht zu heiss. Es ist schon Herbst. Die Aussicht ins Tal: Herrlich. Auf die Berge: Ein Traum. Die Kinder erzählen Geschichten, stellen Fragen. Es wird gesungen und gelacht. Interessiert beobachtet man einen Schmetterling.
Beat Staub, Pastor, FEG Gümligen, beat.staub@feg-guemligen.ch, Beats Wandererfahrungen in den Herbstferien erinnern ihn daran, dass Gott uns einlädt, bei ihm satt zu werden.
Plötzlich sagt Kind 1: «Wandern ist das Dümmste der Welt.» Papa (versucht sich zu orientieren, was er beim Schmetterling verpasst hat): «Ähm wie, was? Nein, schau mal, wie schön es ist. Schau doch den Schmetterling und die schönen Flügel.» Kind 1: «Der Schmetterling ist mir egal. Ich will Nemo sehen. Das ist mein Lieblingstier.» Papa (reagiert dummerweise mit Sarkasmus – ein beliebtes Mittel bei ihm, um eine Situation zu entspannen): «Ja, und ich Meerjungfrau.»
Der Blick der Mutter ermutigt ihn aber, sich sofort wieder seinem Kind zuzuwenden und etwas Schönes für das Kind zu finden: «Aber wir sind jetzt halt in den Bergen, da gibt es dafür Kälbchen. Guck mal da drüben, da trinkt grad eines bei seiner Mama.» Kind 1: «Ja, toll, das muss wenigstens nicht den Berg hoch und runterlaufen. Das kann einfach hier auf der Weide chillen.» Kind 2: «Ja, genau. Ihr seid unfair, uns bei solchem Wetter auf den Berg zu hetzen. In der Sonne ist es viel zu heiss und im Schatten viel zu kalt.» Mama (die natürlich viel schneller versteht, was passiert): «Möchtet ihr etwas essen?» Alle drei: «Nein.»
Kind 1 setzt sich an den Wegrand: «Ich geh nicht mehr weiter, bis wir einen Nemo sehen.» Kind 2 setzt sich ebenfalls hin: «Ich will nach Hause. Dort ist es viel schöner.»
Den Rest der Auseinandersetzung schenken wir uns. Auch den Moment, als die Mutter 100 Meter weiter geht, weil ihr das Ganze zu peinlich wird. Das wiederum löst beim Vater eine Reaktion aus, die man sich denken kann.
Glücklicherweise geht es dann doch irgendwie weiter. Und nach kurzer Zeit hat man einen schattigen Platz gefunden, um zu picknicken. Schon nach wenigen Bissen von den Sandwiches, sozusagen ohne Vorwarnung, passt die Stimmung wieder zum Wetter: sonnig, lebensfroh. Es wird gesungen, gelacht, den Berg rauf- und runtergerannt. Plötzlich ist wieder Leben in den Herzen und Beinen.
Essen macht das mit uns. Wer hungert, leidet. Dem geht das Leben ab. Da zieht der Tod ein. Wer gegessen hat, ist gestärkt und friedfertig.
Jesus nimmt das Brot, das Grundnahrungsmittel, als Zeichen für etwas Wichtigeres. Etwas, das Leben gibt, nicht nur für die nächsten Stunden – sondern für immer. Das wäre toll: Von einem Brot essen zu können und nie mehr zu hungern. Jesus sagt: «Was euer Leben braucht, das bin ich. Ich bin das Brot des Lebens. Du musst mich essen. Sonst wirst du ‹lebenshangry›.» Kennen wir auch oder? So «hangry» Menschen. Diese englische Wortschöpfung aus «hungry» (hungrig) und «angry» (wütend). Ständig genervt ab dem Verhalten der andern. Nichts ist gut genug. Nie reicht es. Immer ist noch etwas auszusetzen. «Ich mach keinen Schritt mehr.»
Kennen wir auch in der Gemeinde: Die andern Christen: nur peinlich. Der Pfarrer: langweilig. Der Gottesdienst: völlig veraltete Lieder. Die Kinder: stören. $
Wer «hangry» ist, ist mit nichts zufrieden.
Aber das Problem angehen und essen kommt einem dann auch nicht in den Sinn. Aber vielleicht sind nicht die Kirche, die andern, die Lage der Welt schuld an unserem Unglück. Vielleicht liegt es einfach daran, dass wir Brot des Lebens brauchen.
Lebst du?
Hast du deine Kräfte beieinander?
Bist du «geistlich hangry»?
Womit mühst du dich im Moment ab?
Wer ist schuld an deiner Misere?
Ist es vielleicht Zeit, wieder einmal bei Jesus einzukehren, von ihm zu essen, dem Brot des Lebens?
Das Abendmahl ist die Einladung, Jesus zu glauben, dass er das Brot des Lebens ist. Wenn wir es nehmen, richten wir unseren Blick auf ihn, vertrauen uns ihm an.
Vertrauen ihm, dass er alles, was in unserem Leben Tod bringt, bereits getragen hat.
Vertrauen ihm, dass er Sünden vergibt.
Vertrauen ihm, dass er weiss, was er uns zumutet.
Vertrauen ihm, dass er uns ewiges Leben schenkt.
Komm zum Abendmahl und werde gestärkt. Empfange Freude, Frieden. Motivation. Kraft. Hoffnung.
Empfange Leben.
Ist es vielleicht Zeit, wieder einmal bei Jesus einzukehren, von ihm zu essen, dem Brot des Lebens?