Jahresrückblick – Unsere Highlights aus 2024

Fünf Jahre. So lange haben wir noch bis 2030, einem wichtigen Meilenstein für das Pariser Klimaabkommen und dem Ende dieses für unseren Planeten entscheidenden Jahrzehnts.

Während die erste Hälfte des Jahrzehnts nun fast vorbei ist und wir über das vergangene Jahr nachdenken, wird der Beitrag von Ihnen, unseren engagierten Unterstützer*innen, deutlich. Sie tragen durch Ihre Unterstützung für ClientEarth wesentlich zu positiven und koordinierten rechtlichen Schritten auf globaler Ebene bei.

Dank Ihnen können unsere Expert*innen zusammen mit Entscheidungsträger*innen überall auf der Welt daran arbeiten, dass es die richtigen rechtlichen Regelungen gibt, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. In Deutschland haben Sie zu wichtigen Fortschritten beim Einsatz für die öffentliche Gesundheit und den Umweltschutz beigetragen.

Zusammen haben wir gezeigt, dass reale Veränderungen möglich sind. Dies gibt uns allen bei ClientEarth Hoffnung und macht uns noch entschlossener, die nächsten fünf Jahre weiterzumachen.

Lassen Sie uns 2025 zu einem positiven Wendepunkt für unseren Planeten machen.

Sie haben für die Gesundheit von Ökosystemen, Menschen und Tieren gekämpft

Europa hat ein ernsthaftes Problem mit Pestiziden. Laut neuen Studien hat die sinkende Insektenzahl weltweit zu geringeren Ernteerträgen geführt; es gibt sogar Daten, die auf einen Zusammenhang zwischen dem verstärkten Einsatz von Pestiziden und erhöhten Raten von Kindersterblichkeit und Parkinson-Erkrankungen hindeuten.

Deutschland gehört zu den EU-Ländern, die Pestizide am intensivsten einsetzen. Während die Verkaufszahlen von Pestiziden in Deutschland in die Höhe geschossen sind, hat die Insektenpopulation deutlich abgenommen.

Unser Fall

Dieses Jahr haben Sie uns geholfen, einen neuen Fall in Deutschland auf den Weg zu bringen: Wir wollen Regierung dazu bringen, ein zentrales EU-Gesetz für die Einschränkung von Pestiziden in der Landwirtschaft in Deutschland endlich wirksam umzusetzen.

Die Richtlinie über den nachhaltigen Einsatz von Pestiziden soll EU-weit den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft reduzieren und damit Ökosysteme, Landwirt*innen, EU-Bürger*innen und Verbraucher*innen schützen. Deutschland ist bereits 13 Jahre im Verzug damit, diese Richtlinie angemessen umzusetzen.

Es ist an der Zeit, Deutschlands außer Kontrolle geratenen Einsatz von Pestiziden zu regulieren und ökologische Ansätze für den Schutz von Pflanzen zu nutzen.

Dr. Jennifer Seyderhelm, ClientEarth Juristin

„Ein ‚Weiter so’ in Bezug auf Pestizide schadet Menschen, Natur und Ernteerträgen. Die Lösung für dieses Problem muss ökologisch sein, aber auch die Interessen von Landwirt*innen angemessen berücksichtigen und langfristig eine ausreichende Produktion von Nahrungsmitteln sicherstellen.

Dafür braucht es politische Lösungen, und genau die helfen Sie uns mit unserer Klage zu einzufordern.“

Sie haben für bessere Luftqualität in Deutschland gesorgt

Ein Gericht in Berlin erließ 2024 das landesweit erste Urteil gegen die Bundesregierung wegen ihrer Luftverschmutzungspolitik. Dieses Urteil folgt auf ein Gerichtsverfahren, das 2020 die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Umweltjurist*innen von ClientEarth auf den Weg gebracht hatten. Dies war die erste Klage, die unter der EU-Richtlinie zur Reduktion der nationalen Emissionen bestimmter Luftschadstoffe eingereicht wurde – einem wichtigen EU-Gesetz, das für alle Mitgliedsstaaten Ziele zur Verringerung der Luftverschmutzung festlegt.

Was war unser Argument?

Die Klage beruht darauf, dass das deutsche Nationale Luftreinhalteprogramm nicht dazu geeignet ist, die deutschen Luftreinhaltungs-Ziele zu erreichen und die Bevölkerung in Deutschland wirksam vor Luftverschmutzung zu schützen. Die Bundesregierung hatte das Programm 2024 aktualisiert. Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg entschied jedoch, dass das neue Programm rechtswidrig sei und sich auf veraltete Daten gestützt habe, um angeblich die gesetzlichen Ziele rechtzeitig zu erreichen.

Das Gericht verpflichtet die Regierung nun dazu, ihr Programm zur Verringerung der Luftverschmutzung zu verbessern und mit dem Gesetz in Einklang zu bringen.

Emma Bud, ClientEarth Juristin

„Deutschland hat versprochen, Emissionen zu reduzieren und die Regierung hat ein Programm dafür aufgestellt. Leider nutzte die Regierung Daten, die die derzeitige Wirklichkeit nicht widerspiegeln und setzt Menschen in Deutschland folglich einer ständigen Gefahr aus.

Es ist an der Zeit, dass die deutsche Regierung endlich Maßnahmen ergreift, um die Gesundheit der Bevölkerung wirksam zu schützen – und dem Gesundheitssystem vermeidbare Kosten zu ersparen.“

Sie haben geholfen, Richter*innen in Asien zu schulen

Wir haben eine einzigartige Möglichkeit, in Asien positive Veränderungen für Mensch und Umwelt zu erreichen. Durch unsere Schulungen für Richter*innen und Staatsanwält*innen in Asien können wir diese mit Wissen und Werkzeugen ausrüsten, um Umweltgesetze effektiv anzuwenden. Dank Ihnen kann das Justizsystem eine wesentliche Rolle dabei spielen, die Energiewende in Asien voranzutreiben und die Rechte der Natur und der Menschen zu schützen.

Indonesien

Wir haben über 50 Richter*innen für eine fünftägige Schulung in Ciawi, Indonesien zusammengebracht. Die Richter*innen kamen unter anderem aus China, Indien, Malaysia und Vietnam.

Die Schulung ermöglichte es den Teilnehmenden, sich über bewährte Praktiken sowie innovative rechtliche Ansätze auszutauschen, die sie nun in ihrem jeweiligen Land umsetzen können. Auf diese Art können wir – mit Ihrer Unterstützung – Fortschritte im Umweltrecht auf einem so riesigen Kontinent wie Asien fördern.

China

Im November organisierten wir in Zusammenarbeit mit dem Obersten Chinesischen Volksgerichtshof und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen einen Workshop. Dabei brachten wir ranghohe Richter*innen, Gesetzgeber*innen und Professor*innen in Chengdu zusammen, um über Greenwashing, grünes Finanzwesen und Klimaschutzmaßnahmen zu sprechen.

Dimitri de Boer, ClientEarth Regionaldirektor, Asien

„Dieses Ereignis markierte das 10-jährige Bestehen der spezialisierten Umweltgerichtsbarkeit in China, für deren Entwicklung ClientEarth ein wichtiger Partner war.

Wir haben in diesem Zeitraum positive Ergebnisse gesehen: Die Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung haben sich deutlich verringert, Ökosysteme werden besser geschützt und es findet ein kultureller Wandel dahingehend statt, dass sich Regierungen und Unternehmen an Umweltvorschriften halten.“

Sie haben der Luftfahrtindustrie eine Warnung gesendet

Wissenschaftliche Studien zeigen klar und deutlich den negativen Einfluss der Luftfahrtindustrie auf das Klima – Klimaziele im Bereich der Luftfahrt werden nicht erreichbar sein, ohne den Luftverkehr zu verringern.

Wir können nicht zulassen, dass große Fluggesellschaften diese Tatsache verschleiern. Deshalb haben wir zusammen mit unseren Partnern Fossielvrij Niederlande und Reclame Fossielvrij eine Klage unterstützt, in der wir darlegten, dass KLMs Werbung die Öffentlichkeit über die Klimaauswirkungen des Fliegens in die Irre führt.

KLMs Kampagne „Fly Responsibly“ („Fliege verantwortungsbewusst“) versuchte, Kund*innen davon zu überzeugen, dass die Fluggesellschaft eine „nachhaltigere Zukunft“ schaffe. Das deckt sich allerdings nicht mit Wachstumsplänen der Luftfahrtindustrie.

Das Ergebnis

Im März 2024 bestätigte das Bezirksgericht Amsterdam, dass KLM mit dieser irreführenden Werbung unrechtmäßig handelte. Auch KLMs Behauptung, dass die Fluggesellschaft sich den Zielen des Pariser Klimaabkommens verschrieben habe, stellte sich als unrechtmäßig heraus.

Das Urteil hatte tiefgreifende Auswirkungen: Im April 2024 gab die Europäische Kommission bekannt, dass sie aufgrund von „Greenwashing“-Praktiken rechtliche Schritte gegen 20 Fluggesellschaften eingeleitet hat.

Johnny White, ClientEarth Jurist

„Unternehmen, die sich öffentlich mit ihrem Einsatz für die Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens brüsten, müssen nun sicherstellen, dass ihre Angaben konkret und umsetzbar sind. Andernfalls riskieren sie eine Niederlage vor Gericht.“

Mit Ihrer wichtigen Unterstützung konnten wir Industrien und Unternehmen, welche die Umwelt stark verschmutzen, eine klare Botschaft senden. Diese Unternehmen tun so, als ob sie die Pariser Klimaziele erreichen wollen, ohne tatsächliche Pläne zu haben, diese zu erreichen. Damit ist die Klima-PR-Strategie der Fluggesellschaften gescheitert.“

Sie haben für mehr Naturschutz gesorgt

Seit die EU das letzte große Gesetz zum Schutz der Natur erlassen hat, sind unfassbare 30 Jahre vergangen. In diesen Jahrzehnten hat Europas Biodiversität in einem erschreckenden Ausmaß abgenommen.

Ihre Unterstützung war wesentlich, um die EU-Verordnung über die Wiederherstellung der Natur (Nature Restoration Law, NRL) voranzutreiben, einem bahnbrechenden Gesetz mit dem Potenzial, diese Entwicklung rückgängig zu machen.

Das Gesetz auf den Weg gebracht

Nach jahrelangem, unermüdlichem Einsatz hat der EU-Rat das NRL diesen Sommer endlich verabschiedet. Dies war ein historisches Ergebnis und ein Zeugnis dafür, was wir zusammen für unseren Planeten erreichen können.

Aber unsere Arbeit geht weiter. Wir müssen nun sicherstellen, dass die Mitgliedsstaaten das NRL effektiv und unverzüglich umsetzen. Ihre Unterstützung hilft uns entscheidend dabei, Regierungen in die Verantwortung zu nehmen und die nötigen Veränderungen zu bewirken.

Ioannis Agapakis, ClientEarth Jurist

„Nach Jahren intensiven Einsatzes und vielen Höhen und Tiefen freuen wir uns, dass dieses Gesetz nun Realität ist – dieser Tag wird als Wendepunkt für Natur und Gesellschaft in die Geschichte eingehen.

Jetzt müssen alle am gleichen Strang ziehen: Mitgliedstaaten müssen das Gesetz unverzüglich umsetzen, und zwar in enger Zusammenarbeit mit allen Verantwortlichen. Wenn das Gesetz richtig umgesetzt wird, kann sich die Natur zum Vorteil unseres Klimas, der Biodiversität und der Menschen erholen.“

Sie haben ein riesiges Gasfeld in Italien gestoppt

Italiens Po-Delta ist eins der wichtigsten Feuchtgebiete in Europa und beherbergt tausende Tier- und Pflanzenarten. Dank Ihnen kann das Po-Delta weiterhin ein Paradies für die Vogel- und Pflanzenwelt bleiben.

Die italienische Regierung hatte Gasbohrungen in der berühmten UNESCO-Weltnaturerbestätte genehmigt. Die Ausbeutung von fossilem Gas hat zu schwerwiegenden Problemen in dem Gebiet um das Po-Delta geführt; viele Grundstücke gingen durch den Anstieg des Wasserspiegels verloren.

Unser Fall

In Zusammenarbeit mit anderen NGOs stellten wir uns diesem Projekt seit 2021 entgegen und argumentierten, dass die Behörden den Einfluss der Gasförderung auf das angrenzende Schutzgebiet nicht wie gesetzlich vorgeschrieben geprüft hatten.

Der Richter teilt unsere Ansicht, dass dieses Versäumnis einen Bruch von europäischem und italienischem Naturschutzrecht darstellte. Deswegen wurde die Betriebserlaubnis des Unternehmens aufgehoben und der Bau der Gasplattform sowie alle weiteren Bohrungen wurden gestoppt.

Dr. Francesco Maletto, ClientEarth Jurist

„Durch die Genehmigung dieses Projekts wurde die Tierwelt für Öl und Gas geopfert. Das Projekt war ein Beispiel dafür, wie man den Klimawandel nicht bekämpft, und ein klarer Bruch von EU- und italienischen Gesetzen – aber dieser entscheidende Sieg vor Gericht macht das rückgängig.

Ihre tatkräftige Unterstützung war eine Botschaft an alle Gesetzgeber – geschützt muss wirklich geschützt bedeuten.“

Vielen Dank

All diese Erfolge haben Sie durch Ihre Leidenschaft und Ihren Einsatz für unseren Planeten ermöglicht.

Wir sind unglaublich dankbar für Ihre Unterstützung im Jahr 2024 und können es kaum erwarten, Ihnen im neuen Jahr Neuigkeiten zu weiteren Erfolgen zu überbringen.

Wir alle bei ClientEarth sagen Danke und wünschen Ihnen ein gutes Jahr 2025!

ClientEarth ist eine gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung in Deutschland, ClientEarth gGmbH, HRB 202487 B.