Jüdischer Friedhof Obergrombach

In der Dokumentation zu den jüdischen Friedhöfen in Baden-Württemberg (Staatsarchiv Ludwigsburg) fand ich auf dem jüdischen Friedhof Obergrombach einen Grabstein, der von Andreas Metzger stammt. Deshalb wollte ich den jüdischen Friedhof in Obergrombach besuchen. Leider, aber verständlicherweise, sind jüdische Friedhöfe nicht frei zugänglich. Im Rahmen des "Europäischen Tags der jüdischen Kultur - 2025" ergab sich die Gelegenheit, den jüdischen Friedhof in Obergrombach zu besuchen.

Impressionen vom jüdischen Friedhof in Obergrombach

Der jüdische Verbandsfriedhof Obergrombach

Der Jüdische Friedhof Obergrombach befindet sich auf dem Eichelberg in der Nähe der General-Dr.-Speidel-Kaserne Bruchsel, direkt neben der Standort-Schießanlage (Zufahrt von der B3 zwischen Untergrombach und Bruchsal, Richtung Kaserne)

Der jüdische Friedhof in Obergrombach ist einer von 20 ehemaligen badischen Verbandsfriedhöfen, d.h. es war ein gemeinsamer Friedhof für mehrere jüdische Gemeinden. Insgesamt bestatteten 20 Gemeinden ihre Toten auf diesem Friedhof, der heute nach verschiedenen Vergrößerungen 1,6 Hektar umfasst.

Der Friedhof in Obergrombach wurde bereits 1637 angelegt. Vorher mussten die jüdischen Gemeinden der Region ihre Toten in Worms bestatten, was mühselig und mit hohen Kosten (Zölle) verbunden war. Das Grundstück für den Friedhof auf der Obergrombacher Markung wurde damals teuer gekauft; das 30 ar große, aber weit außerhalb gelegenes Grundstück, das für die Landwirtschaft nicht zu gebrauchen war, kostete damals 735 Gulden. Dies entspricht einem heutigen Quadratmeterpreis von etwa 100 €.

Am 10. 11. 1938 (Reichsprogromnacht) wurde der Friedhof geschändet und verwüstet. Etwa 700 Grabsteine wurden zerstört. Man hat sie in Hohlwegen für Wasserrinnen verbaut.

1988 wurden in der Obergrombacher Hohle die Grabsteine "entdeckt" und geborgen.

1995 wurde eine Gedenkstätte errichtet, die von dem Künstler Walter Habdank entworfen wurde. Die Rückführung der Grabmale auf den Friedhof war jedoch schwierig, da man diese nicht mehr den entsprechenden Gräbern zuordnen konnte, da durch die Zerstörung Bruchsal 1945 auch die Belegunspläne des Friedhofs verbrannt waren. Deshalb entschied man sich die wertvollsten und ältesten Grabsteine (der älteste stammt von 1664) in das Mahnmal zu integrieren und an einer Betonwand zu befestigen. Die restlichen Steinfragmente wurden auf der Fläche des Friedhofs ausgelegt, was aus jüdischer Sicht problematisch ist, da somit falsche Grabsteine auf den Gräbern liegen. Das Grabmal mit dem Namen des Verstorbenen soll ja dessen Grab bezeichnen ("Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, .." - Jesaja 43,1).

Mahnmal entworfen von Walter Habdank; die Säule stammt von der 1938 zerstörten Bruchsaler Synagoge.
Sehr alte Grbsteinfragmente intergriert in die Wand des Mahnmals, das am Platz des ehemaligen Taharahauses steht
Grabsteinfragmente ausgelegt auf der Fläche des jüdischen Friedhofes - ohne korrekte Zuordnung zu den dazugehörigen Gräbern

Als weitere Grabsteinfragmente aus dem Unteröwisheimer Hohlweg auftauchten, ergab sich wieder die Frge, wie diesen Grabsteinen umztugehen ist. Dieses Mal wurde der Friedhof erweitert und dort die Fragmente an Stelen befestigt. So sind die Grabsteine auf dem Friedhof, aber nicht auf einer Fläche, wo sich bereits Gräber befinden; sie stehen oder liegen deshalb nicht auf einem falschen Grab.

Stelen mit Grabsteinfragmenten aus dem Unteröwisheimer Hohlweg

Nicht zerstört und heute noch an ihrem Platz stehend sind Grabsteine aus dem 19. Jahrhundert und später.

Gräberfeld mit Grabsteinen aus dem 19. Jahrhundert. An der betonwand Grabsteine, die aus dem Obergrombacher Hohlweg geborgen wurden.
Grabmale für Joseph Hirsch Carlebach und seiner Frau Cilly Carlebach aus Heidelsheim. Ein Sohn dieser Familie ist der berühmte Salamon Calebach, der Rabbiner in Lübeck wurde und Begründer der Rabbinerdynastie Carlebach.

Auch nach 1945 gab es vereinzelt Bestattungen auf dem jüdischen Friedhof in Obergrombach. Mitglieder der Familie Meerapfel wurden hier bestattet. Die Familie Meerapfel stammte aus Untergrombach und war und ist im Tabak- und Zigarrenhandel tätig. Der heutige Firmensitz ist in Brüssel.

Grabsteine von Andreas Metzger

Zwei Grabsteine, die vom Bildhauer Andreas Metzger/Bruchsal gefertigt wurden, konnte ich auf dem Jüdischen Friedhof Obergrombach ausfindig machen. Ein weiterer, den ich durch die Recherche im Staatsarchiv Ludwigsburg entdeckt hatte, habe ich leider nicht gefunden.

Grabmal des Gimbel Hirsch Meier aus Heidelsheim, gestorben 1894
Das Grabmal von Gimbel Hirsch Maier wurde von Andreas Metzger in Bruchsal gefertigt
Grabmal für Mina Meier aus Heidelsheim, gestorben 1894.
ERSTELLT VON
Martin Walter

Danksagung:

Vielen Dank für die Führung über den Friedhof durch Mitglieder des Heimatvereins Untergrombach!