«Ihr schlaft in unserem Schlafzimmer», sagte das Ehepaar mit einem Lächeln, als Anna und ich durch die Tür einer kleinen Wohnung in Stassfurt (Deutschland) traten. Wir waren zu einem Kurzeinsatz gekommen und würden zwei Nächte bei der Familie, Ende 30, und ihren vier Kindern im Alter von 2 bis 10 Jahren verbringen.
David Gronau, Leitung FEG Schweiz, Innovation, david.gronau@feg.ch
Von Anfang an fühlten wir uns bei unserer Gastfamilie sehr wohl. Irgendwie war es uns aber doch unangenehm, als wir im Gespräch merkten, dass das Ehepaar wegen uns auf Sitzsäcken in der Küche schlief. Bei einer Tasse Tee am Abend versicherte uns das Ehepaar, dass wir das einfach so hinnehmen könnten, da ihnen Gastfreundschaft sehr wichtig sei. In den folgenden Tagen rührte uns die Gastfreundschaft dieser Familie manchmal zu Tränen. Es machte ihnen einfach Freude, uns zu beschenken. Als wir wieder abreisten, war das Ehepaar nicht froh, ihr Zimmer wieder zu bekommen – sondern traurig, Abschied nehmen zu müssen.
Gute Gründe für Gastfreundschaft
Ich habe in meinem Leben schon oft Gastfreundschaft erlebt, die mich inspiriert und begeistert hat. Und sie hat meine Sicht auf das, was ich habe, verändert. Gastfreundschaft ist eine so wunderbare Eigenschaft, weil sie direkt aus dem Herzen Gottes kommt und ihm so sehr entspricht. Eine gute Begründung dafür findet sich im Buch «Gemeinde mit Mission» im Kapitel 14 😉. Die Bibel stellt die Gastfreundschaft ins Zentrum einer an Jesus orientierten Gemeindekultur. In der Gastfreundschaft der Gemeinde erfahren Menschen die Gastfreundschaft Gottes.
Ich wünsche mir, dass wir als Kirchen gastfreundliche Orte sind, weil Gott ein gastfreundlicher und grosszügiger Gott ist. Eine Kultur der Gastfreundschaft in unseren Gemeinden spielt eine wichtige Rolle, um unseren Freunden, Bekannten und Nachbarn den Weg zum Evangelium zu ebnen. Mir ist auch bewusst, dass die Anweisung «Liebe FEG-Gemeinden, bitte seid gastfreundlich» nicht funktioniert. Gastfreundschaft ist eine Herzenshaltung. Gott ist grosszügig mit seinen Gaben. Und er will uns inspirieren und befähigen, gastfreundlich zu leben. Denn Segen vermehrt sich, wenn er weitergegeben wird.
Am Ende bin ich einfach dankbar: Dankbar für Gott, der Menschen wie dieses Ehepaar geschaffen hat und sie gebraucht, um mir etwas von sich zu zeigen.