Das erste Inlandmissions Ehepaar FEG Persönlich – Wilhelm und Maria Schweyer

Die Entscheidung fällt mir nicht leicht, aber für das Jubiläum der VS möchte ich etwas über das Leben eines der früheren Inlandmissionare erfahren. Da Wilhelm und Maria Schweyer als erste Missionare noch so aktiv sind, habe ich mich entschieden, bei ihnen anzuklopfen.

Harry Pepelnar, Mitarbeiter FEG Kommunikaton und Gemeindegründer in Köniz, pepelnar@gmail.com

Ein schöner Vorfrühlingstag führt mich nach Riehen zu den Schweyers. Trotz ihres Alters sind sie unglaublich präsent. Wegen des wöchentlichen Kaffee-Treffs im Haus muss Maria bald los. «Bitte warte, Maria, erzähl mir noch etwas von dir!» Was dann kommt, wäre mindestens zwei Seiten wert.

Maria, das Flüchtlingskind

Geboren wird sie in Lausanne als Kind einer polnischen Flüchtlingsfrau. Es ist 1943, und die Schweiz gewährt polnischen Flüchtlingen Schutz. Ihre leibliche Mutter sollte Maria erst im Jahr 2005 wiedersehen. Bis dahin prägen neun Heime ihre ersten fünf Lebensjahre, bevor ein Ehepaar aus Wetzikon sie aufnimmt und adoptiert. Ihre Pflegeeltern sind fürsorglich, doch der christliche Glaube ist ihnen fremd. Aber Maria hütet ein Heftchen mit polnischen Weihnachtsliedern – ein stummer Schrei ihrer tiefen Sehnsucht nach Gott. Da kommt eine gläubige Schulfreundin wie gerufen. Maria bestürmt sie mit Fragen und verschlingt jede Geschichte aus der Sonntagsschule. Als ein Evangelist in die Gegend kommt, ist Marias Wunsch klar: «Da wollte ich hin, aber ich wusste, meine Mutter würde es nicht erlauben.» Doch eines Tages ist die Pflegemutter so angetan von Maria, dass sie ihr einen Wunsch freistellt. Marias Wahl fällt sofort auf die Evangelisation. Jeden Abend ist sie innerlich bereit zur Bekehrung, doch weil sie früh heim muss, verhindert das den entscheidenden Schritt. Wer beim Aufruf die Hand hebt, muss zum Nachgespräch bleiben. Am dritten Abend geht Maria den ganzen Weg nach Hause – die Hände gen Himmel erhoben – und schenkt Jesus ihr junges Leben.

Wilhelm, das Pastorenkind

In Wetzikon kommt Wilhelm zur Welt, als Sohn des FEG-Pastors. Bereits mit zehn Jahren trifft er eine Entscheidung für Jesus. «Ich wusste, wenn ich einmal in den Himmel wollte, musste ich mich zu Jesus bekehren.» Als sein Vater eine neue Stelle als Pastor in Münsingen antritt, verbringt er dort seine Jugend und macht eine Lehre als Schriftsetzer. Doch es zieht ihn wieder zurück ins Zürcher Oberland. Er findet eine Anstellung und engagiert sich mit vollem Herzen in der FEG Wetzikon – genau wie Maria.

Hochzeit 1968

Wilhelm ist eher der stille Typ. «Ich war damals ziemlich schüchtern im Umgang mit Mädchen.» Beide brennen für Jesus und sie leiten gemeinsam die Jugendgruppe. Bei einem Spaziergang durchbricht Maria die Stille: «Willst du mich etwas fragen, Wilhelm?» Und er nimmt all seinen Mut zusammen und hält um ihre Hand an. Doch Maria ist hin- und hergerissen. In ihrem Herzen ringt sie mit der Frage, ob ein uneingeschränktes Leben für Gott und eine Ehe vereinbar ist. Ihre Antwort: «Bitte gib mir ein Jahr Zeit.» Und Wilhelm? Er wartet. Doch die ersehnte himmlische Bestätigung bleibt aus. So fasst Maria einen Entschluss und bewirbt sich bei der SAM. Im Vorgespräch mit dem Leiter kommt die Frage nach einem Mann in ihrem Leben auf. Zögernd erzählt sie von Wilhelm. Der Leiter muss schmunzeln, denn er kennt Wilhelm gut. Sein unerwarteter Rat an Maria: «Für die Mission sind Sie noch nicht bereit, aber ich gebe Ihnen einen Rat: Bereiten Sie sich auf die Hochzeit vor.» Und so geschieht es. «Ich habe so viel Gnade auf Vorrat bekommen», blickt Maria dankbar zurück.

Einsetzung Wettingen 1975

Generation Wilhelm Pahls

Nach der theologischen Ausbildung werden Schweyers nach Wettingen berufen. Es sind bereits 4 Kinder da. An der Bundeskonferenz 1975 wird das erste Mal die Inlandmission vorgestellt. Und Schweyers starten im August 1975. 12 Personen zählt die Gemeinde. «Mein Gedanke war, dass der Gottesdienst und die Predigt so sein sollten, dass die Gemeinde Menschen dazu einlädt. Ich war nicht der Mann, der auf die Strasse ging.» 6 Jahre später zählt die Gemeinde 70 Personen.

Inlandmissionstreffen Davos 1981

Und Schweyers werden nach Pfäffikon SZ berufen. «Wir waren eine Generation von Wilhelm Pahls. Viele Menschen kamen zum Glauben!» Nach nur 6 Jahren ist auch diese Gemeinde selbstständig und Schweyers sehen sich nach Einsiedeln berufen.

1981 Redaktor beim Gemeindegruss (heute FEG Magazin)

Durch eine Evangelisation in Rapperswil bekehrt sich ein junger Mann aus Einsiedeln. Durch die Aktion «In jedes Haus» bekehren sich zwei Frauen. Zuerst wird eine Jungschar gestartet: ein Jungschärler und als Leiter die vier Kinder von Schweyers! Nach neun Jahren ist die Arbeit gut gewachsen, aber noch nicht fertig. Wilhelm ist überzeugt, dass ein Wechsel gut wäre, und bespricht das mit der Missionsleitung.

Eine Gemeinde beerdigen

1996 ziehen Wilhelm und Maria ohne Kinder nach Degersheim. Nach wie vor macht es Wilhelm Freude, den Gottesdienst so zu gestalten, dass Leute dazukamen. Daraus ergeben sich verschiedene Möglichkeiten zum Dienst. Auch helfen Schweyers mit in der Asylantenbetreuung. Dass dann nach 10 Jahren die Gemeinde durch verschiedene Umstände trotzdem beerdigt werden muss, ist ein schmerzlicher Prozess. Doch das Einsetzungswort Psalm 73,28 behält seine ganze Kraft für sie:

2006 Verabschiedung in Degersheim und Aussendung nach Polen
«Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott, den Herrn, dass ich verkündige all sein Tun.»

Direkt im Anschluss an ihre Pensionierung ziehen sie um nach Polen und helfen während 14 Jahren mit im Aufbau einer Gemeinde in Lodz und Umgebung!

2007 Predigt in Lodz, Polen mit Übersetzerin

Ich verlasse Riehen und Schweyers mit einem Staunen und der Sorge, wie bringe ich dieses erfüllt, volle Leben auf zwei Seiten!