Menschen, Sprachen und Mission FEG persönlich - Katrin Schneeberger

Unser Vorgespräch findet in der modernen, gemütlichen Wohnung der Schneebergers in Münsingen statt. Peter und Katrin wohnen erst seit kurzem hier, mitten in der Agglomeration. Sie haben drei erwachsene Kinder. Katrin ist umgänglich, selbstbewusst und spricht ein schönes, klares Hochdeutsch. Bei einem Kaffee erzählt sie mir ihre Geschichte.

Harry Pepelnar arbeitet zu 30 Prozent für die FEG Schweiz im Bereich Kommunikation, pepelnar@gmail.com

Wir waren nicht fromm

Katrin, Jahrgang 1968, wächst im nördlichen Siegerland auf. Die Familie lebt in einem Einfamilienhaus. Unten die Oma, oben die Familie. «Mein Vater kam aus einer Familie, in der die Frommen ausgelacht wurden. Meine Grossmutter war gläubig. Sie sang Choräle und hatte oft einen Bibelspruch auf den Lippen.»

Diese Oma war es auch, die die drei Geschwister auf christliche Freizeiten schickt und für sie betet. «Ich war 10 Jahre alt, als ich mein Leben Jesus während einer Kinderwoche gab. Meine Freundin und ich waren so begeistert, dass wir einen Bibelclub gründeten. Aber das kam in meiner Familie nicht gut an.»

Standhaft geblieben

Auf einer Jugendfreizeit hört sie, wie wichtig es ist, sich einer Gemeinde anzuschliessen. Mit 16 Jahren tritt sie in eine Gemeinde des Siegerländer Gemeinschaftsverbands ein. Und sie engagiert sich dort: Jungschar, Sonntagsschule, Jugendarbeit und vieles mehr. Dem Vater gefällt das nicht. Am Mittags­tisch kommt es zum Eklat. «Ich weiss nicht, wie ich es geschafft habe, damals standhaft zu bleiben. Es war Gottes Kraft und Führung.»

Fremdsprachensekretärin

Nach dem Abitur weiss sie zunächst nicht, was sie machen soll, aber sie weiss, dass sie Sprachen liebt. Also macht sie eine Ausbildung zur Fremd­sprachensekretärin. Zwei Jahre arbeitet sie in einer Maschinenbaufirma. «Diese Arbeit hat mich zu wenig erfüllt. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Also habe ich angefangen, Spanisch zu lernen.» Und da traf es sich gut, dass die Spanischlehrerin auch an Jesus glaubt und ihr von OM erzählt. «Gott hat mir immer wieder Menschen in den Weg gestellt, die mich in eine andere Richtung geführt haben.»

Die prägendste Zeit im Leben

Mit 23 Jahren beginnt sie in einem OM-Team in Bradford, England. Die Umgebung ist arm und das Team international. «Am Morgen hatten wir Bibel­studium und am Nachmittag sind wir mit dem Jesus-Film von Haus zu Haus gegangen. Das hat mir sehr gefallen. Das war die prägendste Zeit in meinem Leben!» Aufgrund ihrer nicht einfachen Familiensituation, ihrer Herkunft aus der Arbeiterklasse und ihrer Persönlichkeit hat sie kein starkes Selbstbewusstsein. «In dieser Zeit habe ich mehr und mehr Vertrauen zu Gott und zu mir selbst bekommen.» In Birmingham wird sie Sekretärin des englischen Direktors und Personalverantwortliche.

Der Peter aus der Schweiz

Bis er kommt, der Peter aus der Schweiz. Vor der theologischen Ausbildung will er eine Jüngerschaftsschule mit Sprachstudium machen. Peter ist in der gleichen Sprachgruppe und beim Tischtennis funkt es. Katrin bleibt noch fast ein Jahr in England, aber die beiden kommunizieren per Brief. «Es war sehr schön, dass wir uns so langsam kennengelernt haben. Mein ganzes Taschengeld ging für das Münztelefon drauf!» Beide haben ein Herz für Nordafrika und so studiert Katrin auch zwei Jahre auf der Chrischona. 1997 heiraten sie.

Es kommt anders

Kurz vor der Hochzeit tritt eine Krankheit auf, die alles verändert. Katrin verliert in kurzer Zeit sehr viel Gewicht. Es wird Diabetes diagnostiziert, was nicht nur viele Nebenwirkungen mit sich bringt, sondern auch den Weg in die Mission versperrt. «Für uns ist ein Traum geplatzt – wir konnten nicht mehr nach Afrika, weil ich insulinpflichtig wurde. Diabetes ist eine schwere Krankheit, die nicht mehr weggeht.» Das Ehepaar erhält einen Ruf nach Laufenburg, wo eine Gemeindegründung der Inlandmission (heute Vison Schweiz) im Aufbau ist.

Ein anderer entscheidet

Katrin ist ein Mensch, der gerne Beziehungen hat und sich in Menschen investiert. Als das Geld knapp wird, wird entschieden, dass Schneebergers in Menznau einsteigen und Laufenburg aufgeben. «Das war sehr schwer. Wir mussten weg und alle Beziehungen aufgeben. Da ist manche Träne geflossen.» Katrin macht mit und investiert sich auch im Luzerner Hinterland. «Ich habe mich dort wohl gefühlt und voll mitgearbeitet, auch wenn ich nicht angestellt war.»

Aber auch in Menznau erlebt sie das Gleiche. Das Geld ist alle und die Arbeit wird wieder eingestellt. Und jetzt?

Peter wird Pastor in der FEG Gümligen und Katrin geht mit als Pastorenfrau. Die Gemeinde ist familien­orientiert und nach aussen gerichtet. Besonders gern erinnert sich Katrin an die Kinderwochen mit bis zu 90 Kindern.

«Ich habe mich damals mit der Geschichte versöhnt, denn unsere Kinder konnten in einer guten Gemeinde behütet aufwachsen.»

Die Krise

Als Peter 2010 Vorsitzender der FEG Schweiz wird, tritt wieder eine grosse Veränderung ein. «Peter und ich verstanden uns als Team. Meine Arbeit als Pastorenfrau war vorbei. Ich fühlte mich, als ob ich entlassen worden wäre, obwohl ich nie angestellt war."

Das war ein grosser Verlust. Wozu bin ich jetzt noch gut? Wofür bin ich jetzt noch da?» Peter versteht sie, aber er kann ihr nicht helfen. Sie muss lernen, mit ihren Gefühlen umzugehen. Sie betet viel. «Dann bekam ich eine Arbeit als Übersetzerin in einem christlichen Verlag. Später half ich bei Deutschkursen für Flüchtlinge.»

Der Kreis schliesst sich. Heute arbeitet sie bei der Heilsarmee in Bern im Lernpunkt, eine Sprachschule für Deutsch und Integration. Dort kann sie ihre Liebe zu Menschen und Sprachen ausleben. Und sie ist fest angestellt.

«Gott hat es gut mit mir gemeint.»