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Geduldsmuskel trainieren FEG Persönlich - Ariane Jaggi

Seit Februar dieses Jahres arbeitet Ariane Jaggi im Missionsrat der Vision Schweiz mit. Der Schwerpunkt ihrer Mitarbeit liegt in der Begleitung der Missionsfrauen sowie in der Umsetzung von Projekten. In diesem Zusammenhang lerne ich sie kennen. Wer Ariane begegnet, wird positiv angesteckt! Sie ist eine fröhliche, begeisterungsfähige und an Menschen interessierte Persönlichkeit. «Ich ermutige, ermahne und tröste gerne Menschen und motiviere, den nächsten anstehenden Schritt an Jesu Hand zu wagen. Leben ist Lernen und Lehren.» Ihr Lebensweg hat viel dazu beigetragen, dass sie heute aktiv am Reich Gottes mitarbeitet, so auch in der FEG LuzernSüd.

Harry Pepelnar arbeitet zu 30 Prozent für die FEG Schweiz im Bereich Kommunikation, pepelnar@gmail.com

Geduldsmuskel trainieren

Ariane wird 1975 zusammen mit ihrem Zwillingsbruder in Frutigen im Berner Oberland geboren. Insgesamt sind es drei Geschwister, die in einer christlichen und musikalischen Familie aufwachsen dürfen. Die Eltern bringen den Kindern Jesus nahe. Der Vater ist Orga­nist in der Kirche und Ariane lernt nicht nur da zu warten. «Oft als erste Familie in der Kirche zu sein, um einzurichten und zu üben und dann wieder als letzte zu gehen, trainierte meinen Geduldsmuskel. In ganz unterschiedlichen Situationen warten zu können, ohne mich zu langweilen, ist mir bis heute hilfreich.» Früh entwickelt sich ein Motto: Für Ariane gibt es keine Zufälle. Sie lernt, aus jeder Situation etwas Praktisches und Sinnvolles abzuleiten. Der Vater fördert die Kindermusikalisch mit einem Familienquartett. Sie üben nicht nur für später, sondern setzen das Gelernte immer wieder bei kleinen Auftritten in der Gemeinde ein. Diese Art, Menschen ganz praktisch weiterzubringen, hat sie von ihrem Vater geerbt. «Mein Vater ist bis heute mein Vorbild und Mentor.»

Kranke Zwillinge

Die Zwillinge haben nach der Geburt gesundheitliche Probleme. Bei beiden wird ein undichter Harnleiter mit Rückstau von Harn in die Nieren und demzufolge vielen Entzündungen festgestellt. In ihrer Kindheit sind sie immer wieder im Spital. Eine der beiden Nieren hat dabei Schaden genommen. «Es gibt eine dicke Röntgen­bildermappe meines Unterbauches. Offen war, ob die vielen Röntgenstrahlen die Fruchtbarkeit beeinträchtigen würden», sagt sie als Mutter von nun zwei erwachsenen Kindern. Ärzte sagen ihren Eltern mehrmals, dass sie kritische Krankheitsmomente vielleicht nicht überleben werde. Damals denkt sie: «Wenn ich sterbe, ist das nicht so schlimm. Ich weiss, wo ich herkam und auch wieder hingehe, zu Jesus. Erwachsene habe ich nicht verstanden, wenn ich sie traurig sah, wegen unseres Krankheitszustandes.» Sie ist beeindruckt von der Liebe des Spitalpersonals, und als ihr ein Arzt einen Smiley auf den Fuss malt, ist ihre positive Einstellung zu den Ärzten für die Zukunft gefestigt. Noch weiss sie nicht, dass ihr zukünftiger Mann, mit dem sie dieses Jahr 25 Jahre verheiratet ist, Arzt sein wird.

Völlig überfordert

Dieser Beruf ist dann auch der Grund für die Wohnortwechsel nach Langenthal, Zürich und Luzern. In Zürich beginnt für sie der Ernst des Lebens. Die beiden Kinder kommen 2001 und 2002 auf die Welt. Ihr Mann arbeitet als Assistentsarzt am Unispital Zürich. Ariane, die immer eine ländliche Umgebung gewohnt war, landet mit ihrer jungen Familie im Kreis 12. «Es war eine sehr schwierige Zeit. Mein Mann arbeitete ständig, ich war mit den kleinen Kindern überfordert und hatte fast keine Kontakte in der Stadt. Ich bin auf dem harten Boden gelandet, war mit dem Leben völlig überfordert.» Sie betet viel. «Heute kann ich gut mitfühlen, wenn Menschen durch Umstände oder Veränderungen aus der Bahn geraten. Die Zürich-Zeit hat Gott gebraucht, um meine Empathie-Fähigkeit zu entwickeln. In dieser Phase habe ich Jesus als Tröster kennen gelernt. Ich gebe nicht mehr so schnell einfache Ratschläge. Wenn ich heute Menschen treffe, die ausserordentlich agieren oder reagieren, ist meine Frage deshalb zuerst, was sie dazu veranlasst, so zu sein. Dadurch kann ich das Verurteilen der Menschen, das Selber-betupft-Sein nach schwierigen Aussagen von anderen und das Schubladisieren der Mitmenschen ziemlich gut unterlassen», sagt Ariane, «denn man ist schneller in schwierigen Situationen als man es voraussehen kann.»

Horw

Wieder zieht die Familie um. Diesmal in die Region Luzern. Wieder sucht Ariane eine Gemeinde und landet in der FEG Horw-Kriens, heute LuzernSüd. Sie fühlt sich dort zuhause und engagiert sich bald, von der Kinder- bis zur Jugendarbeit. «Unsere Kinder haben das ganze Spektrum mitgemacht, ich war ihre Sonntagsschul- und Preteens-Lehrerin. Die Tochter ist nun auch in der ‹Huddle›-Weggemeinschaft dabei, wo Jüngerschaft gelebt und gelernt wird. Dieses Gefäss ist für mich eine Möglichkeit, zukünftige Leiter mit einer Missions-Vision zu fördern.» Die Liebe zur Gemeinde ist ihr Weg in die Gemeindeleitung. Es ist ihr peinlich, dass sie erst da gemerkt hat, dass ihre Gemeinde ein Projekt von Vision Schweiz ist. «Es ist eben schwierig, den Pioniergeist einer Gemeindegründung über so viele Jahre an die Basis weiterzugeben.»

Das Potential der Predigt

Im Vorgespräch kommen wir auf die Predigt im Gottesdienst zu sprechen. Für Ariane ist die Predigt das zentrale Mittel, um selber im Glauben wachsen zu können. Sie fragt sich nach Predigten, welchen Punkt Gott dadurch bei ihr ansprechen oder aufdecken möchte. Die folgende Woche wird dann zur «Übungswoche». Nicht etwa, dass sie aus eigener Kraft etwas erzwingen müsste. Nein, hier geht es um ihre Hingabe, dass Gott Neues schaffen darf. Zum Beispiel, dass ihr Glaube Auswirkung bis zum Nächsten haben kann. Gemeinsames Austauschen und Nachdenken über eine Predigt liegt ihr deshalb sehr am Herzen. «Es steckt ein unglaublich grosses Potenzial in den Predigten unserer Pastoren. Ich möchte dieses nicht überdecken mit (zu?) vielen anderen Impulsen und Kursen.»

«Oft als erste Familie in der Kirche zu sein, um einzurichten und zu üben und dann wieder als letzte zu gehen, trainierte meinen Geduldsmuskel. In ganz unterschiedlichen Situationen warten zu können, ohne mich zu langweilen, ist mir bis heute hilfreich.»