Als ich von Deutschland nach Polen zog, erwartete ich, mich an die dortige Kultur anpassen zu müssen. Was ich nicht erwartet hatte, war, dass dies erst der Anfang war.
Markus Karzelek Aufbau der YoungStars Polska, markus@karzelek.eu
"Gesegnet sind die Flexiblen, denn sie werden nicht gebrochen werden."
Mit diesen Worten stimmte uns Anita Hallemann in der Bibelschule Brake auf die Wirklichkeit der Mission ein. Diese Worte bringen (in Anlehnung an die Seligpreisungen) eine wichtige Weisheit für die Missionsarbeit auf den Punkt: Wer nicht bereit ist, sich anzupassen, wird es als Missionar sehr schwer haben.
Das fängt (wie zu erwarten) damit an, dass Menschen in anderen Kulturen andere Gewohnheiten haben. Nehmen wir zum Beispiel die Pünktlichkeit. Wenn in Polen eine Besprechung angesetzt ist, muss man damit rechnen, dass die Leute 10 bis 15 Minuten später kommen. Jetzt, wo ich mehr mit Ukrainern zusammenarbeite, merke ich, dass selbst dieser Zeitpuffer nicht immer ausreicht :) Man kann sich jedes Mal darüber aufregen, aber das ist nicht gut für den Kreislauf.
Doch dann gibt es immer wieder Situationen, die von uns Flexibilität verlangen, die nichts mit Kultur zu tun haben. Konflikte können jahrelange Arbeit so durcheinander bringen, dass man (fast) bei Null anfangen muss. Noch schlimmer ist es, wenn Freundschaften daran zerbrechen. Das trifft uns manchmal hart. Auch gesellschaftliche Trends zwingen uns, Pläne, Strategien und oft auch Gewohnheiten über Bord zu werfen und uns immer wieder neu auf die Realität einzulassen. Als ich 2007 nach Polen kam, waren rund 44 Prozent der Polen regelmässige Besucher der katholischen Messe. 2022 waren es nur noch 25,9 Prozent. Durch die aufgedeckten Missbrauchsfälle und andere Skandale sind die Polen auch immer skeptischer gegenüber der Kirche – aber nicht nur gegenüber der römisch-katholischen Kirche, sondern auch gegenüber uns Freikirchen.
Wenn man dann noch den Krieg in der Ukraine mit seinen Folgen für uns Polen oder die zunehmende Abhängigkeit von Smartphones bei Kindern und Jugendlichen hinzunimmt, haben wir eine Gesellschaft, die sich so schnell verändert, dass es manchmal schwierig ist, Schritt zu halten.
Und doch sind wir berufen, unseren Mitmenschen die Frohe Botschaft Gottes zu verkünden. So, dass sie sie verstehen. Deshalb müssen wir lernen, den Polen Polen, den Ukrainern Ukrainer, den Millennials Millennials und der Generation Z Generation Z-er zu werden. Dabei wollen wir aber nicht vergessen (wie Paulus in Kol 2,7 schreibt), in Christus verwurzelt und auf ihn gegründet und fest im Glauben zu sein.