Gemeindeaufbau ohne Jüngerschaft ist, bildlich gesprochen, kurzsichtig. Oft wird die Grösse einer Gemeinde an der Zahl der Mitglieder oder der Besucher am Sonntagmorgen gemessen. Ob eine Gemeinde gewachsen ist, wird dagegen an den Taufen gemessen. Wie sehr wünsche ich mir beides für das Gemeindeprojekt in Groane. Aber geht da nicht auf Dauer etwas verloren?
Davide und Debora Carritiello, Missionare in der Groane, Norditalien seit 2022, davide-95@hotmail.com
An Weihnachten durften wir einen eindrücklichen Gottesdienst erleben. Am Abend zuvor war ein Glaubensbruder nach langer Krankheit verstorben. Gemischte Gefühle, Trauer über den Verlust und Freude über das Ende der Leidenszeit und den Beginn der Himmelszeit, waren im Raum zu spüren. Auch Gäste waren da. Zwei von ihnen wollten sich bewusst auf Jesus einlassen. Was für eine Freude! Nun, beide wissen wenig bis gar nichts über den neuen Weg, den sie gehen wollen. Sie müssen begleitet werden, und das geschieht mit Hilfe der ganzen Gemeinde.
Im Gemeindebau wollen wir als Leitung bewusst in eine Zeit der Qualität investieren. Gott sei Dank schliessen sich Qualität und Quantität im Reich Gottes nicht aus. Trotzdem müssen wir uns bewusst sein, dass Qualität oft mehr Zeit und Kraft braucht. Seit drei Jahren darf ich eine Männergruppe leiten und seit Februar ist eine zweite Gruppe dazugekommen. Die Gruppen sind auf unterschiedlichen Wegen. Beide dürfen und können Wachstum erleben durch Gottes Nähe und durch sein Wort.
In einer internen Weiterbildung für die Mitarbeiter im Kinderbereich haben wir bewusst die qualitativen Aspekte des Unterrichts in den Vordergrund gestellt. Wir wollen nicht, dass die Kinder vom Gottesdienst ferngehalten werden, damit die Erwachsenen gut zuhören können, sondern dass die Kinder altersgerechte geistliche Nahrung erhalten. Das Kinderprogramm ist kein Nebenprogramm, sondern ein Ort des Wachstums im Glauben für Sonntagsschullehrer und Kinder.
Seit September 2023 gibt es auch eine Art «Diakoniegruppe». Wir Missionare wollen die einheimischen Geschwister anleiten, eines Tages selbst Entscheidungen zu treffen und auf Gottes Führung zu vertrauen. So ist der Übergabeprozess auch ein Wachstumsprozess oder eben: Jüngerschaft. Es geht weniger darum, wer etwas zu sagen und zu entscheiden hat. Es geht vielmehr darum, wie wir als Jünger Jesu in seiner Gemeinde wachsen und andere Jünger Jesu unterstützen können.