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KI & SL KI in "meiner" Schule? Wie positioniere ich mich als Schulleitung?

Künstliche Intelligenz beherrscht zur Zeit den Diskurs im Bildungsbereich. Grund dafür ist die Diskrepanz zwischen unseren Vorstellungen von KI und der Realität im schulischen Bildungssystem.

Vorstellungen Künstliche Intelligenz

  • menschenähnliches Erscheinungsbild
  • unmenschliches Verhalten
  • gefährlich
  • Ziel: Ausrottung der Menschheit

I, Robot - Terminator

Schulische Realität (2017)

  • fehlende Devices
  • fehlendes WLAN
  • fehlender Anschluss
  • Smartphones

Umgang mit dem, was nicht in der Schule stattfindet, ist wichtiger Bestandteil der Medienkompetenz und sollte Bestandteil des Unterrichts sein.

Eine Technologie des 21. Jahrhunderts passt nicht mit einer Pädagogik aus dem 20. Jahrhundert und einer Schularchitektur aus dem 19. Jahrhundert zusammen.

Andreas Schleicher 2019 im Interview mit News4techers

Technologische Entwicklungen (nicht erst KI) haben Kommunikation grundlegend verändert. Damit einher gehen folgerichtig Veränderungen der Arbeitsweise.

Arbeitsweise bedeutet im Bildungsbereich Lernweise.

Wenn sich die Art und Weise des Lernens verändert, müssen die Lehrprozesse diesen Veränderungen auch Rechnung tragen.

Schulleitung & Schulentwicklung

Wie kann Schulleitung Veränderungsprozesse initiieren, begleiten und steuern?

Zusammenarbeiten wird mehr und mehr zum Zusammendenken und -entwickeln. Der Einzelne ist so nur so gut wie seine Kommunikations- und Austausch- bzw. Diskursfähigkeiten. Denn Herausforderungen im 21. Jahrhundert sind zu komplex, um alle Quellen, Entwicklungsoptionen und Einflüsse zu überblicken, zu betrachten und auszuwerten.

Schulleitung kann nur als Team und in Kommunikation mit allen an den Bildungsprozessen Beteiligten Schulentwicklung gestalten.

... und jetzt noch KI?

Sichtweise imho:

Generative KI ist ein Werkzeug mit erheblichem Potenzial für Lern- und Bewertungszwecke, deren Einsatz immer wieder kritisch abgewogen werden muss.

KI war/ist eine erwartbare technologische Entwicklung im Rahmen der Kultur der Digitalität (Stalder 2016). Generative KI ist die technologische Antwort auf vorhandene Probleme - und sie löst Entwicklungen aus bzw. beschleunigt diese und bildet somit die Basis für neue Herausforderungen.

Menge an Informationen

  • Zugänglichkeit
  • Speicherung
  • Verfügbarkeit

Die Menge an Informationen zu bewältigen, ist mit analogen Mitteln nicht mehr zu leisten. Die digitalen Formate können immer abgerufen, gespeichert, zitiert, in neue Zusammenhänge gestellt werden. Bei Open Eductional Resources gern auch darüber hinaus "verarbeiten, vermischen, verbreiten". (5Vreiheiten)

Filtern der Informationen

  • Sortierung
  • Relevanz

Die Informationsflut im 21. Jahrhundert erfordert digitale Filtermöglichkeiten, um gewünschte Inhalte zu finden, zu gruppieren. Gleichzeitig möchten wir auch Verknüpfungen zwischen Inhalten erkennen können.

Auswertung/Verarbeitung der Informationen

  • Zusammenhänge
  • Verknüpfungen
  • neue Erkenntnisse

Kenntnisse führen über Kompetenzen zu neuen Erkenntnissen.

Wissen muss kompetent genutzt werden, um durch Verknüpfungen auf andere Wissensbestände zu referenzieren und so neue Zusammenhänge zu sehen, zu verstehen und gewonnene Erkenntnisse wiederum mit anderen zu teilen.

Wir leben in einer Kultur der Digitalität (Stalder 2016), die durch Referenzialität, Gemeinschaftlichkeit und Algorithmizität gekennzeichnet ist.

Genau in diesen Formen der Digitalität liegt auch die Lösung für den Umgang mit KI-basierten Tools in Bildung.

Referenzialität

Auf referenzierte Texte/Daten/Bilder/Audio muss selbstverständlich verwiesen werden.

Gemeinschaftlichkeit

Erkenntnisgewinn sollte als gemeinschaftlicher Prozess verstanden werden. Beteiligte, Personen und Wissensbestände, müssen angegeben werden.

Algorithmizität

Hilfsmittel, um neue Zusammenhänge zu erkennen und diese als Arbeitsgrundlage zu nutzen, müssen ebenfalls angegeben werden. KI-Tools unterliegen (noch) Beschränkungen hinsichtlich der Datenbasis, auf die sie zugreifen können. Dies wirkt sich auf die Antworten aus, die diese Tools geben.

Bekannte Tools, die bereits genutzt werden:

  • Chat Generative Pre-training Transformer - ChatGPT
  • Bilder aus Textbeschreibungen aufgrund von maschinellem Lernen - DALL-E
  • individuelle Präsentationen - gamma.ai
  • ...

"Ein grundlegender Wandel gemäß der Kultur der Digitalität (Stalder 2016) setzt bei sämtlichen Akteuren die Bereitschaft voraus, Organisationsstrukturen, Unterrichtsgegenstände, Lehr- und Lernprozesse, Themen und Lernorte völlig neu zu denken und so umzugestalten, dass Kindern bereits in der Grundschule Bildungserfahrungen ermöglicht werden, die sie auf aktuelle Herausforderungen tatsächlich vornereitet." (Hauck-Thum & Noller 2021)

Spoiler: Diese Transformationsprozesse haben ihre Ursachen in der Kultur der Digitalität, aber die Umgestaltung fokussiert nicht auf den Einsatz digitaler Tools, sondern auf eine Haltung, die entsprechende Veränderungen ermöglicht und unterstützt.

von Frontalunterricht ...
... zu lernerzentriertem Unterricht

... unter Nutzung der Mittel, die sich an der Realität orientieren und eine zukunftsorientierte Ausrichtung der Bildung ermöglichen. Ziel ist:

Insbesondere hat jeder junge Mensch ohne Rücksicht auf sein Geschlecht, seine Herkunft, seine Ethnie, eine Behinderung, seine sexuelle Identität, seine Religion oder Weltanschauung oder seine wirtschaftliche oder soziale Lage das Recht auf eine seine Begabungen, seine Fähigkeiten und seine Neigung fördernde Erziehung, Bildung und Ausbildung. Das schließt die Vorbereitung auf die Wahrnehmung von Verantwortung, Rechten und Pflichten in Staat und Gesellschaft ein.

Schulgesetz des Landes Sachsen-Anhalt §1 Absatz 1

Organisationsstrukturen
... das was im Unterricht stattfindet, wird durch einen Lehrer als Einzelkämpfer mit seinen Schülern von Stunde zu Stunde ausgehandelt. Die einzige Einflussmöglichkeit besteht darin, über die Setzung von Rahmenbedingungen auf die Schule einzuwirken.

https://sozialtheoristen.de/2021/11/25/zu-den-veraenderungsblockaden-in-schulen/ (Stefan Kühl, Organisationssoziologe)

Aber entgegen der Verklärung der Schulautonomie kann gerade der Prozess der Selbstorganisation dazu führen, dass Schulen weiter die alten, eingefahrenen Wege gehen. Das bedeutet nicht, dass man zu einer Schulpolitik zurückkehren muss, in der im Detail vorgegeben wird, wie sich Schulen zu organisieren haben. Aber vielleicht ist es nötig, dass von der Bildungspolitik bei den zentralen Rahmenbedingungen des Unterrichts – der Mindestdauer von Unterrichtsstunden oder des Umgangs der Notengebung – Vorgaben gemacht werden, die die Schulen wenigstens ein bisschen aus dem Trott bringen.

Rahmenbedingungen in den Blick nehmen!

  • flache Hierarchien
  • vernetzte Strukturen
  • Einbeziehung außerschulischer Partner
  • Öffnung ins Quartier
  • zeitliche Taktung im Unterrichtsalltag
  • Fächer"schubladen" vs. Projektorientierung und Fächerverbindung
  • klare Regelungen hinsichtlich Arbeitsweise (Zeiten, Orte, Kommunikation, Formate, ...)
Leitlinien

Entwicklung einer "KI Policy"

It is important to recognise that students will be able to use the full multimodal suite of Generative AI tools and that, although some like video are currently not great, the pace of development will continue to accelerate.

https://leonfurze.com/2023/09/12/unesco-guidelines-for-generative-ai-practical-applications-for-schools/

  1. Schulung von Lehrkräften und Personal: Organisieren Sie Workshops und Schulungen, um Lehrkräfte und Schulpersonal mit GAI, ihren Vorteilen und ethischen Überlegungen vertraut zu machen.
  2. Überprüfung des bestehenden Lehrplans: Identifizieren Sie Bereiche innerhalb des bestehenden Lehrplans, in denen Diskussionen über die ethischen Implikationen von GAI integriert werden können.
  3. Sensibilisierung der Schüler:innen: Führen Sie Versammlungen oder Unterrichtseinheiten durch, um die Schüler:innen darüber aufzuklären, was GAI ist, wie sie funktioniert und welche ethischen Überlegungen damit verbunden sind.
  4. Überprüfung und Entwicklung von Richtlinien: Die Schulen sollten ihre bestehenden Richtlinien überprüfen und Bereiche ermitteln, die möglicherweise aktualisiert werden müssen. Falls erforderlich, entwickeln Sie eine neue GAI-Richtlinie.
  5. Informierte Zustimmung: Versenden Sie Mitteilungen an Eltern und Betreuer, um sie über den Einsatz von GAI im Unterricht zu informieren und ihre Zustimmung einzuholen.
  6. Monitoring und Rückmeldung: Schaffen Sie Mechanismen zur regelmäßigen Überprüfung des Einsatzes von GAI im Unterricht und holen Sie Feedback von allen Mitgliedern der Gemeinschaft ein.
  7. Einbeziehung der Gemeinschaft: Sprechen Sie mit Eltern, Betreuern und der breiteren Gemeinschaft, um ihre Ansichten über GAI zu erfahren. (Wenn Sie GAI für die Personalisierung nutzen wollen, sollten Sie Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven einbeziehen.)
  8. Akademische Integrität und Bewertung: Entwickeln Sie Richtlinien und Praktiken, die den unethischen Einsatz von GAI im akademischen Umfeld verhindern, z. B. bei der Erstellung von Aufsätzen oder bei der Bearbeitung von Aufgaben. Überarbeitung der Bewertungsansätze.

Tipps:

1. Ausgangsbasis ermitteln!

Schüler:innen nutzen die KI-basierten Tools bereits. Fragt sie!

  • Welche Tools nutzt ihr?
  • Für welche Bereiche habt ihr sie schon eingesetzt?
  • Wie bewertet ihr Usabilty und Passgenauigkeit der Tools?
  • Welche Tools empfehlt ihr?
  • Wie gibst du die Verwendung von KI-Tools bei deinen Arbeiten an?

2. Schritt: Austausch und Information

  • Einbeziehung der Fortbildungsangebote
  • Gremium bilden aus Vertretern aller Bereiche (Kollegium, Schüler:innen, Eltern, Schulaufsicht, Schulträger)
  • Nicht nur Tools und deren Anwendung thematisieren, sondern Auswirkungen auf Lehr-Lernprozesse und Rahmenbedingungen diskutieren und nachsteuern.
Und dann ... loslegen!

... und dranbleiben!

Die Entwicklung ist schnell. Neue Tools tauchen auf, alte Tools werden verändert oder verschwinden.

Hier ein paar Funde der letzten Woche (Ende 10/23) - Tools zum Ausprobieren:

  • getimg.ai - Generieren Sie maßstabsgetreue Originalbilder, ändern Sie Fotos, erweitern Sie Bilder über ihre ursprünglichen Grenzen hinaus oder erstellen Sie benutzerdefinierte KI-Modelle.
  • rask.ai - Dieses Tool übersetzt Ihre Stimme in jede beliebige Sprache!
  • eightify.app - Es ist ein KI-YouTube-Tool, das die wichtigsten Punkte in Themen wie KI, Wirtschaft, Finanzen, Nachrichten oder Gesundheit findet und eine schriftliche Zusammenfassung des Videoinhalts erstellt.
  • flot.ai - ChatGPT kann jetzt mit allen Dokumenten, Apps, Websites und E-Mails arbeiten. Pop-up AI überall dort, wo Sie den Text eingeben oder markieren. Schreiben, verbessern, paraphrasieren, zusammenfassen, übersetzen, erklären oder antworten Sie auf jeden Text mit einem Klick.
  • invideo.io - InVideo vereinfacht die Videoerstellung mit vorgefertigten Vorlagen die Sie schnell anpassen können, auch wenn Sie das noch nie gemacht haben.
  • Camb.ai - Synchronisieren Sie Inhalte in jeder Sprache mit Ihrer eigenen Stimme. Nutzen Sie unsere KI, um Ihre Videos in 78 Sprachen mit Akzenten und Dialekten umgangssprachlich zu übersetzen und dabei Ihre Stimme zu bewahren.
  • chat.doc - Chatten Sie mit Dokumenten. Erhalten Sie sofortige Antworten mit zitierten Quellen. ChatDOC ist ein auf ChatGPT basierender Assistent zum Lesen von Dateien, der schnell Informationen aus Informationen aus Dokumenten (.pdf, .doc, .docx, .md, .epub, .txt, Website, gescannte Dateien) extrahieren, lokalisieren und zusammenfassen kann.

Taskcard "Künstliche Intelligenz im Unterricht" von Arthur Thömmes