Pünktlich zum Anpfiff Ein Einblick in den Verkehrsleitstand im Münchner Stadion

Wenn 75.000 Fußballfans ein Ziel haben – rechtzeitig zum Anpfiff im Münchner Stadion zu sitzen – ist das eine Belastungsprobe für Verkehrsnetz und Parkraummanagement. Ein Besuch im Verkehrsleitstand bei einem Bundesligaspiel.

Eine Multimediareportage von Bettina Glaser

Es ist Freitagabend, Bundesligaspieltag. Das Münchner Stadion ist ausverkauft. 75.000 Fans werden zum Anpfiff um 20.30 Uhr erwartet. Auf dem Spielplan steht die Partie FC Bayern gegen den FC Augsburg.

Hoch über den Rängen im achten Stock beziehen die ersten Mitarbeiter des Verkehrsleitstands ihre Arbeitsplätze.

Adil Badruk fährt seinen Computer mit den acht Bildschirmen hoch. Er ist Operator in der Verkehrsleitzentrale im Mobilitätsreferat der Landeshauptstadt München.

Alexander Karl, Leiter der Verkehrsleitzentrale im Mobilitätsreferat bei der Landeshauptstadt München, erwartet viele auswärtige Fans mit dem Auto:

Nach und nach füllt sich der kleine Raum mit weiteren Mitarbeitern der Autobahn GmbH, des Parkraum-Betreibers APCOA und der Autobahnpolizei.

Ronny Klementz, Operator bei der Autobahn GmbH, verfolgt den Verkehr auf der A8, A9 und A99. Er kann allein auf 160 Kameras entlang der A9 zwischen Holledau und Schwabing zurückgreifen. Auf den Bildschirmen sieht er, wie viele Fahrzeuge pro Stunde unterwegs sind. Werden es zu viele, wird die Geschwindigkeit über die Wechselverkehrszeichen automatisch begrenzt.

Auf der A9 fließt der Verkehr noch, anders auf der A99, von wo an diesem Tag aus der Augsburger Richtung besonders viel Verkehr kommt. Mit ein paar Mausklicks am Computer stellt Klementz an den Verkehrsbeeinflussungsanlagen die Beschilderung an der A99 zum Stadion über die A9 ein. „Arena über A9“ ist dort jetzt zu lesen. Jedoch mache er oft die Erfahrung, dass die Verkehrsteilnehmer lieber im Stau stünden als seiner Alternativroute zu folgen und den Verkehrszeichen zu vertrauen:

„Die Akzeptanz ist nicht da. Die Leute sagen: ,Ich vertraue meinem Navi’ oder ,Mein Opa ist hier auch schon entlang gefahren.’ Die letzte Entscheidung obliegt dem Verkehrsteilnehmer.“

Die roten Fahrspuren auf dem Monitor zeigen: An der Ausfahrt zur Allianz Arena stauen sich nun die Fahrzeuge. Deshalb schaltet Klementz die Abfahrt zweispurig.

Auch auf den Zufahrtsstraßen zum Stadion, für die das Mobilitätsreferat zuständig ist, herrscht Stau.

Zusätzlich sorgt der Wind für Komplikationen. Er drückt eine Absperrung auf die Fahrspur – gefährlich, wenn die Autos deswegen ausweichen müssen.

Viele Fans strömen Richtung Stadion. Auch die Parkhäuser füllen sich. Vom Computer passt Badruk die Wegweiser an den Zufahrtsstraßen entsprechend an.

Adil Badruk ist sich bewusst, dass seine Arbeit große Auswirkungen auf die Verkehrsteilnehmer hat und nicht nur Chaos verhindern, sondern auch produzieren kann:

„Man muss schon wissen, was man macht. Wenn man das falsche Parkhaus sperrt, wird's schwierig.“

Fotos und Videos: Bettina Glaser

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Bettina Glaser