Patina im Blut Patina Faktum / Rüdiger Schwarz

Als Patina wird eine durch natürliche oder künstliche Alterung entstandene Oberfläche bezeichnet, die in ihrer Struktur und Farbe einzigartig ist. Alle alten oder antiken Möbel – wie etwa Tische, Stühle, Bänke, Schränke, Betten oder Regale – haben im Laufe der Jahrzehnte oder Jahrhunderte ihres Gebrauchs eine individuelle Oberfläche gebildet. Unterschiedliche Nuancierungen in der Farbe sowie Verschleiß- und Verschliffspuren verleihen ihnen ihre ganz spezielle Persönlichkeit. Was sie so schön macht, ist ihre Unvollkommenheit und Abgegriffenheit. Was ihnen ihren einmaligen Charme verleiht, ist ihre gelebte Geschichte. Es ist schwer, sich der Anziehungskraft ihres Selbstbewusstseins zu entziehen. Wer derartige Möbel besitzt, gibt sie in der Regel nicht mehr her, vererbt sie an die nächste und weiter an die übernächste Generation.

Bei schwerwiegenden optischen oder funktionalen Mängeln stehen Restauratoren bereit, die das Unikat wieder fachkundig aufbereiten und in neuem Glanz erstrahlen lassen. Es gibt aber noch einen anderen Weg, in den Besitz eines Möbels zu gelangen, dass der Ästhetik eines antiken Originals zum Verwechseln ähnlichsieht: Überzeugende und ausdrucksstarke Replikate aus der Detmolder Möbelwerkstatt „Patina Faktum“, die in konsequenter, tischlerischer Handarbeit aufwendig hergestellt werden und sich an dem ländlichen Möbelstil des 19. Jahrhunderts orientieren. Absolut authentisch, detailreich und abwechslungsreich, nur dass der Kunde über Maße, Farbton, Tischbeine, Schubkästen, Beschläge und vieles mehr selbst bestimmen kann.

Patina Faktum

Rüdiger Schwarz fertigt in seiner Schreinerei neue Möbel mit der Ästhetik eines antiken Originals.

Die von der Familie Schwarz geführte Werkstatt Patina Faktum baut außergewöhnliche, neue Möbel in Handarbeit mit einer fantastischen, antiken Oberfläche. Detailverliebte Möbel mit Charakter in Spitzenqualität. Ess- und Schreibtische, Couch- und Konferenztische, Stühle und Sitzbänke, Betten, Schränke, Regale und Sonderanfertigungen. Aber auch als Restaurierungswerkstatt mit großem Erfahrungsschatz hat sich die Manufaktur weit über die Grenzen Ostwestfalens einen guten Namen erarbeitet, der gerne weiterempfohlen wird. „Wir stellen mit Herzblut stilvolle Einzelstücke mit antiker Patina in alter Handwerkstradition her“, erzählt Rüdiger Schwarz, der gemeinsam mit seinem Bruder Lukas, seiner Schwester Charlotte, seiner Frau Beate – die Schwarzens − und den beiden langjährigen Mitarbeitern Thorsten Kalous und Nikolaj Unruh die Geschicke der, wie er schmunzelnd sagt „kleinen, staubigen Werkstatt“ erfolgreich leitet.

Wie alles anfing

Gegründet wurde der Betrieb vor über 50 Jahren von seinem aus Ostpreußen stammendem Vater Bernd Schwarz, gelernter Kaufmann mit Gesellenbrief, der 1972 in einer umfunktionierten Garage mit der Restaurierung von antiken Möbeln den Grundstein legte. „Unser Vater war ein Quereinsteiger und Autodidakt mit einer großen Liebe für antike Möbel und war mit enormen handwerklichen Fähigkeiten gesegnet“, so Rüdiger Schwarz. „Er konnte das einfach, als wenn es ihm im Blut liegen würde. Er hatte viele gute und große Aufträge. Er war aber auch als angesehener, umtriebiger Auktionator für Antiquitäten bekannt und führte zusammen mit meiner Mutter nebenbei noch ein kleines Antiquitätengeschäft im Herzen Detmolds. Antiquitäten − und deren Restaurierung − liefen in den siebziger und achtziger Jahren sehr gut und ergänzten das Einkommen der sechsköpfigen Familie erheblich. So entschloss sich Bernd Schwarz, verstärkt auf die Herstellung ausgefeilter, individuell zugeschnittener Nachahmungen von Antiquitäten zu setzen. Nach und nach entwuchs die Werkstatt den zu knappen Räumen und so wurde 1992 das neue Werkstattgebäude in der Gehrenkampstraße 5 errichtet. „Unser Vater hatte es von vorneherein als Wohn- und Geschäftshaus geplant. Unten Werkstatt, oben wohnen. Er wollte so viel Zeit mit seiner Familie verbringen und ihr Tag für Tag so nahe sein können, wie möglich. Es war also eine perfekte Lösung, die natürlich auch dazu führte, dass wir vier Kinder alles aufgesogen haben, was mit Holz, Antiquitäten, Replikaten und den besonderen Techniken des Patinierens zu tun hatte. Wo heute der Empfang ist, war früher mein Kinderzimmer“, so Rüdiger Schwarz. Seit der Errichtung des neuen Werkstatt- und Wohngebäudes wurde die Kundschaft immer überregionaler, „es lief einfach rund und gut für uns alle.“

Grundsteinlegung und Einstieg

Auf antik gemachte Traummöbel mit allen Details, die sich Kunden nur wünschen können, und das in absolut bester Material- und handwerklicher Verarbeitungsqualität. Der Grundstein für Patina Faktum war also gelegt und 2012 folgte Rüdiger Schwarz seinem Vater, nachdem beide schon viele Jahre gemeinsam die Herstellung handgefertigter Möbel mit antiken Oberflächen immer weiter perfektioniert hatten. Zwei Jahre später stieg auch sein Bruder Lukas in den Betrieb ein. Der gelernte Gestaltungstechniker ist für die Bereiche Fertigung und kreative Oberfläche zuständig und gilt im Betrieb als der, „der das Holz quält“, so Rüdiger mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Es gibt viele Möglichkeiten, neuem Holz die Aura des Antiken zu verleihen. Und die, die es können, machen dies nach ihren eigenen, streng geheimen Rezepturen.

Das Geheimnis Patina

„Man kann Holz auf verschiedene Art und Weise alt aussehen lassen“, so Lukas Schwarz. „Man kann es der direkten Sonneneinstrahlung aussetzen, kann es flambieren, lasieren oder beizen, man kann es kalken, laugen oder krakelieren, schlagen und ankratzen. Selbst kleine Wurmlöcher machen sich manchmal ganz gut“, so Lukas. „Es gibt auch viele Naturprodukte wie Tee, Kaffee und besondere Öle und Essenzen, die sich in einer bestimmten Kombination mit anderen Mitteln einsetzen lassen. Das hängt immer vom Holz selbst und seiner natürlichen Struktur und Farbgebung ab. Doch welche Mittel wir für welches Holz wie einsetzen wird nicht verraten, das ist und bleibt unser Geheimnis“, ergänzt Rüdiger. Tatsache ist, dass sich das künstlich gealterte Holz der Manufaktur, in der Regel hochwertige Eiche, von der Optik des natürlich gealterten Holzes kaum bis nicht unterscheidet. „Wir kommen schon sehr nah an die natürliche Optik heran, und die meisten unserer Möbel erkennt man als Replikat nur, wenn man sich zum Beispiel die Unterseite einer Tischplatte genauer ansieht. Da haben wir nämlich nicht nur unsere Logo eingebrannt, sondern auch den Namen des entsprechenden Kunden“, meint Lukas Schwarz.

Der Markt für derart exklusive Möbel ist klein und überschaubar. Die potenzielle Kundschaft nur in Ostwestfalen zu suchen, würde die Manufaktur mit ihren insgesamt sechs Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen kaum auslasten. So wurde das Internet zu einem wichtigen Instrument. „Unsere Homepage, vor allem aber unsere Aktivitäten bei Google haben dazu geführt, dass uns interessierte Kundinnen und Kunden finden, wenn sie bestimmte Schlagwörter eingeben.“

Von Deutschland in die Welt

„Mittlerweile liefern wir nicht nur deutschlandweit, sondern darüber hinaus auch in viele andere europäische Länder, in die USA und nach Asien. In einer Hamburger Agentur haben wir einen Partner gefunden, der uns bei dem sehr komplexen und komplizierten Thema Suchmaschinenoptimierung hilft. Unsere Homepage haben wir überwiegend in Eigenregie realisieren können, aber uns auf Google & Co. optimal zu platzieren, hätte uns schlicht und ergreifend überfordert. Vor allem auch zeitlich, denn unsere Zeit gehört unseren Kunden“, meint Rüdiger. „Wer seine Kunden und ihre zum Teil sehr ausgefallenen Wünsche verstehen will, muss sich die Zeit dafür einfach auch nehmen können. Es gibt Beratungsgespräche vor Ort in unserem Showroom, die können schon mal bis zu vier Stunden dauern. Das sind dann aber auch ganz besondere Aufträge, wie zum Beispiel ein übergroßer Esstisch mit einer aufwendig gearbeiteten Zierleiste „Laufender Hund“ samt gepolsterter Bestuhlung, oder mannshohe Bücherregale für eine historische Schloss-Bibliothek“, so Rüdiger. „Wenn wir dann am Ende vor dem fertigen Möbel stehen und mit der Handinnerfläche sanft über das Holz streichen, dann kommen echte Glücksgefühle auf. Dann kribbelt es uns am ganzen Körper, dann sind wir echt stolz auf das, was wir machen.“ Glücklich scheinen die meisten Kunden der Schwarzens zu sein. Viele von ihnen schicken Fotos von ihren neu erstandenen Schmuckstücken und bedanken sich im Nachhinein für die perfekte Beratung und Umsetzung. „Wir sind glücklich, wenn unsere Kunden glücklich sind und sich über ihren neuen Tisch, ihre Stühle, Schränke, Betten oder auch restaurierten Antiquitäten freuen“, gibt Lukas Schwarz zu. „Dann haben wir alles richtig gemacht.“

Mitarbeiter Nikolaj Unruh
Mitarbeiter Thorsten Kalous und (links) Lukas Schwarz

Kunden jeder Couleur

Die Kunden der Familie Schwarz stammen nicht nur aus Deutschland und vielen weiteren Ländern der Welt, sie sind auch sehr unterschiedlich. Altersmäßig liegen sie zwischen dreißig und siebzig und haben ganz verschiedene Beweggründe, sich ein individuelles Möbel anfertigen zu lassen. „Erst vor kurzem“, so Rüdiger, „hatten wir ein frisch vermähltes Ehepaar bei uns in der Werkstatt. Er Anfang dreißig, sie etwa Ende zwanzig. Für ihre gemeinsame Zukunft wünschten sie sich einen abgegriffen und antik wirkenden Esstisch, der ihr Leben lang halten und Mittelpunkt des häuslichen und familiären Lebens werden sollte. Sie haben ihn bekommen, ein schönes Stück mit Schubkästen in der Zarge und zwei Ansteckplatten, um den Tisch bei Bedarf verlängern zu können.“ Es kommen aber auch Kunden, die wünschen sich zur Ergänzung vorhandener Möbel ein neues, passendes Stück dazu und solche, die irgendwo einen Tisch, eine Bank oder einen besonderen Stuhl gesehen und fotografiert haben, den sie sich nachbauen lassen möchten. „Wir haben Kunden jeder Couleur, doch was sie alle vereint“, meint Rüdiger, „ist der Wunsch nach einem einzigartigen, hochwertigen und langlebigen Möbelstück, das bis ins kleinste Detail ihrer Wunschvorstellung entspricht und den Charme der Nostalgie ausströmt.“

Um ihren Kunden die Qual der Wahl zu vereinfachen und Gestaltungsmöglichkeiten verdeutlichen zu können, haben Rüdiger und sein Bruder Lukas eine Art Modulsystem entwickelt. So bieten sie ihren Kunden zum Beispiel eine Übersicht über die verschiedenen Möglichkeiten der Tischplattengestaltung. Acht Gestaltungsvarianten werden gezeigt, von der Einzelbrettgestaltung mit unterschiedlichen Breiten, Querriegeln oder Zierleisten bis zu flächigen Varianten. Auch bei den Tischbeinen und den Farbtönen, den Tischzargen und Schubkästen vereinfachen Musterstücke die Auswahl.“ Es sind aber nur beispielhafte Gestaltungsmöglichkeiten. Diese sind nicht verbindlich, denn wir können jeden noch so ausgefallenen Wunsch erfüllen“, so Rüdiger. „Der gestalterischen Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt.“

Die Designer und Handwerker der alten Zeit hatten ein gutes Gespür für die richtige Ausgewogenheit zwischen Formschönheit und ergonomischer Nutzbarkeit. So entstanden Klassiker, die sich über allerlei wechselnde Zeitperioden als zuverlässig und stilprägend bewährt haben. „Diese Klassiker, insbesondere aus der Biedermeier- und der Gründerzeit, reproduzieren wir in traditioneller Bauweise. Bei einigen Stühlen, Armlehnstühlen und Bänken bietet es sich zusätzlich an, im Bereich der Sitzfläche und der Rückenlehne durch eine Polsterfläche für einen höheren Sitzkomfort zu sorgen. Hierbei bieten wir unseren Kunden alle möglichen Stoffe und Lederbezüge zur Auswahl an. Hinter diesen Arbeiten steht eine nahegelegene Polsterei, die ihr traditionelles Handwerk so beeindruckend beherrscht, wie kaum eine andere. Mit ihr arbeiten wir auch zusammen, wenn es um die Restaurierung alter Stühle, Sessel oder Sofas geht.“

Glück und Freude

Rüdiger Schwarz kann sich nicht vorstellen, beruflich etwas anderes zu machen. Sein Beruf macht ihn glücklich und füllt ihn aus. Und wenn immer wieder mal ganz besonders individuelle, ja fast schon skurrile Wünsche an ihn herangetragen werden, dann ist der Spaß daran fast grenzenlos. „Aber Freude haben wir an jedem Stück, denn ob es jetzt so oder so aussieht, es steckt nicht nur viel Arbeit, es steckt auch immer viel Emotion dahinter. Auf unserer Seite, wie auf der Seite unserer Kunden. Wir bauen Möbel als Familie für Familien, individuell, massiv, auf Maß geschneidert, warm, mit allen Sinnen erlebbar, versehen mit einer besonderen Patina und dem Charme der gelebten Geschichte. Einen schöneren Beruf kann ich mir für mich nicht vorstellen. Das gilt auch für meinen Bruder, für alle Schwarzens und unsere treuen Mitarbeiter.“

ERSTELLT VON
TEXTHAUS-LIPPE Stefan Volkamer

Danksagung:

Besten Herr, lieber Herr Schwarz. Ihr Können hat uns schwer beeindruckt.