Übersicht JUSSDJG
Der Bericht aus dem Jahre 2022 liegt nun vor #JUSSDJG
Bewohner*Innen Befragung 2022 - Rücklauf
Forschungsprozess Monitoring III - 2022
Frage: wer hat den Bericht wann erhalten?
- April bis Juni 2022: Fragebogenentwicklung
- Mai bis September 2022: Begehungen
- Juni und Juli 2022: Befragung
- Qualitative Interviews
- September bis Dezember 2022: Analyse und Auswertung
- November bis Dezember 2022: BERICHTSLEGUNG
Einleitung - SPANNEND!
Die Rede ist, richtigerweise, von STADTAUTOBAHN!
- Das Besiedelungsmonitoring 2022 liefert in der dritten Erhebungswelle empirisch fundierte Einblicke in die Transformation und Weiterentwicklung des Stadtentwicklungsgebiets.
- Diese findet zum einen auf der Ebene der Quartiersentwicklung statt und zeigt sich in Form anders gelagerter Konzeptionen des Wohnbaus und der Bebauungsformen im Vergleich zum Pionierquartier und dahingehend dass in diese Wohnbauten neue Bewohner:innengruppen und Milieus einziehen, die differenzierte Anforderungen an den Stadtteil stellen.
- Bemerkenswert sind im Kontext der Weiterentwicklungen auch politische Aushandlungs- und Entscheidungsprozesse, wie der Stopp des Lobautunnels und die Proteste rund um die STADTAUTOBAHN, ebenso wie die mediale Berichterstattung über die Gestaltung des öffentlichen Raums im Seeparkquartier.
- All diese Debatten, medialen Repräsentationen, Entscheidungs- und Aushandlungsprozesse wirken von außen auf die Entwicklung des Stadtteils (vgl. Dlabaja 2023)
Im Zuge der qualitativen wie auch der quantitativen Erhebungen haben wir die Innenperspektiven der Bewohner:innen auf diese Entwicklungen und Dynamiken erhoben und auf unsere Forschungsfragen hin analysiert
Ausgangspunkt, Hintergrund und Zielsetzungen
Partizipation der Seestadt Bewohner*Innen? 2019!
- Das über mehrere Jahre angelegte „Besiedelungsmonitoring Seestadt Aspern“ ist als ein Forschungsprojekt konzipiert, das den Prozess der Entwicklung des neuen Stadtteils sozialwissenschaftlich begleitet.
- Ziel des Monitorings ist es, mit der Besiedelung verknüpfte Herausforderungen frühzeitig zu identifizieren, soziale Dynamiken abschätzen zu können und den Besiedelungsprozess für die beteiligten Akteur*innen auch steuerbar und gestaltbar zu machen.
- Es ist die erste Longitudinalstudie dieser Art in einem Wiener Stadtentwicklungsgebiet.
jetzt kommts: Konfliktpotential!
Für diese dritte Erhebungswelle werden, neben den zentralen Fragestellungen des Monitorings (zum Wohnen und Wohnerleben, dem Stadtteil und seinen Infrastrukturen, Teilhabe und Image usw.) konstanten Themenfeldern (wie Stadthitze, Nahversorgung), auch konfliktbehaftete Themen betrachtet, die sich aus der Erfahrungen der letzten Jahre und Monate ergeben (wie die Gestaltung des öffentlichen Raums, die Straßenanbindung der Seestadt, sowie Stadtentwicklung und Klimawandel) und wie diese von Teilen der städtischen Öffentlichkeit in Relation zu den Bewohner:innen wahrgenommen werden.
Umsetzung und Arbeitspakete
- Arbeitspaket 1 – Sozialräumliche Erhebungen und Fragebogenentwicklung (WP1): Im ersten Arbeitspaket wird die Adaption des Befragungsinstruments – basierend auf einer Reihe von Akteur:inneninterviews sowie Erhebungen im Stadtraum mittels Straßenbefragungen und Begehungen vorgenommen
- Arbeitspaket 2 – Befragung und qualitative Interviews (WP2): Im zweiten Arbeitspaket wird die quantitative Bewohner:innenbefragung vor Ort und digital durchgeführt.
- Arbeitspaket 3 – Auswertung, Synthese, Berichtslegung und Dissemination (WP3): In diesem Arbeitspaket geht es um die Auswertung der quantitativen und qualitativen Daten. Die im Zuge der quantitativen Befragung erhobenen Daten werden deskriptiv sowie unter Anwendung multivariater Verfahren analysiert
Rücklauf und Erhebungen im Stadtquartier
- Die Erhebung fand in Form eines Online-Fragenbogens zwischen 4. Juni und 4. Juli 2022 statt.
- Der Online-Survey „Bewohner:innenbefragung Seestadt 2022“ ist ein Personenfragebogen
- Die Tür-zu-Tür-Rundgänge hatten das Ziel, durch persönlichen Kontakt und Klärung möglicher Fragen die Teilnahmebereitschaft am Online-Fragebogen zu erhöhen und Hürden abzubauen
Nun zu den Details
Fakten von früher
- Der Stadtteil wurde im Masterplan vom Architekturbüro Tovatt Architects & Planners als multifunktionaler Stadtteil konzipiert: Wohnbau, Gewerbe, sozialen Einrichtungen wie Schulen und Kindergärten, Arbeitsstätten, Industrie und Forschungseinrichtungen
- Die Seestadt wird rund um einen künstlich angelegten See errichtet, welcher die Mitte des Stadtteils bildet, also das Herzstück bildet!
Der öffentliche Raum in der Seestadt umfasst ungefähr 50% der Fläche des Stadtteils und ist barrierefrei und intergenerativ gestaltet.
- Er bildet einen Ankerpunkt des öffentlichen Lebens im Stadtteil. Konzipiert wurde der öffentliche Raum vom dänischen Architektenbüro Gehl Architects.
- Zudem ist das Mobilitätskonzept ein Charakteristikum der Seestadt, bei dem Fußgänger:innen- und Radverkehr im Fokus liegen. Der Modalsplit soll sich dementsprechend in 40% Fußgänger:innen und Fahrradfahrer:innen, 40% öffentlicher Verkehr und 20% Individualverkehr aufteilen.
Chronologie bis 2021 (Seeparkquartier)
- 1992: Erste Bestrebungen einen neuen Stadtteil im Osten Wiens zu errichten, gab es seitens der Wiener Stadtplanung schon 1992.
- 2003: Anfang 2003 zeichnete sich auf Grund der gewandelten Rahmenbedingungen, die u.a. mit dem EU Beitritt Österreichs und der EU-Osterweiterung zusammenhingen, und der prognostizierten steigenden Einwohner:innenzahl Wiens eine Realisierung des Projekts ab.
- 2004 - 2009: es brauchte neue Ideen. Der Masterplan und das Konzept für die Seestadt
- wurden von Expert:innen entwickelt und 2004 den umliegenden Nachbarschaften im Bezirk präsentiert
Die Möglichkeit am Entscheidungsprozess mitzuwirken gab es für die Bürger:innen zu diesem Zeitpunkt nicht.
- 2007 - 2010: Am 25. Mai 2007 wurde der Masterplan vom Gemeinderat bewilligt und 2010 wurde schließlich mit der Errichtung der Seestadt begonnen.
- Die Pflanzung von Bäumen für die Freiräume in der Seestadt begann bereits 2008
- 2010 - 2013: Errichtung des Sees und der technischen Infrastruktur: Dies umfasst sowohl den See, die Grünräume, die Straßen und Kanalanlagen als auch alle notwendigen technischen Infrastrukturmaßnahmen
- 2011 - 2012: aspern IQ = Technologiezentrum der Seestadt und 2012 in Betrieb
2013 - 2017: Bauetappe/Besiedelung des Pionierquartiers
- Zu Spitzenzeiten arbeiteten 2.500 Bauarbeiter:innen auf 22 Bauplätzen
- Während der Errichtung der Rohbauten in der Phase von 2013 bis 2014 waren bis zu 42 Kräne im Einsatz
Dazu zählen auch die sechs Baugruppen BROT-Aspern, JAspern, LiSA, Pegasus, Que(e)rbau und Seestern Aspern
- 2018 - 2021: Errichtung des Seeparkquartiers: In den Jahren 2018-2021 wurde das Seeparkquartier südlich an den See angrenzend errichtet.
- In diesem Teil des Stadtentwicklungsgebiets in unmittelbarer Nähe zur U2-Endstation wurden – größtenteils durch Privatkapital („frei finanziert“) – Infrastrukturen für den Bereich des Wohnens, Büros, sowie temporäres Wohnen u.a. für Hotellerie und Studierende errichtet.
- Einen städtebaulichen Merkpunkt bildet das „Hoho“ – das zweithöchste Holzhochhaus der Welt – das Gewerbe- und Büroflächen, Hotellerie, Restaurants, Wellness und Apartments auf 24 Stockwerken umfasst.
- Bauten: Lakeside, SeeSee Tower (BUWOG) und Sirius, Seeparq und Mischa
2017 - 2024 Phase II: Seebogenquartier (Quartier am Seebogen)
- 2.500 Menschen
- Baugruppen namens Leuchtturm Seestadt und kolok-as
- Neben dem Wohnbau bilden Infrastrukturen für Gewerbe, Bildung und Freizeit, wie der Gewerbehof, eine Kletterhalle oder die Zweigstelle der Städtischen Büchereien, Ankerpunkte des Quartiers.
- Das Quartier ist zudem Teil der internationalen Bauausstellung IBA
2024 - 2030 Phase III: Seeterrassen und der Rest
Interessantes
Wohneinheiten und Nutzung
Akteur*Innen
- Es sind auch die Bewohner:innen, die den Stadtteil in der ersten Phase belebten und nach dem Ankommen und sich Einrichten im Stadtteil in den nächsten Jahren in Initiativen aktiv wurden, welche sich Stück für Stück mehr in die Gestaltung des Stadtteils einbrachten.
- Allen voran waren das von Beginn an die Baugruppenmitglieder, aber auch jene Seestädter:innen, die sich stark mit dem Konzept des Stadtteils identifizieren und lokale Initiativen gründeten.
- Ein weiterer Aspekt sind die lokalen Bewohner:innenintiativen, die seit einigen Jahren sehr aktiv im Stadtteil sind und die Seestadt durch ihr Engagement auch mitgestalten – seien es Sportvereine, Elternvereine, zahlreiche Nachbarschaftsinitiativen und Nachbarschaftsgärten zur Begrünung des Stadtteils
Transformationen
- Das Stadtbild des Quartiers Am Seebogen prägen vor allem die öffentlichen Parkanlagen, die sich entlang der U-Bahn-Trasse verorten.
- In Transformation befinden sich auf Grund des Ausbaus die Alltagswege und Wegeketten, aber auch die Quartiere als wichtigste Bezugspunkte im Alltag der Bewohner:innen.
- Es differenzieren sich Formen der Vergemeinschaftung aus und verlagern sich, wie etwa die Organisation der Bewohner:interessen, die von Anbeginn der Entstehung der Seestadt vor allem digital organisiert wurden.
- Zuerst via interner Bewohner:innen-Foren auf Facebook, später via WhatsApp und Signal, aber auch in Vereinen und der Nachbarschaft im Haus
- die COVID-Pandemie hat auch noch mitreingespielt, logo!!!
Das kollektive Momentum des Einzugs in die neu errichtete Seestadt wie es 2014 bis 2015 erlebt wurde, differenziert sich nun aus in viele kleinere Nachbarschaften, die Etappe für Etappe einziehen
- Auch das Wohnerleben befindet sich in Transformation, da sich der Stadtteil nun aus mehreren unterschiedlichen Quartieren zusammensetzt.
- Ein Thema, das viele Bewohner:innen beschäftigt, ist das Image des Stadtteils und die mediale Berichterstattung darüber (vgl. Reinprecht et al. 2015, Dlabaja 2021).
Aber auch Projekte wie „Die Seestadt – der Film“, ein Filmprojekt aus dem Jahr 2020, das von Bewohner:innen gemacht wurde, als Antwort auf negative Berichterstattung über den Stadtteil
- Im Vergleich dazu stehen internationale Berichterstattungen wie jene auf Arte „Die Seestadt in Wien, Österreich“ 2022, jene im Guardian über innovative Aspekte des Stadtteils wie Gender Mainstreaming oder die Holzbauweise , die bei der Errichtung des mittlerweile zweithöchsten Holzhochhauses der Welt umgesetzt wurde, ebenso wie jene der internationalen Fachdelegationen, die alljährlich in die Seestadt pilgern, um sich Inspiration für Stadtteilentwicklung und geförderten Wohnbau zu holen.
- Diese Delegationen besichtigen den Stadtteil sowohl mittels selbst organsierter Führungen, als auch mittels Stadtführungen des von der Entwicklungsgesellschaft eingerichteten Besucher:innenservices.
- Das Angebot des Besucher:innenservice wurde vor der Pandemie von 10.000 Besucher:innen jährlich genutzt
Bevölkerung
- Die Seestadt ist ein Motor des Bevölkerungswachstums im 22. Wiener Gemeindebezirk (Donaustadt), der kürzlich die 200.000-Einwohner:innenmarke überschritten hat
Donaustadt: Hier gab es in den letzten Jahren stets mehr Wegzüge in andere Bundesländer als umgekehrt
Die Wegzüge aus der Seestadt beginnen im Jahr 2015 und sind seither kontinuierlich gestiegen!
Demographie und Lebenslagen
Die Stadt der "Mitte"
- Der erste Bericht des Seestadt-Besiedelungsmonitorings, anlässlich des Zuzugs der „Pionier:innen“, hatte festgestellt, „dass von der Seestadt vor allem soziale Mittelschichten angesprochen werden“
- Das Sozialprofil der Seestadt verweise auf „eine eher homogene Bewohnerschaft aus Angehörigen verschiedener Mittelschichtsmilieus, die weniger sozialstrukturell als vielmehr nach Lebensführung (Kinder im Haushalt, Familienform, Haushaltszusammensetzung) und Lebensstilpräferenzen (Wohnvorstellungen, Freizeit- und Mobilitätsverhalten etc.) abweichen“
- Die Teilnehmer:innen an der Seestadt-Befragung 2022 sind hoch qualifiziert
Wohnzufriedenheit
Bewertungen
Bewertungen Seestadt: wer nicht verstanden hat, wie die Seestadt geplant wurde, wird nie glücklich sein!
Thema Stadtklima
auch dank den Seestadtwächter*Innen ....
Erwartungen
... ob die Erwartungen der Bewohner:innen an die Seestadt insgesamt erfüllt oder enttäuscht wurden ...
- Signifikante positive Einflüsse auf die Erwartungserfüllung haben neben Umzugsgründen, die sich auf Qualitäten der Seestadt, der Wohnung oder des Wohnhauses beziehen, auch die Wohnform und der Preis der Wohnung. Erwartungen von Befragten, die in die Seestadt gezogen sind, weil sie „Keine andere Alternative“ hatten, blieben hingegen etwas öfter unerfüllt.
- Nähe zu anderen Personen oder zum vorigen Wohnort wirken sich offenbar nicht darauf aus, ob Erwartungen erfüllt wurden.
- Auch die Grünlage und der See zeigen keinen signifikanten Zusammenhang mit der allgemeinen Erwartungserfüllung. Mit anderen Worten: Bei jenen, die u.a. wegen des Sees oder der Naturnähe in die Seestadt gezogen sind, dürften eher andere Erwartungen an das Wohngebiet eine wichtigere Rolle gespielt haben.
Wohnerleben
Urlaubsgefühle stellen sich ein ..........
- Ein Einstellungsmerkmal, das seit 2015 präsent ist, ist jenes des Urlaubsgefühls im Stadtteil.
- Dies wird von den Bewohner:innen sehr präzise aus ihrer Alltagspraxis beschrieben:
Ja, es ist schon so bisschen wie Urlaub natürlich. Man hört das ja häufig, wenn ich in Badehose in den Aufzug steige und nur ein Handtuch noch dabeihabe, das ist unüblich natürlich für Wien, aber ich geh raus aus der Tür und hab den See vor meiner Haustür. Ja, und das ist schon super im Sommer. Generell ist es so, dass man eigentlich alles hier hat tatsächlich, also es gibt nicht viel was fehlt."
- Die Seestadt war von Beginn der Besiedelung an ein Stadtteil, der seine Nachbarschaft auf digitaler Ebene mittels interner Foren via Facebook organsiert hat
- In diesem Zusammenhang wird die Transformation des digitalen Gefüges auf Facebook beschrieben, die mit der Weiterentwicklung und dem Ausbau der Seestadt einhergeht. Zu Beginn der Besiedelung dominierte der Eindruck des Lebens im urbanen Dorf, in dem jede:r jede:n kennt.
- Dieses Lebensgefühl und die Praktiken der digitalen sozialen Kontrolle in den sozialen Medien haben sich mittlerweile gewandelt
- CORONA hat dann alles noch akzentuierter dargestellt .... logo!
- Seit 2021 werden lokale Nachbarschaftsinitiativen wiederbelebt oder auch neue gegründet. Ein aktuelles Beispiel ist der Verein Seestadt Grün, der aus dem Forschungsprojekt „Essbare Seestadt“ 2020 hervorgegangen ist und ...
... Umgestaltung des Seeparkquartiers mit Konzepten involviert hat und eine Reihe von nachbarschaftlichen Begrünungsprojekten umgesetzt hat.
Vor- und Nachteile
Teilhabe und Mitgestaltung
Die Bewohner:innen der Seestadt bringen sich auf vielfältige Weise in den Stadtteil ein
- Ein Spezifikum der Seestadt ist (wie bei anderen großen Neubaugebieten aus der Vergangenheit, wie Alt-Erlaa oder in Linz die Solar City), dass auf einen Schub gleichzeitig mehrere Tausend Menschen einziehen.
- Dieser gemeinsame Einzug in den Stadtteil verbindet und erzeugt ein Momentum, das für einige Zeit eine sehr enge Nachbarschaft erzeugt (vgl. Dlabaja 2023).
- Dieses Momentum flaut nach einer ersten Phase wieder ab, auf Grund von geänderten Lebensbedingungen und Lebensphasen sowie Umzügen in andere Stadtteile
- Im Monitoring hat uns die Frage beschäftigt, ob es Differenzierungen in der Intensivität der Teilhabe bzw. Teilnahme an Gemeinschaftsaktivitäten im Stadtteil gibt.
- Die qualitativen Erhebungen legen nahe, dass das Netz an Initiativen besonders dicht im Pionierquartier ist, weil die Bewohner:innen seit 2014/15 im Stadtteil wohnen und also schon wie eingangs beschrieben im Stadtteil angekommen sind
das leidige Thema: Teilnahme! einzige Ausnahmen: Erhalt der grünen Oase (tBASE) und Verein Seestadtgrün!
Konflikte, die uns alle angehen
Lobau Autobahn und Stadtstraße (Stadtautobahn)
Also, ich würde jetzt gar nicht sagen, ich bin dafür oder dagegen, aber ich hätte halt gern eigentlich ein Gesamtkonzept, und von der Stadt wird aber nur so der Druck gemacht, Öffis werden nicht ausgebaut, solange die Stadtstraße nicht gebaut wird.
Und solange es das nicht gibt, bin ich auch nicht für diese Stadtstraße. Also wenn es irgendwie einen Vorteil hätte für die Ortskerne, wenn die verkehrsberuhigt werden, wenn die Öffis dadurch irgendwie Vorteile hätten, und wenn das dann irgendwie für die Seestadt einen Vorteil hätte, dann kann man drüber reden.
Von jenen, die die Stadtstraße propagieren, wird der Effekt des Straßenausbaus auf den Klimawandel relativiert und auch der Effekt von Abschnitten in Frage gestellt:
Aber ganz ehrlich, die Stadtstraße, das sind drei Kilometer oder vier Kilometer. Bei einem Straßennetz in Wien von Tausenden von Kilometern, keine Ahnung wie viel, natürlich spielt das jetzt im Blick auf den Klimawandel keine Rolle.
Anders wird das eingeordnet von jenen Bewohner:innen, die gegen den Lobautunnel sind. Diese betrachten die Verkehrsinfrastrukturen relational. Wenn eine neue Verkehrsinfrastruktur errichtet wird, evoziert diese mehr Verkehr. Das Ziel muss aus der Sicht dieser Bewohner:innen sein, den Verkehr zu reduzieren
Auch Lobautunnel, ich mein, also allein aus Emmissionssicht, man muss die Welt als Ganzes betrachten, wenn man den Klimawandel beschränken will, aufhalten kann man ihn ja sowieso nicht, aber, wenn man ihn auf irgendeinem Niveau einpendeln lassen will, beschränken will, dann muss man wirklich weltweit Aktionen setzen, weltweit aktiv sein, weltweit, das große Ganze muss gesehen werden. Ja, die Politik muss da aktiv werden, die Politik muss dafür sorgen, dass mehr Solarkraftwerke, Windräder gebaut werden.
- Anders als wir ursprünglich vor der Erhebung vermutet haben, ist es nicht eine kleine Gruppe von Bewohner:innen, die der Stadtstraße kritisch gegenübersteht, sondern ungefähr die Hälfte der Bewohner:innen.
- Das Thema Klima und Nachhaltigkeit dürfte den Seestädter:innen aber ein Anliegen sein. Daher ist die Seestadt gespalten, was das Thema betrifft
Image und Wahrnehmung
Kontroversielle Themenfelder, die die lokale mediale Berichterstattung von 2019 bis 2021 bestimmen, sind Stadthitze, Versiegelung, Verkehr, Parkplätze, Lobau und Stadtstraße. Das Thema Stadthitze wurde vor allem von Boulevardmedien vorangetrieben.
In diesem Zusammenhang zeigt sich, dass sich die Bewohner:innen sehr stark mit der Seestadt identifizieren
- Ein Ergebnis ist wenig verwunderlich: die Seestädter:innen identifizieren sich sehr stark mit ihrem Stadtteil.
- Sie verteidigen ihren Stadtteil und haben Strategien entwickelt im individuellen Umgang mit negativer Berichterstattung.
Fazit
- Anhand der Analysen lässt sich festhalten, dass die Wahrnehmung der Seestadt eine Ambivalenz aufweist. Die Seestadt als “Stadt”, wie es der Name suggeriert, stellt hier nur einen der möglichen Wahrnehmungstypen dar.
Rund 56% der befragten Bewohner:innen stimmten der Aussage zu, dass die Seestadt weder Stadt noch Land sei.
- In der bivariaten Analyse hat sich gezeigt, dass unterschiedliche soziodemographische Merkmale (z.B. das Alter, der vorherige Wohnort, Zuzugsjahr, etc.) einen gewissen Einfluss darauf haben, wie die Seestadt wahrgenommen wird.
- Auch die Bewertung der Ausstattung „städtischer“ Infrastrukturen (z.B. Schulen, Lokale, Geschäfte, etc.) steht im Zusammenhang damit, ob verschiedenen Aussagen zur Wahrnehmung der Seestadt zugestimmt wird.
- Durch die multivariaten Analysen konnten unter den Bewohner:innen spezifische Wahrnehmungstypen herausgebildet werden, von denen drei einen urbanen, beziehungsweise suburbanen Charakter aufweisen.
- Die anderen zwei Wahrnehmungstypen sprechen für eine Wahrnehmung der Seestadt als peripherer Raum.
- Anhand dieser Ergebnisse lässt sich feststellen, dass Urbanität für die Wahrnehmung der Seestadt kein eindimensionaler Begriff ist, sondern eine Art Kontinuum darstellt und die Seestadt auch von ihren Bewohner:innen auf diesem Kontinuum positioniert wird.
T H E E N D - JUSSDJG: Jörg der unabhängige Schweizer Seestadtreporter