Ich habe mich oft als Clown gefühlt FEG Persönlich mit Claudius Zuber

Vor Wochen stosse ich auf eine Clown-Webseite und stelle erstaunt fest, dass sich hinter diesem Clown Pippo, den ich dort sehe, Claudius Zuber, der ehemalige Vorsitzende der FEG Schweiz, versteckt. Ich bin überrascht und meine Neugier ist geweckt. Am Telefon verrät mir Claudius: «Ich habe mich in meiner Laufbahn oft als Clown gefühlt und irgendwie war das Clowneske immer schon in mir drin.» Dieser Lebensgeschichte gehe ich gespannt auf die Spur.

Harry Pepelnar, FEG Kommunikation, pepelnar@gmail.com

Die Ausbildung zum Clown

Eine elektrische Installation im Hause Zuber ist Auslöser für die Ausbildung zum Clown. Dieser Elektriker erzählt Claudius von einer Schule für «Humor, Kommunikation und Clown» in Deutschland. «Ich hatte schon immer gerne Spass und eine blühende Fantasie. Ich lache auch immer wieder über mich selbst! Ausserdem habe ich gelernt, dass man mit Humor viele Spannungen lösen kann.» Claudius ist Mitte Fünfzig und Pastor in der FEG Rheineck und beschliesst diese Ausbildung zu machen. Seither tritt er an Firmenfesten, Familiengottesdiensten, Missionsfesten, Kinderwochen usw. auf. «Ich liebe es, Menschen die einen «Zwanzig nach acht»-Mund haben, zum Lachen zu bringen. Und es ist befreiend, dass ich stolpern und wieder aufstehen kann.» Es gibt zwar in seiner Biografie viele lustige Momente, aber auch Seiten mit Tiefen und grossen Herausforderungen.

Ausgelacht

Seine Eltern sind Missionare der Basler Mission in Südindien und 1955 gerade im Heimataufenthalt, als Claudius zur Welt kommt. Er lernt in Indien Armut kennen, aber auch Englisch. Die Familie kehrt 9 Jahre später für immer in die Schweiz zurück. Claudius ist ein guter Schüler, aber sein Selbstwert ist im Keller. «Ich war immer der Kleinste, hatte abstehende Ohren und wurde ausgelacht. Darunter habe ich sehr gelitten.» Als er im Psalm 139 liest, dass er auf eine wunderbare Art gemacht ist, heilt seine Selbstsicht. Diese tiefe Erfahrung mit dem Wort Gottes prägt das Leben von Claudius.

«Mein Vater war evangelischer Pfarrer, mein Vorbild, und darum wollte ich Theologie studieren.»

Gott hat mich als Optimist geschaffen

«Ich bin Optimist und in mir drin ist eine Grundzufriedenheit.» Nach Abschluss der Matura beginnt er mit 20 Jahren seine theologische Ausbildung an der STH Basel. Claudius will Pfarrer in der Landeskirche werden, denn zu der Zeit ist sein Vater Pfarrer in Walzenhausen. Mit dem New Life wird Wilhelm Pahls für eine Evangelisationswoche nach Walzenhausen eingeladen. Obwohl in dieser Woche 70 Menschen ihr Leben Jesus geben, ist der Widerstand der Kirche gegen seinen Vater riesig. «Meine Eltern wurden im Nachhinein abgewählt. Das war ein Grund, warum ich danach eine Anstellung in einer Freikirche suchte.»

Seine Frau Margrit tut ihren Teil dazu. Er lernt sie im Jugendhaus Seewis kennen und fragt sie schon nach dem ersten Spaziergang, ob sie seine Frau werden will. Dass sie noch ein wenig Zeit haben wollte, kann ich irgendwie nachvollziehen! Die beiden werden ein Paar und da Margrit berufshalber nach Langenthal zieht, werden sie Teil der FEG Langenthal. Durch Armin Mauerhofer erhält er eine Berufung zum Inlandmissionar.

Frühling im Prättigau

«Meine erste Stelle in Schiers war für mich wie der Früh­ling im Pastorenberuf. Es ist so hilfreich, wenn die erste Pastorenstelle gut verläuft. Mir fiel es nicht schwer, mich auf die Prättigauer einzustellen.» Er meint, dass es ihm geholfen hat, dass er zwischen zwei Brüdern im Sandwich aufgewachsen ist und so vertraut ist zu vermitteln. 11 Jahre und 5 Kinder später, ist es für Zubers Zeit, die Stelle zu wechseln.

FEG Schiers

Kulturschock Wetzikon

«Jakob Winzeler kam mich im Prättigau besuchen und lud mich nach Wetzikon ein. So kam ich in eine grosse Gemeinde mit einem grossen Vorgänger und einer über 20-jährigen Erweckungsgeschichte.» Für die ganze Familie ist der Umzug in die Vorstadt eine grosse Herausforderung. Die Kinder erleben einen massiven Einbruch in der Schule und Claudius übernimmt sich fast am grossen Erbe. «Ich habe in den ersten Jahren viele Tränen vergossen. Ich kam in ein Vakuum, denn es gab so viele verschiedene Gruppen und Meinungen. Ich war als Vermittlerperson überfordert.» Claudius erlebt einen ersten Zusammenbruch. Seine Frau und seine Familie stehen hinter ihm und das hilft sehr.

«Heute bin ich dankbar für diese Zeit. Ich habe keine Bitterkeit und viel gelernt. Gott kann eine Gemeinde brauchen, um einen Pastor zu formen.»

Aber auch die Gemeinde wurde positiv verändert und Claudius erlebt die letzten Jahre in Wetzikon gut.

Claudius an einem Treffen der Bundesleitungen von Deutschland, Österreich und der Schweiz

Schwierige Jahre als Vorsitzender

Dann wird Claudius im Jahr 2000 als Vorsitzender der FEG Schweiz gewählt. Er sieht sich als Vernetzer und Hirte, aber zu der Zeit wäre ein Manager gefragt gewesen. Der langjährige Bundessekretär kündet und viel Erfahrung geht auf einen Schlag verloren. Die Geschäftsstelle zügelt nach Pfäffikon und Claudius muss erleben, wie ein Sekretär nach dem anderen Burnout geht. «Als auch der letzte Sekretär ausbrannte, hatte auch ich einen Zusammenbruch. Es war so demütigend vor die Delegierten zu stehen mit dem Gefühl, es nicht geschafft zu haben. Aber auch diese Zeit hat mich reifen lassen. Ich habe mich mit meiner Geschichte versöhnt. Wenn ich aber heute an eine DK gehe, kommt mir das schon noch manchmal hoch.» Kräftemässig am Ende, braucht er eine 8-monatige Auszeit. Aber wie finanzieren? Er besucht einen Geschäftsmann und fragt, ob er einen Monat übernehmen würde. «Ich habe dazu allen Mut gebraucht. Nach 5 Minuten hat mir dieser Mann die ganze Auszeit bezahlt. Es war ein grosser Gnadenmoment.»

Goldener Herbst

Er ist unterdessen 53 Jahre alt und wird in Rheineck zum Pastor gewählt. Viel Erfahrung, Reife und Kompetenz kommen mit und er darf einen schönen Pastorenherbst in dieser Gemeinde erleben. 2021 geht Claudius in Pension und noch immer ist er aktiv im Reich Gottes unterwegs. Der Beruf hat ihn geformt und er ist noch immer positiv und optimistisch. Und vielleicht triffst du ihn mal als Clown: www.clown-pippo.ch