Die Wirksamkeit von Gottes Wort

Dieter Bösser

Der lebendige Gott kommuniziert mit den Menschen auf unterschiedliche Weise. Die Bibel ist unverzichtbar, um diesen Gott und sich selbst besser kennenzulernen. Durch das Lesen und Meditieren biblischer Texte gewinnen wir nicht nur wertvolle Erkenntnisse, sondern wir werden darüber hinaus verändert. Ähnlich wie in einer Ehebeziehung formt ein liebevoll-vertrautes, intimes Miteinander nicht nur die Interaktion, sondern auch die persönliche Entwicklung: Frau und Mann verändern sich zueinander hin.

Lesen und verstehen

Die Wirkung von Gottes Wort beginnt mit dem Lesen. Der Verstand nimmt Wort für Wort auf und versucht, das Gelesene zu verstehen. Zum besseren Verständnis hilft, wenn man Parallelstellen nachschlägt oder den Text in verschiedenen Übersetzungen liest. Statt sich auf einzelne Verse zu beschränken ist es hilfreich, den Zusammenhang zu beachten und längere Abschnitte zu studieren.

Insbesondere theologisch Interessierte werden weiter forschen. Sie ziehen Bibelkommentare und Lexika zu Rate, um die biblischen Aussagen besser zu verstehen. Eine Wortstudie kann helfen, neue Dimensionen eines Begriffes wie z. B. «Erkenntnis» zu entdecken. Diese Forschungsarbeit nennt man Auslegung. Zu solchen Nachforschungen sind alle Christen eingeladen. Sie werden wertvolle Schätze dabei entdecken!

Gottes Wort auf sich wirken lassen

Es wäre aber ein tragisches Missverständnis, wenn wir die Bedeutung der biblischen Aussagen auf das eben Gesagte beschränken würden. Im Leben eines Christen geht es um mehr, als alte Texte mit dem Verstand zu erforschen. Gott will mit den Menschen durch biblische Inhalte kommunizieren. Er will dir und mir Persönliches mitteilen. Wer biblische Abschnitte meditiert und auf sich wirken lässt, der erfährt, dass auch tiefere Schichten der Persönlichkeit angesprochen und geformt werden.

Er will dir und mir Persönliches mitteilen.

Ein wichtiger Begriff für das menschliche Innenleben ist «Seele». Er kommt in der Luther-Übersetzung fast 200 Mal vor. Aber nirgends in der Bibel finden wir eine exakte Definition von «Seele». Theologen versuchen, Seele im biblischen Sinne zu verstehen, kommen aber irgendwann an Grenzen. Sie merken: Letztlich ist die menschliche Seele etwas Geheimnisvolles. Zweifellos hat sie mit unserem Denken und mit unseren Gefühlen zu tun. Aber da ist noch mehr.

Unbestritten ist, dass Gottes Wort die verschiedenen Bereiche der menschlichen Seele ansprechen und durchdringen will. Gott will deine und meine Seele in liebevoller Weise formen. So wie der Töpfer aus einem Tonklumpen ein wertvolles Gefäss formt, so will Gott aus jedem Menschen etwas Wunderbares, etwas Einzigartiges formen. Manchmal gebraucht Er dazu schwierige Lebenserfahrungen und Krisen. Aber Gott will unsere Seele auch dadurch formen, dass wir Seine liebevolle Gegenwart und Sein inspiriertes und inspirierendes Wort auf uns wirken lassen. Diese Wirkung nehmen wir selbst nicht immer bewusst wahr. Aber unsere Mitmenschen bemerken die Auswirkungen davon.

Gottes Wort nährt

Der menschliche Organismus benötigt nicht nur Energiezufuhr, sondern auch eine ganze Reihe von Nährstoffen. Sonst leidet er an Mangelerscheinungen, wird krank und verliert seine Kraft.

Die menschliche Seele benötigt ebenso Nahrung, Kraft und Nährstoffe. Jeremia 15,16: «Dein Wort ward meine Speise, sooft ich’s empfing, und Dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost». Gottes Wort nährt, es stärkt, tröstet und löst Freude aus. Die menschliche Seele ist immer wieder auf Stärkung, Trost und Freude angewiesen. Damit Gottes Wort diese Wirkung bei dir entfalten kann, musst du dir Zeit nehmen, genug Zeit, immer wieder! Ungestörte und ungeteilte Zeit. Meide alle möglichen Ablenkungen und zieh deine Uhr ab. Lies und meditiere Gottes Wort, beispielsweise wie es in der Lectio Divina beschrieben ist (siehe «Christus im Brennpunkt», Ausgabe 1/2024, Rubrik «LECTIO DIVINA»).

Die menschliche Seele ist immer wieder auf Stärkung, Trost und Freude angewiesen.

Gottes Wort verändert

Was Gott uns zu sagen hat, ist heilsam, aber es gefällt uns nicht immer. Es ist wichtig, dass wir uns auch mit dem auseinandersetzen, was uns herausfordert oder sogar unseren Widerspruch auslöst. Gott tut das als liebender Gott, der uns nicht ärgern, sondern heilsame Veränderungen in uns und durch uns bewirken will. Das hat mit Lernen zu tun, allerdings nicht im schulischen Sinne, wo es fast ausschliesslich um die Aneignung von Wissen geht.

Gott schenkt neue Perspektiven für unser Leben. Wir sollen verstehen, dass Er nicht dazu da ist, all unsere Wünsche zu erfüllen. Das Meditieren von Gottes Wort hilft, die eigenen Wünsche zu hinterfragen und sie in einem neuen Licht zu sehen. Manch ein Wunsch verliert dabei an Bedeutung.

Das Meditieren von Gottes Wort hilft, die eigenen Wünsche zu hinterfragen und sie in einem neuen Licht zu sehen.

Gottes Wort formt uns, indem wir erkennen, welche inneren Kräfte uns antreiben. Da wirken etliche Kräfte von zweifelhafter Natur. Wie oft sind wir von Ängsten angetrieben bzw. gehemmt oder wollen uns schonen? Wie stark sind wir von Selbstbestätigung, Bestätigung durch andere oder Stolz angetrieben? Kränkung und erlittenes Unrecht können zu Selbstmitleid führen oder aber das Verlangen wecken, Vergeltung zu üben. Kennst du bei dir Groll, Neid, Habsucht, Zorn, un­gesunde Leidenschaften? Paulus zählt in Galater 5,19–21 noch mehr schädliche Kräfte auf. Er setzt in V. 22.23 dagegen, was Gott in dir und mir formen will: Liebe, Freude, Friede, Ausdauer, Freundlichkeit, Güte, Vertrauen, Bescheidenheit, Selbstbeherrschung.

Geistliche Übungen …

… helfen uns, dass unser Leben nicht einfach so dahintreibt und unsere Persönlichkeitsentwicklung dem Zufall überlassen wird. Geistliche Übungen erfordern eine gewisse Disziplin, ähnlich wie Fitness-Übungen für unseren Körper. Aber sie wirken sich genauso heilsam aus, wenn man sie auf eine gute Weise praktiziert. Eine kleine Anleitung durch Erfahrene kann nicht schaden.

Ich bete, dass Gottes Wort deine Seele formt und du zulässt, dass dein Leben verändert wird.

Impulse zur persönlichen Umsetzung

Nimm dir immer wieder ungestörte Zeit. Plane sie fest in deinem Wochenablauf ein.
Wende unterschiedliche Zugänge zu biblischen Inhalten an, wie z. B. Lectio Divina oder den Bibliolog (vgl. «Christus im Brennpunkt»-Ausgabe 12/2023). Suche eine Art des Bibellesens, die dich anspricht und dich verändert.
Lass dich durch das Meditieren zu einem intimen Gespräch mit Gott leiten.
Dieter Bösser, Schriftleiter