Seit 35 Jahren beliebt wie kein anderer Roadster: Die Nachfrage nach dem Mazda MX-5 ist nach wie vor ungebrochen. Zum Geburtstag spendieren die Japaner ihrem Cabrio ein Facelift und stehen weiterhin zum klassischen Verbrenner. Wir begeben uns auf eine Reise mit offenem Dach – auch in die Vergangenheit.
Ein glitzernder roter Pfeil saust die blaue Brücke entlang, die sich über den Krka-Fluss spannt. Darunter passiert ein Ausflugsboot auf dem smaragdgrünen Wasser den Bogen aus Stahlbeton.
Ein Blick links, ein Blick rechts, schon schlängelt sich der Roadster elegant die sanften Kehren entlang durch den kroatischen Nationalpark. Die Haare der Beifahrerin flattern im Cabrio-Wind, während der Mazda MX-5 Kurve für Kurve galant ausfährt.
Eben jenes Gefühl von Freiheit war der Ursprungsgedanke bei der Entwicklung des Roadsters, als vor 45 Jahren der Motorjournalist Robert „Bob“ Hall und Mazda-Chefentwickler Kenichi Yamamoto zusammensaßen und über die Zukunft der japanischen Modelle philosophierten. „Hall-san, was für ein Auto sollen wir als Nächstes machen?“, fragte Yamamoto.
Nach dem Erfolg des Kreiskolben-Modells Mazda RX-7 in den 1980er-Jahren lag der Wunsch nach einem bezahlbaren Sportwagen nahe. Hall stellte sich „einen kleinen, leichten, klassisch-britischen-Wind-in-den-Haaren-Roadster“ vor und nahm ein Stück Kreide zur Hand.
Mit offenem Stoffverdeck flitzt der Roadster in der knalligen Farbe Soul Red durch Olivenhaine.
Der 1,5-Liter-Benziner mit 97 kW/132 PS macht auf der gewundenen Strecke richtig Laune, die knackige Sechsgangschaltung ermöglicht ein wunderbares Ausfahren jeder einzelnen Kehre auf den kroatischen Straßen rund um den Krka-Nationalpark, wo die berühmten Wasserfälle Touristenmassen anziehen.
An einer Ampel, die Minute für Minute herunterzählt, versüßt das Rauschen der Wassermassen in der Ferne die Wartezeit im Cabrio.
Erst zehn Jahre nach Halls und Yamamotos zündender Idee enthüllten die Japaner den ersten Mazda MX-5 – oder Miata, wie er in Nordamerika heißt – auf der Chicago Auto Show. Der kleine Roadster schlug ein auf dem Markt, er wurde so häufig bestellt, dass die Produktion gar nicht hinterherkam.
Junge Frauen liebten den Flitzer mit den Schlafaugen-Scheinwerfern, der schon damals besonders in der ikonisch roten Lackierung bestach.
Zum 35. Geburtstag haben die Japaner der vierten Generation ein zartes Facelift geschenkt: schärfere Optik für die LED-Scheinwerfer und Rückleuchten, aktualisiertes Infotainment und einen Track-Mode für mehr Fahraktivität.
Neben der Variante mit Stoffverdeck fährt der MX-5 weiterhin als RF mit festem Klappdach vor. Neu ist das Sondermodell Kazari mit grauer Lackierung sowie schickem beigen Verdeck und Innenraum.
Wer sich den größeren 2,0-Liter-Benziner mit 135 kW/ 184 PS – bei dem auch ein Automatikgetriebe möglich ist – gönnen möchte, sollte sich beeilen. Die Motorisierung wird Ende des Jahres aus dem Programm genommen.
Notwendig ist der stärkere Motor für den Fahrspaß aber keinesfalls. Der Hecktriebler überzeugt auch mit 132 PS mit ausreichend Agilität.
Der kultigen ersten Generation mit ihren charmant aufklappenden Scheinwerferaugen, die im ersten Jahr 36000 Mal über den Ladentisch ging, folgte 1998 bereits die zweite, 2005 die dritte Version. Das Hardtop kam zum ersten Mal 2006 auf den Markt.
Zum 25. Geburtstag gab es dann ein tiefgreifendes Redesign, dessen Gesichtszüge bis heute den Mazda MX-5 prägen. Doch die Grundeigenschaften, die sich Hall und Yamamoto ausgedacht hatten, bleiben in der vierten Generation erhalten: eine Gewichtsverteilung von 50:50 und eine Leichtbaustrategie ohne überflüssiges Gewicht.
Schluss mit dem Open-Air-Vergnügen. Regen prasselt auf das Stoffverdeck. Die Freude hemmt das nicht. Geschickt windet sich der Hecktriebler die engen Haarnadelkurven hinab.
Text: Jessica Blank, Fotos: Mazda