Radtour zur Punta de Teno 47 km, 1000 Höhenmeter und bis zu 18% Steigung... zum glück mit dem e-Bike ;)

Ich hatte mir in diesem Jahr in den Kopf gesetzt die Insel ein wenig mit dem (E-)Bike zu erkunden. Ursprünglich war angedacht, dass wir eine Woche mit dem Bike einige Touren unternehmen. Allerdings stellte sich heraus, dass E-Bikes im Vergleich zum Auto absurd teuer zu mieten sind und - Überraschung! - man braucht ja dann gleich zwei davon. Also wurde es am Ende doch nur eine Ein-Tages-Tour und das auch noch alleine... Ich habe mir das Bike im Nachbarort La Caleta bei funbikeadventures.com gemietet. Das war nicht ganz einfach, denn von 4 Besuchen (zu den offiziellen Öffnungszeiten) habe ich den Besitzer nur einmal angetroffen. Aber okay - Schwamm drüber. Das Rad war super und er hat mir ne tolle Route per Komoot zukommen lassen. Einzig der Akkustand des Frontscheinwerfers war bedenklich, aber dazu später mehr.

Der erste Teil des Weges führt direkt an der Küste entlang und ist echt anstrengend. Man hat das Gefühl auf einer riesigen Baustelle in einer Wüstenregion unterwegs zu sein (wenn man das Meer ausblendet). Daher ist es als eher ungeübter Mountainbiker eine Herausforderung über Gesteinsbrocken und abgerutschete Wege auf dem Rad zu bleiben. In der prallen Sonne ist es zudem ziemlich schweißtreibend voranzukommen. Wenn man allerdings den Blick auf's Meer lenkt, wird man dafür entschädigt.

Am Meer entlang von Los Silos zum Faro de Buenavista
Blick in eine der unzähligen Bananenplantagen. Diese hier liegt sehr nah am Meer und ist gegen Wind und Salz und Sonne durch ein transparentes Dach geschützt.
Blick zurück auf den Teide und eine typische Sicht auf die Küste bei Los Silos.

Der erste Punkt für eine kurze Rast ist der Faro de Buenavista, ein moderner Leuchtturm aus den 90er Jahren. Ich werde dort direkt mit einer netten Botschaft an der Wand willkommen geheißen. ;)

Ein herzliches Willkommen bei der Ankunft am Leuchtturm ;)

Der Faro de Buenavista ist einer von zwei Leuchttürmen der Gemeinde Buenavista del Norte. Er ist ein optisch eher ungewöhnlicher Leuchtturm, der für die Öffentlichkeit leider nicht zugänglich ist. Der zweite Leuchtturm von Buenavista ist der Faro de Punta de Teno - das Ziel meiner Radtour.

Minimalistisches Detail des Leuchtturms
Der Faro in seiner ganzen Pracht

Nach einer kurzen Foto- und Trinkpause geht es weiter durch Buenavista del Norte in Richtung Teno-Gebirge. Die Pause gerät unter anderem deshalb so kurz, weil ein älterer Herr bei geöffneter Heckklappe seines Autos Musik in maximaler Lautstärke spielt. Auf dem Willkommens-Bild oben ist er unter seiner Heckklappe zu sehen. Ich weiß nicht, ob er Tourist ist, aber die Botschaft könnte tatsächlich an ihn gerichtet sein. ;)

links: Blick zurück auf den Leuchtturm - rechts: der Weg durch Bananenplantagen nach Buenavista del Norte
Ich nähere mich dem Teno. Rechts sieht man die Straße durch das Gebirge zum Mirador Punta del Fraile.
Ich hab's ja nicht so mit Selfies. Aber den Spiegel muss ich doch nutzen.
Was tut man nicht alles, um dem Autoverkehr auszuweichen...

Teneriffa entstand vor ca. 500.000 Jahren durch Vulkanausbrüche aus ursprünglich 3 einzelnen Inseln. Eine davon war Teno mit seinen vielen tiefen Schluchten (Barrancos), die steil zur Küste abfallen. Im Bereich zwischen meinem Tagesziel Punta de Teno und dem Ort Los Gigantes weiter südlich, haben die Steilfelsen eine Höhe von bis zu 600 m.

Ab hier ist die Straße für den Autoverkehr gesperrt und es beginnt das Naturschutzgebiet Parque Rural de Teno. Auf vier Rädern kommt man nur weiter, wenn man in dem Schutzgebiet arbeitet/wohnt oder wenn man den Linienbus bzw. ein Taxi nutzt. Ansonsten kann man die ca. 8 km bis zum Leuchtturm wandern oder eben das Rad nehmen.

Am Rand des Parque Rural de Teno

Mit dem Bus sind wir letztes Jahr gefahren. Da bekommt man leider nicht allzu viel mit und ist ratzfatz durchgebraust. Da ich keine große Lust hatte 16 km auf einer (wenn auch fast unbefahrenen) Straße zu wandern, blieb somit nur das Fahrrad.

Mit dem Bus zur Punta de Teno
Bergauf mit spektakulären Ausblicken - im Hintergrund zu sehen der Mirador Punta del Fraile (Mönch), benannt nach der Felsnadel.
Sagenhafte Aussicht auf dem Weg nach oben - ich nähere mich dem Mönch.
Für diese Aufnahme opfere ich meinen rechten Airpod. Der kullert mir nämlich aus dem Ohr, während ich die Kamera in beiden Händen halte und nicht mehr reagieren kann. Er verschwindet auf Nimmerwiedersehen im Abgrund und ich verzichte auf einen Abstieg. :(
Blick vom Mirador Punta del Fraile in Richtung Leuchtturm. Die Windmühlen laufen Tag und Nacht, denn Wind gibt es hier immer.
Was mit Abstand betrachtet karg wirkt, ist bei genauer Betrachtung doch sehr bunt und abwechslungsreich.
Ab hier geht es bergab bis zur Punta de Teno und man kommt ganz ohne zu Treten auf eine Geschwindigkeit von über 50 km/h. Herrlich! Aber man muss natürlich das Ganze auch wieder zurück bewältigen - mit E-Bike allerdings kein Problem. Für manch eine:n sicherlich auch ohne "E" gut zu schaffen, aber ich hätte das offen gestanden nicht gepackt.
Eine Aufnahme beim Endspurt zum Faro. Der Leuchtturm ist schon gut zu sehen.
Endlich angekommen am Faro de Punta de Teno
Einige Impressionen vom Punta de Teno, bspw. der Blick bis zum ca. 15 km entfernte Los Gigantes.
Der Faro de Punta de Teno von der Bootsanlegestelle aus gesehen.
Diese beeindruckende Steilküste zieht sich von der Punta de Teno nach Süden.
Das Haus des einzigen Anwohners (mutmaßlich ein Bond-Bösewicht im Ruhestand) in atemberaubender Lage.
Nach einer Stärkung mir einheimischer roter Banane und Wasser geht es schon wieder zurück nach oben.
Auf dem Weg zurück kurz vor der Einfahrt in den 500 m langen unbeleuchteten (!) Tunnels. Auf der Hinfahrt war es im Tunnel wegen des offensichtlich schwachen Akkus meines Scheinwerfers sehr, sehr dunkel. Doch immerhin konnte ich ca. 2-3 Meter weit den weißen Seitenstreifen der Straße erahnen. Auf der Rückfahrt ist der Akku des Scheinwerfers komplett erschöpft und mein Blick im Tunnel sieht folgerichtig so aus:
Ein unfassbar besch... Gefühl 500m komplette ohne Sicht mit dem Rad zu fahren. 10 m nach dem Tunnelausgang kommt der nächste kurze Tunnel, was dazu führt, dass auch nicht viel Licht in den langen Tunnel einfallen kann. Bis kurz vor der Ausfahrt habe ich keine bis kaum Sicht.
Nachdem ich den Tunnel unfallfrei gemeistert habe, geht es durch Bananenplantagen zurück in Richtung Buenavista del Norte und Los Silos.
Komplementärkontraste, wohin man schaut...
Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, hier würde etwas anderes als Bananen angebaut.
Der örtliche Friedhof: Minimalismus wie ich ihn mag
Noch mehr andächtiger Minimalismus
Und weiter geht die wilde Tour - auf zum Endspurt!
Abseits der üblichen Autorouten gibt es viel zu entdecken.
Kann man das noch minimalistisch nennen?
Hier führt mich die Route über einen Teil der Wanderstrecke zu den Cuevas Negras, die aber wohl nicht mit dem Fahrrad zu schaffen ist (jedenfalls für ungeübte Mountainbiker wie mich). Ich wähle den Weg nach links in Richtung La Caleta, wo ich das Rad wieder abgeben muss.

Auf dem Rückweg komme ich an einer Stelle vorbei, die ich bisher nur mit dem Auto kennengelernt habe: die Straße von Los Silos nach Las Arenas. Nur 14 Kurven, 350 Höhenmeter, knapp 2 km Strecke und eine Steigung von bis zu 18%.

Mein Akku hat noch Kapazität und ich bin eh fast am Ziel. Also steht mein Entschluss schnell fest: ich versuche, ob ich es bis nach oben schaffe. Merke: Ein E-Bike ist kein Moped! Man muss schon selbst etwas tun. Wenn ich es nicht schaffe... runter komme ich von alleine.

Wie man auf der Karte sieht, hat es geklappt. Am Rand des Dorfs drehe ich um und mache mich auf den Weg bergab. Von diesem Abschnitt gibt es kein Bildmaterial: auf dem Weg nach wollte ich nicht halten und dann aus dem Stand bergauf starten und auf dem Weg nach unten habe ich den Flow zu sehr genossen.

Nur 14 Kurven, 350 Höhenmeter, knapp 2 km Strecke und eine Steigung von bis zu 18%

Ein toller Tag, der sich wirklich gelohnt hat. Bei unserem nächsten Besuch auf der Insel, werde ich auf alle Fälle wieder eine Fahrradtour einplanen. Vielleicht sogar zwei...

Endspurt