MICHAEL DILLMANN MALEREI

Michael Dillmann: Geheime Gärten

„Mein ,Secret Garden’ war schon immer die Malerei, da kann ich ganz bei mir sein, Kraft tanken und gleichzeitig Welten erschaffen…“, sagt Michael Dillmann. Aber nicht nur für den Künstler selbst ist das Malen eine Verdinglichung von Momenten und Orten des vollkommenen Wohlfühlens, auch für den Betrachter sollen seine Bilder gleichsam Fenster sein: Fenster mit Ausblick auf einen geheimen Garten, einen geschützten Raum, in den die Schrecken der Welt nicht eindringen können. Der „Giardino segreto“, der geheime Garten, ist eine Erfindung der italienischen Renaissance. Und schon immer ging es dabei um mehr als um Gartenkunst: Ein solcher sorgfältig gestalteter, hinter Hecken und Mauern verborgener und von der Außenwelt abgeschlossener Garten war stets auch ein Rückzugsort, der zum kontemplativen Verweilen aufforderte.

Michael Dillmann, Jahrgang 1962, hat sich mit Hilfe von Malerei und Zeichnung die Welt erschlossen. Dinge und Begebenheiten selbst darzustellen, war für ihn eine Möglichkeit, tief in immer wieder neue Themen einzusteigen, lange bevor er sich dann tatsächlich dafür entschied, Künstler zu werden. Er absolvierte ein Studium der Malerei bei Rudi Tröger an der Akademie der Bildenden Künste in München. Seither bestimmt die intensive Auseinandersetzung mit Licht und Farbe sein Schaffen. Früh entschied er sich auch für die klassische Tafelmalerei mit Eitempera-Farben auf Holzplatten. Nicht nur mit dieser Technik sieht er sich der abendländischen Maltradition verpflichtet, sondern auch mit seinem bevorzugten Format: Seine beinahe quadratischen Bildtafeln erinnern nicht zufällig an Altarretabel des Mittelalters und der frühen Neuzeit, die das Leben eines Heiligen in einem mehrteiligen Zyklus darstellten. Die Bilder von Michael Dillmann kommen ganz ohne Bedeutungsschwere aus, dennoch können hier wie dort die einzelnen Tafeln für sich stehen oder als Teil eines Ganzen, einer fortlaufenden Erzählung, gelesen werden.

Mit seiner Serie „unterwegs“ lädt Michael Dillmann die Betrachter seiner Bilder ein, sich mit ihm auf Reisen zu begeben und immer wieder innezuhalten, wenn sich ein Moment oder Ort des vollkommenen Wohlfühlens einstellt. Meistens ist es das Licht, das unversehens einen solchen geheimen Garten öffnet: Die milde Morgensonne, die in die Kronen der Pappeln vor dem Atelierfenster scheint. Das mittägliche „Sommerflimmern“ zwischen der sattgrünen Wiese und dem dunkelgrünen Waldrand. Die Nachmittags-Wintersonne, die eine Hauswand in warmen Tönen erstrahlen lässt. Das goldene Leuchten an den Fassaden der Palazzi am Canal Grande im letzten Abendlicht. Oder eben die flirrenden Lichtreflexe auf der Terrasse des Hotels mit dem schönen Namen „Secret Garden“.

Ein geheimer Garten aber kann sich auch unversehens zwischen den Büschen am Thanninger Weiher oder auf einem herbstlichen Waldspaziergang auftun, bei Tauwetter unter dem Apfelbaum im Garten des Nachbarn, am Rand eines Rapsfeldes, beim Einkaufsbummel und manchmal sogar zwischen den parkenden Autos irgendwo in einer südfranzösischen Stadt. Egal wo er ist, im Alltag oder im Urlaub, Michael Dillmann ist auf der Suche nach besonderen Lichtsituationen und fängt sie mit seiner Kamera ein. Erst im Atelier wird aus einer solchen Momentaufnahme ein Bild. Manchmal können Jahre vergehen, bis ein Motiv auf eine der kleinen Holztafeln im Format 37 mal 40 Zentimeter übertragen wird. Zwar geht beinahe jedes Bild von einem Foto aus und beginnt im immer gleichen Format, wie viel aber am Ende von der jeweiligen Begebenheit zu sehen sein wird, das entscheidet sich erst während des Malprozesses.

Anders als den oft als Vorbildern genannten Malern des französischen Impressionismus und den großen Wegbereitern der Moderne geht es Michael Dillmann nicht um das Eigenleben der Farben und Formen, nicht um den Vorrang der künstlerischen Mittel und nicht um rauhe, bewegte, bis zuletzt skizzenhaft bleibende Bilder. Michael Dillmann malt sozusagen in umgekehrter Richtung: Er geht von einem ganz konkreten Motiv aus und verunklärt es nach und nach. Während der Maler anfangs noch an Menschen, Dingen und Orten festhalten will, übernehmen Licht und Farbe immer mehr die Regie. Sorgfältig gestaltete Flächen, warme Farbklänge mit der sanft-matten Anmutung der Eitempera und schließlich ein weicher Schleier der Unschärfe umhüllen die Details der Bilderzählung. Erst kurz bevor das Motiv ganz verschwinden und die Komposition kippen würde, entsteht ein Augenblick des perfekten Gleichgewichts: Zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, zwischen Wirklichkeit und Traum öffnet sich das Bild. Zunächst für den Maler, der in genau diesem Moment loslassen muss. Später aber auch für den Betrachter, der durch das Bild in seinen ganz eigenen geheimen Garten blicken wird.

Oder, um es in den Worten des Schweizer Malers Cuno Amiet zu sagen: „Für mich ist die Malerei die Sichtbarmachung eines Seelenzustands. Ist nun meine Seele in zitternder Erregung beim Anblick einer Blume, so stellt sich sogleich auch der Wunsch ein, diesem Eindruck Ausdruck zu verleihen. Es handelt sich also nicht darum, die Blume darzustellen, wie sie der Verstand sieht, sondern so, wie die Seele sie wahrnimmt.“

Katja Sebald

Danken

Liebe Kunstfreunde, ich bin glücklich darüber Ihnen diese Ausstellung zeigen zu dürfen.

Danke Katja für dein Einfühlungsvermögen. Viva Paulo für die bildwirksame Onlinepräsentation und großes Lob an Michael für die künstlerische Leistung.

Die Ausstellung ist vom 15.März bis 3.Mai 2025 zu den Öffnungszeiten der Galerie zu besuchen.

galerie 13 - fritz dettenhofer

ERSTELLT VON
Paulo Mulatinho