«In unserer Gemeinde wird darüber diskutiert, ob das Abendmahl mit oder ohne Kinder gefeiert werden soll. Kann man anhand der Bibel sagen, dass auch Kinder eingeladen sind?»
Ich muss zurückfragen: «Warum sollten Kinder nicht am Abendmahl teilnehmen?» Je nach Bedenken fällt die Antwort anders aus. Ich gehe also von Mutmassungen aus und kläre wichtige Grundsätze.
Alle Wiedergeborenen sind zum Abendmahl eingeladen
Das Abendmahl war zur Zeit der ersten Gemeinden ein ausgiebiges Abendessen (Apg 2,42–47; 1 Kor 11,20ff.). Selbstverständlich haben daran auch Kinder teilgenommen. Der eigentliche Teil des Abendmahls mit der geistlichen Bedeutung (Gedächtnismahl, Bundesmahl, Verkündigungsmahl, Gemeinschaftsmahl und Hoffnungsmahl) kann nur durch Gläubige zum Ausdruck gebracht werden. Somit ist das Abendmahl für Gläubige gedacht. Kinder, die Jesus als ihren Erlöser und Herrn angenommen haben, sind folglich zum Abendmahl eingeladen. Dies unabhängig davon, was sie vom Abendmahl verstanden haben. Geistig eingeschränkte Christen werden wir hoffentlich auch nicht vom Abendmahl ausschliessen. Es ist Aufgabe der Eltern, ihren Kindern die Bedeutung des Abendmahls altersgerecht zu erklären. Sie beurteilen, ob ihr Kind wiedergeboren ist.
Essen sich Ungläubige (Kinder/Erwachsene) zum Gericht?
Aufgrund von 1 Kor 11 befürchten manche, dass sich Ungläubige das Gericht Gottes zuziehen, wenn sie am Abendmahl teilnehmen. Immer wieder höre ich diese Warnung im Gottesdienst. Tatsache ist jedoch, dass Ungläubige schon unter dem Gericht Gottes stehen (Joh 3,18.36). Die Warnung in 1 Kor 11 (v.a. Verse 27–31) gilt also nicht Ungläubigen – vielmehr ergeht sie an Gläubige, die Glaubensgeschwister (den Leib Christi), missachten, die unversöhnt und egoistisch für sich leben. Dies wird aus dem Kontext ersichtlich. Für Ungläubige, die unüberlegt (Gewohnheit, Tradition, ...) am Abendmahl teilnehmen, hat sie keine Bedeutung.
Es ist aber aus einem anderen Grund wichtig, dass das Abendmahl im Gottesdienst gut erklärt wird, auch für wen es gedacht ist. Es wäre tragisch, wenn Ungläubige sich aufgrund ihrer Teilnahme am Abendmahl irrtümlicherweise als Christen betrachteten und deswegen nie eine grundlegende Umkehr zu Gott vollzögen.
Stefan Kym, Pfarrer, FEG Effretikon, kym@gmx.ch
Autor diverser Bücher: www.feg-effretikon.ch/buecher