We care for you Simone Weder / Gebäuderservice Weder GmbH

Geschrieben und fotografiert von Stefan Volkamer

“We care for you” – wir kümmern uns um dich – das ist das Credo, Glaubensbekenntnis oder Leitbild der Unternehmerfamilie Weder, die mit ihrem Gebäudeservice-Unternehmen Weder GmbH zu den ältesten und größten Familienunternehmen in Ostwestfalen-Lippe gehört. Seit 125 Jahren bieten sie innovative Dienstleistungen in diesem Bereich an und beschäftigen gegenwärtig rund 650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Standorten Detmold und Herford. Je nach Auftragssituation. Mit Simone Weder als geschäftsführende Gesellschafterin steht heute die 4. Generation an der Spitze des Unternehmens. Unterstützt wird sie dabei von ihrem Mitgesellschafter und Co-Geschäftsführer Slawa Schinow, einem langjährigen und treuen Mitarbeiter des Unternehmens.

Dabei fing alles ganz harmlos an. 1898 beschlossen die beiden Brüder Wilhelm und Heinrich Weder, sich als Glasreiniger selbstständig zu machen. Heinrich Weder konzentrierte sich auf die Stadt Detmold, sein Bruder Wilhelm hingegen machte sich tagtäglich mit dem Fahrrad auf nach Herford, um dort seine Dienste als Glasreiniger anzubieten. Doch mit der Zeit wurden diese Touren zu strapaziös, und so beschloss Wilhelm Weder, sich direkt in Herford niederzulassen und unter dem Namen Wilhelm Weder seine eigene Firma zu gründen. Heinrich in Detmold, Wilhelm in Herford, aber eine Familie mit einem gemeinsamen Leitbild: Wir kümmern uns. Wir kümmern uns um unsere Kunden. Wir kümmern uns um unsere Mitarbeiter. Wir kümmern uns um unsere Familien. „Diesem Leitbild“, so Simone Weder, „sind wir bis heute treu geblieben.

Es ist der Kern unserer Unternehmensphilosophie und hat sicherlich einen bedeutenden Anteil an der steten Entwicklung und dem generationenübergreifenden Erfolg der beiden langjährig eigenständigen Firmen in Detmold und Herford.“ 2006 schließlich stieg Simone Weder mit 50% in das Herforder Unternehmen ein. Die Familien waren stets vereint, jetzt waren es auch wieder ihre Unternehmen. Einen gewissen Stolz empfindet Simone Weder schon auf den unternehmerischen Erfolg ihrer Familie. „Viele Unternehmen geben bereits in der zweiten oder spätestens dritten Generation wieder auf. Dass wir es trotz der vielen politisch und wirtschaftlich widrigen Umstände in den vergangenen 100 Jahren geschafft haben, uns bis heute am Markt erfolgreich behaupten zu können, macht mich schon stolz. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Gebäudereinigung schwere Handarbeit bedeutet und meine Eltern, Großeltern und Urgroßeltern immer vor Ort mitgearbeitet haben, ohne aufzugeben. Das muss man erst einmal durchhalten.“

Die verhinderte Buchhändlerin

Vorbestimmt war Simones Weg als Geschäftsführerin keineswegs, denn ursprünglich wollte sie nach der Fachoberschulreife Buchhändlerin werden. Doch weil es mit dem Ausbildungsvertrag nicht klappte und sie keinerlei Interesse hatte, die Schule weiter zu besuchen, fing sie mit 16 Jahren eine Ausbildung im elterlichen Betrieb an. Nach nur 2 ½ Jahren legte sie die Gesellenprüfung ab und mit gerade einmal 22 Jahren die Meisterprüfung für Gebäudereinigung. Sie war bundesweit die jüngst Meisterin. Und bekam ihre erste Tochter. Nach verschiedenen Stationen in einem bundesweit agierenden Gebäudereinigungsunternehmen, unter anderem als technische Betriebsleiterin, erfolgte eine weitere Ausbildung zur „Betriebswirtin des Handwerks“ an HBZ Bielefeld. In dieser Zeit kam ihre zweite Tochter zur Welt. Anfang der 90er folgte sie der Bitte Ihres Vaters, in den elterlichen Betrieb zurückzukommen. 1998 wurde sie dort in die Geschäftsführung berufen. Doch den anhaltenden Erfolg des Unternehmens verbucht sie nicht allein für sich. „Dem gesamten Team, all meinen Weggefährten im Unternehmen ist unser Erfolg zu verdanken. Denen, die an der Front arbeiten ebenso wie denen, die in der Planung und Verwaltung arbeiten. Wir verstehen uns als große Familie und helfen und unterstützen uns gegenseitig. Wir kümmern uns um jeden, lassen keinen zurück, geben jedem eine Chance und legen viel Wert auf eine persönliche und transparente Kommunikation und flache Hierarchien“, so Simone Weder. „Wir kümmern uns getreu unserem Leitbild.“ (Foto: Simone Weber und Co-Geschäftsführer Slawa Schinow)

650 Mitarbeiter aus 28 Nationen

Dabei ist es keineswegs leicht, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 28 Nationen unter einen Hut zu bringen. Jede Nation hat ihre Mentalität, ihre Kultur, ihren Glauben, ihren Selbstwert. „Natürlich ist das nicht einfach und es gibt Einzelfälle, an denen wir scheitern“, so Slawa Schinow. „Diese Mitarbeiter können wir einfach nicht mitnehmen, weil es ihnen schwerfällt, unser grundsätzlich wichtigstes Verständnis zu teilen und zu leben: Das des Dienstleisters mit Leib und Seele. Absolute Kundenzufriedenheit hat bei uns oberste Priorität. Und so nehmen wir auch Reklamationen sehr ernst und gehen denen tief auf den Grund. Wir streben eine langfristige Zusammenarbeit mit unseren Kunden an, wollen nachhaltig agieren und gemeinsam mit unseren Kunden Entwicklungen vorantreiben und Lösungen finden. Wir erbringen handwerkliche Leistungen und die müssen perfekt sein. Und wer dieses Verständnis teilt, der hat bei uns unabhängig seiner Herkunft, Religion und Hautfarbe die Chance, bis ganz nach oben zu kommen. Ich bin als Zweijähriger mit meinen Eltern aus Kasachstan nach Deutschland gekommen, in ein für mich fremdes Land mit fremden Menschen, deren Sprache ich nicht verstehen konnte. Bei Weder habe ich meine Ausbildung zum Bürokaufmann gemacht und bin hier seit 2001. Ich bin im Unternehmen gewachsen, werde akzeptiert, habe Hochs und Tiefs durchlebt und bin seit einigen Jahren Mitgesellschafter und neben Frau Weder der zweite Geschäftsführer. Meine Frau Irina arbeitet ebenfalls seit Jahren bei uns.“

Slawa Schinow und die Weder-DNA

Dabei beruht Slawa Schinows Einstieg als Gesellschafter und seine Berufung zum Geschäftsführer auf Umständen, die sich erst im Laufe seines beruflichen Werdegangs bei Weder ergeben haben. Simone Weders Töchter zeigten mit zunehmendem Alter immer weniger Interesse daran, in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten. Sie hatten eigene berufliche Vorstellungen. Die fünfte Generation stand nicht mehr bereit, die Leitung des Familienunternehmen zu übernehmen. Und so keimte der Gedanke, die Geschäftsführung und den Gesellschafterkreis um einen Familienfremden zu ergänzen, um die Kontinuität gegenüber Kunden und Mitarbeitern zu sichern. „Mit Herrn Schinow (Bild links mit seiner Frau Irina) haben wir einen langjährigen und erfahrenen Mitarbeiter in die Unternehmens-leitung und den Gesellschafterkreis aufgenommen, der über ein hohes Maß an Expertise im kaufmännischen Bereich und dem eher praktisch ausgeprägten Bereich der Gebäudereinigung verfügt."

"Slawa kennt unser Unternehmen wie seine Westentasche, wird geschätzt von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, von Kunden, Lieferanten und Banken, er ist ein eher besonnener und abwägender Manager, stets freundlich und zuvorkommend, offen und wertschätzend. Herr Schinow besitzt die Weder-DNA genau wie ich, und es freut mich und meine Familie, dass er sich entschlossen hat, für unser Unternehmen noch mehr Verantwortung zu übernehmen. Gemeinsam sind wir ein gutes und starkes Team und sehen uns damit hervorragend aufgestellt, um auch die kommenden Herausforderungen im Sinne aller zu meistern“, meint Simone Weder. Wie sich die Gesellschafterstruktur in den kommenden Jahren entwickeln wird, steht nicht in Stein gemeißelt. „Wir durchleben gerade einmal wieder unruhige Zeiten, die Welt um uns herum befindet sich in einem Umbruch und keiner kann sagen, wie die Welt von morgen oder übermorgen aussehen wird“, so Slawa Schinow. „Doch so, wie unser gesamtes Team derzeit aufgestellt ist, können wir den Herausforderungen der Gegenwart und sicherlich auch denen, die noch kommen werden, getrost ins Auge sehen.“

Der „Nice Place to Work”

Rückblickend hat Slawa Schinow in den mehr als zwanzig Jahren bei Weder ein hohes Maß an Wertschätzung und Unvoreingenommenheit erfahren. „Ein Wert, der wesentlicher Teil unserer Unternehmenskultur ist“, meint er. „Weder ist ein schöner Platz zum Arbeiten.“

Dieser „Nice Place to Work” ist für Simone Weder und Slawa Schinow ein Ort, wo man denen vertraut, für die man arbeitet, stolz ist auf das, was man tut, und Freude hat an der Zusammenarbeit mit anderen. Ein Ort, an dem man Mitarbeiter als höchstes Gut betrachtet, an dem Fairness, Transparenz und eine offene Kommunikation gepflegt werden. Eine tarifgerechte, ausgewogene Entlohnung ist ebenso selbstverständlich wie die Möglichkeit der Weiterentwicklung und Weiterbildung. Diskriminierung ist an diesem Ort ein Fremdwort, der Teamgedanke steht ganz weit oben. Der „Nice Place to Work“ ist der Ort des wechselseitigen Vertrauens.

Fachkräftemangel bremst Wachstumspotential

Dennoch ist es zuweilen schwierig, für diesen „Nice Place“ genügend Mitarbeiter zu finden. Der Fachkräftemangel macht sich auch bei Weder bemerkbar, und so können nicht immer alle Leistungen kontinuierlich angeboten werden, die man anbieten könnte. „Damit geht es uns wie vielen anderen Firmen in unserer Branche. Der Mangel an geeigneten Fachkräften ist deutlich spürbar und bremst unser Wachstumspotential aus. Unsere tragenden Dienstleistungsangebote wie die Unterhaltsreinigung, die Glasreinigung, die Bauschlussreinigung und die Sonderreinigung werden dadurch im Wesentlichen aber nicht beeinflusst. Auch das Qualitätsdenken eines jeden Weder-Mitarbeiters leidet nicht darunter und unsere Zertifizierung nach DIN 9001:2015 und DIN 14001:2015 wird dadurch nicht tangiert. Aber bei den häuslichen, privaten Angeboten wie zum Beispiel Essen auf Rädern, Wohnungsreinigung, Einkaufs- und Kochhilfe oder der hygienischen Reinigung zu Hause müssen wir schon Abstriche hinnehmen. Dafür fehlt uns schlicht das Personal. Hier ist es eng geworden“, erklärt Simone Weder. Slawa Schinow meint ergänzend: „Fachkräfte sind auch bei vielen unserer Kunden Mangelware. Und so müssen wir gemeinsam immer wieder neue Lösungen finden, um den Anforderungen optimal gerecht werden zu können. Dass es hier und da auch mal schwierig werden kann, stößt aber in der Regel auf Verständnis bei unseren Kunden. Und dafür sind wir ihnen sehr dankbar.“ Auch wenn bei Weder fiel gemacht wird, vor allem beim Thema Digitalisierung, lässt sich der Mangel an Fachkräften kurzfristig kaum beheben. Ein Umstand, den die beiden Geschäftsführer mehr als bedauern und dabei vorwurfsvoll ihre Blicke auf Berlin richten.

Die Stifter sagen Danke

Auf Dankbarkeit ruht auch die Gründung der „Weder OWL-Stiftung“, die Simone Weder und Slawa Schinow vor zwei Jahren ins Leben gerufen haben. Die Stiftung soll Wissenschaft und Forschung, das öffentliche Gesundheitswesen, die Jugend- und Altenhilfe und das Wohlfahrtsleben in OWL unterstützen und fördern. „Wir haben in den letzten 125 Jahren so viel Gutes von den Menschen in unserer Region erfahren, dass wir uns entschlossen haben, den Menschen um uns herum und der Region etwas zurückzugeben“, erläutert Simone Weder den Hintergrund der Stiftung. „Wir können das natürlich nicht in einem Umfang, wie die wirklich großen Unternehmen es könnten und zum Teil ja auch machen. Aber selbst im Kleinen können wir Gutes tun und Gutes bewirken.“

Sorgen und Glücksgefühle

Doch die Stiftung ändert nichts an dem grundsätzlichen Kopfzerbrechen, das sich Simone Weder und Slawa Schinow tagtäglich machen. „Die Welt um uns herum ändert sich in einem rasanten Tempo. Sie bricht um. Dabei wird sie aggressiver, der Weltfrieden ist gefährdet, die Rechten und Linken gewinnen an Zuspruch, keiner weiß, was kommt und wohin die Reise geht und wie die neue Zeit aussehen wird. Diese Orientierungslosigkeit bereitet mir Kopfzerbrechen. Umso glücklicher macht es mich zu erleben, wie stark unser gesamtes Team − trotz dieser Unruhe, die viele von uns spüren − zusammenhält und sich um alle Belange der Firma, Kunden und Mitarbeiter kümmert“, sagt Simone Weder. „We care for you“, ergänzt Slawa Schinow abschließend. „So sind wir eben, wir sind die Kümmerer.“ Man ist sicher einig bei den Weders.

www.weder-gmbh.de

ERSTELLT VON
TEXTHAUS-LIPPE Stefan Volkamer

Danksagung:

Danke für Ihre Teilnahme an diesem Projekt.