2023 war das Jahr, in dem Campax bewusst einige Risiken in Kauf nahm, um einen Schritt nach vorne zu machen. Unser Motto ist “make change happen” und diese Veränderung zu einer gerechten, umwelt- und menschenfreundlichen Gesellschaft braucht mehr als ein kleines Team, das mit viel Engagement stets am Limit arbeitet.
Das aussergewöhnliche Jahr 2022 mit der Kampagne #StandWithUkraine sowie unserer grossen Klimaschutz-Kampagne hat uns ermöglicht, schnell zu wachsen. Das Team wurde innerhalb weniger Monate doppelt so gross, um die Arbeit in gewohnter Qualität zu gewährleisten. Die Einnahmen stiegen deutlich an, allerdings gilt dies auch für die Ausgaben. Trotzdem ergab sich dadurch eine Chance, um die nötige Weiterentwicklung der Organisation zu machen. Und diese Chance haben wir wahrgenommen.
Im Jahr 2023 haben wir eine Strategie verfolgt, Campax durch die Investition von Vereinsvermögen weiterzubringen. Ziel war es, weiterhin und noch stärker Anliegen aus der Zivilgesellschaft proaktiv zu unterstützen und so unsere gesellschaftliche Rolle auszubauen. So haben wir vier der 2022 zusätzlich geschaffenen Vollzeitstellen ins Jahr 2023 übertragen – ganz im Sinne der dafür rückgestellten Organisationsreserven aus den vergangenen Jahren.
Doch die Stärkung der Organisation muss auch finanziell aufgehen. Leider hatte der erwartete Effekt der Investitionen in Form von Spenden 2023 sich nicht so entwickelt, wie wir das angestrebt hatten. Spendeneinnahmen sind nur bedingt vorauszusehen, sie sind stark vom Erfolg der Kampagnen sowie von der allgemeinen wirtschaftlichen Lage abhängig. Zugleich blieben Fixkosten – Lohnkosten, Informatik und Verwaltung – auch bei Ausbleiben von Einnahmen bestehen. Schliesslich entwickelten sich im November 2023, massgeblich aufgrund der Rezession, die Spendeneingänge stark rückläufig. Nach einem eher schwierigen Sommer, den wir dank einem ordentlichen Schlussspurt in der Wahlkampagne auffangen konnten, mussten wir die Fundraising Kampagne “Campax in Not” am 7. Dezember lancieren. Das Ziel war es, 480'000.- Franken innerhalb von zwei Monaten zu sammeln, um den für Februar 2024 befürchteten Liquiditätsengpässe zu überwinden und neue Reserven aufzubauen. Die Reaktion auf diesen Aufruf war überwältigend und Ende 2023 hatten wir bereits über 350’000.- Franken gesammelt. Bis zum Ende der Kampagne am 7. Februar 2024 wurden 530’000.- Franken für die Stabilisierung von Campax gespendet. Das ganze Team von Campax bedankt sich bei allen Spender*innen herzlich für ihr Vertrauen und die grossartige Unterstützung während guten und schlechten Zeiten.
Was 2023 alles in Sachen Kampagnen und Aktionen sowie auf unseren Plattformen gelaufen ist, erfahren Sie im folgenden Bericht.
Kampagnenberichte:
Nationale Wahlen 22. Oktober 2023
Mit grossen Befürchtungen blickten wir vorgängig auf die Wahlen 2023: Der Rechtsextremismus in ganz Europa im Aufwind und schlechte Prognosen für die progressiven Kräfte im Parlament. Gleichzeitig engagieren sich bei Campax so viele Menschen für eine bessere Welt. Genau mit dieser Zuversicht und grossen Plänen ging es in die Wahlkampagne.
Die Wahlkampagne war für uns als Organisation auch eine grosse Spielwiese. Bereits bei den kantonalen Wahlen in Zürich begannen wir, das dezentrale Kampagnenelement zu testen. Unsere strategische Entscheidung, einzelne Kandidaturen zu unterstützen, stach besonders heraus. Was in Schwesterorganisationen bereits Tradition hat, war in der Schweizer NGO Landschaft ein Novum. Doch wir hatten viel Spass mit unseren Kandidat*innen, ob beim Online Doorknocking oder bei den Community Anlässen. Und genau das war das Ziel: Politik nahbar machen.
Mit dem Tinderbanking alias Swipen gegen Rechts haben wir wohl mit einer der innovativsten Taktiken im Wahlkampf für Schlagzeilen gesorgt. So titelte etwa die 20min “Linke wollen mit Flirts im Wahlkampf den SVP-Sieg verhindern”. Es hat auf jeden Fall besonders viel Spass gemacht und gerade in solch langen, strengen Kampagnen motivieren die etwas unkonventionellen Aktionen umso mehr.
Bereits vom Anfang der Kampagne an hat sich ein Thema durchgezogen: der Widerstand gegen die extreme Rechte. Was in unseren Nachbarländern in 2024 für Furore sorgte, haben wir bei Campax bereits in 2023 angestossen. Mit unserer Kampagne wollten wir unter anderem auf die Normalisierung von rechtsextremen Gedankengut in unserer Gesellschaft aufmerksam machen. Die Listenverbindung der FDP und der SVP als abstraktes Konstrukt mit starkem Drall gegen Rechts war dabei unser Hauptangriffspunkt. Ob grosse Community Mailaktionen, Info Posts auf Social Media oder den wohl allen bekannten Briefkastenklebern mit Schafmotiv, unser Engagement gegen Rechts war riesig. Wie wahr unsere Kritik an der grössten Partei der Schweiz und ihren Helfern war, zeigt sich auch am riesigen Backlash.
Wir kennen alle den Ausgang der Wahlen. Die Verluste bei den Grünen schmerzen und die Gewinne der SVP umso mehr. Eines ist klar, so haben wir uns den Ausgang der Wahlen nicht vorgestellt. Und trotzdem konnten wir zumindest verglichen mit den Prognosen noch Schlimmeres verhindern. Das grosse Engagement in der Community und im Team war ein wichtiger Beitrag dazu unsere Rechte gegen Rechts zu verteidigen. Zusammen haben wir Wahlversprechen unterzeichnet, Wahlerinnerungen verschickt, Doorhänger verteilt und vieles mehr. Umso mehr haben wir uns gefreut, dass mit Flavia Wasserfallen eine unserer Kandidat*innen im ersten Wahlgang mit Spitzenresultat in den Ständerat gewählt wurde. Ausserdem konnten wir verhindern, dass von uns unterstützte Kandidierenden abgewählt wurden. Wir freuen uns auch in den nächsten Jahren im Parlament weiter eine enge Zusammenarbeit zu pflegen, um in unseren Themen voranzukommen und zu verhindern, dass unsere Rechte weiter angegriffen werden. Genau jetzt braucht es unser Engagement, ob auf der Strasse oder zusammen mit Parlamentarier*innen, umso mehr.
Klimafreundlicher Finanzplatz Schweiz
Auch im Jahr 2023 hat Campax eine multilaterale Kampagne für einen klimafreundlichen Finanzplatz Schweiz geführt. Sie fokussierte sich auf die grossen Schweizer Versicherungsunternehmen, während die Privatbanken Credit Suisse und UBS sowie die Nationalbank (SNB) punktuell mit Aktionen unter Druck gesetzt wurden.
Schweizerische Nationalbank (SNB)
Im Frühjahr haben wir in Zusammenarbeit mit der Klima-Allianz eine Petition an das Parlament lanciert, um das Mandat der SNB klimafreundlicher zu gestalten. Im Vorfeld der GV haben wir dazu aufgerufen, Aktien der SNB zu kaufen, damit Anträge im Sinne des Klimaschutzes an der GV eingereicht werden können.
Schliesslich waren wir auch an der GV der Nationalbank vor Ort. Aktivist*innen hielten ein Banner auf mit der Message: “Nationalbank finanziert Klimakrise” und schoben ein gigantisches Stück einer Öl-Pipeline vor den Berner Kursaal, die symbolisch für die Beteiligung der Nationalbank an Unternehmen steht, die die fossile Energieproduktion weiter ausbauen. Ein besonders verheerendes Beispiel ist das Unternehmen TotalEnergies, das die zerstörerische East African Crude Oil Pipeline EACOP vorantreibt. Vor Ort waren auch Aktivist*innen aus Uganda, welche über die Folgen der EACOP berichteten.
Privatbanken
Von November 22 bis Ende März 23 fand jeden Mittwoch Mittag eine kleine Aktion auf dem Paradeplatz vor der Credit Suisse statt. Wir forderten ''Keine Investitionen in den Ausbau von fossiler Energie mehr!'' und wiederholten dies ganze 17 Wochen lang jeden Mittwoch.
Ende März wurden wir von der Credit Suisse zu einem Gespräch eingeladen. Sie haben auf unsere Kampagne reagiert und wollten ihre Klima-Policy besprechen. Auch wenn die Bemühungen der Credit Suisse nach wie vor ungenügend sind, zeigt sich eine Entwicklung in die richtige Richtung: Proteste zeigen Wirkung und Campax wird als Gesprächspartner bei der Thematik ernst genommen.
An der letzten Generalversammlung der Credit Suisse haben wir mit einem Bündnis aus Collectif Breakfree, Collective Climate Justice und DebtforClimate eine Aktion durchgeführt. Wir haben ein Schiff zersägt, das die gesunkene Titanic darstellt. Die Medienpräsenz war extrem hoch.
Auch bei der UBS waren wir bei der GV präsent: Eine riesige CO2-Blase stellte die neue fossile Monsterbank dar, die mit der Fusion von CS und UBS entsteht. Das Medieninteresse war auch bei dieser Aktion gut, Campax ist überzeugt, dass öffentliche Berichterstattung zur Thematik zentral für einen klimafreundlichen Finanzplatz Schweiz ist.
Versicherungen
Anfang Jahr führten wir gemeinsam mit Insure our Future und Reclaim Finance ein enttäuschendes Gespräch mit Vertreter*innen der Helvetia Versicherungen. Erfreulich war, dass wir aus erster Hand lernten, dass unsere Kampagne einen Effekt hatte: Helvetia fragte nach einer Pause der Campax-Kampagne, da diese intern zu Spannungen führe.
Zuletzt waren wir noch bei der GV der Helvetia vor Ort: Ein Himmelbett stand vor der Olma-Halle in St. Gallen. Darin, kuschelnd und Champagner-trinkend, lagen zwei Aktivist*innen. Weitere hielten ein Banner und verteilten Flyer, darauf der Slogan: “Helvetia geht mit Kohle, Öl und Gas ins Bett”. Als die Policy mit ihren Klimarichtlinien dann Ende Juni endlich veröffentlicht wurde, war sie enttäuschend unambitioniert – dies kommunizierten wir sowohl den Helvetia-Verantwortlichen in einem Gespräch sowie den Medien.
Die Zurich Versicherung ist ein wichtiges Ziel unserer Versicherungskampagne. Wir starteten im Frühjahr eine Email-Aktion, die zu rund 900 Emails an drei Vertreter*innen der Zurich führte. Die Mails beinhalteten die Forderung, dass die Zurich endlich neue Öl- und Gasprojekte ausschliesst.
An der Zurich GV im April waren wir mit Banner und Flyern vor Ort. Ein kleiner Trick hat dazu geführt, dass viele Teilnehmer*innen die Botschaft gelesen haben: Die Flyer waren im Design der Zurich gedruckt. Da die Aktivist*innen beim Verteilen zudem elegant gekleidet waren, erweckten sie den Eindruck, offizielle Flyer der Versicherung zu verteilen. Im Sommer folgte eine grosse Protestaktion vor dem Hauptsitz der Zurich, mit dabei waren vier Frontline-Aktivist*innen aus Peru, Kolumbien und Argentinien.
Eine weitere Taktik war das “crashen” der Halbjahreszahlen der Zurich. Mittels Google Display schalteten wir Werbung mit dem Titel "Gewinne auf Kosten des Klimas", die genau neben den Artikeln zu den Zahlen auf Newssites ausgespielt wurden. Anschliessend folgte eine einmonatige Online-Aktionsreihe. Im Spätsommer stürmten wir zudem eine Podiumsdiskussion des CEO Zurich Schweiz, Juan Beer. Wir rannten mit einem Banner auf die Bühne und machten mit Megaphonen auf das Greenwashing der Zurich aufmerksam.
Wir drehten ein Erklärvideo zu Versicherungen, um Menschen den Zusammenhang von Klimaschutz und Versicherungen aufzuzeigen. Ende Jahr schliesslich haben wir im Rahmen einer Konferenz der wichtigsten Versicherungs-CEOs (Konferenz der sog. Geneva 50 Association) eine grosse Aktion durchgezogen: Wir haben ihnen u.a. einen riesigen Geburtstagskuchen mit brennenden Bohrtürmen gebracht.
Gleichstellung
Im Rahmen unserer Kampagne für die Gleichstellung haben wir 2023 einen Volltreffer gelandet: Als Mobilisierungs-Gadget für den Feministischen Streik am 14. Juni konnten Bauchtaschen in metallic-violetter Farbe mit der Botschaft “Mein Körper, meine Entscheidung” in den drei Landessprachen bestellt werden – sie erwiesen sich als Renner! Beim Versand haben 22 Freiwillige Campax-Unterstützer*innen mitgeholfen. Anschliessend feierten wir beim gemeinsamen Pizza-Essen. Am 14. Juni selbst sorgten wir mit Dinosaurier-Piñatas auf dem Bundesplatz für Aufsehen.
Im Sommer mussten wir wieder einmal gegen problematische Medienberichterstattung vorgehen. Gegen einen sexistischen Artikel in der Sonntagszeitung, dessen Hauptaussage lautete, dass die meisten Studentinnen lieber einen erfolgreichen Mann hätten, als selbst eine erfolgreiche Karriere verfolgen würden, haben wir eine Pressebeschwerde eingereicht.
Ebenfalls im Sommer haben wir eine Petition übergegeben: “Feminizide: Säg’s wie’s isch!”. Mehr als 10’000 Unterzeichner*innen fordern, dass Feminizide, geschlechtsspezifische Tötungen von Frauen aufgrund ihres Geschlechts durch Männer, statistisch erfasst werden. Weiter forderten wir, dass Feminizide im Kontext geschlechtsspezifischer Gewalt untersucht werden und dass mehr Ressourcen für Täterarbeit bereitgestellt werden
Ein weiteres Thema, das für einen Aufschrei sorgte: Die Anschuldigungen gegen Till Lindemann (Frontsänger der Band Rammstein), die über sexualisierte Gewalt bis hin zur Verabreichung von K.O.-Tropfen reichten. Gemeinsam mit der JUSO haben wir einen offenen Brief an die Veranstalter der Rammstein-Konzerte in der Schweiz gesendet. Am Abend des ersten Konzertes waren wir in Bern und haben uns mit den Betroffenen solidarisiert und mit einer Kundgebung ein Zeichen gegen sexualisierte Gewalt gesetzt.
Ende November und Anfang Dezember beteiligten wir uns auch dieses Jahr an der Aufklärungskampagne “16 Tage gegen Gewalt an Frauen”. 2023 stand diese im Zeichen der Sensibilisierung zum Thema psychische Gewalt an Frauen. Die Campax-Community konnte Sticker bestellen, um Solidarität zum Ausdruck zu bringen. Ausserdem stellten wir in Zürich einen grossen pinken Elefanten auf die Strasse, um öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen. Dabei verteilten Aktivist*innen Flyer mit Informationen und Kontaktangaben von Anlaufstellen für Betroffene.
Rapid Response
Die Rapid Response ist das Herzstück der Arbeit von Campax. Rapid Response bedeutet, dass Campax sofort auf wichtige Geschehnisse reagiert und Menschen mobilisiert:
Campax hat eine Petition gegen die geplante ÖV-Preiserhöhung gestartet, in welcher die Mitglieder der Alliance SwissPass dazu aufgefordert wurden, die Preiserhöhung abzulehnen. Mit insgesamt 28'256 Unterschriften wurde die Petition am 26. April an die Alliance SwissPass übergeben.
Eine der grössten Rapid Responses war die Reaktion auf Bundesrat Röstis Jahdverordnung, mit welcher Wölfe präventiv geschossen werden durften. Campax hat noch am selben Tag eine Petition gegen das Wolfsmassaker gestartet, welche bis heute über 61’000mal unterschrieben wurde. Die Unterschriften haben wir mit einer Schauspieldarstellung gemeinsam mit 40 Unterzeichner*innen übergeben.
Auch der Krieg zwischen Israel und Gaza hat uns über mehrere Monate beschäftigt. In Zusammenarbeit mit der israelischen Schwesternorganisation Zazim haben wir die mehrsprachige Petition von Zazim zur Befreiung der israelischen Geiseln, sowie der humanitären Hilfe für Palästinenser*innen unterstützt. Zudem haben wir eine eigene Petition gestartet, mit der Forderung die Gelder an Hilfsorganisationen in Israel und Palästina auszuzahlen. Diese haben wir gemeinsam mit den Organisationen Jüdische Stimme für Demokratie und Gerechtigkeit in Israel/Palästina und Medico International Schweiz überreicht.
Die wichtigste sichtbare technische Neuerung 2022 war die Lancierung unserer neuen Website im Herbst. Hinter den Kulissen haben wir vor allem an unseren Fähigkeiten für Mehrkanal-Kommunikation gearbeitet und immer Kampagnen auch über SMS gepusht. Da es mittelfristig absehbar ist, dass unsere zentrale Datenbank ans Ende ihrer Lebenszeit kommen wird, haben die Planungsarbeiten für weitere Entwicklungen begonnen. Dabei werden Elemente wie die Einrichtung eines Data Warehouse und die weitere Diversifizierung der Kommunikationskanäle im Zentrum stehen.
Eidgenössische Abstimmungen 2023
Klimaschutzgesetz vom 18. Juni
Das Klimaschutzgesetz, welches die Schweizer Stimmbevölkerung am 18. Juni angenommen hat, haben wir mit einer Kampagne begleitet.
Dafür haben wir viele verschiedene und auch einige neue Kampagnenelemente getestet: Wir haben eine Stickerbestellung aufgegleist, mit SMS-Erinnerungen und Agendaeinträgen die Menschen an die Abstimmung erinnert und erstmals auch unser sogenanntes “Tinderbanking” getestet. Damit haben wir auf Tinder an die Abstimmung erinnert und mit den Menschen diskutiert.
Plattformen
ACT by Campax:
Im Jahr 2023 wurden auf der Petitionsplattform ACT by Campax 322 Petitionen gestartet. Sie sammelten insgesamt 448’417 Unterschriften für die unterschiedlichsten Anliegen. Von kleinen, lokalen Vorstössen bis zu nationalen oder gar international relevanten Themen war alles dabei. Besonders erwähnen möchte das ACT-Team folgende Petitionen:
- Auszahlung Familienzulagen an den Elternteil mit Kind: Wir haben die Petitionsstarterin während der Kampagne betreut und gemeinsam mit ihr eine coole Übergabeaktion in Bern mit Medienpräsenz organisiert. Sogar das Schweizer Fernsehen hat ein Interview mit der Petitionsstarterin gemacht!
- Im Januar setzte sich Delshad Ido dafür ein, dass die Schweiz den 2014 begangenen Völkermord an den Jesiden anerkennt. Wir unterstützten die Kampagne bei der Sammlung von über 80'000 Unterschriften und mit Medienarbeit. Die intensive viermonatige Kampagne mündete in der Übergabe in Bern mit rund 50 Teilnehmer*innen aus der jesidischen Community.
- Wir haben zwei Züricher Petitionen zum Thema Wohnen betreut, indem wir den Initiator*innen von der Vorbereitung der Kampagne über die Unterschriftensammlung bis hin zur Übergabeaktion tatkräftig geholfen haben. Von der Vernetzung mit anderen Gruppen, die sich für ähnliche Anliegen einsetzen, bis hin zur Unterstützung bei der Medienarbeit war alles dabei. Eine der beiden Kampagnen war am Ende erfolgreich!
COLLECT
Auch 2023 war für Collect ein Jahr mit vielen kleinen und grösseren Herausforderungen. Insgesamt konnten wir digital 13’139 Unterschriften sammeln. Davon wurden ca.12 Prozent für die Verarbeitung zurückgeschickt. Auch unser Scanprozess hat technische Schwierigkeiten. Allgemein sind wir daran, diese auszubessern und wo möglich, automatisches Monitoring zu etablieren. Die Scans der Unterschriftenbogen werden nach wie vor bei uns im Büro gemacht und konnten noch nicht zu den Komitees verlagert werden. 2023 wurden unter anderem folgende Initiativen und Referenden auf Collect unterstützt: Zukunftsinitiative, welches die Superreichen für mehr Klimagerechtigkeit an die Kasse bieten will und die Demokratie Initiative, welches eine erleichterte Einbürgerung und somit Stimm- und Wahlrecht für migrantische Personen fordert.
Swissleaks
Campax hat die Plattform Swissleaks Ende 2023 eingestellt. Nachdem wir 2022 und Anfang 2023 versucht haben, die Plattform und die Kampagne weiterzuentwickeln, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es zurzeit kein Momentum in der Schweiz zum Thema gibt. Auch wurde die Plattform seit der Lancierung kaum genutzt. Versuche, die Zusammenarbeit u.a. mit Journalist*innen voranzutreiben, haben nicht funktioniert. Wir werden aber weiterhin die Augen und Ohren offen halten und innerhalb von Kampagnen auf das Thema aufmerksam machen
Team
Das Team wurde 2023 vergrössert, um unsere Arbeit im Bereich Klima gewährleisten zu können und zugleich eine starke Wahlkampagne zu führen. Ferner brauchen wir genug Kapazitäten, um Rapid Response (d.h. durch Dringlichkeit und Aktualität bedingte Kampagnen) zu machen sowie Petitionstarter*innen und Komitees von Initiativen und Referenden gut unterstützen zu können. Hier finden Sie weitere Informationen zu unserem Team.
Internationale Vernetzung
Als Teil des internationalen Netzwerkes OPEN ist unser Team regelmässig im Kontakt mit Kolleg*innen aus der ganzen Welt. 2023 gab es drei wichtige internationale Treffen: Ein globaler Summit im Mai in Warschau, wo vier unserer Teammitglieder (von den Teams Kampagnen, Plattformen, Fundraising und Geschäftsleitung) teilgenommen haben und ein Tech-Summit im Oktober in Kolumbien, wo unserer Co-Geschäftsleiter präsent war.
Ausserdem waren wir Gastgeber*innen eines Treffens im Sommer mit den Schwester-Organisationen aus Deutschland (Campact) und Österreich (aufstehn). 32 Personen der drei deutschsprachigen OPEN-Organisationen haben sich vom 22. bis 25. August in Unterwasser getroffen. Wir sprachen über Wahlkampagnen sowie die Arbeit, die nötig ist, um Fortschritte bei Themen wie Klima, den Aufstieg der extremen Rechten oder die Gleichstellung zu erzielen. Ausserdem diskutierten wir über Fundraising, Social Media-Strategien, funktionale Email-Verteilerlisten und Shitstorms. Wir genossen die Toggenburger Natur und tanzten bis spät in die Nacht zu Musik von unseren Residents DJs Ginny Trash und Mémé.
Vorstand
An der Generalversammlung am 12. Mai 2023 wurde Stefan Bamberger neu in den Vorstand gewählt. Stefan sammelte viele Erfahrungen in einem Finanzkonzern, wo er u. a. Menschen im Bereich Talentförderung ausbildete und begleitete. Er setzt sich als Aktivist für Klima- und Umweltschutz, Armutsbekämpfung, Gleichstellung und Tierrechte ein.
Per Ende 2023 setzt sich der Vorstand von Campax wie folgt zusammen: Benjamin Zumbühl, Vereinspräsident von Campax, Geschäftsführer VCS Kanton Bern, Aktivist und Velo-Enthusiast; Tina Musil, Aktivistin, Leiterin Fundraising bei Campact; Balthasar Glättli, Nationalrat der Grünen, Inhaber Politbüro Kampagnen&Webdesign; Itziar Marañón, Co-Geschäftsleiterin von Campax, Feministin, Journalistin; Andreas Freimüller, Gründungsmitglied und Co-Geschäftsleiter von Campax, Kampagnenprofi; Matthias Toffol, Finanzexperte, Zukunftsvisionär; Stefan Bamberger, Aktivist, Kommunikations- und Talentförderungsexperte. Perla Ciommi, Filmemacherin, Kommunikationsprofi ist aus dem Vorstand im November 2023 ausgetreten. Wir bedanken uns bei Perla für ihre aktive Mitarbeit im Vorstand, konstruktive Haltung und Engagement.
Fundraising
Wir danken den 18’747 Menschen herzlich, die Campax im Jahr 2023 mit Spenden unterstützt haben! Spender*innen, Vereinsmitglieder, Change-maker und Klima-Pat*innen ermöglichen die Arbeit von Campax. Im Jahr 2023 haben wir 1’325’980.- Schweizer Franken an kleinen und mittelgrossen Spenden erhalten – vielen herzlichen Dank!
Besonders dankbar sind wir für die Unterstützung, die wir als Reaktion auf unseren Notruf Ende Jahr erhalten haben. Nach dem 7. Dezember 2023 haben wir bis zum Jahresende von 4’899 Personen 5’125 Spenden über insgesamt 352’383.- Schweizer Franken erhalten. Bis zum Kampagnenabschluss am 7. Februar 2024 erhöhte sich dieser Betrag auf 531’736.- Franken, womit Campax die benötigten 480’000.- Franken gesammelt und den Zielbetrag sogar übertroffen hat. Diese Hilfe hat ermöglicht, dass Campax den finanziellen Engpass überstanden hat und gestärkt in die Zukunft gehen kann. Vielen Dank!
Von allen Spenden sind rund 51,7% frei verwendbar. Die Petitionsplattform ACT generierte 2023 gut 4,5% der Spendenerträge. Damit sind Betrieb und Betreuung der Plattform sowie die Unterstützung von Petitionsstarter*innen durch das ACT-Team nach wie vor abgesichert. Die wichtigsten Spendenkampagnen, deren Gelder zweckgebunden sind, waren 2023 folgende Kampagnen:
- Wahlen 2023, Dachkampagne und dezentrale Kampagne: 23,3% aller Spenden
- Klima: 9,51% aller Spenden
- Gleichstellung: 4,91% aller Spenden
Des Weiteren haben wir im Februar 2023 eine Spendensammelaktion für die Erdbebenopfer in Syrien und der Türkei gemacht. Dabei haben wir 38’704.- Franken für den Kurdischen Roten Halbmond und 28’453.- Franken für Solidar Suisse gesammelt. Beide Beträge wurden zu 100% an die entsprechenden Organisationen weitergegeben und sind direkt den Betroffenen zugutegekommen.
Zusätzlich konnte Campax auf die Unterstützung von Stiftungen zählen. Insgesamt haben wir 346’985.- Schweizer Franken dank Förderbeiträgen erhalten. Die Klima-Kampagne wurde u.a. von The Sunrise Project, der Stiftung Corymbo, der Stiftung Temperatio sowie der Stiftung Patagonia mit Total 293’355.- Franken unterstützt. Zum Teil müssen diese Gelder im Jahr 2024 verwendet werden. Mit 29’097.- Franken hat die Fondation Charles Léopold Mayer pour le progrès de l’homme das Whistleblowing-Projekt SwissLeaks unterstützt. Die restlichen Gelder wurden via The OPEN akquiriert, etwa um eine Konferenz der deutschsprachigen OPEN-Organisationen durchzuführen.
Ferner hat Campax im Jahr 2023 eine letzte Leistungsvergütung im Rahmen des Ukraine-Projekts über 54’586.- Franken erhalten. Damit wurden letzte offene Rechnungen für das Projekt beglichen. Die Auszahlung erfolgte gemäss Leistungsverträgen, die per Ende 2022 ausgelaufen sind. Grundsätzlich gilt aber nach wie vor: Campax nimmt keine staatlichen Gelder oder Sponsorings von Firmen an, um unabhängig zu bleiben.
Alle diese Beiträge führten zu kumulierten Einnahmen von 1’727’551.- Schweizer Franken. Das Gesamtergebnis ist gut, dennoch hätte Campax ohne den aussergewöhnlichen Dezember im Februar 2024 keine flüssigen Mittel mehr zur Verfügung gehabt. Wir danken unseren Spender*innen von Herzen, dass sie uns aus der Krise geholfen haben und verstärken unsere Bemühungen, um eine langfristig und nachhaltig stabile Finanzierung unserer Organisation zu erreichen.
Wir danken allen Spender*innen und Stiftungen für ihre grosszügigen und wertvollen Beiträge im Jahr 2023.
Revisionsbericht, Bilanz und Erfolgsrechnung: