Scheitern in der Gemeindegründung

Die Geschichte der Gemeindegründung in Menznau ist geprägt von Höhen und Tiefen. Es ist eine herausfordernde Reise des Scheiterns. Trotz ihrer Auflösung hat die Gemeinde entscheidende Impulse für den Glauben vieler Menschen gegeben. In diesem Artikel werden die Herausforderungen, Segnungen und auch das Scheitern der Gemeindegründung reflektiert.

Peter Schneeberger, verheiratet mit Katrin. Sie haben drei erwachsene Kinder. Peter arbeitet teilzeitlich als Dozent am TSC, neben anderen Aufgaben in der FEG und im Dachverband Freikirchen.ch. peter.schneeberger@feg.ch

Die herausfordemde Reise

Das Luzerner Hinterland gehört aus missionarischer Sicht zu den bedürftigsten Gegenden der Schweiz. Im Jahr 1994 wurde ein Gemeindegründungsehepaar von der Vision Schweiz nach Menznau gesendet, um einen missionarischen Hauskreis der FEG Emmen zu betreuen. Aus dieser Initiative wuchs eine Gemeinde, die bald ein eigenes Gebäude erwarb. Menschen kamen zur Gemeinde, und so wuchs die Besucherzahl von 22 im Jahr 1995 auf 40 Personen im Jahr 2005.

Menznau von oben

Im Jahr 1999 stiessen Katrin und ich als zweites Gründungsehepaar dazu, nachdem die Vorgänger 1997 die Gemeinde verliessen. Doch trotz des anfänglichen Wachstums und der erlebten Bekehrungen, musste die Gemeinde im Jahr 2005 als Hauskreisgemeinde umstrukturiert werden und löste sich schliesslich auf.

Wurden wir der Aufgabe gerecht?

Die Gründe für die Auflösung der Gemeinde sind vielschichtig. In der Rückschau würde ich heute gewisse Sachen anders bewerten. Die Gemeinde war von Anfang an nie eine homogene Einheit, sondern von einer Vielzahl an Meinungen und geistlichen Hintergründen geprägt. Obwohl eine beeindruckende Energie in der Gemeinde vorhanden war und viele gemeindefremde Personen zum Glauben fanden, gelang es mir als Gemeindegründer immer weniger, die Gemeinde hinter einem einheitlichen Ziel zu vereinen.

Gemeinschaftsanlass

Im Jahr 2004 verliessen mehrere Gemeindeglieder die Gemeinde, weil sie der Meinung waren, dass die Gemeinde eine andere Ausrichtung brauche. Erschwerend kam in dieser Zeit hinzu, dass die finanziellen Ressourcen bei der Vision Schweiz stark angespannt waren. Um die Mission zu entlasten, wurde mein Pensum stark reduziert und ich arbeitete auf dem Bau. Dazu kam, dass ich die Strategie der Vision Schweiz immer weniger nachvollziehen konnte. Einerseits nagten Zweifel an mir, ob ich der geeignete Leiter für diese Gemeindegründung war, andererseits wurde durch die Arbeitsreduktion meine Berufung als Pastor in Frage gestellt.

Diese Umstände führten letztlich dazu, dass wir im Sommer 2005 eine neue Berufung als Pastorenehepaar in die FEG Muri-Gümligen annahmen.

Die Gleichzeitigkeit von Licht und Dunkelheit hat mich manchmal sehr herausgefordert. Auf der einen Seite erlebten wir, wie Menschen von dunklen Bindungen befreit wurden. Jesus offenbarte sich als Sieger. Auf der anderen Seite kämpften wir mit internen Schwierigkeiten und einer nachlassenden Unterstützung durch die Vision Schweiz

Der Weg zur Heilung

In dieser Zeit fühlte ich mich wie ein Versager. Es traf mich, als ein Pastor mir später sagte: «Und so einer wird mit diesem Scheitern Bundesvorsitzender!» Jahrelang nagte dieser Zweifel, nicht zu genügen, an meinem Herzen. Doch ich wollte nicht aufgeben. Mir hat in dieser Zeit geholfen, dass ich immer wusste, dass Jesus hinter mir steht und mich nie aufgegeben hat. Ich war dankbar, dass auch die Menschen, die damals mit mir an der Gemeindegründung in Menznau beteiligt waren, ihren Weg weitergingen und zu reifen Christen wurden. Kürzlich traf ich in einer grossen Gemeinde ein Ehepaar, das sich während der Gemeindegründung bekehrt hatte. Wir haben uns so gefreut über den geistlichen Weg, den sie zurückgelegt haben. Viele Mitglieder der aufgelösten Gemeinde fanden in anderen Gemeinden eine neue Heimat und wurden dort zu starken Stützen. So hat die Geschichte der Gemeinde in Menznau nicht nur in den Herzen der Beteiligten Spuren hinterlassen, sondern auch eine Welle des Glaubens in anderen Gemeinden entfacht. Es gibt immer Hoffnung für den Glaubensweg, auch wenn die Umstände unerwartet herausfordernd sein können.

Ich wäre nie zu diesem Leiter geworden, der ich heute bin, wenn dieses Scheitern nicht gewesen wäre.

Mein Wissen, dass alles in meinem Dienst an Jesus hängt, hat mich freier gemacht von den Meinungen der Menschen. Und die vielen ehemaligen Menznauer in anderen Gemeinden als Stützen zu erleben, erfüllt mich mit grosser Dankbarkeit.