In Hurden (SZ), direkt am oberen Zürichsee, steht eine über 500 Jahre alte kleine Kapelle. Im Jahre 1497 entschied sich der Einsiedler Gerold Spervogel, diese Kapelle auf eigene Kosten zu bauen. Sie diente dem regen Pilgerverkehr, der von Rapperswil her über die Seebrücke in Richtung Einsiedeln unterwegs war als Zwischenstopp, um danach die Pilgerreise nach Santiago de Compostela in Spanien fortzusetzen.
Robin Hugentobler, Leiter FEG Jugend. Ich feiere das Leben und liebe es, mit Jesus unterwegs zu sein. robin.hugentobler@feg.ch
Einem historischen Gebäude neues Leben einhauchen
Die Jogging- und Spaziergangsroute von meiner Frau Jenna und mir führte öfters durch Hurden, wo uns die Kapelle immer wieder auffiel. Manchmal entschieden wir uns kurz hineinzusitzen, um zur Ruhe zu kommen.
«Könntest du dir vorstellen, dass diesem historischen Gebäude neu Leben eingehaucht wird?», fragte ich Jenna eines Tages, als wir in der Kapelle standen. Während wir lose über diese Idee austauschten meinte sie schliesslich: «Schon interessant, dass die Kapelle gleich neben einem Fischerbetrieb steht – irgendwie symbolisch, nicht?»
Menschen fischen… einen Ort der Anbetung schaffen… die Kapelle neu aufblühen lassen… wieso eigentlich nicht? Also entschieden wir uns, mit den verantwortlichen Personen Kontakt aufzunehmen. Wir trafen uns zu einem Gespräch.
Manchmal muss man einfach fragen!
Der Austausch mit den zuständigen Personen war echt interessant. Es stellte sich heraus, dass keine der anwesenden Personen Jesus persönlich kannte oder an ihn glaubte, wie wir dies tun. Zum Teil wurden uns nicht einfach zu beantwortende Glaubensfragen gestellt und unsere Motive provokativ hinterfragt. Im Raum war eine Spannung zu spüren und ich fragte mich, ob das Gespräch wohl einen positiven Abschluss finden würde.
Dann der Wendepunkt: Ein älterer Herr – derjenige, der uns die meisten Fragen stellte – meinte: «Ich teile zwar eure Ansichten nicht und glaube auch nicht an Gott, wie ihr dies tut. Trotzdem finde ich euer Vorhaben bewundernswert. Ihr dürft die Kapelle gerne zu jeder Zeit nutzen.»
Was für eine tolle und spannende Begegnung! Nach diesem Gespräch entschieden wir uns also, mit Lobpreis- und Gebetsabenden in der Kapelle loszulegen! Während Jenna und ich diskutierten, wie wir die Abende in der Kapelle konkret gestalten wollen, meinte sie: «Ich stelle mir vor, wie Anwohner im Dorf den Lobpreis hören, sich angezogen fühlen, spontan vorbeikommen und schliesslich eine Begegnung mit Jesus haben.»
Und genau das geschah!
Der zweite Lobpreis- und Gebetsabend fand am 16. Dezember statt. Zu unserer Überraschung (wir hatten keine Ahnung, wie viele Leute kommen würden) füllte sich die Kapelle mit jungen Leuten.
Während des Abends – während wir Lieder sangen – öffnete sich auf einmal die Kapellentüre und eine Frau schaute herein. Überrascht von den vielen Leuten kam sie sich fehl am Platz vor und wollte die Türe gleich wieder schliessen. Eine Person in der hintersten Reihe bemerkte sie jedoch und lud sie ein, zu bleiben. Die Frau entschied sich reinzukommen und war vom Lobpreis total bewegt. Am Ende des Abends stellte sich heraus, dass sie ihre Wohnung gleich neben der Kapelle hat, sie sich von der schönen Musik angezogen fühlte und deshalb vorbeischauen wollte. Sie fragte, was wir glauben und ob die nächsten Daten für die Treffen in der Kapelle schon bekannt seien, denn sie würde gerne wieder kommen.
Für uns war diese Begegnung eine echte Ermutigung und eine Bestätigung, dass Gott an diesem Ort wirken möchte!
Einen Ort schaffen für pilgernde Personen
Zu Zeiten, als die Kapelle gebaut wurde, waren Menschen oft zu Fuss unterwegs. Sie befanden sich auf einer Pilgerreise. Kapellen auf dem Weg luden ein zum Innehalten, zum Gebet und dazu, sich nach Gottes
Gegenwart auszurichten. Es ist meine Überzeugung, dass wir Menschen uns auch heute noch danach sehnen, auf unserer Glaubensreise erfrischt zu werden in Gottes Gegenwart.
Unser Wunsch für die Treffen in der Kapelle ist es, einen Ort der Erfrischung für Menschen zu schaffen, für Menschen, die sich innerlich auf einer Pilgerreise befinden und Halt in Gottes Gegenwart suchen wollen – vielleicht gerade auch für Anwohner der Kapelle, die Jesus noch nicht kennen.
«Ich teile zwar eure Ansichten nicht und glaube auch nicht an Gott, wie ihr dies tut. Trotzdem finde ich euer Vorhaben bewundernswert.»