Kraftort statt Worthaus Leitung FEG Schweiz

Überall schiessen Blogs, Podcasts, Seminare etc. wie Pilze aus dem Boden – auch in der christlichen Szene. Was eine Welt der Wortinflation jedoch dringend braucht, ist eine Kirche, die Kraftort ist.

Daniel Rath, Vorsitzender FEG Schweiz, daniel.rath@feg.ch

Nur Worte oder Kraft?

«Das Reich Gottes besteht nicht im Wort, sondern in Kraft», schreibt der Apostel Paulus in 1. Korinther 4,19 einer Kirche ins Stammbuch, die vom Kraftort zum Worthaus zu werden droht. Nicht die Anziehungskraft der Worte, sondern ihre Wirkung im Leben steht für Paulus im Mittelpunkt. Während die einen jetzt an übernatürliche Ereignisse wie Wunder, Heilungen etc. denken mögen – was durchaus wichtige Aspekte sind – stellt Paulus Glaube, Hoffnung und Agape-Liebe (1 Kor 13,13) in den Mittelpunkt. Daraus ergeben sich drei kurze Fragen, anhand derer wir die Wirkung unserer Worte selbst überprüfen können.

Wächst Glaube?

Das Mission-Statement des Apostels Paulus besteht darin, «den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter den Völkern» (Röm 1,5). Seine Verkündigung des Evan­geliums von der Barmherzigkeit Gottes zielt auf die Umkehr vom Unglauben zu einer vertrauensvollen Be­ziehung zu Gott, aus der als logische Konsequenz die völlige Hingabe des Menschen an Gott resultiert. Worte in der Kraft des Heiligen Geistes bewirken Glauben und Gehorsam.

Blüht Hoffnung auf?

Menschliche Weisheit mit all ihren Ratschlägen verliert sich meist in der Diesseitigkeit. Das Evangelium eröffnet einen anderen Raum, die Hoffnung der Herrlichkeit. Hoffnung ist für die ersten Christen nicht irgendeine positive Zukunftserwartung, sondern vielmehr immer Auferstehungshoffnung, und diese Hoffnung verändert alles! Aus ihr erwächst Mut und Kühnheit, bis hin zur Leidensbereitschaft. Denn diese Auferstehungskraft wirkt nicht erst wenn wir physisch tot sind, sondern durch Christus in uns schon hier und jetzt als «Aufstehungskraft», die uns inmitten aller Herausforderungen widerstandsfähig macht.

Wird Liebe gelebt?

Das Wesen eines kraftvollen Lebens ist ein hoffnungsvoller Glaube, «der durch die Liebe tätig ist» (Gal 5,6). Die Agape-Liebe ist eine übernatürliche Kraft. Sie liebt, wo der andere keinen Grund gibt, geliebt zu werden.

Sie liebt nicht, weil jemand wertvoll ist, sondern weil sie jemanden wertvoll machen will. Und sie tut dies nicht abwartend, sondern proaktiv. Agape-Liebe ist entgegenkommende Liebe. Wo diese Liebe in der Gemeinde und im Dienst an unserer Umwelt in kleinen und grossen Taten sichtbar wird, da entfaltet das Evange­lium seine Kraft. Da wird Kirche zu einem Kraftort. Das wünsche ich jeder Gemeinde in diesem Land.