Jüdische Grabmale - Christliche Bildhauer Bildhauer aus Schmie und ihre Grabmale auf jüdischen Friedhöfen im nahen Kraichgau. Teil 1 Bruchsal (Ergänzung)

Bei einem Besuch in Bruchsal im März 2025 habe ich weitere Grabmale entdeckt, die die signatur der Bildhauerwerkstätte Metzger tragen. Teilweise findet sich bei diesen Grabmalen in der Dokumentation des Staatsarchivs Ludwigsburg kein Hinweis auf den Bildhauer.

Grabmal des Max Löwenstein
Max Löwenstein, starb 1888
Symbol „Kanne“ für jemanden, der dem Stamm der Leviten angehört.

Der jüdische Name von Max Löwenstein war Mordechai; sein Vater hieß Jeschajahu haLevi; der Name Levi weist auf die leviten in, die im Tempel in Jerusalem die Priester bei deren liturgischen Aufgaben unterstützten. Die Wasserkanne diente rituellen Waschungen.

Volutenaufsatz mit Mittelakroter
Heinrich Marx trug hieß mit seinem jüdischen Namen Jakob Zwi, Sohn des Mordechai
Gut erkennbar: die Signatur des Bildhauers. Es dürfte sich dabei um Gotthilf Metzger handeln.
Grabmal für eine junge Frau: Cilli Karlebach (1892 - 1912).

Cilli Karlebach gehörte zu einer Familie, die eine Reihe berühmter Rabbiner hervorbrachte.

Beispiele einfach gestalterer Grabsteine aus Granit; mal mit mehr mal mit weniger hebräischer Inschrift.
Grabmal von Abraham Münzesheimer (1859 - 1921)

Bei dem stattlichen Grabmal für Abraham Münzesheimer scheint es um ein einen Grabstein für ein Familiengrab zu handeln. Er trägt aber nur eine Inschrift. Das weckt die Frage, was mit der Familie Münzesheimer geschehen ist.

Abraham Münzesheimer geb. am 24. März 1859 in Stebbach, war verheiratet mit Babette (Betty) Maier, geb. am 26 Juli 1864 Rohrbach bei Heidelberg.

Das Paar hatte 4 Kinder:

Louise, geboren 1888 in Bruchsal; verheiratet mit Julius Hirsch; gestorben 1959 in Wien

Ernst, geboren in Bruchsal; gestorben in Bruchsal (über ihn heißt es, er sei durch die Nazis inhaftiert gewesen und an einer Herzattacke gestorben

Rosa (Rosel) und Erna (Zwillinge); geboren 1898 in Bruchsal

Rosa, verheiratete Oppenheimer, lebte in Frankfurt und wurde von dort deportiert.

Erna wurde ebenfalls von Frankfurt aus deportiert.

Kennkarte der Witwe von Abraham Münzesheimer, Betty, geb. Maier, ausgestellt in Bruchsal im jahr 1939 (Quelle: https://collections.yadvashem.org/de/names/14384365)

Über die Familie Münzesheimer gibt es Akten im Generallandesarchiv Karlsruhe, im Bundesarchiv (Gedenkbuch), im Arolsen Archiv, Im Archiv von Jad VaSchem und im Staatsarchiv Hessen.

Aus den Quellen (Arisierungsakten) im Generallandesarchiv geht hervor, dass 1939 die Erbengemeinschaft Münzesheimer im Zuge der Arisierung ein Wohnhaus und eine Lagerhalle verkauft hat. Das Wohnhaus befand sich in der Kaiserstraße 3. Es wurde an den "Reichsnährstand" (Kreisbauernschaft Bruchsal) verkauft. Die Lagerhalle in der Güterbahnhofstraße 5 wurde an die "Badische landwirtschaftliche Zentralgenossenschaft eGmbH Karlsruhe" verkauft. In den Kaufverträgen ist bei der Erbengemeinschaft eine Babette Betty Münzesheimer genannt als Witwe eines Abraham Münzesheimer, außerdem deren Kinder (drei Töchter und ein verstorbener Sohn); vertreten wird im Kaufvertrag die Familie durch eine der Töchter, Erna Münzesheimer.

Abraham Münzesheimer betrieb wohl einen Landhandel: LF Münzesheimer

Die Arisierungsakten sind als Digitalisate im Generallandesarchiv Karlsruhe einsehbar::

Die Kaufverträge wurden von Erna Münzesheimer für die Erbengemeinschaft Münzesheimer abgeschlossen. Erna schenit mit ihrer Mutter Betty in Bruchsal gelebt zu haben. Sie mussten nach dem Verkauf des Wohngebäudes ihre Wohnung verlassen und sind wohl nach Frankfurt gezogen. Im Hessischen Staatsarchiv gibt es Unterlagen zu Betty Münzesheimer im Zusammenhang mit der "Judenvermögensabgabe".

Auch Betty wird von Frankfurt aus deportiert. Sie stirbt 1942 in Theresienstadt.

Quelle: https://collections.yadvashem.org/de/names/14384365
ERSTELLT VON
Martin Walter