Illustration
Mord in Saarbrücken von Franz Hohler
Heute habe ich einen Nachmittag getötet.
Mit einen Film habe ich ihn umgebracht, einem Agentenfilm, in dem böse Menschen andere, gute Menschen, achtlos abgeknallt haben, und manchmal haben auch gute Menschen, böse Menschen abgeknallt, aber nur, wenn es sein mußte, und immer zur Musik von Morricone.
Auf der Rückfahrt im Bus zum Hotel saß vor mir ein kurzgeschorener Jugendlicher, der sein Gehör vorsätzlich mit einem Walkman mißhandelte.
Als ich dann im Hotel ankam, um mich hinzulegen, war der Nachmittag tot und wurde nicht wieder lebendig.
Vielleicht hätte er einen Flußspaziergang für mich gehabt, oder ein Gedichtbuch, oder ein Gespräch mit einem unbekannten Menschen, einem Engel womöglich.
Es ist kein gutes Gefühl, ein Nachmittagsmörder zu sein.