Der idyllische Bergkanton Obwalden ist von Traditionen, Bruder Klaus und dem Katholizismus geprägt. Mit zwölf Mitgliedern begann die FEG Obwalden vor 43 Jahren. Von hier gingen Gemeindegründungen aus, Mitglieder gingen in die Mission. Heute steht die FEG vor Herausforderungen.
Im modernen Industriequartier Sarnen Nord, über dem Discounter Ottos, befinden sich die Gemeinderäume der FEG Obwalden. Kein Kirchturm und keine Orgel erwarten die Gottesdienstbesucher im zweiten Stock des nüchternen Gebäudes, dafür Frauen und Männer mit Namensschild und Herz. Hier wird jeder herzlich willkommen geheissen, und nach dem Gottesdienst trifft man sich zum Austausch in der Cafeteria.
Geschichte
Eigentlich beginnt die Geschichte der FEG Obwalden in Lungern mit einer persönlichen Geschichte. Der Sohn eines Kantonsrates kam bei einer Evangelisation von Wilhelm Pahls zum Glauben an Jesus, bald darauf auch seine Eltern. Diese luden in ihrer Stube zu einem Hauskreis ein. Das war die Keimzelle der Gemeinde, die bald darauf mit zwölf Mitgliedern in einem gemeinsam umgebauten Domizil in Sachseln am See startete. Sie wuchs und fand in Sarnen ein neues Zentrum.
Vom kleinen Urschweizer Kanton ging ein Netzwerk von Gemeindegründungen in der Innerschweiz aus. Mitglieder wurden in Missionsdienste nach Kenia, Madagaskar, Bangladesch und Süddeutschland berufen.
In der Zwischenzeit musste die Gemeinde den Weggang einiger prägender Persönlichkeiten verkraften. Bald gab es immer weniger Kinder und Jugendliche und es war aufreibend, einen Konsens zu finden, um diesen Bereich zu stärken.
60 Obwaldner
Mit rund 60 Obwaldnern ist die FEG heute eine eher kleine Gemeinde mit überdurchschnittlich vielen älteren Mitgliedern. Aktuell besuchen nur eine Handvoll Kinder den Kidsträff im Gottesdienst. Auch für die Jungschar beten Leiter und Gemeinde um mehr Zulauf. «Wir müssen die Kinder- und Jugendarbeit stärken, aber auch die Generationen zusammenbringen und in unserem Umfeld evangelistisch wirken», fasst Markus Disch, Vorsteher der FEG Obwalden, die Aufgaben zusammen. Nicht alle Stellenprozente der Pastoren sind abgedeckt. «Es liegt an jedem Einzelnen von uns, wie es mit unserer Gemeinde weitergeht. Wir als Gemeindeleitung freuen uns aber, dass viele bereit sind, Aufgaben zu übernehmen und mitzutragen.»
Wie in vielen anderen Gemeinden findet auch in der FEG am Sonntagmorgen ein Gottesdienst mit Lobpreisband, Predigt und Kinderprogramm statt. Unter der Woche treffen sich die Gemeindemitglieder alle 14 Tage zum gemeinsamen Gebet in der Gemeinde oder in Ortsgruppen, den Hauskreisen. Dort forschen sie in der Bibel, tauschen praktische Glaubenserfahrungen aus und pflegen die Gemeinschaft.
Ein Krea-Team plant aussergewöhnliche Gottesdienste mit der Möglichkeit, besondere Formate auszuprobieren, wie Talk-Gottesdienste oder ein einwöchiges Begegnungscafé in einem kleinen Einkaufszentrum im Dorf. Der Berggottesdienst ist auch eine gute Gelegenheit, Obwaldner einzuladen, deren Hemmschwelle für einen Besuch in der Gemeinde zu gross ist.
Die FEG ist für mich eine Familie
So manches Gemeindemitglied findet in der «Bünten», wie das Sarner Quartier genannt wird, seine geistliche Heimat. Mitglieder engagieren sich zum Teil seit Jahrzehnten mit Herzblut für ihre Gemeinde, in der Gemeindeleitung, im Lobpreis und in der Jugendarbeit. So auch Susann und Roland Bolliger. Das Ehepaar möchte nach eigenen Angaben Gott und der Gemeinde dienen. «Wir möchten unsere von Gott geschenkten Fähigkeiten und Gaben einsetzen, damit andere Menschen in Obwalden erkennen, dass Gott alle Menschen liebt und jeder die Möglichkeit hat, in eine persönliche Beziehung zu Gott zu kommen.»
Die Gemeinde im eigenen Kanton ist ihnen als lebendige Gemeinschaft mit Jesus im Zentrum und der Bibel als Grundlage besonders wichtig. «Hier wollen wir unsere Glaubenserlebnisse mit anderen teilen und auch den Heiligen Geist als Ermutigung erfahren, um kraftvoll im Alltag weiterzugehen», so Susann Bolliger.
Maria von Wyl ist seit 40 Jahren dabei. «Ich fühle mich einfach wohl hier, hier leben wir Freiheit und Gemeinschaft», sagt die Seniorin mit einem herzlichen Lächeln. «Man hilft sich gegenseitig. Aus der Gemeinde komme ich immer wieder aufgerichtet und im Glauben gestärkt nach Hause.»
Henry Berchtold ist sozusagen in der FEG Obwalden aufgewachsen. «Die FEG ist für mich fast wie eine Familie», sagt der 32-Jährige. Ich schätze das Miteinander der Generationen. «Man tauscht sich mit Christen aus, die wie ich im Alltag gefordert sind.»
«Dankbar blicken wir auf viele Geschichten zurück, die Gott mit uns in Obwalden geschrieben hat», sagt der scheidende Pastor David Achermann. «Darum blicken wir auch zuversichtlich auf die aktuellen und kommenden Herausforderungen, wie zum Beispiel die Vakanz», ergänzt Markus Disch. Und Leitungsmitglied Theo Eberli betont: «Als Gemeinde wollen wir uns weiterhin brauchen lassen, um für die Menschen im Kanton Obwalden ein Segen zu sein.»
Bericht und Bilder von Marion Wannemacher, marion.wannemacher@gmx.ch