Zwei Jahre leben die Menschen in der Ukraine nun schon mit dem Schrecken und den Strapazen des Krieges. Und gerade weil niemand weiß, wie lange dieser Zustand noch anhält, brauchen sie dringend sowohl medizinische als auch psychologische Unterstützung. Lernen Sie einige unserer Patient*innen in der Stadt Winnyzja kennen und lesen Sie, was sie erlebt haben und wie wir ihnen helfen konnten.
Olha Petrowa (Name geändert) lebte mit ihrem Mann und ihrem Sohn in der Umgebung der Stadt Kherson. Dort waren sie ständigem Beschuss durch die russischen Truppen ausgesetzt. Als die 28-Jährige herausfand, dass sie wieder schwanger war, schlug ihr Mann vor, sich im ruhigeren Winnyzja in Sicherheit zu bringen. Erst beim zweiten Versuch gelang es der Familie, den Checkpoint zu passieren und auch nach der Ankunft in der neuen Stadt mussten sie einige Schwierigkeiten meistern. Ärzte der Welt war eine der Organisationen, die sie dabei unterstützten.
„Am Anfang war es sehr schwer, da wir keine Arbeit und keine Ersparnisse hatten. Deshalb konnten wir uns kaum notwendige Medikamente leisten. Aber hier bekommen wir sie kostenlos. Wir kommen sehr häufig her, weil meine beiden kleinen Kinder besonders jetzt in der Erkältungssaison oft krank sind. Meine Mutter leidet außerdem unter Epilepsie und hat oft Anfälle. Dank der Ärztin bekommen wir die Medikamente, die sie braucht. Durch regelmäßige Tests und die Behandlung von weiteren Beschwerden hat sich der allgemeinen Gesundheitszustand meiner Mutter verbessert. Die Unterstützung von Ärzte der Welt ist für uns eine wichtige Hilfe.“
„Wir begannen, uns nach Hilfe umzusehen, da wir weder Freunde noch Verwandte hier hatten. Telefonnummern, die wir von Freiwilligen-Netzwerken erhalten hatten, waren unser Wegweiser in ein neues Leben. Die erste Nummer, die wir wählten, war die einer Gemeinschaftsunterkunft für Vertriebene. Wir wurden sofort eingeladen. In der ersten Zeit in der neuen Unterkunft mussten wir noch an all das Schreckliche denken, das wir erlebt haben, und waren sehr nervös. Aber dann wurde sie unser neues Zuhause.
Die Ärztin und die Psychologin sind zu unseren Schutzengeln geworden. Ich bekomme Medizin und lasse meine Blutzuckerspiegel messen. Ich habe Probleme mit den Rücken und den Gefäßen. Die Unterstützung durch die Ärzt*innen ist ein Hoffnungsschimmer in einer Welt voller Unsicherheiten.
Unsere finanziellen Mittel sind begrenzt, doch dank dieser Menschen, die herkommen, um uns zu helfen, fühlen wir uns nicht allein. Sie sind ein unschätzbares Geschenk für uns, die Vertriebenen.“
Als Anastasiia Schwewschenko (Name geändert) aus der Gegend der Stadt Mykolajiw mitbekam, dass die Fenster ihres Hauses durch Artilleriebeschuss zerstört worden waren, war das ein großer Schock für die 65-Jährige. Dort hatte sie nicht nur eine glückliche Kindheit verbracht, sondern auch ihre eigene Familie gegründet. Als sie sich an das mobile Team von Ärzte der Welt wandte, stellten die Mitarbeitenden fest, das Anastasiia neben psychologischen Schwierigkeiten auch schwer herzkrank war und eine Reihe weiterer gesundheitlicher Probleme hatte.
„Aufgrund meiner schwierigen finanziellen Lage konnte ich es mir nicht leisten, die nötigen Medikamente zu besorgen. Die Ärztin des mobilen Teams von Ärzte der Welt versorgt mich mit Medikamenten und Untersuchungen. Dafür bin ich sehr dankbar.
Neben meinen gesundheitlichen Bealstungen stehe ich unter großem Stress, weil mein Schwiegersohn und mein Enkel beide als Soldaten zwangsrekrutiert wurden. Die Ungewissheit über ihre Zukunft macht mir große Angst, aber ich versuche, meine Gefühle gemeinsam mit einer Psychologin zu verarbeiten. Ich habe mich plötzlich in einem Strudel von Ereignissen wiedergefunden, die mich dazu zwangen, Kraft und Unterstützung an einem anderen Ort zu suchen. Ich hoffe auf eine bessere Zukunft und darauf, nach Hause zurückzukehren, wenn der Krieg endlich aufhört.“
Natalia Kharkowska (Name geändert) ist mit ihrer Familie aus einem Dorf nahe der Front in der Oblast Donezk geflohen. Die vielen schlimmen Erfahrungen, die die 77-Jährige im Krieg machen musste, haben ihre Seele schwer belastet.
„Gebrochen und depressiv wandte ich mich hilfesuchend an Ärzte der Welt, die mir wie Engel der Barmherzigkeit die Hand reichten und mich unterstützten. Bluthochdruck und Angstzustände waren wie Schatten meiner Vergangenheit und die Ärzt*innen versuchten, sie wie böse Geister zu vertreiben. Sie versorgten die ganze Familie mit den notwendigen Medikamenten und medizinischen Untersuchungen. Meine Tochter und ich sind zu einer Psychologin gegangen, weil meine Tochter manchmal Panikattacken hat. Die Spezialist*innen helfen uns, allmählich mit diesen Problemen fertig zu werden.“
Ein Büro, eine U-Bahnstation, Luftschutzkeller: Das sind nur drei der Orte, an denen Lyudmyla Belaschkowa (Name geändert) und ihre Familie auf der Flucht vor russischen Bomben Zuflucht gesucht haben. Ursprünglich aus Charkiw, sind sie vor dem Krieg in die etwas ruhigere Region um die Stadt Winnyzja geflohen. Hier bekommen sie Unterstützung durch die Teams von Ärzte der Welt.
„Ich habe mich gleich wohlgefühlt, als ich in den Konsultationsraum gekommen bin. Die Ärztin hat mich gefragt, was meine Beschwerden seien, und aufmerksam zugehört. Sie hat gesagt, dass es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen viralen Infekt handelt und mir erklärt, wie man ihn behandeln kann. Sie hat mir Bettruhe und viel Flüssigkeit empfohlen und mir Medikamente gegeben, um die Symptome zu mildern.“
Ihre Unterstützung ist wichtig, damit unsere Teams den Menschen in der Ukraine weiterhin zu Seite stehen können.
Bitte helfen Sie uns dabei mit einer Spende!
Alle Fotos: Ärzte der Welt