Daniel Rath tritt seine Stelle als Vorsitzender der FEG Schweiz per 1. September 2024 an. Er ist Nachfolger von Peter Schneeberger, der dieses Amt von 2013–2024 inne hatte. Zeit für ein Gespräch mit dem ehemaligen und dem neuen Vorsitzenden. Die Fragen stellte Deborah Vassen .
Peter, du warst seit Januar 2013 Vorsitzender der FEG Schweiz. Auf welche Meilensteine blickst du zurück?
Was mich immer wieder gefreut hat, sind die Meilensteine in der Gemeinde. Die gemeinsamen Pastoren-, Delegierten- oder die FEG-Konferenzen. Dann Dinge, die wir neu ausprobiert, anders gemacht haben: Neues Personal, neue Verantwortungen. Dann der Umgang der FEG mit der Corona-Krise, das ist sicher auch ein Meilenstein.
Wo wolltest du als Vorsitzender prägen und Schwerpunkte setzen?
Peter: Einer der Schwerpunkte war, dass ehrenamtliche Leitungen gut funktionieren mit der pastoralen Leitung. «Lust auf Leiten», die Weiterbildung von Leiterinnen und Leitern war ein wichtiger Punkt. Dass die FEG Schweiz missionarisch ist und bleibt. Auch das neue Projekt in Indien, teilzuhaben an einer Erweckungsarbeit, wo die Türen absolut offen sind. Dann die Verbindung unter den 95 Gemeinden, dass sie sich als Einheit sehen, als ein Bund, das war mir wichtig.
Daniel, worauf freust du dich, wenn du Vorsitzender der FEG Schweiz wirst?
Daniel: Ich freue mich, einen Beitrag leisten zu dürfen zu einem Gemeindeverband, der sich als Bewegung versteht und etwas bewegen möchte. Mein Herz schlägt seit vielen Jahren für Gemeindegründung und für Evangelisation. Ich messe die Wirkung der FEG Schweiz ein Stück daran: Erreichen wir die Menschen, die Jesus noch nicht kennen? Das ist hochaktuell und zum Glück wieder zu einem zentralen Thema geworden.
Ich freue mich auch, mit vielen Pastoren unterwegs zu sein. Ich bin mit Leidenschaft Leiter und freue mich, mit Leitern zusammen zu sein, sie zu prägen oder von ihnen lernen zu dürfen.
Peter, in deine Zeit als Vorsitzender fallen auch Herausforderungen wie die Pandemie. Was hat dir geholfen, Kurs zu halten?
Mein grösster Antrieb sind Menschen. «Anschlussfähig» zu sein an andere Menschen. Das Leiterteam der FEG Schweiz war ein entscheidender Faktor. Wir sind gute Freunde, haben uns gegenseitig immer unterstützt und eine grosse Wertschätzung füreinander.
Dann die Geschäftsleitung und sicher das gemeinsame Gebet jeden Mittwochmorgen. Freundschaft mit Betern ausserhalb der FEG, meine Familie, meine Heimatgemeinde.
Daniel, du warst Banker, Gemeindegründer und zuletzt leitender Pastor in der Stami St.Gallen. Was nimmst du aus diesen Erfahrungen mit in deine neue Aufgabe?
Grundsätzlich die Erkenntnis: In Menschen steckt immer mehr, als ich dachte. Mein Wunsch ist, dieses Potenzial noch viel mehr zum Fliegen zu bringen: Menschen «heraus zu fördern».
Das Zweite: Es ist nicht unbedingt die Professionalität, die Qualität und die Grösse einer Gemeinde, die ihre eigentlich tiefe geistliche Wirkung ausmacht, sondern es ist das Commitment, Gott wirklich gehorsam zu sein. Und manchmal auch aus diesem Gehorsam, ganz pragmatisch, einfach zu handeln und nicht nur Theorien zu entwickeln.
Und das Dritte war ein Satz von Philipp Bartholomä: «Entscheidungen auf oberster Leitungsebene sind durch nichts zu ersetzen. Und schlechte Entscheidungen auf oberster Leitungsebene sind durch nichts wieder gut zu machen.» (aus dem Gedächtnis zitiert). Es ist nicht belanglos, was Leitende entscheiden.
Wo siehst du für uns als FEG Schweiz die nächsten internen Lern- und Handlungsfelder?
Daniel: Ich beschäftige mich zum Abschluss des Masterstudiums intensiv mit dem Thema Konflikt. Wir brauchen eine positive Haltung zu Konflikten, eine konfliktfähige und eine konfliktkompetente Gemeinde. Da wird in nächster Zeit die ganze evangelikale Landschaft lernen müssen – bei theologischen Fragen stelle ich sehr viel schwieriges Konfliktverhalten fest; auch bei mir selbst, wie schnell mich Dinge triggern und die Reaktion nicht hilfreich kommt. Da möchte ich selbst lernen, weil da ein Schlüssel liegt, um uns weiterzuentwickeln und gemeinsam wieder etwas zu bewegen. Dafür brauchen wir eine Einheit, aber nicht den faulen Kompromiss.
Peter, wenn du jetzt die Chance hättest, Daniel nur ein einziges Learning mitzugeben, was würdest du dann mit ihm teilen?
Die Zusammenarbeit mit dem Leitungsteam ist der absolute Schlüssel. Es geht darum, unterschiedliche Charaktere und Begabungen zu vereinen und freizusetzen. Zu helfen, dass sie ihre Gaben einbringen können.
Was wünschst du Daniel für die Zukunft?
Peter: Freude an der Arbeit und viel Resilienz. Besonders im Hinblick auf die vielen Reisen. Ausserdem wünsche ich dir Gottes Segen und die Fähigkeit, den föderalistischen Aufbau der FEG zu ehren und zu pflegen. Man muss den Bund von «unten» denken, von den Gemeinden her. Das braucht immer wieder eine bewusste Entscheidung dafür, das zu ehren und das auch zu wollen, dass die FEG als Bewegung so aufgebaut ist. Es ist nicht immer gleich einfach. Da wünsche ich dir viel Gelassenheit und Freude, in diesem System von den Gemeinden her zu denken und alles daran auszurichten.
Daniel, zum Schluss noch die Frage: Mit welcher Vision wirst du die FEG Schweiz führen?
Mit dem Traum, dass die FEG Schweiz wieder vermehrt bekannt ist als effektive Gemeindegründungsbewegung. Eine Bewegung, die wirklich Menschen aus der Gesellschaft, säkularisierte Menschen, erreicht mit dem Evangelium. Ein Gemeindeverband, der genügend Nachwuchs an Pastoren hervorbringt, weil die Berufung zum Pastor als Privileg erlebt wird, weil Pastoren Vorbilder der Jesusnachfolge sind und weil Gemeinden sich als wertschätzende Arbeitgeberinnen erweisen. Das sind zumindest wesentliche Elemente meiner Vision.
Was wünschst du, Daniel, Peter für die Zukunft?
Ein gutes Loslassen und viel Freude und Aufblühen in den neuen Aufgaben. Wir werden in verschiedener Form auch in Zukunft zusammenarbeiten. Meine Hoffnung ist, dass wir in all dem einen guten Weg finden, uns gerne begegnen und auch ehrlich bleiben können zueinander, inklusive eines ehrlichen Feedbacks.
Vielen Dank fürs Gespräch!