Ein Kapitel schliesst sich. Im Herbst werden wir als FEG Altdorf an der Delegiertenkonferenz (DK) in den Bund FEG aufgenommen. Damit schreibe ich meinen letzten Bericht als VS-Missionar.
Ich habe mir die Frage gestellt: Was ist mir in den vergangenen Jahren am wichtigsten geworden? Viele Gedanken drängen sich auf, aber einer sticht hervor. Er hat mit meiner Kernaufgabe zu tun: Gottes Wort zu predigen und zu lehren.
Mein Dienst war in diesen Jahren oft von Entmutigung und Selbstzweifel begleitet. Gottes Wort zu verkünden ist ein Privileg, aber es ist auch eine gewaltige Herausforderung.
Da sind zum einen die eigenen Schwächen und Fehler. Manchmal stehe ich auf der Kanzel und predige, obwohl ich mich noch beim Frühstück mit meinen Kindern gestritten habe und die Situation noch nicht bereinigt ist. In solchen Momenten ist es besonders schwer, zu glauben, dass Gott mich dennoch gebrauchen kann, um seine Botschaft weiterzugeben.
Ein anderes Mal, mitten im Predigtvorbereitungsprozess, kommen Zweifel auf: Lohnt sich der ganze Aufwand? Kann eine halbstündige Predigt am Sonntag wirklich Menschen erreichen und verändern angesichts der Masse an Medien, die wir täglich konsumieren? Kann eine Predigt überhaupt noch prägen und Wirkung entfalten? Diese Fragen kehren immer wieder.
Schon vor 2000 Jahren ermutigte Paulus seinen Freund und Schüler Timotheus: «Verkünde die Botschaft Gottes! Tritt für sie ein, ob sie erwünscht ist oder nicht. Decke Schuld auf, weise zurecht, ermahne und ermutige, und lass es dabei nicht an der nötigen Geduld und an gründlicher Unterweisung fehlen.» (2. Timotheus 4,2)
Ich habe diese Worte in den letzten Jahren unzählige Male gelesen und mich daran festgeklammert. Seit Paulus diese Zeilen schrieb, hat sich die Welt stark gewandelt. Doch Gottes Wort ist nach wie vor wahr – und das menschliche Herz ist dasselbe geblieben.
Unser Herz braucht Überführung, Ermahnung und Ermutigung, auch heute. Das geschieht natürlich auf vielfältige Weise, nicht nur im Gottesdienst. Doch Gott gebraucht die Predigt nach wie vor ganz besonders, um Menschen zu stärken und zu überführen.
Sein Wort schafft Leben. Das haben wir in Altdorf in den letzten Jahren immer wieder miterlebt. Menschen wurden gerettet und verändert. Gott braucht dafür keine Glaubenshelden, sondern schlichte, fehlerhafte Menschen, die sich an ihm festhalten.