Die folgende Präsentation geht maßgeblich zurück auf die Lektüre der Beiträge Philippe Wampflers.
Anregungen erhielt ich von Iris Laube-Stoll im damaligen #twlz außerdem von Christian Vanell, Hendrik Haverkamp, Adriane Langela-Bickenbach, Holger Müller-Hillebrand und Axel Krommer und zuletzt im Zeichen von KI von meinen ehemaligen Schüler:innen, deren (Schreib-)Prozess ich beobachten durfte.
In Ihrer und meiner Schulzeit erlebten wir die traditionelle deutsche Aufsatzdidaktik und das „Schreiben in einem Zug“. Auch Teile Ihrer Lernenden sehen sich heute noch in diesem Korsett: Schwarzes Klassenarbeitsheft mit rotem Einband auf, 60 Minuten Zeit, schwarzes Klassenarbeitsheft zu, Erwartungshorizont, Note, Korrektur der Rechtschreibfehler: ein Mal - zwei Mal - drei Mal.
Das schulische Schreiben zielt(e) auf Produkte, der Prozess wurde nicht nur nicht berücksichtigt, der Prozess wurde auch bis zuletzt überwiegend nicht bewertet.
Zur Fachdidaktik:
Hayes und Flower haben 1980 ein idealtypisches kognitives Modell mit drei Faktoren entwickelt: 1. Aufgabenumgebung, 2. Langzeitgedächtnis und 3. Planung, Ausführung und Überarbeitung.
Becker-Mrotzek und Böttcher berücksichtigten die zerdehnte Kommunikationssituation. Der Text sei eine gemeinsame Schnittstelle von Schreiber:in und Leser:in.
In der Schreibdidaktik kamen spätestens ab 2010 mit Merz-Grötsch Fragen nach Hilfestellungen und Methoden in den Phasen des Planens und Formulierens auf. Spätestens seither wird auch die Kooperation bei der Planung der Schreibarrangements mitgedacht.
Trotz dieser Erkenntnis gilt das Überarbeiten bis heute als der vernachlässigte Schritt im Prozess und damit als Stiefkind. Chancen, die in der Bewertung eigener und v.a. fremder Texte liegen, sollten vermehrt in den Blick genommen. In diesem Zuge mach(t)en wir uns im Fachseminar Gedanken über den Einsatz von (Peer-)Feedback, Schüler:innorientierung, Gesprächsführung und auch über digitale und asynchrone Möglichkeiten.
Seither findet die Verknüpfung der drei prozessorientierte Teilkompetenzen (Planung, Formulierung und Überarbeitung) und der vier produktorientierten Teilkompetenzen (Ausdruck, Kontextualisierung, Antizipation und Textualisierung) große Zustimmung in der Fachdidaktik.
Im Zuge der Kultur der Digitalität, des 4K-Modells und der 6P wird diesem Prozess mehr und mehr Aufmerksamkeit gelten. Was bedeutet Schreiben im Zeichen der 4K und der 6P?
Die KMK hat sich 2021 mit der ergänzenden Empfehlung "Lehren und Lernen in der digitalen Welt" auf den Weg gemacht, den schweren Tanker auch in Richtung Prüfungskultur in Bewegung zu setzen. Wie könnten Aufgabenstellungen, Aufgabenformate, Prüfungssettings und Korrekturen vor dem Hintergrund Ihrer Auseinandersetzung mit der Schreibprozessdidaktik nun angepasst oder verändert werden?
Unser Austausch, die Arbeitsaufträge und Weiterführendes über TaskCards:
Phase 2: Formulieren
* Recherchieren Sie ergänzend zu und tauschen sich aus über: Sprache, sprachsensibler Unterricht, Sprachgebrauch, gendergerechte Sprache, Sprachreflexivität, Textsortenkenntnis, Schreibstrategien.
Welche Aspekten sollten wir für den Schreibprozess noch aufnehmen? Schreiben Sie mir eine PN und ich integriere diese Überlegungen sofort.
Thesen und Auseinandersetzungen (Kruse und Ruhmann, Langela-Bickenbach, Krommer, Vanell, Haverkamp):
Schreiben ist viel mehr als Hinschreiben. Schreiben ist Problemlösen. Schreiben ist systematisch lern- und lehrbar. (Kruse und Ruhmann)
Wie kann man im Deutschunterricht digitale Kompetenzen fachlich fördern? Wie kann man fachliche Kompetenzen digital fördern? (Krommer)
Was ist eine zeitgemäße Klassenarbeitskorrektur? Was ist nach diesem kompletten Prozess eine vernünftige Berichtigung? (Angeregt durch Hendrik Haverkamp)
Schreiben im Zeichen von KI - was bedeutet das für die Phasen des Schreibprozesses, die Aufgaben und die Leistungsüberprüfungen, die Bewertung und wie funktioniert ein KI-Einsatz im Deutschunterricht lernförderlich?
Philippe Wampfler: Schreiben mit KI-Tools. Digital unterstützte Schreibprozesse gestalten und begleiten:
https://www.leseforum.ch/sysModules/obxLeseforum/Artikel/806/2023_3_de_wampfler.pdf
Ch. Wendt, I. Buhrfeind, K. Frick u. A. Neumann: Mit KI im Deutschunterricht schreiben – Impulse für Lehrer*innen für den Unterricht in der Zukunft
fhttps://journals.ub.uni-koeln.de/index.php/k_ON/article/view/1715/2340
Weiterführendes:
Literaturverzeichnis (in Überarbeitung)
Abraham, Ulf und Baurmann, Jürgen: Kriterien für Texte entwickeln - das Schreiben nach Vorgaben fördern, in: Praxis Deutsch 223 (2010), S. 4-11.
Bekes, Peter (2012): Lernen fördern. Deutsch, Seelze: Kallmeyer, S. 96-131.
Hochstadt, Christiane u.a. (2015): Deutschdidaktik. Konzeptionen für die Praxis. 2. Auflage, Tübingen: A. Francke Verlag, S. 96-105.
Kruse, Otto und Ruhmann, Gabriele (2006): Prozessorientierte Schreibdidaktik: Eine Einführung, in: Prozessorientierte Schreibdidaktik. Schreibtraining für Schule, Studium und Beruf, hg. v. Otto Kruse u.a., Bern: Haupt Verlag, S. 13-35.
Lemke, Valerie und Hoffmann, Lea (2022): Schreibdidaktik, unter: https://ids-pub.bsz-bw.de/frontdoor/deliver/index/docId/11240/file/Lemke_Hoffmann_Schreibdidaktik_2022.pdf (Letzter Zugriff am 06.02.2023)
Wampfler, Philippe (2020): Digitales Schreiben. Blogs & Co. im Unterricht, Stuttgart: Reclam, S. 13-67.
https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2021/2021_12_09-Lehren-und-Lernen-Digi.pdf (Letzter Zugriff am 15.12.2021)
https://www.uni-bamberg.de/germ-didaktik/transfer/online-seminare/schreib-web/schreibprozess/ (Letzter Zugriff am 15.12.2021)