Jahrelang an der FEG vorbeigelaufen FEG Persönlich Daniel Merz

Ich bewundere Menschen, die über Jahre konstant am gleichen Ort leben, die gleiche Gemeinde besuchen, den gleichen Beruf ausüben und immer noch ein Leuchten in den Augen haben, wenn sie vom Glauben an Jesus erzählen. Ein solcher Mensch ist Daniel Merz. Man könnte meinen, so ein Leben sei langweilig – wirklich?

Harry Pepelnar arbeitet zu 30 Prozent für die FEG Schweiz im Bereich Kommunikation, pepelnar@gmail.com

Adonia-Lieder

Samstagabend im Dezember auf dem Weihnachtsmarkt in Murten: Mitten in der Hauptgasse, zwischen Glühwein und Buden, singt ein Schülerchor unter der Leitung eines begeisterten Dirigenten Adonia-Lieder. Der leidenschaftliche Dirigent ist der Lehrer Daniel Merz. Viele Murtner und Murtnerinnen sind bei ihm in die Schule gegangen, denn seit 1984 unterrichtet er im Schulhaus vor dem «Stedtli». Bei einem solchen Auftritt kommen die verschiedenen Schwerpunkte seines Lebens wie in einem Brennpunkt zusammen. Da ist die Liebe zur Musik, sein Glaube an Jesus und seine Liebe zu den Menschen in Murten. Doch der Reihe nach.

Weihnachtsmarkt Murten

In der Mosterei

Daniel wurde 1963 als drittes von fünf Kindern in Murten geboren. «Ich habe grundsätzlich positive Kindheitserinnerungen, obwohl mein Vater an Kinderlähmung erkrankt war und es manchmal schwierig war.» Noch heute liebt Daniel Murten und seine Umgebung. Im Winter schlitteln seine drei Brüder und seine Schwester auf dem geschichtsträchtigen Hügel «Bodenmünzi», im Sommer baden sie vergnügt im warmen Murtensee. Weil der Vater Geschäftsführer der Mosterei war, wohnt die Familie auch in der Wohnung über dem Betrieb. «Das Ende der Mosterei war nicht schön: Konkurs. Mein Vater hat sehr darunter gelitten, sich wie ein schwarzes Schaf gefühlt. Das war die erste Krise in meinem Leben.»

Lehrer werden

Ansonsten ist der kleine Daniel sehr aufgeweckt. Das Lob seiner Erstklasslehrerin, dass er gut lesen könne, hat ihn enorm ermutigt. «Auch später hatte ich viele gute Lehrpersonen, die mir Vorbild waren, so dass ich schon in der fünften Klasse den Lehrerberuf als meine Zukunft sah.» Seine Mutter unterstützte ihn dabei und schickte ihn sofort zum Klavierunterricht: "Das brauchst du, wenn du Lehrer werden willst.» Nichts geht über die Weisheit einer Mutter! In Biel wird er später das Semi besuchen und sich zum Lehrer ausbilden lassen.

Mutter von Daniel, Marlise Merz

Alter Planet Erde wohin?

Wieder ist es seine Mutter, die ihm das Buch «Alter Planet Erde wohin?» schenkt. Ein Buch über Endzeit und die Wiederkunft Jesu. «Das Buch hat bei mir viel ausgelöst. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber mit 15 Jahren habe ich mich bekehrt.» Die Konfirmation macht er noch in der Landeskirche, mit den Predigten des Pfarrers steht er aber auf Kriegsfuss. «Ich fand einfach nicht alles gut, was er gesagt hat, dabei habe ich damals noch gar nicht in der Bibel gelesen.»

Lernender Nachfolger

Wer Daniel heute kennt, kann sich die Radikalität seiner jungen Jahre kaum vorstellen. Im Semi in Biel besucht er eine Bibelgruppe der VBG. Die Horizonterweiterung ist nicht nur geografisch, sondern auch geistlich wichtig. Die Themen der Treffen begeistern ihn und der Austausch über die Bibel löst viel aus. Er kommt zu der Überzeugung, dass der Militärdienst mit der Waffe für einen Christen in der Bibel nicht erlaubt ist. Und so kommt es, dass er, obwohl er als junger Mensch Militärpilot werden wollte, zweimal vor die Untersuchungskommission muss und sich weigert, eine Waffe zu tragen. «Ich durfte dann ohne Waffe dienen. Heute habe ich eine andere Einstellung zu Waffen und Militär. Der Krieg in der Ukraine hat mich darin bestätigt.»

Gemeindeanschluss

In der VBG hat er gehört, dass es wichtig sei, eine Gemeinde zu besuchen. Erstaunt stellt er fest, dass er jahrelang an der FEG Murten vorbeigegangen ist. Die Begegnung mit dem damaligen Pastor bestärkt ihn. «Karl Bührer war damals Pastor. Ich habe sofort gemerkt, der mag die Menschen, der hat ein echtes Anliegen.» In dieser Gemeinde ist Daniel bis heute aktiv.

Karl Bührer 1969 - 1986 Pastor in Murten

Die Engadinerin

Brigitte aus dem Engadin arbeitet in einem Haushaltwarengeschäft im Stedtli und besucht mit Daniel die Jugendgruppe. Ach, wie schön, dass es Jugendgruppen gibt! «Als ich sie zum ersten Mal sah, dachte ich: Was für eine hübsche junge Frau!» Und wieder muss der Hausberg, das Bodenmünzi, herhalten. Diesmal nicht zum Schlitteln, sondern für eine romantische Freundschaftsanfrage mit Blumenstrauss und Sonnenuntergang. Daniel ist 30, als sie heiraten. Sie bekommen vier Kinder, die wohl auch etwas von Daniels Leidenschaft und Radikalität geerbt haben.

Brigitte März

Loyalität

Daniel hat alle Höhen und Tiefen der FEG Murten miterlebt. «Wegen einem Gemeindekonflikt haben wir viel gebetet und später kam der Aufschwung. Ich war 8 Jahre in der Gemeindeleitung, aber oft völlig überfordert.» Mit Erwin Imfeld als Pastor kam der Aufbruch und ein Neubau. «Es war schön, diese Zeit zu erleben. Vielleicht haben wir zu wenig Wert auf Nachfolge gelegt, aber nach aussen war das neue Gebäude ein entscheidender Schritt.» Und was bei Daniel auffällt, ist seine Loyalität. Nicht, dass er keine Meinung hätte, sondern er bleibt ermutigend dran und ist bis heute eine wichtige Stütze der Gemeinde.

FEG Murten, links Neubau, rechts Altbau

Beziehung ist ihm wichtig

Im vergangenen Jahr feiert er seinen 60. Geburtstag. Seine Leidenschaft gilt nach wie vor der Musik, dem Evangelium und den Menschen. Einmal im Jahr arbeitet er mit dem Kids-Team auf dem Campingplatz in Avenches, und wieder leuchten seine Augen: «Wir erreichen dort so viele Kinder mit dem Evangelium! Das ist ein Wunder.» Und über seine eigene Familie sagt er zum Schluss: «Wir haben es mit unseren Kindern grundsätzlich gut gemacht. Die Beziehung zu ihnen ist mir bis heute wichtig, meine Frau und ich beten möglichst täglich für sie.»