Als Gemeindemitarbeiterin hat man viel mit Menschen zu tun. Es ist ein Privileg, wenn wir diese begleiten dürfen, aber was mache ich, wenn die Last trotz vieler Freuden zu gross wird? Was geht in mir vor, wenn mein Jünger schlechte Entscheidungen trifft und meine guten Tipps in den Wind schlägt? Kennst du das auch? Du sitzt mit deinem Ehepartner am Seeufer, aber im Kopf bist du bei Jolanda, die wieder zu ihrem gewalttätigen Ex zurückgekehrt ist.
Und wie sieht es bei Roland aus? Hättest du durch eine noch bessere Begleitung verhindern können, dass er sich das Leben ruiniert? Und was ist mit der blutjungen Sara? Hättest du mehr gebetet, hätte sie sich vielleicht keiner Brust-OP unterzogen, sondern in Christus ihren Selbstwert gefunden.
Ich habe mich über Jahre hinweg sehr verantwortlich gefühlt für die Entscheidungen der Leute, die ich im Gemeindedienst begleitet habe. Ich war mir dessen nicht bewusst, aber es wurde mir einfach zu viel. Ich habe mich also gefragt, was Jesus wirklich gemeint hat, als er sagte, dass seine Last leicht ist und sein Joch nicht drückt (Matthäus 11,28-30).
Eine Predigt am Sonntag hat mir die Augen geöffnet. Der Pastor hat genau über diesen Text gesprochen und gesagt, dass Jesu Joch leicht ist, weil es beim Joch Platz für zwei Ochsen hat und er das Joch mitträgt. Vielleicht etwas banal, aber es hat mir wirklich die Augen geöffnet. Ich habe mir das von Jesus auferlegte Joch – trotz Bibelschulunterricht – nie als Zweiplätzer vorgestellt. Ich habe die Last alleine getragen. Das war der Startschuss für einen wichtigen Prozess in mir. Als erstes habe ich gelernt, dass ich nur für mein eigenes Verhalten verantwortlich bin und oft Lasten getragen habe, die ich eigentlich gar nicht hätte tragen sollen. Als Nächstes wollte ich lernen, meine Lasten bewusster zusammen mit Jesus zu tragen. So wie ein Kleinkind der Mutter hilft, die schwere Einkaufstasche zu tragen!
Ich habe dann im Internet nach einem Bild gesucht, welches das, was ich erkannt habe, veranschaulicht. Ich habe die Datei auf meinen PC geladen und wollte sie ausdrucken. Dabei habe ich gesehen, dass sie den Namen «Jesus and Rachel» trägt.
Wow, Jesus kennt meinen Namen. Ich hatte das Gefühl, als hätte Jesus persönlich zu mir gesagt: «Rahel, du bist auf dem richtigen Weg. Wir sind ein gutes Team. Wir machen das gemeinsam!» Diese Erfahrung hat mich sehr gefreut.
Ich lerne ja noch seit Jahren, aber jetzt bin ich endlich einen Schritt weiter und das wünsche ich Ihnen natürlich auch. Ich möchte mich bei allen, die mich und die Gorane unterstützen, ganz herzlich bedanken – für jedes Opfer an Zeit, Herzblut und Geld.
Rahel Schneider Giangualano
Im Frühling beendete Rahel aus gesundheitlichen Gründen ihr Arbeitsverhältnis mit der Vision Europa. Mir ihrer Familie zusammen ist sie aber weiterhin Teil der Gemeinde «Nuova Vita» in der Groane.