Nicht die Gesunden brauchen den Arzt FEG Jugend

… sondern die Kranken…» (Lk 5,31) Dies ist eines meiner Lieblingszitate von Jesus. Eigentlich ist es klar, die Gesunden brauchen den Arzt nicht. Jedenfalls kam es mir noch nie in den Sinn, mich behandeln zu lassen, wenn ich mich kerngesund fühlte. Zum Arzt geht man, wenn man krank ist oder etwas nicht in Ordnung zu sein scheint. Diese Aussage von Jesus könnte fast schon unnötig erscheinen. Und doch – glaube ich – wollte Jesus mit diesem Satz etwas ganz Bestimmtes an seine Zuhörerschaft weitergeben.
Robin Hugentobler Leiter FEG Jugend, robin.hugentobler @feg.ch

Im Laufe der letzten Wochen durfte ich in einigen FEGs predigen. Während der Vorbereitungen hatte ich im Gebet den Eindruck, diesen Vers als Kernaussage in meine Predigten einfliessen zu lassen. In Lk 5 werden uns einige Personen näher vorgestellt:

Petrus, der junge Fischer, dann ein Mann, der mit einer unheilbaren Hautkrankheit zu kämpfen hatte, im Weiteren ein Gelähmter mit seinen Freunden sowie Levi, der Steuereintreiber. All diese Personen hatten auf ihre Weise eine wunderbare und heilsame Begegnung mit Jesus. So unterschiedlich sie alle waren, hatten sie eines gemeinsam. Sie alle realisierten: «Wir brauchen diesen Jesus als unseren Arzt».

Lukas stellt uns jedoch auch noch zwei andere Personengruppen vor: Die Pharisäer und die Schriftgelehrten. Das oben erwähnte Zitat von Jesus (Lk 5,31) war an sie adressiert. Jesus ergänzte: «Ich bin gekommen, um Sünder zur Umkehr von ihren Sünden zu rufen, und nicht, um meine Zeit mit denen zu verbringen, die sich schon für gut genug halten» (V.32).

Halten wir uns schon für gut genug?

Die Pharisäer wie auch die Schriftgelehrten gehörten zur gebildeten Elite im jüdischen Volk. Sie genossen hohes Ansehen und Anerkennung. Sie kannten sich in den Schriften sehr gut aus und waren aufs Äusserste darauf bedacht, dem Gesetz Mose Folge zu leisten und diese Gesetze dem Volk aufzuerlegen. So gebildet sie auch waren, wurde ihnen doch etwas zum Verhängnis: Sie hielten sich für gut genug und sahen sich nicht als Menschen, die eine Begegnung mit Jesus als Arzt nötig gehabt hätten.

Ich versuche zu verstehen, wie es sich anfühlte, als religiöse Führungspersönlichkeiten diesen Satz von Jesus hören zu müssen. «Moment mal… weisst du überhaupt, wer wir sind? Schon von klein auf sind wir mit der Heiligen Schrift vertraut. Wir unterrichten unser Volk und gehören zu den führenden Männern des Judentums. Du hast also keine Zeit für uns? Und du gibst dich stattdessen mit Sündern, Gelähmten und einfachen Leuten ab? Wer bist du überhaupt, dass du dich traust, so mit uns zu reden?»

Sich für gut genug halten…

… kann mir und dir auch heute noch genauso zum Verhängnis werden. Die Gesunden brauchen keinen Arzt – das stimmt schon. Aber wenn ich mir einbilde, in meiner Gottesbeziehung aufgrund eigener Leistungen gesund/gerecht zu sein, Sünder verurteile, in Wahrheit jedoch dringend selbst einen Arzttermin nötig hätte, dann habe ich ein Problem: Jesus verbringt seine Zeit lieber mit Sündern, die wissen, dass sie ihn nötig haben. Mein Wunsch ist es, täglich durch Gottes Gnade und in seiner Gegenwart gesunden zu können. Damit dies für

mich/uns jedoch Realität wird, müssen wir uns immer wieder der Frage stellen, in welchen Lebensbereichen wir Jesus als unseren Arzt nötig haben.

Wo brauchst du den Arzt?

Petrus war ein Sünder, der Aussätzige und der Gelähmte waren krank, Levi war ein Betrüger und die Pharisäer und Schriftgelehrten hielten sich für gut genug. Mit wem in der Geschichte kannst du dich identifizieren?

Als der aussätzige Mann sich vor Jesus niederwarf, bat er ihn: «Herr, wenn du willst, kannst du mich gesund machen.» (Lk 5,12). Genauso können auch wir Jesus darum bitten, uns gesund zu machen. Uns ist unbekannt, wie lange der Aussätzige oder der Gelähmte mit ihren Krankheiten gekämpft hatten; vielleicht Jahrzehnte. Aber eins ist sicher: Jede einsichtige Begegnung mit Jesus lässt uns Menschen gesunden – und zwar so, wie Jesus es will.

Eine kranke Welt braucht gesunde Jesus-Nachfolger.

Je öfters wir als Jesus-Nachfolger einen Arzttermin bei Jesus buchen, umso gesünder werden wir – und mit uns auch unsere Kirchen. Ich träume, noch mehr davon zu sehen, wie die Welt um uns herum neugierig darauf wird, wie sie selbst gesund werden kann, weil sie eine so gesunde Kirche sieht.

«Danke Jesus, dass du unser Arzt bist.»