Gemeinsam! Eine Porträtserie über Menschen aus Aachen, die sich für andere einsetzen
Jasper vom Felde
„Es macht Spaß, ein tolles Spiel zu sehen.“ Jasper vom Felde schaut sich gerne Basketballpartien an, und er hat den besten Platz dafür – er ist Schiedsrichter. Rund 70 Spiele pfeift der 23-Jährige pro Jahr, von der 2. Damen-Bundesliga über die Jugendbundesligen bis hin zur Aachener Kreisliga. Als Schiedsrichterwart des Basketballkreises Aachen trägt er außerdem die Verantwortung für die Ausbildung des Schiedsrichternachwuchses.
Basketball ist dynamisch, schnell, abwechslungsreich – entsprechend hoch sind die Ansprüche an die Unparteiischen. Sie tragen mit ihrem Verhalten wesentlich dazu bei, dass ein spannendes und enges Spiel auch den verdienten Sieger findet. Dieser Gerechtigkeitsaspekt war es auch, der Jasper vom Felde schon mit 14 Jahren dazu bewog, sich für einen Schiedsrichterlehrgang anzumelden. „Außerdem wollte ich das Spiel besser verstehen“, erzählt er. Jetzt, zehn Jahre später, pfeift er bis zu drei Spiele pro Tag; in seltenen Fällen kann die Anreise zu den Spielorten auch schon mal 250 Kilometer lang sein. Mit seinen Leistungen möchte er sich gerne auch für höhere Ligen qualifizieren – und vielleicht eines Tages Bundesligaspiele mit den Topteams aus Berlin, Ulm, Bonn und München pfeifen.
„Die beste Leistung haben wir als Schiedsrichter gezeigt, wenn man uns gar nicht wahrnimmt“, sagt Jasper vom Felde. Dazu gehören – neben genauer Kenntnis der Regeln – vor allem eine gute Vorbereitung und ein hohes Spielverständnis; viele Schiedsrichter sind selbst aktive oder ehemalige Spieler. Partien in den oberen Ligen werden in Dreierteams gepfiffen, und auch in den unteren Ligen sind immer mindestens zwei Unparteiische am Start. Das ist nötig und sinnvoll: Es geht darum, auch das Geschehen abseits des Balls zu beobachten, den Überblick zu behalten und gleichzeitig genau auf einzelne Szenen zu schauen. „Die Positionierung und Abstimmung des Schiedsrichterteams ist wichtig“, sagt Jasper vom Felde. Damit das funktioniert, erarbeiten die Schiri-Gespanne bei der Spielvorbereitung eine gemeinsame Linie, nach dem Schlusspfiff folgt meist noch eine gemeinsame Nachbesprechung. Aus einem Spiel mit 40 Minuten Nettospielzeit wird schnell ein drei Stunden dauernder Einsatz.
Entwicklung der Persönlichkeit
Als Schiedsrichterwart will der 23-jährige Aachener nicht nur Basketballer für die Tätigkeit als Schiedsrichter begeistern, er möchte ihnen auch Wege aufzeigen, wie sie sich weiterentwickeln können. Neben den Theorie- und Praxiseinheiten gibt es in der Ausbildung auch Coachings. „Ich bin als Schiricoach bei dem gesamten Einsatz dabei“, erklärt Jasper vom Felde, „beim Spiel selbst, aber auch bei der Vor- und der Nachbesprechung.“ Ein wichtiges Element bei der Ausbildung spielt inzwischen auch die Videoanalyse. Die Schiedsrichter bekommen nach der Partie einen Mitschnitt, mit dessen Hilfe sie die eigene Leistung prüfen und bewerten können. Darüber hinaus gibt es auch noch gemeinsame Fortbildungen, bei denen beispielsweise Rollenspiele zum Konfliktmanagement eingesetzt werden. „Ein Spiel zu pfeifen ist auch ein Stück Persönlichkeitsentwicklung“, sagt er, „ich habe dadurch viel gelernt.“
Neben seiner Tätigkeit als Schiedsrichter geht Jasper vom Felde auch immer noch als Aktiver aufs Feld – als Spieler tritt in der Bezirksliga für seinen Heimatverein Aachener TG an. Die ATG nimmt aktuell mit drei Herren- und sechs Jugendmannschaften am Spielbetrieb teil und bietet somit als einer von wenigen Vereinen der Region durchgehend von der U12 bis zu den Herren Spielmöglichkeit im Ligabetrieb an. Als die deutsche Herrennationalmannschaft im Herbst 2023 in Asien die Weltmeisterschaft gewann, war das nicht nur eine der größten Überraschungen in der Geschichte des Sports, es war auch der Startschuss für einen Boom. Die Vereine haben teilweise einen Aufnahmestopp für neue Mitglieder ausgesprochen, weil sie den Ansturm nicht bewältigen können. Es fehlen Hallenzeiten, Trainer – und Schiedsrichter. Jasper vom Felde möchte mit seiner Arbeit Abhilfe schaffen, auch aus Verbundenheit zu seinem Lieblingssport.
Text und Foto: Arnd Gottschalk