Gemeinsam! Eine Porträtserie über Menschen aus Aachen, die sich für andere einsetzen
Gemeinsam geht es besser! Dieses Projekt möchte dem Engagement für die Gesellschaft eine Stimme geben – und vor allem: ein Gesicht. In dieser Serie werden zwölf Menschen porträtiert, die sich um Kunst und Bildung, Wissen und Sport, Soziales und Umweltschutz verdient gemacht haben: Uli Lieser, Robert Schumann, Raquel Barros, Lothar Stresius, Ursula Espeter, Jasper vom Felde, Markus Morgenweg, Susanne Aumann, Klara Rücker, Christine Weber, David Spencer und Uschi Brammertz. Viel Spaß bei der Lektüre dieser zwölf Porträts!
Uli Lieser
Von den Kelten und den Römern über Karl den Großen bis hin zur Kurhautevolee des 18. und 19. Jahrhunderts: Die Thermalquellen haben Aachen und Burtscheid über Jahrhunderte überregionale Anziehungskraft verschafft – warmes Wasser als Standortvorteil. Die heißen Quellen sind in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr aus dem Stadtbild und dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden; außer einigen Kureinrichtungen, alten Gebäudenamen und einem offengelegten Bach deutet wenig auf sie hin. Die Projektgruppe „Thermalwasserroute Aachen“ will das ändern – einer ihrer Mitbegründer ist Uli Lieser.
Robert Schumann
„Wir bieten den Jugendlichen das, was uns selbst früher immer gefehlt hat.“ Wenn Robert Schumann über die Arbeit des von ihm gegründeten Vereins „Talentschmiede e.V. - Mit Rückenwind in deine Zukunft“ redet, merkt man, worauf es ihm ankommt: Er möchte jungen Menschen eine Chance geben, ihren Weg ins Leben zu finden. Gemeinsam mit rund 30 Ehrenamtlern bietet der 37-jährige Aachener ein Mentoringprogramm sowie Kurse an, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen Orientierung geben sollen: „Unser großes Ziel ist Bildungsgerechtigkeit.“ Dabei sei es wichtig, gesellschaftlich vorbestimmte Lebensläufe und Bildungswege zu durchbrechen.
Raquel Barros
„Als wir fertig waren, haben die Kinder sofort angefangen zu spielen.“ Wenn Raquel Barros über die Renovierung einer alten Schule in Würselen spricht, sprüht sie vor Begeisterung. In dem Bau leben geflüchtete Familien mit Kindern. Grau und trist sei die Unterkunft gewesen, bevor in einer gemeinschaftlichen Anstrengung im Rahmen des Social Day von Organisationen, Unternehmen und Bewohnern Abhilfe geschaffen wurde. „Wir haben die Wände gestrichen, Hochbeete gebaut, Sofas aus alten Paletten geschreinert und einen Fahrradparcours auf den Hof gemalt“, erzählt sie und fügt hinzu: „Das sind Ereignisse, wo ich sehe: Die Arbeit lohnt sich!“
Lothar Stresius
Als Napoleon während der französischen Besatzung des Rheinlands im Jahr 1802 die Säkularisation aller Klöster im Departement Roer veranlasste, fand eine fast 1000 Jahre währende Geschichte ihr vorläufiges Ende. Die Reichsabtei der Benediktiner, im Herzen des Ortes Kornelimünster gelegen, wurde aufgelöst. „Die Abtei war nicht nur das geistige Zentrum des Münsterländchens, sondern auch das weltliche“, sagt Lothar Stresius. Der promovierte Theologe will die Erinnerung an dieses Erbe auch für zukünftige Generationen bewahren.
Ursula Espeter
„Das ist der Wahnsinn hier, und es macht uns alle glücklich.“ Wenn es um ihr Projekt geht, ist Ursula Espeter nicht zu bremsen. Ihr Projekt, das ist Tabalingo – ein großes Kinderparadies, das Kindern mit und ohne Behinderung alle Freiheiten lässt, ihren Bewegungsdrang und ihren Spieltrieb auszuleben, und das ohne Leistungsdruck, voller Freude und Spaß. In den letzten 14 Jahren haben mehrere tausend Kinder und Jugendliche an den Programmen des Vereins teilgenommen, pro Woche sind es derzeit rund 600. Angeboten werden Sportarten wie Fußball, Basketball, Ballspaß, Bouldern, Ninja-Warrior, Multifit, Fit&Fun, Vielseitigkeitstraining, Tischkicker, Taekwondo, Bogenschießen und Stockkampfkunst, aber auch Yoga, Tai-Chi, Schwarzlichttheater und Tanzen. Und das Faszinierende ist, dass all das in den ersten drei Jahren privat organisiert und finanziert wurde. Erst viel später kamen Förderungen von Stiftungen und Unterstützern hinzu. 35 Preise hat der Verein inzwischen gewonnen, „das ist schon eine Hausnummer“, sagt sie.
Jasper vom Felde
„Es macht Spaß, ein tolles Spiel zu sehen.“ Jasper vom Felde schaut sich gerne Basketballpartien an, und er hat den besten Platz dafür – er ist Schiedsrichter. Rund 70 Spiele pfeift der 23-Jährige pro Jahr, von der 2. Damen-Bundesliga über die Jugendbundesligen bis hin zur Aachener Kreisliga. Als Schiedsrichterwart des Basketballkreises Aachen trägt er außerdem die Verantwortung für die Ausbildung des Schiedsrichternachwuchses.
Markus Morgenweg
„Ich habe noch viele Fragezeichen in meinem Kopf“, sagt Markus Morgenweg, „denn es gibt noch so viel zu erforschen über dieses Thema!“ Dieses Thema, das ist der Westwall – ein Netzwerk aus Bunkern, Höckerlinien und Sperren, das sich über eine Länge von mehr als 600 Kilometern an der deutschen Westgrenze vom Niederrhein bis Basel entlang zieht. Errichtet wurde der Westwall in den Jahren 1936 bis 1940. Von der Nazipropaganda wurde er als Verteidigungsbollwerk zum Schutz der Bevölkerung proklamiert, vor allem diente er aber dazu, den deutschen Truppen bei einem Angriff auf Polen den Rücken freizuhalten.
Susanne Aumann
Der Staat – das sind wir alle. Ein funktionierendes Gemeinwesen garantiert uns einen gut organisierten, verlässlichen und sicheren Lebensalltag. Und doch hat kaum ein Mensch in der Praxis gerne mit dem Staat zu tun. Ob Wartezeit im Bürgerbüro, Steuererklärung, Elternsprechtag, Bauantrag oder das Knöllchen für Falschparken („Aber ich war doch nur fünf Minuten …“) – der Öffentliche Dienst hat nicht viele Fans. Susanne Aumann will das ändern.
Klara Rücker
Ob Flashmob auf dem Weihnachtsmarkt oder Musical bei der Heiligtumsfahrt: Musik verbindet – davon ist Klara Rücker überzeugt. Die 34-Jährige ist begeisterte Musikerin, sie leitet verschiedene Chöre und Ensembles im Aachener Südraum und möchte andere Menschen mit ihrer Begeisterung anstecken: „Musik ist ein Gemeinschaftserlebnis. Es ist wunderbar, diese Harmonie und die Resonanz zu spüren.“
Christine Weber
Wenn ein Mensch sich wohlfühlt, sagt man, er fühle sich wie ein Fisch im Wasser. Was aber, wenn man nicht schwimmen kann? Und wenn man gemeinsam mit Hunderten anderen Menschen auf einem maroden Schiff übers Mittelmeer irrt, auf der Flucht vor Terror und Gewalt, ohne Heimat und mit ungewisser Zukunft? Dann macht Wasser Angst. „Viele Menschen, die nach einer Flucht über das Meer zu uns gekommen sind, verbinden mit dem Thema Wasser vor allem negative Erinnerungen. Wir möchten ihnen die Furcht nehmen und sie mit dem Element Wasser vertraut machen“, sagt Christine Weber.
David Spencer
Als David Spencer nach dem Abitur eine Reise nach Südamerika machte, wollte er die Welt kennenlernen. Dort entdeckte er etwas, das sein Leben veränderte: „Es gibt in Südamerika unglaublich viele unterschiedliche Kartoffelsorten, manche Knollen sehen sogar aus wie kleine grüne Würmer“, erzählt er. Die Reise weckte seine Neugier in Bezug auf Pflanzen, und so entschied er sich, nach seiner Rückkehr anstelle des geplanten Kunstgeschichtsstudiums eines der Biologie aufzunehmen. Heute ist der 33-Jährige einer von Aachens bekanntesten Pflanzenexperten, sein Wissen teilt er über seinen Youtube-Kanal „Krautnah“, in Workshops und bei Vorträgen.
Uschi Brammertz
„Einmal hatten wir beim Zirkuscamp einen Jungen mit Querschnittslähmung. Sein größter Traum war es, als Akrobat in der Zeltkuppel zu schweben. Alle haben mitgeholfen, wir haben ihn über Seile hochgezogen, und am Ende haben wir es geschafft.“ Wenn Uschi Brammertz diese Geschichte erzählt, wird klar, welche Kraft eine Gemeinschaft, ein Miteinander entwickeln kann – und wie wichtig es ist, dass es jemanden gibt, der dieses Miteinander lenkt und vorantreibt. Jemanden wie Uschi Brammertz.
"Gemeinsam!" ist eine private, nicht-kommerzielle Initiative.
Alle Texte und Fotos: Arnd Gottschalk