Gemeinsam! Eine Porträtserie über Menschen aus Aachen, die sich für andere einsetzen

Klara Rücker

Ob Flashmob auf dem Weihnachtsmarkt oder Musical bei der Heiligtumsfahrt: Musik verbindet – davon ist Klara Rücker überzeugt. Die 34-Jährige ist begeisterte Musikerin, sie leitet verschiedene Chöre und Ensembles im Aachener Südraum und möchte andere Menschen mit ihrer Begeisterung anstecken: „Musik ist ein Gemeinschaftserlebnis. Es ist wunderbar, diese Harmonie und die Resonanz zu spüren.“

Seit April 2017 ist Klara Rücker als Kirchenmusikerin in der Gemeinschaft der Gemeinden Aachen-Kornelim��nster/Roetgen tätig. Zu ihren Aufgaben gehört es nicht nur, die Gottesdienste musikalisch zu gestalten, sondern auch Konzerte zu organisieren, Orgel- und Gesangsunterricht zu geben, die nebenamtlichen Musiker in der Gemeinschaft der Gemeinden zu betreuen und die Chöre zu leiten. Der letzte Punkt ist ihr besonders wichtig: In ihren Händen liegt die Leitung der Kantorei Kornelimünster und der Jungen Kantorei, zusätzlich betreut sie gemeinsam mit der Kirchenmusikerin Anke Holfter den Schulchor der Katholischen Grundschule Kornelimünster. Rund 150 Menschen sind in diesen Gruppen aktiv; die Altersspanne reicht dabei von Grundschulkindern bis zu Menschen jenseits der 80 Jahre.

Emotional und berührend

Musik wirkt als verbindendes Element über Generationen und unterschiedliche soziale Hintergründe hinweg. „Die Menschen kommen zusammen, um Musik zu machen. Das ist sehr emotional, sehr berührend“, sagt Klara Rücker. Für die zweite Jahreshälfte hat sich die Kantorei in Kornelimünster sich ein großes Projekt vorgenommen: Auf dem Programm steht das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. Für diese Aufführung sei intensive, disziplinierte Probenarbeit nötig, aber der gemeinsame Auftritt sei ein großartiges Erlebnis, auf das alle gerne hinarbeiten würden.

Das besondere Zusammenspiel von Musik und Religion liegt Klara Rücker sehr am Herzen. „Das geht tiefer“, sagt sie, beides berühre Menschen auf eine Weise, die mit Worten schlecht zu beschreiben sei. Musik sei zugleich ein wunderbarer Weg, um Glauben gemeinsam mit anderen Menschen zu erleben – besonders wichtig sei dies in Zeiten, wo es immer schwieriger sei, auch Gläubige für ein aktives Miteinander in der Kirche zu gewinnen. Ihr kirchenmusikalisches Repertoire erstreckt sich weit über die Genregrenzen der klassischen Orgelmusik hinweg – es reicht von gregorianischen Chorälen bis hin zu Jazz und Gospel. Und auch der „Crossover“ zu anderen Kunstformen ist für sie denkbar: „Wir hatten eine Liveimprovisation zu einem Stummfilm, ich könnte mir auch eine Zusammenarbeit mit Tänzerinnen und Malern vorstellen.“

Als Klara Rücker vor sieben Jahren nach Kornelimünster kam, fühlte sie sich schnell wohl: „Das ist ein gutes Pflaster für Kultur“, meint sie, die Aufgeschlossenheit und das Engagement der Menschen seien sehr groß. So sei es auch möglich, außergewöhnliche Gottesdienstformen wie den „Choral Evensong“ aus der anglikanischen Tradition zu etablieren oder herausragende Ensembles wie Voces 8 oder Singer Pur einzuladen. Ursprünglich stammt sie aus Leipzig, wo sie im Jahr des Mauerfalls geboren wurde. Über ihre Familie fand sie schon früh den Weg zur Musik. Sie studierte Kirchenmusik in Leipzig und Weimar; nach ihrem Abschluss bewarb sie sich auf die Stelle der „Katholischen Kirche an der Himmelsleiter“ im Aachener Süden.

Die letzten Jahre waren geprägt von Herausforderungen – neben den Einschränkungen durch die Coronapandemie war es vor allem die Flut im Sommer 2021, die für Probleme sorgte. Die Propsteikirche im Zentrum des Voreifelortes stand unter Wasser, die Gemeinde musste in die historische Bergkirche ausweichen. „Die Atmosphäre dort war etwas ganz Besonderes“, sagt Klara Rücker. Auch wenn die Bedingungen – nicht zuletzt für die Kirchenmusik – schwierig gewesen seien, habe die Zeit im Ausweichquartier die Gemeinde doch neu zusammenfinden lassen.

Studium in Weimar und Leipzig

Wie viele Musiker fühlt sich Klara Rücker einem Komponisten besonders verbunden: Johann Sebastian Bach. „Sein Werk ist geprägt von einer großen Genialität, die uns alle immer wieder staunen lässt“, sagt sie. Einen großen Teil seines Lebens verbrachte der Barockmusiker in Weimar und Leipzig – in den beiden Städten, in denen Klara Rücker auch ihr Musikstudium absolvierte. In der Leipziger Thomaskirche arbeitete er nicht nur zu Lebzeiten als Thomaskantor, dort werden heute auch – vermutlich – seine sterblichen Reste aufbewahrt. „Wenn ich dort während meines Studiums an der Orgel gespielt habe, bin ich hinterher zu ihm gegangen, um sich zu entschuldigen“, erzählt sie lachend.