Gemeinsam! Eine Porträtserie über Menschen aus Aachen, die sich für andere einsetzen

Uli Lieser

Von den Kelten und den Römern über Karl den Großen bis hin zur Kurhautevolee des 18. und 19. Jahrhunderts: Die Thermalquellen haben Aachen und Burtscheid über Jahrhunderte überregionale Anziehungskraft verschafft – warmes Wasser als Standortvorteil. Die heißen Quellen sind in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr aus dem Stadtbild und dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden; außer einigen Kureinrichtungen, alten Gebäudenamen und einem offengelegten Bach deutet wenig auf sie hin. Die Projektgruppe „Thermalwasserroute Aachen��� will das ändern – einer ihrer Mitbegründer ist Uli Lieser.

„Wasser hat mich schon immer interessiert“, sagt der 66-Jährige. In Mannheim aufgewachsen, ruderte er als Jugendlicher häufig auf dem Neckar. Eine dreckige Brühe sei das gewesen, erinnert er sich, verunreinigt durch die Abwässer der Industrie. Nach dem Schulabschluss kam er nach Aachen, um Hydrogeologie zu studieren – eine Fachrichtung, der er bis heute treu geblieben ist. Die Hydrogeologie beschäftigt sich mit Grundwasser und den Einflüssen, die oberirdische Bedingungen darauf haben. Das gilt für Einleitungen aus Landwirtschaft und Industrie, aber auch für Grundwasserabsenkungen in Folge des Braunkohleabbaus.

Pop-up-Badebrunnen

Uli Lieser hat in seinem Beruf als Gutachter immer dafür gekämpft, die Ressource Wasser zu schützen. Im Jahr 2007 schloss er sich mit Gleichgesinnten zusammen, um im Rahmen einer ehrenamtlichen Initiative das Wasser wieder ins Bewusstsein der Aachener Bürger zu rücken. Die Gruppe „Thermalwasserroute Aachen“ hat sich im Rahmen der Stiftung Lebensraum Aachen organisiert. Sie setzt sich dafür ein, dass eine entsprechende Info-Route in der Aachener Innenstadt ausgewiesen wird, die zu einzelnen Standorten ehemaliger Badehäuser und Quellen führt; sie macht sich aber auch in Zusammenarbeit mit der Stadtteilkonferenz Burtscheid und dem Fachbereich Architektur der FH Aachen für eine temporäre Badegelegenheit in Burtscheid stark. Mit Erfolg: Der Pop-up-Thermalwasserbrunnen mit dem Namen „Wärm Komp“ läuft im Probebetrieb von Oktober bis Dezember 2024.

Gesellschaftliches Engagement ist für Uli Lieser Ehrensache. In Studienzeiten war er in der Fachschaft aktiv, er gehörte zu den Gründern des Ökologie-Zentrums Aachen, baute die Basketball-Jugendabteilung der ATG mit auf und organisierte Straßenfeste. „Es gibt so viele nette Sachen, die man machen kann“, sagt er, und genau im Engagement auf lokaler Ebene sieht er einen großen Mehrwert: „Man kann viele Leute mitnehmen und eine Gemeinschaft aufbauen, man kann viel bewegen.“

Wenn man sich gesellschaftliche engagiere, müsse man viel Zeit investieren, ebenso widerstandsfähig wie geduldig sein. „Es geht oft darum, Allianzen zu schmieden und Lösungen auszuhandeln“, sagt er mit Blick auf die öffentlichen Projekte, bei denen auch Politik und Verwaltung mit im Boot sitzen. Aber die Arbeit lohne sich auf jeden Fall. „Es kommt viel Anerkennung zurück“, sagt Uli Lieser. Und er fügt hinzu: „Das soll nicht naiv klingen: Auch wenn die Situation oft kompliziert ist – wir leben in einem tollen Land, wir haben großartige Möglichkeiten.“