Jesus lehrte auch nicht Yoga Interview mit Josef Birrer

Über Josef Birrer, Pastor der FEG Landquart, berichtete das fegmagazin im Mai über seinen Weg zu Jesus Christus. Dabei sind bei mir viele Fragen aufgetaucht. Einige davon beantwortet Josef in diesem Interview.

Harry Pepelnar arbeitet zu 30 Prozent für die FEG Schweiz im Bereich Kommunikation, pepelnar@gmail.com

Du erzählst oft von deinem Weg zu Jesus. Was löst das bei deinen Zuhörern aus?

Ich bekomme viele positive Rückmeldungen. Sie sind bewegt von der Geschichte, die Gott mit mir geschrieben hat. Einige werden ermutigt durch Gottes Treue, die sichtbar wird, andere werden gestärkt in der Hoffnung für Menschen aus ihrem Umfeld, die auf der Suche sind.

Und was passiert mit dir, wenn du deine Geschichte immer wieder erzählst?

Es löst viel Dankbarkeit aus, dass ich jetzt so leben kann, wie ich lebe. Zudem merke ich, dass sich über die Jahre meine Perspektive auf meine Vergangenheit verändert, mein Glaube sich weiterentwickelt und ich mehr Zusammenhänge und Gottes geniale Vorsehung erkenne.

Heute sieht man in der Schweiz auffallend viele Buddhas. Was fasziniert die Schweizer am Buddhismus?

Vielleicht die Ahnung, dass diese sichtbare Welt allein nicht genügt. Es muss mehr geben und man will einen Zugang dazu finden. Buddha ist für jene, die keinen Zugang zu Gott finden, so etwas wie eine Symbolfigur für dieses Mehr.

Ebenfalls begegnet man dem Thema Meditation. Im Fitnesscenter, im Wellnessbereich, im Geschäfts­leben usw. Was steckt dahinter?

Auf der einen Seite gibt es in unserem leistungsorientierten Leben ein grosses Bedürfnis nach Entspannung und Fokussierung. Fernöstliche Meditationstechniken versprechen beides. Auf der anderen Seite ist dem Menschen nichts unerträglicher, als wirklich still zu werden und tief in seine innere Haltlosigkeit, Verlassenheit, Ängste und Sündhaftigkeit zu schauen. Blaise Pascal hat einmal gesagt: «Alle Sorgen des Lebens stürzen über uns zusammen, weil wir uns weigern, jeden Tag eine Weile still in unserem Zimmer zu sitzen.» Ich denke, dass das Thema Meditation für die breite Masse immer ein oberflächliches bleiben wird.

Nun hast du selbst auf deiner langen Suche viel meditiert. Meditierst du heute noch?

Ja, in gewisser Weise schon. Durch das viele Meditationstraining kann ich innerlich schnell zur Ruhe kommen und den inneren Dialog abschalten. Das habe ich gelernt. Einfach nur da sein und eine Zusage von Gott im Raum stehen lassen. Das ist ermutigend.

Was ist für dich der Unterschied zwischen christlichem Gebet und fernöstlicher Meditation?

Beim Gebet geht es um Beziehung und Kommunikation mit Gott. Fernöstliche Meditation hingegen ist eine Technik. Man übt, innerlich leer zu werden und sich zu fokussieren.

Könnte man sagen, Gebet ist aktiv und Meditation ist passiv?

Wenn ich an Jesus denke, wie Er ganze Nächte auf einem Berg verbracht hat um zu beten, gehe ich nicht davon aus, dass Er ununterbrochen aktiv mit seinem himmlischen Vater gesprochen hat. Ich glaube, Er war auch still, einfach da, in der Gegenwart Gottes. Da hat er, der sich zeitweilig auf das Menschliche beschränkt hatte, sich mit seinem unendlichen Gottwesen wieder eins gemacht und Inspiration und Kraft geschöpft. Das war nicht immer nur Dialog.

Und dann ist da noch das fast allgegenwärtige Yoga. Auch da bist du ausgebildet. Machst du das immer noch?

Das Wort Yoga bedeutet Joch. Yoga wurde entwickelt, um eine Verbindung mit den hinduistischen Göttern herzustellen. Ich möchte unter einem Joch mit Jesus leben und nicht unter dem Joch dieser Dämonen. Wir Christen lassen uns taufen oder nehmen das Abendmahl, um unsere Beziehung mit Jesus zu bekräftigen, Hindus praktizieren Yoga, um sich nach ihren Göttern auszustrecken. Bei uns wird zwar christliches «Yoga» angeboten, allerdings ist das eine Vermischung von zwei Weltanschauungen, die sich nicht vermischen lassen. Stretchen und meditieren kann man auch Yogafrei. Ich mache noch ab und zu einzelne Atem-Übungen, die ich in Indien kennengelernt habe, verbinde das aber nicht mit Yoga.

Was rätst du ängstlichen Christen, die dir davon abraten würden?

Über Psalm 27,1 zu meditieren.

Wir leben in einer stressigen Welt. Was haben wir als Freikirchen zu bieten, um zu entschleunigen?

Ich habe auch schon stilles Gebet angeboten, oder auch christliche Meditationen, gefüllt mit biblischen Bildern, ein Hören auf Gott oder einfach in der Gegenwart Gottes ruhen. Die christliche Tradition hat da einen grossen Schatz. Beleben wir ihn neu? Exerzitien, Fasten, Kontemplation oder die Lectio Divina, wo man stunden­lang nur einen Bibelvers auf sich wirken lässt.

Du hattest Phasen mit viel Angst und Depressionen. Woher kam das?

Ich glaube, es hat mit einer traumatischen Erfahrung zu tun, als ich ein Jahr alt war und wegen einer Lungenentzündung zwei Wochen in einem Sauerstoffzelt verbringen musste. Das hat in mir eine Katastrophe ausgelöst, Frustration, Hass auf Gott und mich selbst und Todesangst. Durch meine spirituelle Suche bin ich zu diesem Trauma zurückgekehrt, aber ich konnte es nicht lösen.

Dieser Knoten in mir stand zwischen mir und meinem Ziel. Ich erkannte: «Eigentlich lehne ich alles ab, was ich suche.» Diese Erkenntnis war ziemlich frustrierend.

Aber wenn man sich mit esoterischen Praktiken beschäftigt, wird man doch okkult belastet.

Das ist nicht zwingend. Ich habe vieles mitge­macht, aber ich habe mich nirgends wirklich innerlich engagiert. Ich war auf der Suche nach der absoluten Wahrheit und spürte überall, dass ich noch nicht angekommen war. Natürlich habe ich mir diese Frage auch gestellt als ich Christ wurde, aber eine okkulte Belastung habe ich nicht festgestellt.

Die Angst vor Belastungen ist also etwas übertrieben?

Viele ehemalige Yogalehrer oder Esoterikerinnen geben Zeugnis von einer dämonischen Belastung. Wer mit Jesus verbunden ist, braucht davor keine Angst zu haben. Hat man sie doch, zeigt das, dass die Liebe zu Jesus und das Gottvertrauen noch Entwicklungspotential hat.

Jetzt lebst du in der nachchristlichen Schweiz, in der all das in wird, aus dem du kommst. Was macht das mit dir?

Wir verlieren in allen Bereichen der Gesellschaft den Bezug zur Wahrheit und entfernen uns von Gott. Meine Herausforderung als Christ ist es, so zu leben, dass die Menschen merken, dass die Liebe zur Wahrheit und daraus der Glaube an Jesus Christus das viel bessere Lebensmodell ist. Denn nur die Wahrheit macht frei und ich hoffe, dass viele Suchende sich nicht zufrieden­geben, bis sie diese gefunden haben.

Ja, das würden wir uns wünschen. Danke, Josef.