Woher Schwandorf seinen Nahmen hat, ist nicht eindeutig belegt. Als verworfen gilt die Theorie, dass der Ortsname von Schwan abzuleiten wäre. Vielmehr wird vermutet, dass Schwandorf - erstmals als Suainicondorf erwähnt - auf einen Mann Namens Sweinico zurückgeht. Endgültig wird sich der Ursprung des Ortsnamens allerdings auch in Zukunft nicht klären lassen.
Es ist später Nachmittag, als wir endlich im idyllischen Hotel Ziegelhütte ankommen. Wir sind voller Vorfreude auf unseren Ausflug nach Schwandorf in der Oberpfalz, einer Stadt mit einer reichen Geschichte und interessanten Sehenswürdigkeiten. Nachdem wir unsere Koffer abgestellt haben, beschließen wir, den Abend mit einem leckeren Abendessen in Schwandorf zu beginnen.
Die Lust auf herzhafte Pasta führt uns direkt zu einem charmanten Italiener auf dem belebten und sehenswerten Marktplatz von Schwandorf. Das Essen ist wirklich köstlich, aber noch mehr begeistertet uns die historische Atmosphäre des lebendigen Platzes um uns herum. Wir fühlen uns gleich wohl und genießen den Beginn einer entschleunigten Auszeit in Schwandorf.
Gut gestärkt machen wir uns anschließend auf den Weg, um die Abendstimmung an der Naab und den Naabbrücken zu genießen.
Der Fluss glitzert sanft im Licht der untergehenden Sonne und lädt uns förmlich zu einem entspannten Spaziergang ein. Die imposanten historischen Mühlräder am Übergang zum Stadtpark, der sich auf einer Insel in der Naab befindet, wirken dabei besonders beeindruckend.
Und da Pfingsten ist, findet auch wieder das lebendige Pfingstvolksfest auf dem Festplatz direkt an der Naab in Schwandorf statt, dessen Besuch wir uns nicht entgehen lassen wollen. Schließlich ist ein Bier in einem bayerischen Bierzelt immer ein Erlebnis.
Am nächsten Morgen erwachen wir voller Vorfreude auf einen ereignisreichen Tag. Nach einem ausgiebigen und leckeren Frühstück im Hotel machen wir uns bald auf den Weg.
Unser erstes Ziel ist das Oberpfälzer Künstlerhaus in der Kebbel-Villa im Ortsteil Fronberg mit seinem beeindruckenden Skulpturenpark, der das historische Anwesen aus der Gründerzeit umgibt.
Das Oberpfälzer Künstlerhaus ist eine bedeutende Einrichtung für zeitgenössische Kunst in der Oberpfalz.
Es ist inspirierend zu erleben, wie im Skulpturenpark Kunst, Kultur und Natur harmonisch miteinander verschmelzen. Wir schlendern durch den Park und genießen die morgendliche Stille an diesem außergewöhnlichen Ort.
Da wir noch Zeit bis zum Beginn unserer verabredeten Stadtführung haben, schlendern wir noch ein wenig entlang des sogenannten »Unteren Wegs«, der uns entlang des malerischen Flusses Naab führt. Das ruhig fließende Wasser verströmt eine tiefe Ruhe und Frieden, die wir auf uns wirken lassen.
Kurz darauf empfängt uns unsere Gästeführerin Anna Wilhelm vor der Touristinformation, um uns durch die Stadt zu begleiten. Mit großer Begeisterung führt sie uns durch die Straßen. Begleitet von ihren fachkundigen und besonders fesselnden Erzählungen zur Stadtgeschichte erkunden wir die eindrucksvolle Kirche St. Jakob mit ihren zwei Kirchturm-Uhren, bevor wir das faszinierende Felsenkellerlabyrinth betreten.
Die beindruckend labyrinthisch angelegten historischen Felsenkeller sind sicher das Highlight von Schwandorf.
Kaum ein Bauwerk der Stadt hat bis ins späte 19. Jahrhundert hinein so viel zur wirtschaftlichen Blüte beigetragen wie die tief in den Eisensandstein des Holz- und Weinbergs geschlagenen Felsenkeller. Mehr als 130 Kellerräume sind im Schwandorfer Berg angelegt. Erst Ende des 20. Jahrhunderts wurden diese bedeutenden Baudenkmäler saniert und im Rahmen von Führungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Die Keller wurden vor allem ab dem 16. Jahrhundert für die Biererzeugung verwendet, da hier Bier nach dem lang dauernden Verfahren der kalten Gärung produziert wurde. Dafür waren tiefe Keller mit einer konstanten Temperatur von 10 Grad oder weniger notwendig. Ein Schwandorfer Bierrezept von 1549 beweist, dass die hiesigen Brauer diese Methode schon früh anwandten. Aber auch die Nutzung als Eiskeller ist bezeugt. Und nachdem wir die Keller durch eine unscheinbare Tür betreten haben, wird uns schnell bewusst: Es ist wirklich frisch. Gut, dass wir unsere Jacken dabei haben.
Nach dem Niedergang des Kommun-Brauwesens wurden die im Privatbesitz befindlichen Keller ab Mitte des 19. Jahrhunderts auch zur Lagerung von Lebensmitteln verwendet. Während der ganzen Führung begeistert uns Anna mit spannenden Geschichten von den Kellerdieben und anderen Anekdoten rund um die lebendige Geschichte dieses Bauwerks.
Nachdem wir wieder das Tageslicht erblicken, führt uns Anna zum Blasturm. Der sehenswerte, restaurierte Turm war bereits im 15. Jahrhundert vollendet worden und steht am höchsten Punkt der ehemaligen historischen Stadtmauer.
Der mächtige Turm diente als sogenannter »Lug ins Land« und als Dienstwohnung für den Türmer, der die Aufgabe hatte, die Bürger vor einer Feuersbrunst oder heranstürmenden Feinden zu warnen.
Heute beherbergt der Turm ein kleines Museum, das an das Türmerleben und insbesondere an den Komponisten der Bayernhymne, Konrad Max Kunz, erinnert. Dieser wurde nämlich als Sohn eines Türmers im Blasturm geboren und gilt heute als bekanntester Schwandorfer.
Und tatsächlich hat man vom obersten Stock des Blasturms einen wunderbar weiten Blick über die Stadt, das beinahe obligatorische Storchennest und die umliegende Landschaft.
Da uns Anna unbedingt noch die Reste der historischen Stadtmauer zeigen will, folgen wir ihr durch die Stadt und lassen uns von ihr die Besonderheit des ehemals 1,3 Kilometer langen Bauwerks erzählen, das die Stadt einst schützte.
Nachdem wir uns von Anna verabschiedet haben, begeben wir uns zur Katholischen Pfarr- und Klosterkirche »Zu Unserer Lieben Frau vom Kreuzberg«. Der barocke Vorgängerbau wurde 1945 bei einem Bombenangriff vollständig zerstört, und im Jahr 1952 erfolgte der Wiederaufbau in einem modernen Stil.
Der spirituelle Ort strahlt eine erhabene Ruhe und tiefgreifende Spiritualität aus. Besonders die kunstvollen Details der zeitgenössischen Architektur, die zahlreichen Ornamente und Mosaiken, hinterlassen einen bleibenden Eindruck.
Zum Abschluss unseres Ausfluges machen wir noch einen Abstecher zum ungefähr sechs Kilometer entfernten Naturschutzgebiet, das Charlottenhofer Weihergebiet.
Das 862 ha große Areal ist das zweitgrößte Naturschutzgebiet der Oberpfalz. Es ist der Rest eines alten Teichgebietes zur Fischzucht, von dem ein großer Teil durch den Braunkohleabbau verloren ging. Es stellt ein bedeutsames Rast- und Brutgebiet für gefährdete Vogelarten dar.
Die Natur und die idyllischen Seen bieten die ideale Kulisse für einen entspannten Spaziergang. Wir kosten die frische Luft und das sanfte Nachmittagslicht aus, während wir zwischen den weitläufigen Teichen flanieren und die letzten Eindrücke unseres Aufenthalts in Schwandorf auf uns wirken lassen.
Rückblickend betrachtet hat Schwandorf uns mit seiner spannenden Geschichte und der lebendigen Gegenwart – vor allem aber mit Ruhe und Entspannheit begeistert.