Biodiversität und Ressourcen-Management
Überwachungsprogramm des Grünen Aras: Nach der Nistzeit, die im Norden Costa Ricas von Dezember bis Juni dauert, verlassen die jungen Grünen Aras (Lapa Verde) ihre Nistplätze in Gruppen. Die erwachsenen Paare hingegen kehren zu ihren Futterplätzen zurück.
Unser Team vor Ort hat sich an den letzten beiden offiziellen Zählungen des Landes für den vom Aussterben bedrohten Grünen Ara beteiligt. Seit mehr als 15 Jahren setzen wir uns aktiv für die Wiederherstellung von Lebensräumen für diese Papageien-Art ein. Dank diesen Erfahrungen haben die weltweit führenden Organisationen zum Schutz des Grünen Aras das Refugio Lapa Verde als wichtiger Bestandteil für die Zählungen in Costa Rica ernannt.
Forschungsprogramm über die einheimischen stachellosen Bienen des tropischen Regenwaldes: Dank der Mitarbeit von mehr als 30 Züchtern von stachellosen Bienen (Meliponini) aus den Bezirken Puerto Viejo und La Virgen konnte der erste Teil unseres Forschungsprogramms abgeschlossen werden, welcher die Beziehung zwischen den Menschen und den Bienen im Zuchtprozess beschreibt. Die Bienenart Melipona (Tetragonisca angustula) ist dabei am meisten verbreitet. Deren Honig wird hauptsächlich als Nahrungsmittel oder als Medizin verwendet.
Die Untersuchung unterstreicht zudem die Bedeutung der einheimischen Bienen als ein Element von grossem ästhetischem Wert. Viele Einwohner halten sie rund um ihr Heim, nur um sie zu bewundern und zu bestaunen. Viele Züchter, besonders Frauen, halten stachellose Bienen vor allem aus Artenschutzüberlegungen.
Ecovida-Aetos Hawkwatch-Programm: Ende August bereiten sich jeweils Tausende Raubvögel auf eines der bedeutendsten und mit Spannung erwarteten biologischen Ereignisses des Kontinents vor: den grossen Vogelzug vom Norden nach Südamerika. In unserem Naturschutzgebiet Lapa Verde trifft das Team des Aetos Hawkwatch-Projekts die letzten Vorbereitungen für die zweite Herbstzugsaison, die offiziell am 1. September beginnt. Dazu gehört die Instandhaltung unseres Aussichtsturms sowie Verbesserungen an den Unterkünften für die freiwilligen Helfer des Projekts.
Zu den Neuerungen, die Aetos Hawkwatch für die neue Saison eingeführt hat, gehört die Installation einer Motus-Überwachungsstation zur Verfolgung der Vögel, die mit Funksendern ausgestattet ist. Diese Station wurde vom Zoo aus Dallas in Zusammenarbeit mit dem lokalen Hotel Selva Verde gespendet. Zudem wurde eine interaktive App zur Schulung der Vogel-Zähler lanciert. Diese App ist ein Prototyp, der von einem Videospiel-Programmierer exklusiv für das Refugio Lapa Verde entwickelt wurde.
Überwachung der Wildtiere: Das Forschungs- und Erhaltungsprogramm für Amphibien und Reptilien hat kürzlich eine neue Art im Refugio Lapa Verde entdeckt. Es handelt sich um eine grüne Papageiennatter (Leptophis nebulosus), womit sich die Zahl der registrierten Schlangenarten auf 37 erhöht. Diese Art wurde zudem in den ersten Entwurf unseres Leitfadens für Amphibien und Reptilien des Refugio Lapa Verde aufgenommen. Dieser Führer ist das Ergebnis einer dreijährigen Beobachtungsarbeit, in der 105 Arten mit Informationen über ihre Lebensweise, Naturgeschichte, besonderen Merkmale und hochwertigen Fotos erfasst wurden.
Im Mai fand die jährliche Vogel-Zählung "Global Big Day" statt. 23 Zählende nahmen auf vier unterschiedlichen Routen durch das Refugio Lapa Verde teil. Insgesamt wurden 668 einzelne Vögel aus 162 Arten registriert.
Floristische Vielfalt: Im Rahmen unserer Netzwerk-Strategie zur Stärkung der Forschungs- und Schutzkapazitäten hat das Refugio Lapa Verde gemeinsam mit der Universidad Latina (ULatina) ein neues Forschungsprojekt gestartet. Dieses Projekt mit dem Titel "Comunidad de árboles del Refugio Lapa Verde" soll den Zustand der Baum-Arten im sehr feuchten Tropenwald untersuchen. Ziel ist es, eine nützliche Grundlage für unsere Aufforstungs- und Schutzmassnahmen zu schaffen.
Dank unserer Vereinbarung mit der Nationalen Universität (UNA) konnten wir zudem zusammen mit Studierenden der Forstwissenschaften mit der Erneuerung unseres Arboretums beginnen. Dieses Projekt wurde vor 10 Jahren mit Unterstützung der Organisation für Tropenstudien und des Biologischen Reservats Tirimbina lanciert. Ziel ist es, eine lebende Sammlung von Bäumen aus verschiedenen Gebieten des Landes zu unterhalten, welche auch der Umweltbildung im Bereich der floralen Vielfalt Costa Ricas dient.
AUSBILDUNG IM NATURSCHUTZGEBIET
Wiederum wurde unser Refugio Lapa Verde für eine Forschungsarbeit ausgewählt. Die Studentin Caroline Tames Granados von der Fakultät für Biologische Wissenschaften der Nationalen Universität (UNA) führte ihre Abschlussarbeit über die Vielfalt von Froschlurchen (Anuren) in unterschiedlichen landwirtschaftlichen Systemen durch (Titel der Arbeit: “Diversidad taxonómica y funcional de Anuros: Comparación entre dos esquemas agrícolas, tradicional e integral y un esquema natural en la zona de Sarapiquí, Costa Rica”).
AUSWIRKUNGEN AUF DIE BEVÖLKERUNG VON SARAPIQUÍ
Öffentlichkeitsarbeit des Refugios: Das Forschungs- und Schutzprogramm für Amphibien und Reptilien hat sein erstes Informationsmaterial veröffentlicht. Dabei handelt es sich um ein Plakat, das 20 der 37 von uns geschützten Schlangenarten zusammenfasst. Dieses Poster ist das erste Produkt einer Reihe von Unterlagen, die derzeit entwickelt werden, um die im Rahmen des Programms gewonnenen Erkenntnisse über die Vielfalt der Herpetofauna (Amphibien und Reptilien) zu verbreiten.
Netzwerkarbeit in der Region Sarapiquí: Die Naturschutzorganisation ”Red de Restauración Ecológica de la Zona Norte” setzt ihre Bemühungen fort, durch gemeinsame Arbeit die Projekte der Partnerorganisationen zu unterstützen und weiterzuentwickeln. Wir nahmen an einem Treffen in der "Casa de la Cultura" der Gemeinde Sarapiquí teil, an welchem ein Tag für die gemeinsame Suche nach Pflanzensetzlingen und Samen ausgerufen wurde, um die Produktion in den Baumschulen zu unterstützen.
Diese Baumschulen wiederum unterstützen die Aufforstungsprojekte und Naturschutzinitiativen der Mitgliedsorganisationen dieses Netzwerkes.
Zudem nahmen wir im Juni an der Diskussionsrunde "Entwicklung von Führungskräften im Bereich Nachhaltigkeit" der Fakultät für Biologische Wissenschaften der Lateinamerikanischen Universität von Costa Rica (ULatina) teil. Dabei informierten wir über die Bedeutung von Multi- und Interdisziplinarität in Umweltprozessen und tauschten unsere Erfahrungen mit den Studierenden und zukünftigen Führungskräften aus.
Freiwilligenarbeit im Refugio Lapa Verde: Am 21. Juni nahmen wir an der Messe für Freiwilligenarbeit teil, welche durch die Lateinamerikanischen Universität (ULatina) organisiert wurde. Dabei konnten wir die Projekte des Refugio Lapa Verde vorstellen und Interessenten aufzeigen, wie sie durch Freiwilligenarbeit an den verschiedenen Forschungs- und Erhaltungsmassnahmen mitwirken können. In den letzten vier Monaten trugen 11 Personen mit 426 Freiwilligenstunden dazu bei, dass wissenschaftliche Überwachungsaktivitäten, die Sanierung des Arboretums (Baum-Sammlung) und weitere Arbeiten in der Baumschule durchgeführt werden konnten.
OPERATIVE LEITUNG DES REFUGIOS
Auf dem Weg zu einem finanziell nachhaltigen Naturschutzgebiet: Eines der am meisten erwarteten Projekte des Jahres ist die Öffnung des Refugio Lapa Verde für den Ökotourismus. Dank des Engagements unseres Teams vor Ort und der finanziellen Unterstützung der Organisation "Asociación Costa Rica por Siempre" können Besucher bald eine selbstgeführte Tour mit qualitativ hochwertigen Informationen und visuellen Elementen (wie Plakate und Hinweisschilder) unternehmen. Zudem arbeiten wir an einem Angebot für Reiseveranstalter, die sich für unsere ökotouristischen Dienstleistungen interessieren.
Überwachung und Schutz des Refugios: Dank neuer technologischer Hilfsmittel und der aktiven Beteiligung von Experten der Biowissenschaften an den Patrouillen konnten Zeitaufwand und vorhandene Ressourcen für die Überwachung optimiert werden. Gleichzeitig konnten wertvolle Informationen über die natürliche Entwicklungsdynamik des Naturschutzgebietes gesammelt werden.
So wurden in den letzten Monaten Naturphänomene wie massive Baumstürze und drastische Veränderungen in Gewässern wie Lagunen registriert, die möglicherweise auf die verlängerte Trockenzeit und den Einfluss des El-Niño-Phänomens zurückzuführen sind. Diese Daten ermöglichen es uns, solche Ereignisse zu erfassen und zu verstehen und entsprechende Massnahmen zu planen.